Driv3r - Vorschau, Action-Adventure, XBox, PlayStation2, PC

Driv3r
10.03.2004, Mathias Oertel

Vorschau: Driv3r

Selten wurde um ein Spiel in letzter Zeit so viel Trubel veranstaltet wie um Ataris Driv3r (ab 10,00€ bei kaufen). Allein der Kurzfilm Run the Gauntlet, der von Ridley Scott Associates produziert wird, lässt das Medieninteresse nicht mehr abebben. Doch wie stehen die Chancen, dass Driv3r diesen hochgesteckten Erwartungen gerecht wird? Auf einem Event in Nürnberg konnten wir uns ans Steuer setzen und einen ersten Eindruck von Grafik, Gameplay und Fahrphysik gewinnen. Mehr dazu in der Preview

Schon bei der Präsentation von Reflections´ Martin Edmondson wird klar, dass Driv3r vor allem auf der PS2 technisch neue Standards setzen, aber dank hardwarebedingter Verschönerungen wie besserer Texturen usw. auch auf der Xbox für Furore sorgen dürfte. Das erklärte Ziel, die Intensität und Dramatik von Autoverfolgungsjagden einschlägiger Hollywood-Produktion auf die Konsole zu bringen, wird einwandfrei erreicht. Mit dazu gehören ein ausgefeiltes Physik- und äußerst detailreiches Schadensmodell, das sich nicht nur an Fahrzeugen in ihrer Komplettheit widerspiegelt.

Erstklassige Technik

Waghalsige Verfolgungsjagden und atemberaubende Crashs: Driv3r steht in der Tradition des famosen ersten Teiles der Serie.

Werden die formschön und aufwändig modellierten Vehikel z.B. durch eine Granate in ihre Einzelteile zerlegt, könnt ihr diese anschließend noch mit Gewehrfeuer über die Straße fegen – ein kleines, aber feines Detail, das zeigt, mit wie viel Liebe Reflections zu Werke gegangen ist.

(PS2)

Noch viel effektiver und um einiges eindrucksvoller wurde an der Grafik gearbeitet: die Fahrsequenzen vermitteln ein gutes Geschwindigkeitsgefühl (auf der PS2 derzeit noch deutlich stärker ausgeprägt als auf Xbox), die Fahrzeuge sehen durch die Bank klasse aus und die drei Städte Nizza, Istanbul und Miami wurden aufwändig modelliert.Doch diese Pracht verblasst neben einem weiteren kleinen, aber immens effektiven Detail: der Schattenbildung. Während sich Spiele wie PGR 2 und Co. damit begnügen, beim Schattenwurf durch Gebäude eine abgedunkelte Textur zu verwenden, werden sämtliche Schatten in Driv3r realistisch und in Echtzeit berechnet auf Fahrzeuge und Umgebung geworfen.

Da Physik und Schadensmodell bereits außerordentlich gut gelungen sind, ist es nicht weiter verwunderlich, dass in den Fahrsequenzen der insgesamt 35 Missionen, von denen ein kleiner Teil auch optional mit Tanners Partner Jones zu spielen sein wird, die Steuerung gut reagiert und ein entsprechend realistisches Fahrgefühl vermittelt, von dem sich so manchen Renn-"Simulation" eine große Scheibe abschneiden kann.

Das geht sogar so weit, dass der Eigenschatten, den Tanner auf dem Motorrad sitzend produziert, absolut wirklichkeitsgetreu auf das Bike projiziert wird – wow!

Steuerung mit Ausfallerscheinungen

Auch auf der Xbox ist Driv3r eine Augenweide mit viel Liebe zum technischen Detail!

(Xbox)

In den Abschnitten, in denen ihr zu Fuß unterwegs seid und mit diversen Handfeuerwaffen um euer Überleben kämpft, kann die Steuerung derzeit allerdings noch nicht uneingeschränkt überzeugen.

Zwar ist die grundsätzliche Entscheidung, sich an den Kontrollkonfigurationen üblicher Ego-Shooter zu orientieren, absolut passend, doch die Umsetzung präsentiert sich momentan noch zu träge und ungenau. Doch an diesem Punkt soll genau so wie an der spürbar unfertigen KI noch gearbeitet werden.

Im Regiestuhl könnt ihr euren eigenen Kurzfilm schneiden und grandiose Crashs in gnadenloser Zeitlupe und mit Effekten versehen genießen!

Mit insgesamt über 45 Minuten klasse aussehender CG-Sequenzen sowie etwa einer halben Stunde Cut-Scenes in Spielgrafik soll die Story vorangetrieben werden. Da die Hand voll Missionen, die bereits spielbar waren, vollkommen aus dem inhaltlichen Zusammenhang gerissen wurden, lässt sich noch nicht genau sagen, inwieweit die Geschichte für Stimmung sorgen kann. Rückschließend auf die Qualität der Videos dürfte aber auch hier Kinostimmung aufkommen.

