Champions of Norrath - Vorschau, Rollenspiel, PlayStation2

Champions of Norrath
14.01.2004, Mathias Oertel

Vorschau: Champions of Norrath

Dieses Jahr scheint im Zeichen der Hack&Slays zu stehen: BG Dark Alliance 2, Fallout Brotherhood of Steel und Champions of Norrath (ab 89,98€ bei kaufen) buhlen um Spieler. Wir hatten die Möglichkeit, uns vorab mit dem letztgenannten Vertreter zu beschäftigen und verraten euch in der Preview, wieso kein Genre-Fan an dem Action-Ableger aus dem EverQuest-Universum vorbei kommen dürfte.

Die Auswahl von fünf Figuren (jeweils in männlicher und weiblicher Variante) ist zwar nicht so umfangreich ausgefallen wie beim PC-Online-Vorbild, aber dieses Manko wird mit einer umfangreichen Personalisierung der Figur aufgefangen. Das grundlegende Aussehen der Figuren lässt sich komfortabel über verschiedene Schieberegler einstellen und im Laufe des Spieles findet ihr mit insgesamt über 10.000 Gegenständen genügend Möglichkeiten, eure Figur zu einem echten Unikat zu machen.

EQ Dark Alliance

Was braucht ein gutes Hack&Slay? Eine ansprechende Charakterauswahl, Monster bis zum Abwinken, ein ausgefeiltes Entwicklungssystem und Items – viele Items! Und genau dies alles werdet ihr in Champions of Norrath finden.

Gegnerhorden ohne Ende: genau so stellt man sich ungezwungene Action-RPGs vor!

Auch die Charakterentwicklung ist gut gelungen. Jede Klasse verfügt über einen breit gefächerten Fähigkeiten-Baum, der deutlich an den Klassiker Diablo 2 angelehnt ist. Mit jedem neu erreichten Erfahrungslevel könnt ihr euch entscheiden, in welche Richtung ihr eure Figur pushen möchtet.

Vielleicht ein Zauberer mit Nahkampfqualitäten? Ein Heiler, der auch mitten im Kampfgetümmel seinen Mann stehen kann? Oder vielleicht doch ein Power-Bogenschütze, der vernichtende Salven auf die Gegner feuert? Ihr könnt die Figur genau so entwickeln, wie es eurer Spielweise entspricht. Und bereits in der frühen Version, die wir in Augenschein nehmen konnten, scheinen die Eigenschaften bereits sehr gut ausbalanciert zu sein, so dass ihr auch problemlos einen Allround-Charakter basteln könnt.

Effekt-Feuerwerk: Grafisch dürfte Champions of Norrath den Standard für Hack&Slays setzen.

Doch bei Champions of Norrath scheinen sie sich übertreffen zu wollen: Zufallsgenerierte Dungeons und umfangreiche Areale bilden die Grundlage für die Monstermetzelei, die zeitlich weit vor den EQ-Rollenspielen auf dem PC angesiedelt ist. Ein umfangreiches Questsystem, das euch zahlreiche optionale Nebenaufgaben bietet, wird dafür sorgen, dass ihr genug zu tun habt und die Geschichte vorangetrieben wird.

Erfahrung zahlt sich aus

Dass es Snowblind versteht, das simple Hack&Slay-Prinzip mit motivierendem Gameplay und einer passenden Story zu versehen, hat das Team ja schon mit Baldur´s Gate Dark Alliance bewiesen.

Diese ist zwar nicht Pulitzer-Preis verdächtig, doch der Kampf der Helden gegen einen Gott, der aus Enttäuschung, nicht in die Gestaltung von Norrath eingebunden zu sein, das Land mit einer Hasswelle überflutet, wurde wunderbar in das bestehende EQ-Universum eingebunden. Spieler, die bereits mit den Online-RPGs zu tun hatten, werden dementsprechend viele Anspielungen und Querverweise finden.

