Empires: Die Neuzeit - Vorschau, Taktik & Strategie, PC

Empires: Die Neuzeit
02.08.2003, Jörg Luibl

Vorschau: Empires: Die Neuzeit

Activision und Rick Goodman haben zum Strategieschmaus ins Kempinski Hotel München geladen, um den kommenden Titel Empires - Die Neuzeit ausführlich vorzustellen. Wir sind der Einladung gefolgt und haben uns auf dem 3D-Schlachtfeld getummelt. Ob der zerstörerische Ausflug in die Historie ähnliche Qualität verspricht wie der Vorgänger Empire Earth, klärt die Preview!

Der Untertitel "Neuzeit" täuscht zunächst ein wenig über die eigentliche historische Dimension des epischen Echtzeit-Strategiespiels hinweg, denn Ihr startet bereits im Jahr 950 im frühen Mittelalter - Ritter, Bogenschützen und Schwertkämpfer säumen die Schlachtfelder. Erst gegen 1300 beginnt mit dem "Gunpowder Age" die eigentliche Neuzeit mit asiatischen Schusswaffen, gefolgt von drei weiteren Zeitaltern, die mit dem Zweiten Weltkrieg und dem B-29-Bomber abgeschlossen werden.

Sieben Völker

Rick Goodman sieht in Empires übrigens nur den Auftakt einer Reihe, die sich in kommenden Titeln z.B. mit der Antike beschäftigen und neue Nationen einführen könnte. Zur Auswahl stehen Euch jedoch zunächst sieben Nationen, darunter China, England, Deutschland, Frankreich, Korea, Russland und die USA.

Empires soll sowohl den gemütlichen Aufbau- als auch den schnellen Eroberungsspieler ansprechen. Daher wird es zwei Spieltypen geben: "Empire Builder" und "Action". In Ersterem wird es mehr auf die strategische Entwicklung, die Erkundung der Karte sowie Belagerungen und kluge Verteidigung ankommen. Letzterer soll aggressive Rush-Spieler ansprechen, indem die möglicht schnelle und effektive Entwicklung sowie tödliche Angriffe im Vordergrund stehen.

Bauen oder stürmen?

Einzelspieler dürfen sich auf drei historische Kampagnen freuen, die Euch in die Rolle des englischen Königs Richard Löwenherz, des koreanischen Admirals Yi und des amerikanischen Generals Patton versetzen. Für Abenteuer-Flair sollen spannende Dialoge und dramatische Wendungen sorgen, die in Spielgrafik dargestellt werden. Die ersten Einblicke in die englische Kampagne zeugten bereits von viel Liebe zum Detail. Dem Spiel wird übrigens ein mächtiger Editor beiliegen, mit dem Ihr eigene Szenarien inklusive Innen- und Außenlevels zaubern könnt.

Das wesentliche Merkmal von Empires ist der Fokus auf wirklich spezialisierte und unverwechselbare Nationen. Ähnlich wie in C&C:Generals werdet Ihr auf komplett unterschiedliche Einheiten, Technologien und Spezialkräfte zurückgreifen können, so dass jedes Volk eine andere Spielweise unterstützt.

Jeder spielt sich anders

Die Franzosen gelten z.B. als cleveres Volk mit sehr guten Defensiveigenschaften: Ihr müsst keine Häuser bauen, bekommt kostenlose Farmen und könnt effektive Mauern, Türme und Bunker einsetzen. Dazu gehört auch ein kaum erkennbarer Spähturm, der wie ein einfacher Baum aussieht, aber als Scout weite Bereiche sichtbar macht. Außerdem wird die Besatzung von Panzern oder Flugzeugen im Gegensatz zu allen anderen Völkern beim Abschuss als Infanterie weiterkämpfen. Und als Spezialeinheit geht der Saboteur ans Werk, der in Windeseile gegnerische Fahrzeuge und Gebäude in die Luft jagt.

Ganz anders spielt sich das bevölkerungs- und rohstoffreiche Russland: Egal ob Infanterie, T34-Panzer oder Flugzeuge - hier bekommt Ihr alles günstig, schnell und in Massen, denn die Kasernen spucken unter Anwendung der Mobilisierung schon mal zehn Kämpfer gleichzeitig aus. Zivilisten lassen sich in selbstmörderische Revolutionäre verwandeln, Arbeiter schuften für Niedriglöhne und die Nacht lässt sich für hinterhältige Angriffe nutzen. Höchst effektiv ist zudem die Eigenschaft, alle Einheiten voll zu heilen. Als Spezialeinheit könnt Ihr auf den Kommissar zählen, der die Moral der eigenen Truppen stärkt und selbst mit Molotow-Cocktails für Chaos sorgt. Wer zerstörerisch und aggressiv spielen will, ist mit Mütterchen Russland bestens aufgehoben.

Auch im Multiplayer-Bereich soll es bequem und intuitiv zur Sache gehen: Ihr könnt z.B. nicht nur Rohstoffe sofort mit Eurem Partner austauschen, sondern auch ganze Truppenkontingente - so wird Teamplay noch interessanter. Komplett 3D

Komfort ist alles

Sehr gut gefallen haben uns auch die komfortablen Automatismen in Sachen Bedienung, die das ansonsten umständliche Bauen, Beladen und Bewegen oftmals mit einem Klick ermöglichen. Damit entfällt in vielen Bereichen das nervige Mikromanagement.

Empires wird Euch zeitgemäß in eine komplett dreidimensionale Spielwelt entführen. Die frei dreh- und zoombare Kamera bietet in jeder Situation die nötige Übersicht. Die Landschaften wurden möglichst realistisch gestaltet, zeigen bewegte Bäume und geizen nicht mit Spezialeffekten.

Vor allem die Spieglungen auf dem Wasser, die Explosionen sowie die Rauch- und Nebeleffekte können sich sehen lassen. Nur einige falsche Schatten und kleine Clipping-Fehler trüben den Gesamteindruck ein wenig, der zwar im sehr guten, aber nicht unbedingt brillanten Bereich à la Age of Mythology liegt.

Das Team von Stainless Steel hat nicht nur spielerisch, sondern auch optisch viel Wert auf historische Details gelegt: Ein deutscher Bomber hat also nicht nur ganz andere Eigenschaften, sondern sieht auch ganz anders aus als sein russisches Pendant. Außerdem wurden die meisten verwendeten Texturen akribisch recherchiert - von der Uniform über die Waffen bis hin zu Panzerlackierung.

Der Verkaufsversion sollen übrigens farbige Übersichtskarten zu jeder Nation beiliegen, die auf einen Blick alle Stärken auflisten.

Ausblick


Hobbygeneräle aufgepasst: Rick Goodman und sein Team sind auf bestem Wege, das Strategiegenre um ein weiteres Schwergewicht zu bereichern. Unter der zerstörerischen 3D-Oberfläche von Empires - Die Neuzeit schlummern viele interessante Details, die das Spiel höchst komfortabel und interessant machen. Vor allem die ausgefeilte Charakterisierung der einzelnen Nationen, die sich alle komplett anders spielen sollen, weckt die Feldherrenlust. Ein besonderes Lob gebührt den Entwicklern dafür, dass sie beide Spielertypen, den defensiven Planer uns Erbauer sowie den aggressiven Eroberer, mit eigenen Spielmodi ansprechen wollen. Wenn sich all diese Feinheiten auf dem Schlachtfeld deutlich bemerkbar machen, könnte Empires an den Erfolg von Empire Earth anknüpfen.