Jack Keane - Vorschau, Adventure, PC

Jack Keane
26.05.2007, Bodo Naser

Vorschau: Jack Keane

Nach dem alten Ägypten führt uns Deck 13 demnächst in Zeit des Kolonialismus, als Abenteurer mit ihren Seglern die Weltmeere durchpflügten. Einer davon heißt Jack Keane (ab 7,99€ bei kaufen) und reist ihm Auftrag Ihrer Majestät, um die britische Welt vor einem großen Unheil zu bewahren. Wir konnten eine fortgeschrittene Preview-Version des bei 10tacle erscheinenden Comic-Adventures anspielen.

Wer Assil ist, wissen zumindest alle, die schon einmal Ankh gespielt haben. Aber wer zur Hölle ist Jack Keane? Nun, der britische Kapitän ist der Held des neuen Abenteuers

Jack heißt der neue Held der Ankh-Macher, der ein Faible für Klappmesser hat.
der Ankh-Macher, das im dritten Quartal kommen soll. Assil und Jack sind sich nicht unähnlich, da sie beide bei näherem Hinsehen keine typischen Helden sind sondern Taugenichtse. Keane hat Schulden und betätigt sich als Schmuggler, allerdings ist er wagemutiger als Assil. Es ist zunächst auf Geld aus, für das er zur Not auch seine Oma verkaufen würde. Er entspricht also eher dem Typ des Abenteuers, wie in Han Solo in Star Wars verkörpert.

Wer ist Jack Keane?

Mit Jack Keane müssen wir aber erst noch warm werden, denn obwohl er von der deutschen Stimme von Johnny Depp gesprochen wird, fliegen ihm unsere Sympathien nicht gleich zu. Assil war uns von der ersten Minute an sympathisch, da der kleine Ägypter trotz der altvorderen Umgebung irgendwie modern wirkte. Er war nur aufs Amüsement aus, pfiff auf seinen gestrengen Vater und hatte Stress mit seiner Freundin. Den musste man einfach mögen! Gleich in der ersten Szene wird Keane von zwei Schlägertypen bedrängt, die ein bisschen an die unfähigen Assassine aus Ankh erinnern. Er muss ihnen entkommen, ist aber gefesselt...

Obwohl die Typen aus Jack Keane ein bisschen weniger skurril rüberkommen als bei Ankh, sind sie doch verschroben genug. Ins Auge sticht sofort der britische Agent, der den Abenteurer auf  seiner 13 Kapitel langen Spezialmission begleiten wird und nicht nur äußerlich an John Cleese erinnert. Er trifft auch den deutschen Tonfall des Ex-Monty Python, in dem er seine Verrücktheiten von sich gibt. Seine weiße Tropenuniform sieht ein wenig wie die eines englischen Bobby aus, doch das hochgestochene Auftreten täuscht natürlich nur darüber hinweg, dass er total unfähig und vertrottelt ist. Übrigens nicht die einzige vertraute Stimme, die die deutsche Sprachausgabe bieten wird.

Wer spielt mit?

Ebenfalls recht witzig ist Keanes Mannschaft, die aus zwei Matrosen -einem Dicken und einem Dünnen- besteht. Sie treten ziemlich selbstbewusst auf, stellen ständig Forderungen und beklagen sich

Skurril genug ist jedenfalls der Geheimagent ihrer Majestät, der nicht nur stimmlich an John Cleese  erinnert.
über ihren Kapitän, den sie für einen Ausbeuter halten. Da wird das oder andere Fläschchen Rum zur Besänftigung fällig, das es zu finden gilt. Dann ist da noch die blonde, hübsche und toughe Amanda, die aus den USA stammt. Sie werdet ihr im Verlauf des Abenteuers auch einmal steuern können, wobei auch ihr Schießprügel zum Einsatz kommt, den sie die ganze Zeit mit sich herumschleppt. Keane selbst setzt eher auf sein Taschenmesser, welches obligatorisch ist.

Worum wird's überhaupt gehen? Aus unerfindlichen Gründen wurde Jack Keane von der englischen Königin ausgewählt, um eine seltsame Insel im Indischen Ozean zu erkunden. Von dort geht die neueste Bedrohung aus, die sich ein gewisser Dr. T ersonnen hat. Der Erzbösewicht will das Empire in eine Teekrise stürzen, indem er den Teehandel mit seinen seltsamen Zuchtgewächsen kontrolliert. Der Fünf-Uhr-Tee der Königin ist in Gefahr, weshalb sich aus britischer Sicht ein Spezialeinsatz geheimer Kräfte durchaus lohnt. Keane soll mit seinem schnellen Schiff den Agenten auf Tooth-Island absetzen. Das klappt natürlich nicht so, wie gedacht...

Queen is not amused

                             

Der Humor wird etwas anders gelagert sein als bei vergleichbaren 

Im Laden gibt's allerhand Tand für Abenteurer zu kaufen. Die Jokes wirken leider etwas bemüht.
Comic-Adventures wie zuletzt den genialen Sam & Max-Episoden, da eher Schmunzeln als herzhaftes Ablachen angesagt ist. Jack Keane will zwar ein großes Abenteuer im Geiste von Monkey Island sein, aber nicht jeder Joke sitzt gleich auf Anhieb. Was etwa an Typen wie dem großspurigen Abenteurer im Shop, dem Shop-Inhaber oder dem gescheiterten Kapitän, der bettelt, nun besonders lustig sein soll, bleibt bisher das Geheimnis der Macher. Vielleicht sollte das Team von Deck 13 in Sachen Humor noch eine Schippe drauflegen.

