Jak II: Renegade - Vorschau, Plattformer, PlayStation2

Jak II: Renegade
20.08.2003, Mathias Oertel

Vorschau: Jak II: Renegade

Naughty Dogs Jump&Run-Meisterwerk Jak & Daxter konnte sich dauerhaft in der Geschichte der Videospiele verewigen. Doch die Demo, die wir vor ein paar Monaten anspielen konnten, riss uns nicht gerade zu überschwänglichem Jubel hin. Mittlerweile ist allerdings eine neue, fast fertige Fassung eingetroffen. Gespannt, ob die Skepsis berechtigt war, haben wir uns in die deutlich düsterere Welt von Jak II: Renegade (ab 57,95€ bei kaufen) begeben und verraten Euch in der Preview, ob das ungleiche Duo Gefahr läuft, in den grauen Durchschnitt abzurutschen.

Alles ist wunderbar: Die Welt ist vom Übel des dunklen Ecos befreit und eigentlich könnten Jak und sein Freund Daxter (immer noch in Form eines vorlauten Frettchens) ausspannen. Doch ein unachtsam umgelegter Schalter an einem Precursor-Tor setzt eine unglaublich böse Kraft frei und saugt Jak mitsamt Freunden in eine Stadt einer anderen Dimension. Und hier wartet schon das nächste Problem: der böse Baron, der die Einwohner der Stadt unterjocht, nimmt Jak gefangen. Und bevor es Daxter nach zwei Jahren (!) endlich schafft, seinen Freund zu befreien, hat der Baron ihn gefoltert und mit dunklem Eco vollgepumpt. Doch das Eco hat Nebenwirkungen, mit denen keiner gerechnet hat...

Das Ende der Welt?

Wie der Vorgänger wird auch Jak II: Renegade im spielerischen Kern ein Story-angetriebenes Plattform-Spektakel mit allen Elementen, die Jak & Daxter zum Hit gemacht haben: liebenswerte Helden, mit denen man sich leicht identifizieren kann, ausgefeiltes Leveldesign, abwechslungsreiche Missionen und ausufernder Humor in Form des niemals still stehenden und vor allem niemals schweigenden Frettchens Daxter.

Eigentlich alles beim alten

Doch Naughty Dog ruht sich nicht auf seinen Lorbeeren aus und bohrt die bekannten Gameplay-Mechanismen an allen Ecken und Enden auf. Zwar wird die düstere Science-Fiction-Stadt, in der permanent Hoverjets über einen hinwegzischen und unschuldige Passanten sowie Soldaten des Barons durch die Straßen ziehen, bei den alteingesessenen Fans der ersten Teiles für ein Gefühl des Stilbruchs sorgen. Doch durch die dunkle Atmosphäre kommt zum einen der Humor in den Dialogen noch stärker zur Geltung und zum anderen ist die Stimmung eine gelungene Unterstützung der Jekyll&Hyde-Thematik des erwachsener aussehenden Jak.

Denn hat Jak eine Energieleiste mit dunklem Eco gefüllt, kann er sich kurzzeitig in ein nahezu unbesiegbares Monster verwandeln, das schnell den zahlreichen Gegnern den Garaus macht.

Doch dies ist nicht die einzige Neuerung, mit der Naughty Dog punkten möchte:

Wie wäre es denn mit der Benutzung von Waffen? Richtig gehört: Mit deutlichen Anleihen bei den Kollegen Ratchet & Clank könnt Ihr in Jak II ab einem bestimmten Punkt mit Projektilwaffen kämpfen, falls Ihr keine Lust mehr auf Nahkampf habt.

Doch die permanent durch die Stadt fliegenden Vehikel sind nicht nur in Rennen zu benutzen. Ihr könnt jederzeit in der Stadt einen der Hoverjets übernehmen und Euch so lange Laufwege sparen. Auf der anderen Seite jedoch lohnt es sich, die ausufernd große Metropole per pedes zu erforschen, da man so immer wieder auf neue Missionen stoßen kann.

Die Missionen, die Euch im Laufe des Spiels begegnen, werden ein breit gefächertes Aufgabengebiet abdecken und von zahlreichen Mini-Spielchen, wie z.B. Hoverjet-Rennen ergänzt.

Für manche mag der Vergleich zwar weit hergeholt sein, doch die äußerst lebendige Stadt, in der Hoverjets, Passanten und Soldaten umherstreifen lässt selbst Rockstars Vice City ziemlich alt aussehen. Und erst nach einigen Stunden und diversen Missionen beginnt man zu begreifen, dass die Stadt gigantische Ausmaße hat und dazu noch weitestgehend ruckelfrei auf den Bildschirm gebracht wird. Und die paar Aussetzer, die die Engine im derzeitigen Stadium zu erkennen gibt, werden vermutlich bis zur finalen Fassung genau so bereinigt wie die hin und wieder auftretenden Kameraprobleme.

Wie nicht anders zu erwarten war, harmonieren Kollisionsabfrage und penibel gute Steuerung bereits in der vorliegenden Fassung aufs Beste, so dass Jump&Run-Fans sich auf einen heißen Winter freuen können.

Technisch klasse

Bereits jetzt gibt es hingegen keine Klagen was Animationen und das sonstige technische Umfeld wie Texturwahl, Leveldesign, Spezialeffekte usw. angeht. Denn die Optik liegt nicht nur über dem Standard des Vorgängers, sondern hat das Zeug, Jak II den PS2-Grafikstern für dieses Jahr zu besorgen. Alles passt wunderbar zusammen und lässt fragen, zu wie viel Grafikpracht die PS2 noch in der Lage ist, wenn man fähige Entwickler an sie heran lässt.

Die Soundkulisse befindet sich ebenfalls auf dem hohen Niveau, das auch schon den Vorgänger auszeichnete. Fantastische Sprachausgabe, gepaart mit deftigen Soundeffekten und unauffällig im Hintergrund bleibender, stimmiger Musik, sollten das Spielerlebnis Jak II komplettieren.

Ausblick

So schnell sich bei der Demo vor zwei Monaten Bedenken einstellten, so schnell konnte die jetzt vorliegende Fassung die Skepsis zerstreuen: Die Atmosphäre ist deutlich dunkler als im Vorgänger und somit sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Doch auf der anderen Seite kommt der vor allem durch Daxter entstehende Humor dadurch noch stärker zur Geltung. Und auch spielerisch hat sich das Duo gar nicht so weit vom Vorgänger entfernt. Schwierige Sprungpassagen gibt es immer noch zur Genüge und auch die aus Teil 1 bekannten Nahkampf-Attacken sind mit von der Partie. Dass zusätzlich noch Waffen benutzt werden können, gibt dem Gameplay eine neue, pikante Note und steht dem Spiel trotz aller Vorbehalte und Ähnlichkeiten zu Ratchet & Clank gut zu Gesicht. Grafisch bereits jetzt in einer verdammt gut aussehenden Verfassung müssen die Entwickler nur noch leichte Kamera-Probleme und hin und wieder auftretende Ruckler beseitigen. Es scheint, als ob Naughty Dog das Kunststück gelingen könnte, den Vorgänger in allen Belangen zu übertreffen. Wir sind auf jeden Fall gespannt auf die finale Fassung.