Monster Hunter Freedom 2 - Vorschau, Rollenspiel, PSP

Monster Hunter Freedom 2
04.08.2007, Benjamin Schmädig

Vorschau: Monster Hunter Freedom 2

Man kann nicht von Monster Hunter Freedom reden, ohne seine Wirkung auf japanische Registrierkassen zu erwähnen. Natürlich kann man, aber dann müsste man die Hälfte aller japanischen PSP-Besitzer ignorieren, die seit fast zwei Jahren alleine oder im Quartett auf die Jagd nach Dinosauriern gehen, aus eigens gezogenen Kräutern Tränke brauen oder von echter Nahrung auf "Katzenfutter" umgestiegen sind. Wie will der Nachfolger in dieser (positiven) Hysterie noch einmal hohe Wellen schlagen?

Genau wie sein Vorgänger basiert Monster Hunter Freedom 2 (ab 5,99€ bei kaufen) auf einer von PS2 bekannten, allerdings nie außerhalb Japans veröffentlichten Blaupause und tut nur das Nötigste für den Sprung ins UMD-Format. Das Nötigste ist dabei die Möglichkeit, per WiFi mit drei Freunden auf Monsterjagd zu gehen. Es ist das Anpassen der Steuerung an einen fehlenden 

Augenscheinlichstes Merkmal des neuen Monster Hunter Freedom sind schneebedeckte Gipfel.
Analogstick sowie zwei nicht vorhandene Schultertasten. Und es ist die ohne Abstriche übernommene Kulisse, so dass ihr wie im ersten Teil in einer prachtvollen Fantasy-Landschaft unterwegs seid, wo sich biestige "Velociraptoren" neben Riesenechsen mit tropfenden Eckzähnen "Gute Nacht" wünschen. Dass die Monster keine echten Dinosaurier darstellen, ist Nebensache; die Fauna wirkt umwerfend lebendig, wenn sie am Wasser grast, in finsteren Höhlen ihre Brut bewacht oder durch neblige Sümpfe wütet. Erfahrene Jäger kennen ihre Welt schon aus dem Vorgänger, denn das neue Pokke-Dorf ist offenbar nur einen Katzensprung vom alten Kokoto entfernt. Es liegt allerdings höher als ihre letzte Heimat, so dass sie neben vielen bekannten Jagdgründen erst einmal die neue Gebirgswelt genießen. Sind sie dort unterwegs, müssen sie an warme Kleidung denken und sollten eins der Hausmittel einpacken, damit die Konstitution nicht unter der klirrenden Kälte leidet. Wie es sich für ein Add-On, Verzeihung: eine Fortsetzung gehört, spendiert Capcom nicht nur einige neue Schauplätze, sondern stockt vor allem die Anzahl an Gegenständen, Tränken und Waffen auf - einiges davon braucht ihr, damit in den Bergen weder Ausdauer noch Gesundheit leiden.

Durchgepaust

Anderes nutzt ihr, um eure Waffen zu stärken, denn wer nicht nur die vielen Materialen für einen zweiten Speer, Bogen oder Hammer sammeln will, kann seine Ausrüstung diesmal schrittweise verbessern. Wie?

Die Laufwege durch's Dorf hat Capcom verkürzt.
Indem er oder sie Upgrades in die dafür vorgesehenen Slots einbaut. Dafür müsst ihr nach wie vor den Waffenhändler besuchen. Beim Kaufmann für Lebensmittel erhaltet ihr hingegen Nahrung und Tränke, während ihr diese auch selbst herstellen könnt. Denn ihr bewirtschaftet erneut die örtliche Farm, wo ihr Erz abbaut, Fische angelt, Käfer fangt oder Saat anbaut. Inzwischen erhaltet ihr dort auch Honig und könnt eure Erzeugnisse direkt vor Ort verstauen. Ähnlich wenig hat sich in eurer Küche verändert, wo ihr die katzenähnlichen Felyne anheuert, damit sie euch mit nahrhaften Speisen versorgen. Nahrhaft deshalb, weil euch die richtigen Menüs für die Dauer des nächsten Auftrags mehr Ausdauer, Gesundheit oder Schlagkraft verleihen. Allerdings dürft ihr die drolligen Fellknäuel diesmal in ein Kostüm eurer Wahl stecken. Am Ausgang eurer Farm, eures Hauses und der Versammlungshalle könnt ihr übrigens wählen, wohin im Dorf ihr reisen wollt, was die Laufwege im Vergleich zum Vorgänger angenehm kurz hält.      

