Europa Universalis: Rome - Vorschau, Taktik & Strategie, PC

Europa Universalis: Rome
01.04.2008, Bodo Naser

Vorschau: Europa Universalis: Rome

Europa Universalis 3 ist für seine ernorme Spieltiefe bekannt. Jetzt wollen die Macher diese in Europa Universalis Rome auf die Antike übertragen, wo ihr nicht nur mit Rom ein Weltreich schmieden könnt. Einmal mehr zeigen sich die großen Möglichkeiten, die in Paradox' Spielkonzept stecken. Pyrrhus, Hannibal oder Pompeius Magnus - wen wollt ihr ab April spielen?

Pyrrhus war der Alptraum jedes römischen Militärs. Als der Verwandte von Alexander dem Großen 280 v.Chr. mit seiner Elitetruppe von 20.000 Fußkämpfern, 2.500 Schützen, 3.000 schweren Reitern und 20 Kriegselefanten in Italien landete,

Wo bleibt er denn? Pyrrhus, der eigentlich die Griechen Unteritaliens verteidigen sollte, verspätet sich im Spiel. Ihr könnt die Provinzen ungestraft einsacken.   
 meinten nicht wenige, dass nun Roms letztes Stündchen geschlagen hätte. Der epirische König hatte weitreichende Eroberungspläne, die nicht nur den Süden Italiens sondern auch Sizilien betrafen, da er sich als makedonischer Herrscher empfehlen wollte. Zunächst schlug er die Römer erwartungsgemäß, aber dann verlor er in der nächsten Schlacht so viele gute Männer, dass er Frieden schließen wollte. Das ist es, was wir bis heute "Pyrrhussieg" nennen: Ein Sieg, der so teuer erkauft ist, dass er eigentlich keiner mehr ist.

Pyrrhus kommt nicht

Klar, dass die erste Kampagne von Europa Universalis Rome (EU Rome) diesem so wichtigen Ereignis gewidmet sein wird, da die Stadt am Tiber in der Folge zur militärischen Großmacht wurde. Wer im Spiel die Römer nimmt, wird sich allerdings wundern, wie leicht die zwei griechischen Provinzen in Unteritalien zu besetzen sind. Zwei ordentliche Legionen von je 5.000 Mann unter richtiger Führung räumen schnell auf. Der Feldzug des Pyrrhus fällt hingegen aus, denn der Epirer bekommt nicht genug Soldaten zusammen. Wenn ihr zum Spaß mal Epirus nehmt, wird klar warum, denn der Landstrich hat ja nichts. Hier wäre es besser, der KI von Anfang an eine ordentliche Truppe an die Hand zu geben, mit denen sie Rom einheizen kann. Sonst geht der Schuss nach hinten los und Legionäre marschieren bald an der Küste von Epirus auf.

Die nächste Einzelspieler-Kampagne dürfte da schon viel fordernder sein, denn nun geht es gegen die mächtige phönizische Handelsstadt in Nordafrika. Der Erste Punische Krieg steht an, der von 264 bis 241 v.Chr. zwischen den zwei Erzrivalinnen, Rom und Karthago, tobte. So dreht sich der Wind, denn gegen Pyrrhus waren beide noch verbündet. Es ging um die Vormacht im westlichen Mittlermeer, um Märkte und um die Herrschaft über das fruchtbare Sizilien. Das verspricht raumübergreifende Operation in einem großen Gebiet, Kämpfe um Rohstoffquellen und riesige Seeschlachten. Ein Gag für Geschichtsfanatiker wird übrigens sein, dass das Datum im Spiel stets auf römische Zählweise angegeben wird also seit der Gründung Roms (AVC).

Krieg der Titanen

Ihr merkt gleich, dass die Karthager aus anderem Holz geschnitzt sind als Pyrrhus Zwergstaat, denn bei ihnen steckt Masse dahinter. Ihr Handelsimperium erstreckt sich auch im Spiel vom heutigen Libyen über Tunesien bis nach Marokko und Südspanien, die Armee der Karthager ist groß, ihr Staatschatz üppig und ihre Flotte riesig. Korsika im Handstreich zu nehmen, ist aus römischer Sicht sicher keine dumme Idee, auch andere schwach besetzte Inseln der Karthager könnten lohnende Ziele sein. Aber irgendwann kommt es zur Landschlacht entweder in Italien, auf Sizilien oder an der Küste Nordafrikas, die wie bei Europa Universalis 3 automatisch ablaufen wird. Vermutlich wird der Konflikt mit einem faulen Frieden enden, der Rom ein paar neue Provinzen sichert. Eines scheint sicher: Die Sache mit Karthago ist noch nicht ausgestanden!