Nicht immer lustig

Entsprechendes dürfte, soweit wir das bislang mitbekommen haben, insbesondere auch für die Dialoge gelten, die bislang selten das Niveau von Ankh erreichen. Solche geniale Zwiegespräche wie bei Ankh zwischen dem Sklaven und seinem Händler über Gott und die Welt oder die Monty Python-mäßige Streiterei mit den Palastwachen sind bei Jack Keane noch nicht aufgetaucht. Vielleicht sorgt das Verhältnis zwischen Keane und Amanda noch für Zündstoff, die sich noch nicht recht grün sind.

Soweit wir sie bislang gesehen haben, werden sich die Rätsel nicht wesentlich von denen in Ankh unterscheiden. Es wird also mehr um den puren Spaß und nicht so sehr ums ausgefeilte Gekniffel gehen. In der Mehrheit wird es sich um eher simple Inventarrätsel handeln, bei denen auch mal ein paar Gegenstände im eher kleinen Inventar kombiniert werden müssen. Bisweilen sind die Räume etwas mit Details und Sachen zum Anschauen überfrachtet, ihr werdet euch aber auf Tastendruck die Aktionsmöglichkeiten (Hot-Spots) anzeigen lassen können. Dieses Mal soll es auch Aufgaben geben, die nicht direkt was mit dem Spielziel zu tun haben, für deren Lösung es Bonusmaterial geben soll.

Einfache Rätsel

Bisweilen werdet ihr allerdings schon etwas um die Ecke denken müssen, um ein Rätsel zu lösen. Wie schafft ihr es etwa, damit der Vogel von eurem geliebten Messer ablässt? Nun direkt geht es ja nicht,

Dank Unschärfe, Sonne und Schatten wirkt der Hinterhof echt, auf dem auch wichtige Dinge lagern.
da Keane Höhenangst hat, und nicht bis ans Nest gehen will. Ihr müsst zunächst einen Sandsack auf die auf den Zeigern der Uhr balancierenden Bösewichte werfen. Einer stürzt ab, worauf die Uhr vorrückt und die Turmuhr schlägt. Der Vogel erschreckt sich und fliegt davon; dann kommt ihr ans Messer. Freilich etwas weit hergeholt, aber wegen der wenigen Gegenstände letztlich doch machbar.

Jack Keane wird zwar immer noch ein knallbuntes Comic-Adventure sein, aber doch ein wenig realistischer als noch bei Ankh. Dies gilt für die Umgebung der verschiedenen Schauplätze wie London, Kapstadt oder Tooth-Island, die durchaus bis zu einem gewissen Grad realistisch anmuten werden. Auch Keanes Segelschiff sieht eigentlich recht normal aus. Wie schon bei Ankh werden Personen und Gegenstände im Comicstil zu sehen sein, die 3D-Engine wird allerdings mehr Details bieten. Da gibt es viel Licht- und Schatteneffekte, Unschärfe sowie eine Wasseroberfläche, die sich sehen lassen kann. Irgendwie strahlt alles ein wenig mehr als bei Assils letztem Auftritt in Kairo. Das gilt natürlich auch für die Zwischensequenzen, die die Story vorantreiben werden.

Verbesserte Comic-Grafik

           

Ausblick

Rein äußerlich muss man sich keine Sorgen um Jack Keane machen, denn das neue Adventure von Deck 13 macht schon jetzt einen noch professionelleren Eindruck als Ankh. Besonders erstaunlich ist, dass es bereits so weit fortgeschritten zu sein scheint, dass es quasi morgen erscheinen könnte. Die farbenfrohe Grafik ist auf dem neuesten Stand, die deutsche Sprachausgabe passt und Bugs wurden bislang so gut wie nicht gesichtet. Allerdings gilt der positive Vorabeindruck nur mit Einschränkung, denn inhaltlich besteht noch Handlungsbedarf. Leider gilt das auch für den Bereich des Amüsements, denn Jack Keane ist anders als Ankh nicht immer unbedingt zum Lachen. Waren Anspielungen auf alles und jeden die große Stärke von Ankh, sucht man irgendwelche Seitenhiebe bislang leider vergebens. Auch die Dialoge mit allerhand schrägen Typen sind oft zu flach und regen nicht immer zum Lachen an. Die Rätsel sind entweder viel zu einfach oder nur unter Gehirnverbiegungen zu lösen, aber das war ja bei Ankh nichts viel anders. Auch bei der Figur Jack Keane selbst besteht Nachholbedarf, da er anders als seine Mannschaft einfach noch etwas zu blass wirkt. Bislang wirkt das Abenteuer wie ein süßes Sahnestückchen, das aber über eine nicht immer schmackhafte Füllung verfügt - etwas, das sich bis zum Release hoffentlich noch ändern lässt.

Ersteindruck: gut