S.T.A.L.K.E.R.: Shadow of Chernobyl - Vorschau, Shooter, PC

S.T.A.L.K.E.R.: Shadow of Chernobyl
11.04.2004, Paul Kautz

Vorschau: S.T.A.L.K.E.R.: Shadow of Chernobyl

Ein strahlend schöner Tag: Die Anomalien tanzen heiter vor dem düsteren Himmel, die Mutanten bekämpfen sich gegenseitig, die radioaktiven Artefakte glänzen auf dem verdorrten Boden. STALKER zaubert nicht gerade ein Traumszenario wie Far Cry auf die PC-Monitore, dafür verspricht das Spiel mehr Freiheit als alle Shooter-Kollegen zusammen. Bei einem Redaktionsbesuch von GSC Game World durften wir Hand an eine fortgeschrittene Alpha-Version legen – begleitet uns auf einem Ausflug in das Tschernobyl der Zukunft.

STALKER wirft euch in ein postapokalyptisches Szenario um das verstrahlte Tschernobyl. Dort fristet ihr ein Dasein als so genannter »Stalker« - ein Glücksjäger, der wertvolle Beute sucht. Da steht ihr also in einem rund 30 km² großen Gelände, und seid auf euch allein gestellt. Was ihr als Erstes oder auch als Zweites macht, ist im Wesentlichen euch überlassen – die Story wird anhand von speziellen Key-Missionen vorangetrieben, die ihr erledigen könnt, wann immer es euch passt. Dazu kommt noch, dass das Spiel nie dasselbe ist – bei jedem Neustart sind die Gegebenheiten anders: Gegner befinden sich an anderen Positionen, verhalten sich anders, es gibt neue Zufallsaufträge etc.

Ein Trip nach Tschernobyl

Die Entwickler haben die verstrahlte Gegend anhand von Fotos so realistisch wie möglich nachgebildet.

Da ihr in dem riesigen Gebiet nicht alleine seid, und jeder Stalker im Prinzip die gleichen Ziele hat wie ihr, habt ihr eine Menge Konkurrenz, die in der Erledigung der Aufgabenstellungen auch schneller sein kann als ihr. Theoretisch ist es so auch möglich, dass ein anderer Glückjäger das Spiel für sich selbst eher beendet – aber keine Sorge, spezielle Missionen sind nur für euch gedacht. Allerdings erwarten euch acht verschiedene Abschlussszenarien, die nicht nur davon abhängen, wie gut man seine Aufgabe erledigt hat, sondern auch, wie man sich dabei verhält: friedlich, brutal, freundlich, aufdringlich  usw.

Das Spiel wird weniger ein klassischer Shooter als vielmehr ein Action-Adventure mit Schleich- und Survival-Elementen sein. So könnt ihr beispielsweise nicht unendlich viel Ausrüstung mit euch herumtragen - je mehr es wird, desto schneller ermüdet ihr. Dann ist ein kurzes Nickerchen angesagt, bei dem ihr besser nicht auf offenem Feld pennt, sondern euch einen hohen Unterschlupf oder ein sicheres Haus sucht – die herumlaufenden Mutanten sind nicht blöd, und erkennen harmlos schnarchende Beute sofort. Ihr bekommt auch in regelmäßigen Abständen Hunger, und werdet, wenn ihr unachtsam vorgeht, auch radioaktiv verseucht. Ein Mittel dagegen ist eine Extraportion Wodka in der Stalker-Bar, bei dem ihr allerdings wie im richtigen Leben auf die Menge achten solltet – ein Gläschen zuviel, und das Stalker-Dasein ist eine schwankfreudige Sache.

Ich bin ein Stalker – holt mich hier raus!

Ihr seid nicht allein: Etliche andere Stalker verfolgen die gleichen Ziele wie ihr, mit manchen könnt ihr euch sogar verbünden.

Im Laufe des Spiels trefft ihr auf Dutzende unterschiedlicher Gegner; Mutanten und feindlich gesonnene Stalker. Jeder Widersacher agiert aufgrund Dutzender  verschiedener Parameter wie Hunger, Schlaf und Aggression; außerdem reagieren sie auf eure Vorgehensweise und die Ausrüstung – wenn ihr offensichtlich hoffnungslos überlegen seid, nehmen sie schon mal die Beine in die Hand, umgekehrt bleiben sie erbarmungslos an euch dran. Jedes Lebewesen im STALKER-Universum handelt komplett selbständig, was auch bedeuten kann, dass sie sich euch anschließen – ihr könnt Gruppen bilden, und gemeinsam auf Artefakt-Suche gehen. Außerdem könnt ihr Informationen tauschen, um so auf dem neuesten Stand bezüglich der Position von Artefakten auf dem Laufenden zu bleiben, und natürlich auch mit Infos handeln. Und nicht zuletzt habt ihr Wissenschaftler-Freunde, die für euch aus besonderen Fundstücken spezielle Strahlenschutzanzüge basteln können.   

