Rainbow Six: Lockdown - Vorschau, Shooter, PC, GameCube, PlayStation2, XBox

Rainbow Six: Lockdown
15.01.2006, Michael Krosta

Vorschau: Rainbow Six: Lockdown

Ubisoft hat sich für die PC-Version des Taktik-Shooters Rainbow Six: Lockdown viel vorgenommen: Nach den verkorksten Konsolenfassungen will man sich wieder auf die ursprünglichen Stärken der Serie besinnen und hat das Spiel komplett überarbeitet. Was hat sich geändert und macht Rainbow Six auf dem PC eine bessere Figur?

Der größte Kritikpunkt auf Xbox & Co war ohne Zweifel die grottenschlechte KI. Nicht nur, dass ein einziger Schuss ins Bein meist zum Ableben der Terroristen geführt hat: Die dummen Kerle hatten auch kein Problem damit, ins offene Feuer zu rennen oder uns schlichtweg zu ignorieren, obwohl wir nur ein paar Meter neben ihnen in standen. Und auf dem PC? Geht hier die Intelligenz der Gegner endlich über die einer Scheibe Brot hinaus? Es gibt Hoffnung, aber nicht viel. Ein positiver Schritt in die richtige Richtung ist sicher die Einführung verschiedener Trefferzonen wie Arme, Beine, Oberkörper und Kopf, so dass eure Feinde nach einem Schuss in den kleinen Zeh nicht gleich ins Gras beißen. Außerdem haben die Schergen mittlerweile kapiert, dass es vielleicht mehr Sinn macht, aus der Deckung heraus zu schießen anstatt sich wie lebensmüde

Werdet ihr euch am PC auf eure Teamkameraden verlassen können?
Moorhühner in euer Schussfeld zu bewegen. Doch der löbliche Ansatz verblasste bereits nach wenigen Spielminuten, als die ersten Terroristen an mir vorbei rannten, ohne sich um meine Anwesenheit zu scheren. Auch ziehen sie es trotz Schusswechseln in ihrer unmittelbaren Nähe oft vor, lieber in ihrem Eckchen zu verweilen oder drehen euch nach einem kurzen Begrüßungsschuss einfach den Rücken zu und versuchen auf freiem Feld davon zu laufen. Auch die erste Begegnung mit einem Bazooka-Schützen in Algerien hat einen bleibenden, negativen Eindruck hinterlassen. Man stelle sich vor: Ein Rainbow Six-Kämpfer steht einen halben Meter neben dem bewaffneten Terroristen. Und was macht der Fiesling? Er ballert weiterhin seine Raketen in die Ferne, völlig unbeeindruckt von meiner Anwesenheit. Das soll eine realistische KI sein? Liebe Leute von Ubisoft, hier wartet noch viel Arbeit auf euch, wenn ihr nicht ein ähnliches Wertungs-Debakel erleben wollt wie bei den Konsolenversionen! Ein Taktik-Shooter lebt von intelligenten Feinden und Teamkameraden. Leider gibt es auch bei Letzteren noch einige Defizite: Zwar gehorchen sie in der Regel euren Kommandos, doch verhaltenen sie sich in manchen Situationen äußerst dämlich. Da postiert man die drei Kameraden vor einer Tür und gibt das Go-Signal. Aber warum läuft anschließend nur einer von ihnen in den von Gegnern überfüllten Raum? Vielleicht um sich gnadenlos abschießen zu lassen? Herzlichen Glückwunsch, Ziel erreicht. Man hat oft das Gefühl, als fehle es den Teammitgliedern an Eigeninitiative. Spähen sie um eine Ecke und sehen einen Gegner, informieren sie euch nur über dessen Anwesenheit anstatt ihn gleich selbst auszuschalten. Rufen Mitstreiter in brenzligen Situationen um Hilfe, wird dies stillschweigend ignoriert. Auch habe ich es schon erlebt, dass einer eurer Teamkameraden pausenlos gegen eine Wand rennt. Wenn’s Spaß macht…

Alles beim Alten?

