Red Dead Revolver - Vorschau, Action-Adventure, PlayStation2, XBox
Die Entstehung von Red Dead Revolver liest sich schon ein wenig merkwürdig: Vor etwa dreieinhalb Jahren wurden die Angel Studios von Capcom mit der Entwicklung eines Western-Spieles beauftragt, das in frühen Screenshots und Videos immer wieder an ein Gunslinger-Onimusha erinnerte. Dann –urplötzlich- zog sich Capcom zurück und das viel versprechende Projekt schien dem Untergang geweiht.
The Long Way Home
Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als Rockstar die Angel Studios gekauft hatte, die fortan als Rockstar San Diego weiter arbeiteten. Capcom bot Rockstar an, die Rechte an Red Dead Revolver zu übernehmen. Das Potenzial des Spieles deutlich vor Augen, willigte das Kultstudio ein, drückte der Western-Action seinen Stempel auf und machte sich daran, einen Italo-Western zum Mitspielen auf die Gamer loszulassen.
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Nicht nur spielerisch fühlten wir uns häufiger an den Rockstar-Veteranen Max Payne erinnert. Auch die Story des Rächers Red vermittelt ein ähnliches Einsamkeitsgefühl wie der Schmerzensmaxe – wenn auch nahezu perfekt mit allen Western-Klischees aufgefüllt: Nach einem Goldfund auf der heimischen Farm wird Reds Familie von Pistoleros getötet und das Land verwüstet. Ihm bleibt nichts – außer der Pistole seines Vaters. Und so macht sich Red auf, um als erwachsener Mann dem Dasein als Kopfgeldjäger nachzugehen und die Mörder seiner Familie zu finden.
(PS2)
Max Payne auf Abwegen?
Und prompt haben wir die ausreichende Motivation für ein nach derzeitigem Stand extrem viel versprechendes Action-Vergnügen, das zwar spielerisch vorrangig auf bekannte Elemente setzt, sich aber durch das ungewöhnliche und immer noch unverbrauchte Western-Setting deutlich von der Konkurrenz absetzen kann.
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Die meiste Zeit seid ihr damit beschäftigt, die scheinbar niemals aufgebenden Gunslinger, die in den etwa 25 Abschnitten auf euch warten, ins Jenseits zu schicken. Und wie es sich für einen im 19. Jahrhundert angesiedelten Shooter gehört: ohne Laserzielhilfe. Stattdessen verändert der Schusscursor seine Farbe, um euch anzuzeigen, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um draufzuhalten.
(Xbox)
Doch Red muss sich nicht nur allein auf seine Schuss-Sicherheit verlassen. Er kann Häuser, Fässer und Ähnliches als Deckung nutzen, um seine Waffen in vier Kategorien zum Einsatz zu bringen. Neben Einhandwaffen wie Pistolen warten auch diverse Gewehrtypen und stationäre Geschütze wie eine Gatling-Gun darauf, Blei durch gegnerische Trefferzonen zu pumpen, während Dynamit und Molotow-Cocktails das Western-Äquivalent zu Splittergranaten darstellen.
Zusätzlich hat Red noch eine Spezialfähigkeit: das Dead Eye-Feature. Womit wir wieder beim Thema May Payne wären. Per einfachem Knopfdruck könnt ihr eine Zeitlupe schalten, die beim ersten Anblick frappierend an die Bullet-Time erinnert.
Sobald man das Dead Eye jedoch zum ersten Mal anwendet, werden die Unterschiede deutlich. Denn bei Red Dead Revolver könnt ihr nun ganz gezielt Schüsse setzen, die beim Umschalten in Normalgeschwindigkeit auf die Gegner abgefeuert werden. Allerdings solltet ihr vorher nachladen, da ihr nur so viele Ziele setzen könnt, wie ihr Patronen in der Knarre habt. Wohl dem, der sein Repetiergewehr bis zum Anschlag aufgepumpt hat.
