The Moment of Silence - Vorschau, Adventure, PC

The Moment of Silence
22.07.2004, Jörg Luibl

Vorschau: The Moment of Silence

In der Zukunft des Jahres 2044 läuten verschwörerische Glocken: Die Weltkartellbehörde wird abgeschafft, Sperrbezirke werden errichtet und Bürger verschwinden spurlos. Was ist los? Ab Oktober könnt ihr die Geheimnisse des Adventures lüften. Wir haben eine frühe Fassung angespielt!

Am 29. September 2044 verändert sich das Leben des Peter Wright: Gegen 22:35 Uhr stürmt eine schwer bewaffnete Spezialeinheit sein New Yorker Wohngebäude, bricht in das Apartment seines Nachbarn ein und verhaftet den unbescholtenen Online-Journalisten Graham Oswald. Zurück bleiben eine völlig verstörte Frau, ihr eingeschüchterter Sohn, etwa tausend Fragen und ein wunderbarer Ersteindruck.

Filmreifer Einstieg

Der Renderfilm des Intros zeigt euch die Überfall-Szene aus Peters Perspektive, der gerade durch seinen Türspion lugt: Der CG-Film überzeugt mit porentiefen Details, die Schnitte und die musikalischen Überleitungen sind perfekt arrangiert. Für ein Adventure, das eine packende Story erzählen will, ist der Einstieg enorm wichtig. Und The Moment of Silence (ab 13,49€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) macht zu Beginn einfach alles richtig.

Der Central Park der Zukunft wirkt noch ein wenig steril. Da muss mehr Bewegung, mehr Leben  rein!

Denn neben der detektivischen Neugier verströmt die mysteriöse Ausgangssituation sofort eine futuristische Thriller-Atmosphäre, eine Mischung aus Blade Runner und George Orwells 1984. Allerdings bietet euch das New York der nahen Zukunft keine düstere Cyborgwelt, sondern eher eine High-Tech-Variante der unsrigen: Es gibt automatisierte Taxen, riesige Flat-TVs und jegliche Kommunikation wird über Messenger abgewickelt.

High-Tech-Zukunft

Auch Peter verfügt über ein solches Gerät, das gleich in erste kleine Recherche-Aufgaben eingebunden wird: Da die verzweifelte Deborah Oswald die Tür nicht öffnet, könnt ihr über den Messenger die Auskunft kontaktieren und dann telefonisch euer Glück versuchen. Meist wird euer Gesprächspartner als animiertes Porträt im Display angezeigt. Später konnten wir zwar auf einer einsamen Ölbohrinsel noch  Zahlencodes knacken, Minen bergen und uns als Taucher versuchen, aber für eine Einschätzung der Rätselqualität reichte der Umfang noch nicht aus. Wir sind jedenfalls sehr gespannt, welche Kopfnüsse das Team von House of Tales noch in petto hat.

Die Spezialeinheit hat ganze Arbeit geleistet: Die Wohnungstür ist hinüber. Peter versucht es mit Klopfen an der Wohnzimmertür...

Ihr steuert Peter in klassischer Point&Click-Manier durch verschiedene Locations. Seine Figur wird komplett dreidimensional berechnet und überzeugt mit natürlichen Bewegungen. Allerdings flaniert ihr nicht durch eine 3D-Kulisse: Ihr könnt die Kamera z.B. nicht frei drehen und müsst ganz im Stile der alten Schule mit vorgegebenen Perspektiven vorlieb nehmen. Mit der linken Maustaste führt ihr Aktionen aus, mit der rechten könnt ihr Gegenstände wie Namensschilder und herrenlose Teddybären näher untersuchen.

Klassisch unterwegs

Trotz der hervorragenden Renderfilme, der liebevoll gezeichneten Umgebungen und schöner Wettereffekte konnte die Kulisse noch nicht ganz überzeugen. Laufspuren im Schnee sucht man ebenso vergeblich wie Echtzeit-Schatten. Und einige Abschnitte wirken einfach zu starr, zu leblos: Da ist zu wenig Leben auf New Yorks Straßen, da bewegt sich kein Blatt, kein Vogel im Park. Auch so mancher NPC wirkte noch recht grobkörnig.

Hervorragende Renderfilme treiben die Story voran. Hier seilt sich Peter auf eine Ölbohrinsel ab.

Hier fühlte man sich eher an das mit Animationen geizende Black Mirror erinnert als in die technische Zukunft der Adventures versetzt.  

Ausblick

Wir konnten zwar nur einen kleinen Happen des verschwörerischen Adventures verspeisen, aber der schmeckte bereits vorzüglich: Das Intro ist filmreif, die erzählerische Dramaturgie der ersten Stunde perfekt und die detektivische Neugier sofort geweckt. Allerdings sollten die Entwickler bis zum Release noch an den Locations feilen, denn für ein New York des Jahres 2044 wirkte vieles noch zu leblos: Die stillen Straßen und Parks machten dem Titel des Spiels einfach zu viel Ehre. Aber noch urteilen wir hier über eine unfertige Alpha-Fassung. Unsere Version hatte z.B. noch keine Sprachausgabe, so dass wir lediglich Texte lesen konnten, die etwas zu schnell abgespult wurden. Bis zum Release wird das Abenteuer jedoch mit professionellen deutschen Sprechern vertont, so dass auch hier noch ein akustischer Stimmungsschub zu erwarten ist. Und wenn sowohl Rätsel als auch Story auf Dauer das halten, was der gelungene Einstieg verspricht, dürft ihr euch auf einen erwachsenen Rätsel-Thriller für lauschige Herbstabende freuen!