Einen großen Schritt nach vorne haben die Entwickler bei der Levelarchitektur gemacht: Die insgesamt sechzehn Einsatzorte reichen von Südafrika über Amsterdam und Marseilles bis hin zu einer Fähre und einer mittelalterlichen Burg und fallen dabei deutlich größer aus als auf den Konsolenvorbildern. Dabei glänzen die Abschnitte nicht

Grafisch ist die PC-Fassung den Konsolen deutlich überlegen.
nur durch feinere Gebäude-Texturen und Details wie Einrichtungsgegenstände oder andere Objekte wie Pflanzen, Vasen oder feinen Wüstenstaub, sondern bieten z.T. grandiose Licht- und Partikeleffekte. Es sieht einfach phantastisch aus, wenn ihr euch durch einen dunklen Raum bewegt, der nur durch gleißende, fast schon blendende Lichtstrahlen durch die kleinen Fenster erhellt wird. Zündet ihr eine Rauchgranate, füllt sich der Raum mit Qualm und macht die Gegner orientierungslos. Aber Vorsicht: Befindet ihr euch während der Explosion in der Nähe, müsst ihr mit einem kurzzeitigen Gehörschaden rechnen und sämtliche Geräusche um euch herum verstummen. Auch ist es nicht ratsam, direkt in eine explodierende Flash-Granate zu blicken: Der Effekt von einfrierenden, sich überlagernden Bildern sieht zwar klasse aus, raubt euch aber kurz die Übersicht. Ein Plus gegenüber den Konsolenfassungen ist die neue Physikengine, mit deren Hilfe die Welt zusammen mit dem Ragdoll-Modell wesentlich realistischer und glaubwürdiger wirkt. Schießt ihr z.B. auf eine Flasche, beeinflussen die umher fliegenden Teile physikalisch korrekt die Objekte in unmittelbarer Nachbarschaft, was zu einer Kettenreaktion führen kann.

Verbesserte Levelarchitektur

     

        

Das Waffenarsenal wurde gegenüber den Konsolenfassungen mit neuen Gewehren, Schrotflinten, Pistolen und Granaten aufgestockt. Die wichtigste und sinnvollste Neuerung besteht jedoch darin, dass ihr eure Primär- und Sekundärwaffe auf dem PC mit einer Erweiterung bestücken könnt. Dabei stehen euch je nach gewählter Waffe verschiedene Optionen zur Auswahl: Mit dem Red Dot-Aufsatz bekommt ihr dank des roten Laserpointers eine Zielhilfe, mit der ihr die Gegner auch aus

Die perfekte Ausgangsposition für einen Scharfschützen.
der Distanz ausschalten könnt. Das Zielfernrohr verbessert dagegen den Zoom-Ausschnitt. Während diese beiden Hilfsmittel lediglich für MGs zur Verfügung stehen, können Schalldämpfer und größere Magazine in beiden Waffenklassen eingesetzt werden.

Mehr Ausrüstung

Zwar konnten wir den Multiplayer-Modus noch nicht antesten, doch klingen die geplanten Spielmöglichkeiten schon viel versprechend. Ihr könnt euch nicht nur in einem umfangreichen Editor einen eigenen Charakter basteln, sondern nutzt auch vier verschiedene Klassen, um durch die jeweiligen Vor- und Nachteile ein schlagkräftiges Team auf die Beine zu stellen. So habt ihr z.B. als Sniper alles aus sicherer Entfernung im Auge und streckt die Feinde mit nur einem Schuss nieder, könnt dafür aber keine Attachments wie Laserpointer oder Magazine mit hoher Kapazität verwenden. Dagegen könnt ihr euch als Späher schnell bewegen und seid bei Nachteinsätzen kaum zu erkennen. Die Kehrseite der Medaille: Schutzwesten von Spähern halten nicht viele Treffer aus. In sechs Spielmodi messt ihr euch auf neun Karten mit anderen Gruppen und habt dabei die Auswahl zwischen diversen Teamspielen und Koop-Missionen, wobei auch Einzelkämpfer in Deathmatches auf ihre Kosten kommen. Und wem all die Möglichkeiten noch nicht reichen, der kann in einem Mod-Editor Karten und Levelziele überarbeiten und sich dadurch neue Herausforderungen schaffen.   

Gute Multiplayer-Aussichten

Ausblick

Genau wie auf PS2 und Xbox wird Rainbow Six Lockdown auch auf dem PC vor allem im Multiplayer-Bereich punkten können. Auch wenn wir uns in der vorliegenden Fassung noch nicht in Teamgefechte stürzen konnten, machen die verschiedenen Kämpferklassen sowie klassische Karten wie 747 bereits Lust auf mehr. Ganz anders dagegen die Einspielerkampagne: Hier muss Ubisoft noch viel Zeit in die KI investieren, die uns selbst auf dem höheren der beiden Schwierigkeitsgrade nicht überzeugen konnte. Zwar ist die Hoffnung noch nicht ganz verloren, doch wird erst die Testfassung endgültig zeigen, ob die Entwickler aus alten Fehlern gelernt haben.

Ersteindruck: befriedigend