Neben den actiongeladenen Shootouts warten jedoch noch weitere Gameplay-Variationen auf euch, die aus Red Dead Revolver weit mehr machen als einen handelsüblichen 08/15-Shooter. So kann Red sich z.B. auch vom Rücken eines Pferdes aus heiße Gefechte mit den Feinden liefern.
Im Western nichts Neues?
Die Entscheidung von Rockstar, sich vom doch eher bunten und unübersichtlichen Grafikstil zu entfernen, den das Spiel unter Capcom-Führung hatte, und stattdessen auf eine Optik im Stil einschlägiger Italo-Western zu setzen, zahlt sich aus. Die Abschnitte, die wir uns anschauen konnten, verströmten Western-Feeling pur!Gute Animationen aller Beteiligten (die merkwürdigen Pferdesprünge mal ausgenommen) und stimmungsvolle Umgebungen, in denen sich der Staub fast schon spürbar auf dem Pad niederlässt und für ein Krächzen der Stimme sorgt, lassen einen fürchten, dass plötzlich Clint Eastwood hinter einem auftaucht und zum Duell fordert.
(Xbox)
Western pur
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Die akustische Seite sorgt ebenfalls für Atmosphäre. Die lizenzierte Musik hatte zwar für mich keinen direkten Wiedererkennungswert im Hinblick auf bekannte Film-Melodien, war aber doch ähnlich genug, um sofort das Gefühl des einsamen Rächers zu vermitteln.
(PS2)
Auch wenn die PS2-Version bedingt durch den Capcom-Vorlauf schon länger in Entwicklung ist und keinesfalls schlecht aussieht, lassen sich die Entwickler für die Xbox-Fassung nicht lumpen und schneidern das Spiel hauteng auf die Fähigkeiten der Konsole, anstatt sich mit einer Konvertierung zufrieden zu geben.
Die umfangreiche Sprachausgabe, die in der deutschen Fassung nur untertitelt wird, tut ihr Übriges, um sowohl die Story in den Cut-Scenes voranzubringen als auch im Spiel selber für Western-Gefühl zu sorgen.
Versionsunterschiede
So wird die Xbox-Version im Gegensatz zur PS2 z.B. Dolby Digital 5.1 Surround-Sound anbieten, um die dank größerem Soundspeicher umfangreicheren Effekte noch besser zur Geltung kommen zu lassen. Die Grafik wird mit 60 Hz nicht nur doppelt so schnell ablaufen wie auf der Sony-Konsole, sondern zusätzlich noch mit Texturen in doppelter bzw. vierfacher Auflösung der PS2-Kollegen bestückt.
Und nicht zuletzt wird die Xbox-Fassung einen exklusiven Multiplayer-Level beinhalten, den ihr sogar über Xbox Live spielen könnt, während die PS2 nur Offline-Mehrspieler-Duelle zulässt.
Ausblick
Die Entscheidung von Rockstar, das von Capcom geschasste Projekt weiterzuführen und ihm den firmentypischen Stempel aufzudrücken, verspricht eine Menge Spaß – und das auch für Spieler, die Sergio Leone für einen afrikanischen Staat halten. Das Western-Flair wird von Optik und Akustik-Kulisse famos eingefangen und die zahlreichen spielbaren Charaktere und Gameplay-Variationen, die sich in den etwa 25 Kapiteln verbergen, dürften für abwechslungsreiche Action-Unterhaltung sorgen. Gewisse Anleihen bei dem Hausnachbarn Max Payne sind zwar spürbar, doch der Anti-Held Red schafft es immer wieder, sich aus dem Schatten zu lösen und ein eigenständiges Spielgefühl aufkommen zu lassen. Und wer sich an Filmen wie The Wild Bunch oder den "Handvoll Dollar"-Streifen mit Clint Eastwood nicht satt sehen kann, hat mit Red Dead Revolver vermutlich schon automatisch aufs richtige Pferd gesetzt. Entstaubt schon einmal die Sporen und ölt die Revolver – das Western-Epos von Rockstar könnte der Geheimtipp dieses Frühjahres werden!