Guitar Hero On Tour - Vorschau, Musik & Party, NDS

Guitar Hero On Tour
30.04.2008, Paul Kautz

Vorschau: Guitar Hero On Tour

Meine Liste der unwahrscheinlichsten Spiele aller Zeiten verzeichnet Zuwachs: Nach »Monkey Island 5«, »einer Tischtennis-Simulation von Rockstar Games«, »einer DS-Umsetzung von Little Big Adventure« sowie »Duke Nukem Forever« kommt mit der Ankündigung eines mobilen Guitar Hero ein Frischling hinzu. Wie soll das denn bitte funktionieren? Nach einer durchrockten Stunde lautet die Antwort: Erschreckend gut!

Guitar Hero bezieht den größten Teil seiner Faszination daraus, dass man eine richtige Klampfe in der Hand hält und mit dieser wie ein Rockstar rocken kann. Wie viel Spaß würde das Spiel wohl machen, wenn man es mit dem Pad spielen müsste? »A, A, B, B, AB, AB, AB, X, A, X, Y...« - uiiii, bloß nicht! Führt man diesen Gedankengang fort, dann kommt man unweigerlich zu dem Schluss, dass ein Guitar Hero ohne Gitarre kein

Der »Guitar Grip« ist eine Hardware-Erweiterung, die in den GBA-Schacht gesteckt wird - und die überhaupt erst ein einigermaßen brauchbares Gitarrengefühl ermöglicht. Zwar fehlt die lässige Haptik der Konsolen-Versionen, aber im Rahmen der DS-Möglichkeiten wird schon das Maximum rausgeholt.
Gewinner sein kann - ja, Jam Sessions, ich sehe in deine Richtung! Etwas Ähnliches dürfte auch Entwickler Vicarious Visions im Hinterkopf gehabt haben, als Guitar Hero: On Tour (GHOT) geplant wurde. Wie können wir aus dem Spiel ein echtes Guitar Hero machen, ohne dem Spieler eine Plastikukulele im DS-Look aufschwatzen zu müssen?

Gehirnjogging? Gehirnrocking!

Die Antwort nennt sich »Guitar Grip«: Das ist eine Art Gitarren-Handschuh, der in den GBA-Schacht des DS lite geklemmt wird und über einen mitgelieferten Adapter auch im alten DS funktioniert. Steckt ihr die Hand durch die verstellbare Schlaufe, haltet ihr den DS automatisch wie beim Gehirnjogging oder Hotel Dusk um 90 Grad gekippt wie ein offenes Buch. Am Kopfende des Guitar Grip befinden sich vier Tasten, mit denen ihr die Noten spielen könnt. Richtig gehört: Vier, nicht fünf, wie sonst üblich - welche Auswirkungen das hat, verraten wir euch gleich. Wichtiger ist erstmal, dass die Tasten gut erreichbar und daher sehr klein geraten sind, um den Guitar Grip nicht auf Frisbee-Größe anschwellen zu lassen. Das kann für Gitarrenfreunde mit großen Händen evtl. zum Problem werden. Das andere Dilemma nennt sich »Krampfgefahr«: Optimal halt- und spielbar ist GHOT nur in einer leicht verdrehten Handhaltung, die auf Dauer nicht sehr bequem ist. Während unserer Spielphase hat sich die Ablage auf dem Bauch oder einem angewinkelten Bein als ganz praktikabel erwiesen; spätestens zum Test unterziehen wir das Gerät und meine linke Hand einer ausführlicheren Belastungsprobe.

Sitzt und passt alles, wird es Zeit, das Spiel zu starten. Ihr habt alle Varianten der großen Versionen, zwei sind besonders wichtig: Karriere und Multiplayer. Erstere schleift euch durch fünf Abschnitte mit jeweils ebenso vielen Levels. Sechs Figuren stehen von Anfang an zur Wahl, neben bekannten Schreddern wie Axel Steel, Pandora oder Johnny Napalm auch zwei Neuzugängen namens Gunner Jaxon (ein Kurt Cobain-Verschnitt) und Memphis Rose, die dem Outfit nach bei den Dixie Chicks spielen könnte. Outfits und Gitarren sind freispielbar, außerdem könnt ihr noch einen Linkshändermodus aktivieren. Ist alles eingestellt, geht es endlich ins Spiel: Auf dem linken Bildschirm findet sich das vertraute GH-Bild: Noten in vier verschiedenen Farben fliegen euch entgegen, im Hintergrund rockt die 3D-Band erstaunlich gut animiert und mit netten Effekten verziert ordentlich ab.            