(Xbox)

Wohin führt der Weg?

Obwohl die angetesteten Missionen unverzüglich ein Spielgefühl wie beim ersten Driver aufkommen ließen und sich Mühe gaben, mit Abwechslung zu überzeugen, blieb trotz allen Spaßes ein kleiner unangenehmer Beigeschmack zurück. Einerseits scheint es, dass Reflections auch bei Driv3r etwas von der "Alles-oder-Nichts"-Mentalität einbaute, die auch schon bei Stuntman für leichten Frust gesorgt hat. Denn es gibt während der Missionen keine Kontrollpunkte. Scheitert ihr, beginnt ihr wieder von vorne.

Das mag zwar bei einigen den absoluten Siegeswillen hervorrufen, bei anderen wiederum könnte das Scheitern kurz vor Schluss einer langwierigen Aufgabe Frust aufkommen lassen.Und andererseits stellt sich bei dem starken Fokus auf Verfolgungsjagden natürlich die Frage, inwieweit die Missionen untereinander variieren und vor allem, ob es in dieser Hinsicht noch Überraschungen gibt, die man noch nicht aus Driver 1 oder 2 kennt.

Die Spieldauer und Abwechslung wird durch zwei zusätzliche, jedoch schon aus Teil 1 bekannte Modi aufgewertet: In "Take a Ride" könnt ihr in jeder Stadt mit den bereits freigespielten der insgesamt über 70 Fahrzeuge nach Lust und Laune herumgurken, euch waghalsige Stunts einfallen lassen oder heiße Duelle mit der hiesigen Polizei liefern.

Eine klasse Physik, coole Grafik mit fantastischen Echtzeitschatten und feine Spezialeffekte sorgen für einen wahren Augenschmaus - jetzt muss nur noch das Gameplay auf Vordermann gebracht werden.

Zusätzlich gibt es noch kleinere Fahrspiele, die für Auflockerung sorgen sollen.

Je nachdem, wie aufwändig ihr mit den Kontrollen umgeht, kann das Programm bis zu acht Minuten Geschehen im Speicher behalten, das ihr dann im Regiestuhl nach eigenem Belieben mit Kameraeinstellungen und Effekten versehen und dann zu einem kleinen eindrucksvollen Kurzfilm schneiden könnt.

(PS2) 

Und angehende Filmemacher, die schon immer darauf brannten, ihr eigenes French Connection zu drehen, denen es aber an dem nötigen Kleingeld mangelte, finden mit Driv3r ihr kleines Stuntstudio für zu Hause.

Noch mehr Informationen zu Driv3r findet ihr im exklusiven Interview, das wir mit Martin Edmondson von Reflections führen konnten:

4P|Stream: Interview mit Martin Edmondson (Laufzeit: 18:31 Min.)

Ausblick

Fans des ersten Driver können sich auf ihr absolutes Jahreshighlight freuen. Spielerisch positiv an den Klassiker erinnernd, können Fahrphysik, Schadensmodell und vor allem auf der PS2 auch die Grafik neue Maßstäbe setzen. Auf der Xbox sogar noch einen Tick schöner, ist allerdings derzeit noch bedenklich, dass sich das Geschwindigkeitsgefühl auf der Microsoft-Konsole nicht so umwerfend präsentiert wie auf dem Sony-Pendant. Doch obwohl das Hauptaugenmerk deutlich auf spektakulär inszenierten Verfolgungsjagden und weniger auf die Erkundung zu Fuß ausgelegt ist (Verhältnis ca. 4:1), wird Driv3r mit seinen detailreich designten Städten nicht um einen Vergleich mit Spielen wie der GTA-Serie oder auch True Crime herum kommen. Und dafür boten die spielbaren Missionen noch zu wenig Innovation, um sich für einen absoluten Tophit zu empfehlen. Da können auch die fantastischen FMV-Sequenzen und die sprachliche Mitwirkung von Hollywood-Stars wie Michael Madsen und Ving Rhames nicht mehr viel ändern. Echte Driver-Fans wird dies freilich nicht stören und natürlich lassen wir uns von einer neuen Fassung, in der sowohl Story als auch der Missionsverlauf besser erkennbar sind, gerne eines Besseren belehren. Derzeit präsentiert sich Driv3r als würdige Fortführung des ersten Teiles, die technisch neue Akzente setzt, spielerisch aber noch Wünsche offen lässt. Potenzial und Zeit für Optimierung ist aber genug da...