Natürlich kommt ihr nicht immer mit heiler Haut davon – oft genug bleibt nur der Kampf als einzige Alternative. Waffen nehmt ihr entweder gefallenen Stalkern ab oder kauft sie beim örtlichen Händler. Dort findet ihr auch Erweiterungen, mit denen ihr die Wummen verbessern könnt: Zielfernrohr oder Schalldämpfer sind immer eine gute Idee. Allerdings nutzen sich die Knarren mit der Zeit ab und werden schlechter, so dass ihr rechtzeitig für Ersatz sorgen solltet. Ihr habt verschiedene Verletzungslevels, aufgrund derer ihr mehr oder weniger gut vorankommt. Im schlimmsten Fall könnt ihr nur noch einen Notruf senden und auf das Beste hoffen – je nach der Reaktion des Stalkers werdet ihr gerettet oder getötet.

Anomalien in der Familienpackung

Eure Waffen sind zum größten Teil erweiterbar.

Eine weitere Gefahr im Strahleland sind die Anomalien: Das sind radioaktiv verzerrte Gebiete, die hochgefährlich sind, aber meist auch lukrative Gegenstände beherbergen. Jede Anomalie sieht anders aus: Wenn in einem windstillen Gebiet an einer Stelle die Blätter wild rotieren, solltet ihr besser einen Blick auf den Geigerzähler werfen, denn jede Anomalie ist für den Standard-Stalker tödlich. Nur mit speziellen Anzügen dürft ihr euch in die Gefahrenzone begeben.

Optisch dürfte STALKER ähnliche Standards setzen wie Far Cry, allerdings in einem komplett anderen Szenario: Die Welt ist düster, grau, trostlos, die Gebäude sind verfallen. Das Gebiet um Tschernobyl wurde mit einer Genauigkeit von 60% auf den Bildschirm gebracht; ein Großteil der Gebäude sieht im Spiel genauso aus wie in Wirklichkeit – die Entwickler haben einige Ausflüge in die Zone gemacht und dort etliche Fotos geschossen, um das Ganze so glaubwürdig wie möglich ins Spiel zu bekommen. Tag und Nacht verlaufen in beschleunigter Echtzeit, was natürlich auch wieder Einfluss hat: Manche Monster trauen sich nur nachts raus, andere sind im Dunkel aufgrund schlechter Augen dagegen harmlos. Wenn ihr auf Nummer Sicher gehen wollt, sucht ihr euch ein Fahrzeug, mit dem ihr die Gegend bei realistischer Fahrphysik in Windeseile erkunden könnt.

Hohe Ansprüche

Der Echtzeit-Tagesverlauf ist nicht nur optisch beeindruckend, sondern hat auch spielerischen Einfluss.

Das Spiel kommt mit zwei integrierten Grafikengines: Einem DirectX8- und einem DirectX9-Renderer. Letzterer aktiviert auf entsprechenden Karten einen Riesenhaufen extra-scharfer Effekte, die das Spiel optisch noch mal ein ganzes Stück aufwerten. Genauso wichtig wird auch eine entsprechende Sound-Hardware sein, da die Umgebung komplett in 3D beschallt ist. Jedes Monster, jede Figur, jeder verdächtig knarrende Balken soll sich im Idealfall sofort orten lassen.

Ausblick

Stalker verspricht ein sehr heißes Eisen zu werden: Eine Mischung aus Far Cry (optisch) und Deus Ex 2 (Spieltiefe), angereichert mit leichten RPG- und einer Extraportion Survival-Elementen. Dass sich das Game bei jedem Neustart leicht anders spiel, kommt natürlich dem Wiederspielwert zugute, der das mit ca. 30-40 Durchspielstunden sowieso schon recht lange Game nochmals erheblich streckt. Allerdings müssen die Entwickler aufpassen, den Spieler nicht in zuviel Leerlauf versumpfen zu lassen – zwar ist viel Freiheit eine tolle Sache, aber lange und ereignislose Fußmärsche in einem riesigen Gebiet sind nicht jedermanns Sache. Bis September ist jedoch noch genug Zeit, solche Lücken mit aufregenden Anomalien, Mutanten und fiesen Armee-Helikoptern zu füllen.