Untold Legends: Dark Kingdom - Vorschau, Rollenspiel, PlayStation3

Untold Legends: Dark Kingdom
16.02.2007, Benjamin Schmädig

Vorschau: Untold Legends: Dark Kingdom

Untold Legends: Dark Kingdom (ab 24,94€ bei kaufen) ist ein ungewöhnlicher Start-Titel für die PS3. Denn wo beliebte Serien von der aktuellen Konsolengeneration in die Next Generation springen oder bekannte Namen einen Ableger auf Sonys Handheld erhalten, stemmt sich das Actionrollenspiel nach zwei PSP-Titeln zum großen HD-Epos hinauf. Die Vorgänger hielten sich streng an herkömmliche Muster - macht das Dunkle Königreich somit auch spielerisch einen Sprung nach oben?

Ich mag Untold Legends - alle beide. Auch wenn mich der erste Anlauf noch so sicher auf gewohnten Schienen entlang lotste und besonders die einschläfernde Handlung langweilte, während das vertrackte Charakter-Menü ein flottes Vorankommen blockierte: 

In den Zwischensequenzen stehen die Charaktere nicht mehr nur am Fleck, sondern sind endlich ein aktiver Teil der Handlung.
Die motivierende Monsterjagd aus der Vogelperspektive sah gut aus und bot jede Menge Drogen für Sammelsüchtige. Im zweiten Teil versuchte Sony zwar vergeblich, eine packende Geschichte zu erzählen und Untold Legends spielte sich noch immer wie der Durchschnitt aller Action-Rollenspiele, mit dem Gelegenheits-Angriff und seiner ausgesprochen gut durchdachten Steuerung gelangt es The Warrior's Code aber, ein Eigenleben zu entwickeln. Und genau hier setzt die PS3-Fortsetzung an!

Evolution!

Wir saßen teils allein, teils zu zweit an der US-Version des Dark Kingdom und schon jetzt lässt sich festhalten, dass der dritte Teil das Actionrollenspiel nicht neu erfindet. Die Story vom abtrünnigen König z.B., der sein Land ins Verderben reißt, wirkt ambitioniert und schnappt nach der Luft eines Epos'. Doch die dazu gehörigen Einspielungen - egal ob Comiczeichnungen wie in The Warrior's Code oder die in Echtzeit agierenden Charaktere - wirken auch auf PS3 starr und leblos. Marvel: Ultimate Alliance zeigt u.a. auf Xbox 360 wie es besser geht. Und auch spielerisch tut sich wenig.

Dabei haben die Entwickler eine Menge guter Ideen, die hauptsächlich dazu beitragen, dass ihr das Abenteuer ohne Unterbrechung genießen könnt. Das fängt dabei an, dass ihr in Untold Legends keine Händler mehr

Die schicken Effekte sind das einzige, was durchgehend an Next Gen erinnert.
besuchen müsst, weil ihr sämtliche Gegenstände jederzeit in Essenz umwandeln könnt. Diese magische Substanz ist eure Währung und wenn ihr Waffen, Rüstungen oder Edelsteine kaufen wollt, müsst ihr nur an einem Checkpoint Halt machen. Dort dürft ihr speichern und Essenz in Ausrüstung investieren. Ich bin vor allem von dem komfortablen Menü begeistert, das für viel Übersicht sorgt und unnötige Knopfdrücke verhindert. Perfekt - ich stürze mich lieber in die Action anstatt Gegenstände zu sammeln!

Übersicht statt Knopfdruckwahn

Erfahrene Untold Legends-Krieger werden im Kampf schnell erkennen, dass Sony den Gelegenheits-Angriff nach seinem einzigen Auftritt in Teil zwei schon wieder gestrichen hat. Stattdessen metzelt ihr euch mit Kombinationen aus leichten und schweren Attacken durch die Horden des Köngs. Sehr schön - ich bin ein Freund cooler Kombos. Und auch hier bin ich dankbar dafür, dass die Entwickler mitdenken: In der linken unteren Ecke sehe ich, welchen Angriff mein Held zuletzt ausgeführt hat. Direkt daneben zeigt das Bild, welche Knöpfe ich anschließend drücken muss, um eine Kombo auszulösen. Der ablenkende Blick ins Handbuch sowie mühsames Probieren zählen damit zur Vergangenheit.            