Bislang ging es nur gegen kulturell hochstehende Griechen oder Karthager, aber was haben die Barbaren zu melden? Eine weitere Kampagne hat den Gallischen Krieg zum Thema, jenem Eroberungsfeldzug, den Caesar 58 v.Chr. vom Zaun brach.

Gallien ist noch zu haben. Dass es noch nicht rot ist, bedeutet dass es noch nicht zu Rom gehört. Ihr könnt Caesar schicken, um das zu ändern.
Alles begann mit den Helvetiern, die ins nicht besetzte Gallien umsiedeln wollten, weil sie von Germanen bedrängt wurden. Diesen geplanten Umzug nahm Caesar zum Anlass, einen Präventivschlag gegen aufmüpfige Kelten zu führen. Es blieb nicht dabei und ganz Gallien wurde unterjocht. Der eigentliche Widerstand begann aber erst Jahre später, als Vercingetorix einen Aufstand organisierte. Nach der Besetzung war den Galliern klar geworden, was es heißt, unter der Knute Roms zu leben. Keine freien Entscheidungen mehr und stattdessen astronomische Steuerzahlungen.

Caesar und die Gallier

Im Spiel wird sich zeigen, dass die winzigen gallischen Stämme der riesigen Militärmaschinerie Roms, die gleich mit mehreren Elitelegionen aufmarschiert, anfänglich wenig entgegenzusetzen haben. Was kann eine helvetische Miliz da ausrichten? Im Gewirr der keltischen Kleinstaaten gilt es auch mehr, den Überblick zu behalten, wer Freund und Feind ist, denn manch ein Stamm ist mit Rom verbündet. Auch kann mich sich als Römer leicht verzetteln. Hier wird es aufs diplomatische Geschick ankommen, denn ohne Kriegsgrund geht gar nichts. Schließlich bestimmt immer noch die Diplomatie, wann Krieg erklärt wird, auch wenn Caesar das nicht so eng sah. Außerdem sollte nicht anderswo ein Krieg ausbrechen, während man in Gallien beschäftigt ist. Aufstände oder Barbareneinfälle sind jederzeit möglich.

                         

EU Romes größte Stärke wird seine unheimliche Bandbreite sein, die ja auch schon bei Europa Universalis 3 aufblitzte. Es wird neun historische Kampagnen geben, die optisch weitgehend unverändert wichtige Wegpunkte Roms auf dem Weg zum

Das Spiel lehrt uns, dass Politik ein schmutziges Geschäft ist. Fast alles ist erlaubt, um voran zu kommen. Nicht nur in Rom sondern auch anderswo.  
 Imperium darstellen. Aber ihr könnt nicht nur die Römer nehmen: Vom germanischen Stamm der Sueben bis zum parthischen Weltreich werdet ihr alle Größen, Kulturen und Entwicklungsstufen von Völkern spielen können. Das eröffnet eine Vielzahl von Möglichkeiten, selbst Geschichte zu schreiben. Ihr wollt Caesar in die Schranken weisen, dann müsst ihr nur die Senatsfraktion um Pompeius Magnus nehmen und los geht's. Oder mit Hannibal doch Rom erobern? Das dürfte für Abwechslung sorgen.

Wen wollt ihr spielen?

In EU Rome wird auch deutlich, dass Rom im Laufe der Zeit immer mehr zum Spielball mächtiger Männer wurde. Wer ist der richtige Mann zur richtigen Zeit? Der Weg von der Senatsrepublik zum Kaiserreich wird auch im Spiel spürbar: Zunächst wechselt im Spiel noch jedes Jahr der Konsul, so dass eine Machtkonzentration unmöglich scheint. Eine Entwicklung, an deren Schluss schließlich eine Alleinherrschaft mit republikanischem Anstrich steht, die ihr in der letzten Kampagne des Octavianus (der spätere Augustus) nachspielen könnt. Oder ihr nehmt Marcus Antonius und heizt dem Caesar-Erben mächtig ein. Wer wird die Krone davontragen, die Caesar noch stets weise ablehnte?

Obwohl Rom in der Zeit, in der das Strategiespiel angesiegelt sein wird, formal eine Republik war, werdet ihr natürlich die Geschicke des Staates allein leiten können, als wärt ihr ein Diktator. Das hat den Vorteil, dass ihr bei der Verwaltung ohne Senat schalten und walten könnt, wie ihr wollt. Ihr werdet nicht nur Truppen ausheben und deren Anführer bestimmen, ihr werdet auch dafür sorgen, dass die Einnahmen stimmen. Zunächst sind da die Steuern, die als Haupteinnahmequelle dienen. Es gibt Statthalter, die ihre Provinz wie eine Zitrone auspressen, aber auch Unruhe in die Bevölkerung bringen. Ihr könnt korrupte Statthalter auch abberufen, um fähigere Männer einzusetzen. Ihr müsst auch den Handel ankurbeln, der sich in Innen- und Außenhandel trennt und euch wichtige Einnahmen bringt.

