Crysis - Vorschau, Shooter, 360, PlayStation3, PC

Crysis
27.08.2006, Marcel Kleffmann

Vorschau: Crysis

Crytek hat es mit Far Cry im Jahr 2004 vorgemacht: Deutsche Software-Schmieden können weitaus mehr als nur Wirtschaftssimulationen programmieren. Ihr nächstes Projekt, stilvoll Crysis (ab 16,61€ bei kaufen) genannt, will es erneut der Spielewelt zeigen und die Chancen auf einen Hit stehen mehr als gut. Schon allein die Kulisse versetzt selbst gestandene PC-Zocker ins Staunen. Doch was steckt hinter der beeindruckenden Fassade?

Zwielichtiges Mondlicht taucht den Flugzeugträger in finsteres Licht. Flackernde Lampen und schwarze Rauchschwaden ziehen sich durch die Eingeweide des Stahlkolosses. Meine Projektil-Waffe fest umklammert, bewege ich mich vorsichtig durch die düsteren Räume als plötzlich ein großes, stromlinienförmiges Etwas vor mir steht. "Nicht lang schnacken", denk ich mir, springe hinter einer Treppe in Deckung und schalte mit gezielten Feuerstößen den außerirdischen Feind aus.

Monströse Action

Suchspiel: Wo ist der Gegner?
Der Weg zum Flugdeck liegt jetzt frei, doch aus dieser Richtung donnert ein basslastiges Grollen, die Sicht verschwimmt und es fliegen brennende Trümmer quer über das Deck. Ich fasse mir ein Herz, stürme auf die große Fläche und erblicke ein spinnenähnliches Objekt mit vier blau-schwarzen tentakelartigen Beinen und einem dazwischenhängenden Kopf, das gerade einen Helikopter aus der Luft pflückt und ihn wie einen Spielball wegschleudert.

Zum Glück habe ich in der vorhergehenden Mission halbwegs aufgepasst und weiß, wie ich dem Dutzende Meter großen Vieh zu Leibe rücken muss. Ich schultere meine schwere Waffe, ziele und genau in diesem Moment friert mich der Eisstrahl des Monsters ein. Mit eiligen Mausbewegungen rubble ich den Bildschirm frei, kann mich wieder bewegen und suche Schutz hinter einem brennenden Trümmerteil. Sofort nehme ich weiter den Kampf gegen das Monster auf, bis es sich auf einem seiner Tentakel ausstreckt, mich hochhebt und wegschleudert. Der Fallschaden beendet diesen Versuch&

Angesichts der recht mauen Story im Shooter Far Cry möchte Crytek bei Crysis eine Schippe in Sachen Geschichte drauflegen: Der ganze Trubel beginnt mit der Landung eines Asteroiden im asiatischen Pazifikraum auf einer Insel. "Wie kann ein Asteroid überhaupt landen?", denkt ihr euch. Das fragen sich auch die dortigen Medien sowie die ansässigen Regierungen von China und Korea, die keinerlei Hinweise auf die mysteriösen Ereignisse rausgeben.

Schon wieder Aliens?

In der Eis-Sphäre, die das Raumschiff umgibt,  ist alles Leben eingefroren, egal ob Pflanzen oder Menschen.
Deswegen wird Held Jake Dunn von der US-Regierung in die Region geschickt, um Klarheit zu schaffen. Nach einem schicken Fallschirmsprung im ersten Akt kämpft sich Jake durch dichte Wälder, militärische Anlagen und trifft auf feindlich gesinnte menschliche Gegner aus Korea und China. Einige Untersuchungen und Feuergefechte später findet er heraus, dass der Asteroid kein großer Felsbrocken ist, sondern ein Raumschiff. Kurzum legen die Menschen ihren Konflikt bei und kämpfen gemeinsam gegen den eiskalten Feind.

Nach dieser Erkenntnis nehmen die Alien-Übergriffe zu, wie man an der Anfangsszene auf dem Flugzeugträger erkennen kann. Da die Außerirdischen scheinbar mit der Erd-Atmosphäre nicht soviel anfangen können, entsteht binnen kurzer Zeit eine eiskalte Sphäre um das Raumschiff, in der alles und jeder eingefroren wurde. Diese mehr als spektakuläre Szene, in der alles um euch herum gefriert, erlebt ihr in Echtzeit-Ingame-Grafik und nicht in einer Zwischensequenz. Zum Glück verfügt der Held über eine entsprechend hoch entwickelte Frostschutz-Ausrüstung und daher stattet ihr im zweiten Akt der gefrorenen Zone einen Besuch ab. Hier seht ihr bereits das gigantische Weltraumvehikel am Horizont, in das ihr euch schließlich und endlich im dritten Akt begeben werdet, inklusive Schwerelosigkeit.

Video: Dschungel (HD) (Laufzeit: 0:59 Min.)

Crysis in Bewegung

Video: GDC-Trailer (Laufzeit: 1:30 min)

Video: E3-Action-Trailer (Laufzeit: 2:41 min)

Video: E3-Gameplay 1 (Laufzeit: 0:26 min)

Video: E3-Gameplay 2 (Laufzeit: 3:00 min)

Video: "Predator" (HD) (Laufzeit: 0:55 Min.)

In jeder Mission der drei Akte müsst ihr derweil Haupt- und Nebenquests absolvieren, um erstmal an Informationen über die Schwachstellen der Gegner zu kommen. So sind die Aliens weitgehend immun gegen Projektile und aufgrund ihrer Kälteaffinität anfällig gegen heiße Geschosse. Ein Flammenwerfer wäre übrigens gegen die Riesenspinne am Anfang ein sehr gutes Mittel gewesen. Apropos Waffen: An jeden Schießprügel könnt ihr diverse Upgrades anbringen. Dazu betrachtet ihr das hochdetailliert nachgebildete Modell in der Nahansicht  und könnt das Schätzchen an speziellen Stellen mit Granatwerfer, Zielfernrohr, Lampe, Schalldämpfer, Laserpointer etc. veredeln.  