Wer übrigens einen Kumpel einladen will, darf jederzeit zu zweit, übers Internet sogar zu viert in den Kampf ziehen. Gamepad anschließen, Untote beseitigen, Gamepad abschließen - der Übergang ist nahtlos. Besonders praktisch: Eine Liste zeigt euch im Menü, welche Freunde gerade online sind. Blöd nur, dass die zickige Kamera besonders hier ihre 

In solchen Kämpfen fährt die Kamera gerne so schnell umher, dass die Übersicht verloren geht.
Charakterschwächen entblößt. Denn ihr könnt den Blickwinkel zwar drehen, aber wenn zwei Spieler vor einer Konsole unterschiedliche Vorstellungen über die Blickrichtung haben, hat einer stets das Nachsehen. Noch mehr stört mich allerdings die neue Perspektive, denn die Untold Legends werden nicht mehr von oben, sondern aus einer isometrischen Sicht erzählt.

Die nächste Generation des Rollenspiels?

Klar: Damit will Sony zeigen, welche umwerfenden Landschaftsaufnahmen die PS3 einfangen kann. Zwei Dinge machen dem Schwung um etwa 45 Grad aber einen Strich durch die Rechnung. Zum einen leidet die Übersicht enorm, wenn Blätterwerk eure Sicht blockiert oder die Kamera zappelig den Blickwinkel ändert, sobald ihr in einer der vielen Ecken steht. Zum anderen sehen die Kulissen einfach nicht so aus, als wären sie im Reich der nächsten Generation aufgebaut. Dazu sind die Häuser zu eckig, die Schauplätze zu eintönig und Feinde, Fässer oder Zelte tauchen oft erst spät auf. Den Figuren ergeht es ähnlich: Die kantigen Akteure versprühen kaum Charisma. Im Gegenzug protzen sie jedoch mit unheimlich schicken Angriffen und Zaubersprüchen - DIE sind genau das, was man von der PS3 erwartet.

- Mehrspieler-ClipApropos Figuren: Wo ihr in The Warrior's Code noch aus fünf Helden euren Favoriten wählen durftet, ziehen diesmal nur drei durch die Fantasy-Welt. Mit dabei ist der Krieger fürs Grobe, der Zauberer fürs Magische und eine flinke Dame für die gesunde Mischung. Mit allen dreien könnt ihr jetzt auch die Umwelt zu eurem Vorteil nutzen und so z.B. Kisten auf die Monster schmeißen, explosive Fässer entzünden oder Kanonen abfeuern. Wird das flotte Schnetzeln damit umfangreicher? Meinem ersten Eindruck nach wussten die Justice League Heroes jedenfalls mehr mit den Objekten anzustellen als sie nur durch die Gegend zu werfen...        



Das Dunkle Königreich im Video

- Aktuelle Promo

- Start-Trailer

Ausblick

Kleine Schritte - das scheint die Devise bei Sony Online Entertainment zu sein. Natürlich macht Dark Kingdom beim Sprung vom Handheld auf die PS3 einen großen Schritt nach vorn, aber die Zwischensequenzen gewinnen trotz der versuchten lebendigen Inszenierung kaum an Fahrt, während die Entwickler dem Kampf gegen die Monster-Massen nur wenig frische Aspekte entlocken. Trotz allem spielt sich auch der dritte Teil aber erstaunlich flott - besonders die durchdachte Steuerung hat mich heiß auf mehr gemacht. Mögliche Kombos werden stets angezeigt, ich muss nicht regelmäßig meinen Händler besuchen und falls ich mal nicht weiter weiß, frage ich einfach einen Kumpel, der gerade online ist um Hilfe. Trotzdem bin ich vorsichtig und halte mich mit Begeisterung zurück. Denn wenn die guten Ideen einmal verdaut sind, könnte das geradlinige Beseitigen der Bösewichter genauso gut ins Belanglose abdriften und die Geschichte wird wohl keinen Begeisterungssturm auszulösen - macht das dritte Untold Legends also auch im fortgeschrittenem Spielstand noch Laune?

Ersteindruck: gut