Ein besonderer Aspekt des Online-Modus ist die Voice Communication, mit deren Hilfe ihr euch während des Abenteuers jederzeit mit eurer Gruppe verständigen könnt. In der vorliegenden Fassung zwar noch nicht möglich, ist es für die finale Version geplant, jederzeit in die Mehrspieler-Partien ein- und aussteigen zu können.

Multiplayer inklusive

Viel mehr Spaß macht es natürlich mit mehreren Mitstreitern. Hier lässt sich Snowblind ebenfalls nicht lumpen: Bis zu vier Spieler können sich sowohl off- als auch vor allem online dem Kampf gegen das Böse stellen – und das alles ohne Mehrkosten.

Einen spielerischen Minuspunkt in den Multiplayer-Einsätzen sollte man allerdings noch ausmerzen: Der Austausch von Gegenständen zwischen Charakteren ist derzeit noch sehr kompliziert: Anstatt des Objekt der Begierde einfach zwischen den Spielern hin und her zu schieben, muss es erst auf dem Boden abgelegt und dann von dem Mitstreiter aufgenommen werden. Hier ist dringend Verbesserung nötig.

Bei insgesamt mehr als 10.000 Gegenständen im Spiel ist jedes Inventar zu klein.

Die Erfahrung, die Snowblind mit dem Genre hat, merkt man Champions of Norrath auch in punkto Technik an. Feine Animationen, eine umfangreiche Gegnerauswahl und schöne Lichteffekte bilden den grafischen Kern, der alle derzeit erhältlichen Genre-Kollegen locker an die Wand spielt.

Technisch erste Sahne

Doch auch bei den Umgebungen hat man sich ins Zeug gelegt: Ausschweifende Waldgebiete, klaustrophobische und düstere Dungeons, Städte, Lavaseen - grafische Abwechslung wird groß geschrieben und dank schöner und stimmungsvoller Texturen auch gut transportiert.

Jeder Charakter verfügt über zahlreiche Fähigkeiten, die ihr im Laufe der Zeit erlernen und steigern könnt.

Die akustische Seite kann ebenfalls überzeugen: Klirrende Schwerter im Schlachtgetümmel, Schreie der gefallenen Feinde und umfangreiche Sprachausgabe, die komplett lokalisiert aus den Lautsprechern schallen wird, werden begleitet von stimmiger Musik, die mit abwechslungsreichen Kompositionen punkten kann.

Sphärische Klänge wechseln sich ab mit dramatischen Melodien und heroischen Kompositionen, die man auch in einem Fantasyfilm wie Herr der Ringe erwarten könnte.

Wer das Spiel in Aktion sehen möchte, findet hier einen Gameplay-Mitschnitt:

4P|Stream: Gameplay (Laufzeit: 3:31 Min.)

Ausblick

Wenn alles so weiter läuft wie bisher, wird Champions of Norrath ein absolutes Highlight für Freunde gepflegter Hack&Slay-Kunst. Trotz diverser Anleihen beim Klassiker Diablo 2 (Stichwort: Charakterentwicklung) entfacht die Monsterjagd bereits nach kürzester Spielzeit einen immensen und vor allem eigenständigen Reiz. Die Steuerung ist einfach, die Grafik für Genre-Verhältnisse teilweise phänomenal und angesichts von über 10.000 Items, die man finden kann, einer angepeilten Spielzeit von etwa 100 Stunden pro Charakter sowie dem Online-Modus (inkl. Voice Chat) scheint wochenlanger Spielspaß vorprogrammiert. Kleinere Schönheitsfehler wie z.B. der umständliche Itemaustausch in Mehrspieler-Partien sollten allerdings noch behoben werden. Doch ansonsten präsentiert sich Champions of Norrath bereits jetzt als heißer Kandidat auf den Hack&Slay-Thron. Ich kann es kaum erwarten, die finale Fassung in Händen zu halten.