Ein-Mann-Armee?

Bei solch einer groß angelegten Alien-Invasion werdet ihr nicht allein an der Front stehen, sondern kämpft in einem Squad mit individuellen Charakteren (der humorvolle Soldat, Angsthase oder Draufgänger), die euch im Kampf unterstützen. Jeder Soldat hat eine eigene Aufgabe und kann jederzeit ausscheiden, was den weiteren Verlauf logischerweise schwerer gestaltet. Stirbt beispielsweise euer Scout, wird er euch künftig nicht mehr vor anrückenden Feinden warnen. Trotz dieser Team-Elemente werdet ihr den

Bei rasanten Kopfbewegungen verschwimmt das Bild (Bewegungsunschärfe); ein gewöhnungsbedürftiges Grafik-Feature, das man hoffentlich abschalten kann.
Gefolgsleuten keine Befehle erteilen können, damit ihr euch voll und ganz auf Jake konzentrieren könnt.

Abseits der hinlänglich bekannten Shooter-Elemente hat sich Crytek den Nano-Anzug ausgedacht, den ihr je nach Spielstil oder Situation umstellen könnt: Stärke, Schnelligkeit oder Rüstung, zusätzlich gibt es eine Heilungs- und Lautstärke-Dämpfungs-Funktion. Mit aktivierter Nano-Rüstung steckt ihr mehr Treffer ein und überlebt selbst größere Stürze ohne Blessur, während ihr mit bei aktivierter Schnelligkeit flott über weite Areale flitzt, um die Distanz zwischen euch und den Gegnern zu verringern.

Mein Nano-Anzug und ich

Diese Änderung des Nano-Anzugs legt ihr mit Hilfe eines Untermenüs oder Hotkeys fest. An manchen Stellen der linearen Kampagne ist es sogar nötig den richtigen Anzug-Modus zu aktiveren, um voranzukommen. Crytek plant außerdem, dass die Level-Übergänge trotz des linearen Korsetts beeinflussbar sein sollen - wie genau das funktionieren soll, wollten uns die Coburger nicht verraten.

Über die Kulisse braucht man kaum Worte zu verlieren. Die in Echtzeit berechneten Spielszenen sorgten reihenweise für offen stehende Kinnläden und ungläubiges Staunen. Wer dachte, der Dschungel in Far Cry würde toll aussehen, wird bei der Vegetations- und Detailvielfalt in Crysis eines Besseren belehrt - vor allem, wenn man mit einer Waffe oder Granate den Dschungel abholzt. Kenner des indizierten Films Predator werden fast an die Minigun-Rohdungsszene erinnert.

Physik pur

Die Pflanzen werden hierbei nicht nur physikalisch korrekt durch die Luft geschleudert, sondern brechen exakt an der Trefferstelle auseinander. Das heißt, wenn ihr ganz oben auf einen Baum feuert, fällt nur die Krone herab. Die Scharmützel mit den anfangs verfeindeten

Zwischendurch dürft ihr in luftige Höhen aufsteigen und Aliens mit futuristischen Flugzeugen jagen.
Soldaten in der grünen Hölle verwüsten die Gegend und lassen kaum Pflanzen stehen, insbesondere wenn ihr mit Vehikeln umherfahrt. Brettert ihr zum Beispiel mit einem Jeep durch eine Holzhütte, wird diese optisch wunderschön anzusehen und physikalisch korrekt in sich zusammenfallen - angeblich sollen alle Objekte in der Spielwelt zerstörbar sein. Viel beeindruckender sind hingegen kleine Physik-Details, so bleibt ihr an großen Farnblättern hängen, nehmt das Pflanzenblatt beim Vorwärtslaufen ein kurzes Stück mit, bevor das Blatt wieder auf die ursprüngliche Position zurückfedert.

Neben den obligatorischen Deathmatch-, Team-Deathmatch und CTF-Modi im Multiplayer, wird es die Powerstruggle-Variante geben. Hierbei wurden die Außerirdischen bereits von der Erde vertrieben und haben Artefakte hinterlassen. Um diese Gegenstände balgen sich zwei Parteien, welche die Alien-Hinterlassenschaften in ihren Laboren erforschen. Ist die Forschung abgeschlossen, bekommt der Besitzer des Artefakts Zugang zu neuen Fahrzeugen, Waffen oder Upgrades, die sie solange besitzen, bis sie ein Gegner stibitzt.

Artefaktjagd im Mehrspieler-Modus

Ausblick

Was für eine Präsentation! Von der mehr als fantastischen Grafik- und Soundkulisse sowie der starken Physik-Engine fange ich lieber gar nicht an zu schwärmen, denn die Hardwareanforderungen müssen angesichts dieser Pracht in astronomischen Höhen liegen. Hinter dieser sensationellen Technik verbergen sich auch noch interessante Konzepte rund um die Elemente Feuer und Wasser. Hinzu kommt der variable Nano-Anzug sowie die aufwändig erweiterbaren Waffen – all das deutet auf ein abwechslungsreiches Actionfest. Sogar die KI machte in unserem ersten Testspiel eine gute Figur und nutzte den Dschungel geschickt zur Deckung. Wir sind begeistert. Was kann bei Crysis bloß noch schief gehen?

Ersteindruck: sehr gut