Stressige Freizeit

Aber so angenehm das Wirken in Pokke auch ist und so viele Möglichkeiten es euch bietet: Das wahre Leben eines Jägers findet in freier Wildbahn statt. Vielleicht besucht ihr deshalb zunächst den Ausbilder, der euch Schritt für Schritt und auf äußerst witzige Art und Weise die Grundlagen eines Monster Hunters näher bringt - für Frischlinge ist der neue Einstieg ein Segen! Zumal auch erfahrene Waidmänner davon profitieren, denn schon hier sammeln sie erste Pokke-Punkte. Die braucht ihr z.B., um eure Farm zu erweitern - mit Geld allein kommt ihr nicht weiter. Aber ihr seid nicht auf das Training angewiesen, sondern solltet auf euren Reisen so genannte Konto-Gegenstände auflesen. Das können einfache Kräuter oder der Nachwuchs (Eier) von Dinosauriern sein: Sammelt die Gegenstände im Basislager und die Jägergilde belohnt eure Mühe mit Pokke-Punkten. Das bringt Abwechslung in die Missionen, da ihr nicht länger nur das geforderte

Die Dinosaurier sehen nach wie vor beeindruckend aus - die beste Chance habt ihr im Quartett.
Monster erlegen oder die gewünschten Erze suchen müsst; stattdessen könnt ihr das gesamte Zeitlimit in der Wildnis sinnvoll nutzen.

Ihr bekommt die Pokken

Die Wildnis - das sind leider nicht nur die überwältigenden Breitbild-Polaroids, mit denen euch schon der Vorgänger zu verzaubern wusste. Zum einen sind sie trotz unterschiedlicher Witterungen und Ausflügen bei Nacht nicht schöner als vor einem Jahr, zum anderen läuft meine Abenteurerin immer noch durch tote Monster einfach hindurch und nicht zuletzt besteht die Umgebung auch diesmal aus kleinen, separaten Abschnitten anstatt eine zusammen hängende Welt zu zeigen. Das Schlimmste: Die Aussicht wird wie im ersten Teil von einer völlig undurchdachten Steuerung blockiert. Wollt ihr die Kamera drehen, müsst ihr vom Analogstick auf das Steuerkreuz umgreifen, den aktiven Gegenstand wechselt ihr durch gleichzeitiges Drücken von linker Schultertaste und Viereck oder Kreis und ihr "stolpert" im Kampf aus Versehen von einem Abschnitte in den nächsten, ohne dass euch die Dinosaurier folgen würden. Außerdem bewegt sich euer Jäger mit den meisten Waffen in etwa so behände wie ein Walross. Die Kämpfe sind dadurch zwar taktisch anspruchsvolle, allerdings erreichen das andere Spiele auch ohne "Ich schaue mal eben zu, wie diese Riesenechse meinen Helden überrollt, während er mit seinem Schwert in Ruhe den Boden pflügt." Selbst mir fällt auf Anhieb eine Lösung für die verkrampfte Steuerung ein, während sich die Entwickler in ihrem voran gegangenen Verkaufserfolg sonnen.

Offline-Polaroids

Ähnlich wenig Gedanken haben sie sich um die Mehrspieler-Jagd gemacht, denn auch wenn die Ausflüge zu viert nach wie vor zu den großen Stärken gehören: Sie finden auch in Monster Hunter Freedom 2 nur über WiFi statt. Capcom bietet zwar - zumindest in Japan - regelmäßig Aufträge zum Download an, schaut aber großzügig darüber hinweg, dass sich Multiplayer-Spieler längst auch online treffen dürfen. 

Ausblick

So schön Pokke samt Umgebung auch aussieht und so sinnvoll die (kleinen) Verbesserungen auch sind: Ich bin enttäuscht. Natürlich habe ich bei dem Ausflug in die Welt der Vorschau-Version längst nicht alle neuen Gegenstände entdeckt, kenne nicht sämtliche der neuen Gebiete wie meine Westentasche und bin kein Meister der drei neuen Waffen. Aber derartige Erweiterungen versprühen säuerlichen Add-On-Charme. Säuerlich jedenfalls dann, wenn eine "2" im Titel steht. Dass Capcom nicht einmal im Traum daran denkt, die umständliche Steuerung zu ändern, nehme ich den Entwicklern sogar übel. Und wer hat ihnen eigentlich verschwiegen, dass man im Internet mehr machen kann als Inhalte herunterzuladen? Auch die Fortsetzung macht mich wegen ihres einzigartigen Szenarios und der vielen Möglichkeiten neugierig auf das fertige Spiel. Es muss allerdings erst beweisen, dass es nicht "Monster Hunter Freedom: Jetzt schneit's" hätte heißen sollen.

 

Ersteindruck: befriedigend