Alleinherrscher am Rechner

EU Rome läuft zwar in Echtzeit, durch den Einsatz der Pausentaste wirkt es aber rundenbasiert. Spielerisch wird es natürlich an Europa Universalis erinnern, auch wenn es einige Änderungen geben wird. Es kommt nun viel mehr auf die Anführer an, die spezielle Fähigkeiten haben. Jeder Politiker besitzt darüber hinaus Werte in Militär, Charisma und Geschick, die sein Können bestimmen. Der Bereich Religion wurde auch überarbeitet, da es eine Vielzahl von Glaubensrichtungen geben wird und ihr werdet Omen beschwören können. Geht das schief, habt ihr Nachteile. Die Kultur spielt eine Rolle, denn gerade zu den Galliern gibt es eine Schwelle. Wenn ihr barbarische Provinzen einrichtet, sind diese aufständischer. Mit Griechen verhandelt ihr aus Sicht Roms leichter, da sie kulturell auf derselben Stufe stehen.

Wie schon bei Europa Universalis 3 wird es möglich sein, bestimmte Staatsideen einzusetzen, die eurer ganzen Kultur Vorteile bringen. Das betrifft dieses Mal die Bereiche Staatswesen, Handel, Religion und Militär. Wenn ihr euch dabei für

Schlachten werden exakt wie bei Europa Universalis 3 automatisch ablaufen. Leider gibt es während des Gefechts für euch nichts zu tun, außer zuzuschauen.
disziplinierte Fußkämpfer entscheidet, wird das eurer Infanterie einen höheren Kampfwert in der Schlacht bringen. Ebenfalls lassen sich Fortschritte erforschen, wofür ihr eigens einen Forschungsleiter abstellen müsst, der auch dem Politikerpool stammt. So müssen Bauten wie Straßen erst erfunden werden, bevor ihr sie in jeder Provinz bauen könnt. Das entspricht sicher nicht der historischen Realität, da die Römer zu Spielbeginn längst Straßen, Foren und Tempel kannten.

Auf in die Schlacht

Einmal mehr werden die See- und Landschlachten automatisch ablaufen, was sicher ein Schwachpunkt der EU-Reihe ist, wenn man sie mit den Schlachten von Rome: Total War vergleicht. Ihr könnt Einheiten wie Legionäre, Bogenschützen oder Velites ausheben, die Ihr zu Armeen zusammenfasst. Immerhin haben die Römer zu Beginn kaum Reiterei und keine Elefanten, was wiederum historisch richtig ist. Es wird auch Söldner geben, die nicht vom Bevölkerungspool abgehen. Gerade Karthago sollte noch viel mehr Söldner ausheben können, da sein Heer mangels Volksmassen weitgehend aus käuflichen Kämpfern wie Numidiern bestand. Auch ist es bislang nicht möglich wie bei Total War fremde Söldner wie etwa germanische Reiter anzuwerben.

              

Ausblick

Wer Europa Universalis 3 mochte, der dürfte auch EU Rome gern spielen. Vorausgesetzt er steht auf Scipio, Caesar oder Augustus, die alle als große Anführer im Spiel vorkommen werden. In ihrer jeweiligen Epoche werden sie Rom zum Sieg verhelfen, indem sie das Reich beschützen, neue Kolonien errichten oder die Verwaltung reformieren, während ihr als Staatslenker die Fäden in den Händen haltet. Umgekehrt werdet ihr auch andere Völker wie Karthago, Germanen oder Ägypten spielen können, wenn ihr den Römern mal richtig eins auswischen wollt. Das durchdachte Spielprinzip wird glücklicherweise seine Vielseitigkeit behalten, die nunmehr auf die vorchristliche Welt übertragen wird. Aber Paradox hat es nicht einfach übergestülpt, sondern auf die römischen Verhältnisse angepasst, wie etwa antike Religion, Gebäude, Handel oder Kultur zeigen. Damit werdet ihr hier einen wesentlich größeren Fokus haben als bei Rome: Total War, wo ihr jedem Legionär ins Antlitz blicken konntet. Der militärische Teil kann da trotz bahnbrechender Erfindungen, historischen Taktiken und findigen Generälen leider nicht mithalten, weil es auf dem Mittelmeer und rings herum nicht viel zu befehlen gibt, da auf dem Schlachtfeld alles automatisch ablaufen wird. Einzig der Befehl zum verlustreichen Sturmangriff auf belagerte Städte bleibt euch. Aber das hat auch bei EU kaum gestört, da ihr sonst viel zu tun habt. Dafür dürft ihr euch auf eine umfassende strategische Simulation freuen, für die Hardcore-Strategen am besten schon mal unbezahlten Urlaub nehmen sollten.

Ersteindruck: sehr gut