Call of Duty - Vorschau, Shooter, 360, PC, PlayStation3, Spielkultur

Call of Duty
09.08.2003, Paul Kautz

Vorschau: Call of Duty

Medal of Honor: Allied Assault, RtCW, Battlefield 1942 - sie alle haben eines gemeinsam: Ballern in der Zeit um den Zweiten Weltkrieg. Activisions Call of Duty bedient dieselbe Thematik, verlagert aber den Schwerpunkt vom Einzelhelden auf Teamarbeit. Ob das spielerisch einen Unterschied macht, und wie der hiesige Stahlhelm passt, erfahrt Ihr in der Preview.

Während die Rollenverteilung in den üblichen WW2-Shootern klar geregelt ist, werdet Ihr Euch in Call of Duty nicht an Eure Frontklamotten gewöhnen können. Denn Ihr übernehmt im Laufe des Spiels die Kontrolle über drei Kriegsparteien: Russen, Amerikaner und Briten. Die unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich der Kleidung und des gesprochenen Akzents, sondern auch in Sachen Ausrüstung und Kampftaktiken. Während die Briten beispielsweise mehr auf Schleichtaktiken und Guerilla-Aktionen setzen, vertrauen die Amerikaner ganz auf großes Kino - dicke Bewaffnung und mit-dem-Kopf-durch-die-Wand-Angriffe. Die russischen Krieger schließlich setzen auf Masse, da die Soldaten sehr schlecht bis gar nicht ausgebildet waren, und oft an der Front erstmals ein Gewehr in der Hand hatten.

3 Parteien, 3 Schlachten

So kommt Ihr beispielsweise mit Eurem Landungsboot im heftig umkämpften Stalingrad an, und bekommt lediglich ein wenig Munition in die Hand gedrückt. Danach müsst Ihr Euch selbst um das dazu passende Gewehr kümmern, das früher oder später von einem gefallenen Kameraden hinterlassen wird. Dieser beklemmende Realismus unterscheidet Call of Duty deutlich von vergleichbaren Spielen, in denen Ihr stets gut munitioniert und voller Tatendrang einen Gegner nach dem anderen ins Visier nehmt. Selbstverständlich dürft Ihr hier auch nur ein authentisch begrenztes Waffenkontingent mit Euch herumtragen: Pistole, Granaten, zwei größere Kaliber - mehr passt nicht auf den Soldatenrücken. Natürlich dürft Ihr Euren Knarren mit den herumliegenden Waffen toter Gegner tauschen.

Call of Duty sieht sich selbst mehr als Taktik- denn typischer Ego-Shooter. Beispielsweise ist die Geländenutzung extrem wichtig: wie in der <4PCODE cmd=DGFLink;name=Delta Force;id=2948>-Reihe könnt Ihr normal laufen, Euch niederkauern oder gleich robben. Praktischerweise gibt es nicht nur einen Weg, eine Mission zu lösen - beispielsweise vereinfacht Ihr Euch das Leben in der »Red Square« genannten Mission erheblich, wenn Ihr zuerst die an Ihren Mützen erkennbaren gegnerischen Offiziere tötet. Das erfordert zwar einen gefährlichen Umweg, allerdings gibt es danach keinen gegnerischen Nachschub mehr. Natürlich könnt Ihr auch darauf verzichten und lieber den feindlichen Bodycount in die Höhe jagen - es ist Eure Entscheidung.

Teamkämpfer einen Schritt vor

Wichtig ist, dass Ihr niemals alleine unterwegs seid. Entwickler Infinity Ward , der sich zum größten Teil aus ehemaligen Medal of Honor-Entwicklern zusammensetzt, legt größten Wert darauf, dem Spieler zu vermitteln, dass er Teil eines Ganzen und kein Einzelheld ist. Eure Teamkameraden versuchen sich ebenfalls immer daran zu halten, kämpfen intelligent und nutzen Deckungen. Letzten Endes seid Ihr jedoch der Anführer und müsst Eurem Team oftmals den Weg bereiten, damit sie weitergehen. Denn Ihr solltet schon auf Eure Kameraden acht geben: Zwar kommt es im Spiel nicht wirklich auf sie an, aber natürlich wird <4PCODE cmd=DGFLink;name=Call of Duty;id=3929> erheblich schwerer, wenn Ihr plötzlich und unerwartet allein auf weiter Flur steht.

Die Optik von Call of Duty basiert auf einer bis zur Unkenntlichkeit veränderten Q3-Engine. Wer dachte, dass die Umgebungen in Medal of Honor realistisch wirkten, wird nochmals gründlich umdenken müssen: Noch nie sahen die Kriegs-Szenarien derart originalgetreu aus, noch nie gab es derart detaillierte Schlachtfelder. Überall wird gekämpft, es werden Tausend kleine Schlachten auf einmal ausgetragen. Am Horizont seht Ihr Feuergefechte und Explosionen, brennende Flugzeuge rasen über Euren Köpfen hinweg und explodieren markerschütternd nicht weit von Euch entfernt. Das bewirkt nicht nur einen heftig wackelnden Bildschirm, sondern auch einen kurzen Schock, der mit einem schon surreal wirkenden Blur-Effekt und klaustrophobisch gedämpfter Akustik eindrucksvoll visualisiert wird. Um Euch herum fallen die per Hand animierten Soldaten wie die Fliegen, bombastische Explosionen, die viel Staub und Splitter aufwirbeln und sich in dem realistisch plätschernden Wasser spiegeln.

Es ist Krieg!

Ein besonders gelungenes Beispiel stellt die Landung in Stalingrad dar, die in Sachen Dramatik selbst die Omaha Beach-Szene aus Medal of Honor toppt. Und natürlich darf die Akustik nicht zurückstecken: jegliche Waffengeräusche wurden anhand der originalen Wummen aufgenommen, tausende Sprachfetzen, vielerlei Dialoge und realistische Umgebungsgeräusche weben einen höchst eindrucksvollen Klangteppich.

Etliche gescriptete Ereignisse erzeugen eine beeindruckende Illusion spielerischer Freiheit, die es in dieser Form bislang in keinen WW2-Game zu sehen gab.

Die Entwickler verließen sich beim Missionsdesign auf eine Mischung aus authentischen und erfundenen Schlachten. So kümmert Ihr Euch beispielsweise um Sabotage, Rettung befreundeter Einheiten, Sturmangriffe oder auch Stealth-Missionen. Oftmals müsst Ihr auch stationäre Geschütze wie MG, Artillerie oder Flak bedienen, oder könnt auch in Fahrzeuge springen und die Gegner mit Fahrtwind im Gesicht ins Visier nehmen. Leider gibt es nur eine rudimentäre Storyline, das Spiel ist an sich rein missionsbasiert. Kleine Anekdote am Rande: ein Auftrag ist direkt dem John Wayne-Film »The longest Day« entnommen.

Wo ist John Wayne?

Ausblick


Wahnsinn - stellt Euch einfach ein in allen Belangen verbessertes Medal of Honor vor, dann habt Ihr Call of Duty. Die Grafik ist toll, die Akustik ebenfalls, das Missionsdesign nervenzerreißend spannend. Dadurch, dass Ihr im Laufe des Spiels drei recht verschiedene Parteien steuern und dabei immer als Team agieren müsst, ergibt sich ein bislang nicht gekanntes Shooter-Gefühl. Klar, das Szenario ist nicht jedermanns Sache, aber wer mit dieser Art Spiel vertraut ist, dürfte ab November keinen echten Grund haben, nicht zu Call of Duty zu greifen.