Der kleine Kurt

Neu ist der rechte Screen: Hier dominiert eine übergroße Gitarre, auf der ihr mit dem beiliegenden Stylus-Plektrum im Takt der Musik herumschrammelt - ihr könnt zwar auch den normalen Stylus benutzen, aber wie unrockig ist das denn bitte? Die Erkennung der Eingaben und die Umsetzung ins Spiel erfolgt präzise,

Gespielt wird wie bei den großen Helden: Links fliegen die Noten auf euch zu, rechts wird geschrammelt. Durch die beschränkung auf vier Tasten wird das Ganze allerdings einfacher.
ihr habt alle Möglichkeiten der großen Version: Es gibt Kombos (bis zu drei Noten gleichzeitig), lange Noten (den Whammy-Effekt erzeugt ihr, indem ihr mit dem Plektrum auf dem Touchscreen herumrubbelt) - und natürlich Star Power, die ausgelöst wird, indem ihr ins Mikro pustet, schreit oder rülpst. Das grundsätzliche Guitar Hero-Spielprinzip ist also unverändert, mit einer großen Ausnahme: Es ist leichter als vorher. Durch die Beschränkung auf vier Tasten, alles andere wäre auch Unsinn, ist den Kombo-Möglichkeiten einfach ein Riegel vorgeschoben, auch die Zahl der gleichzeitig spielbaren Noten ist durch das Touchpad limitiert. Lange Rede, kurzer Sinn: Der hiesige »Profi«-Schwierigkeitsgrad befindet sich bestenfalls auf dem »Hard«-Niveau der Konsolen-Spiele.

Der Multiplayermodus bietet euch zwei Varianten: kooperativ und gegeneinander. Letzterer orientiert sich am »Battle«-Modus von Guitar Hero 3. Hier wie da gibt es keine Star Power, stattdessen sammelt ihr mit gelungenen Kombos gemeine Items an, die ihr euren Kontrahenten entgegen werfen könnt, um seinen Spielfluss zu sabotieren. Da fängt plötzlich die Gitarre an, zu brennen pustet ordentlich ins Mikro, um das Feuer zu löschen!), da reißt die Saite oder da stürmen wilde Fans die Bühne und schreien nach einem Autogramm - ihr müsst schnell irgendwas auf ein eingeblendetes T-Shirt kritzeln, um sie loszuwerden. Sehr cool!

Die Verwendung des Guitar Grip hat neben der Bequemlichkeit noch einen weiteren nicht zu unterschätzenden Nachteil: Die Stabilität. Obwohl das Gerät fest im GBA-Schacht sitzt, kann es während des Kleinrockeralltags doch verrutschen. Und dann hängt sich das Spiel mit einer Fehlermeldung auf, woraufhin es neu gestartet werden muss - mitten in einer

Es brennt, es brennt, es brennt! Im Multiplayermodus dürfen sich zwei Spieler gemeingefährliche Items hin- und her schicken.
ungespeicherten Karrierepartie natürlich ärgerlich. Allzu sehr ausflippen sollte der DS-Gitarrenheld also besser nicht.

My DS is louder than Ten

Zur Songliste dürfen wir euch leider noch nichts Genaues sagen: Zwar kursiert seit einigen Tagen eine im Internet, die allerdings von Activision bislang nicht bestätigt wurde. So viel dürfen wir allerdings von uns geben: Insgesamt erwarten euch mehr als 20 Stücke aus der moderneren Gitarrenecke, mit insgesamt mehr als 100 Minuten gesampelter Musik - für DS-Verhältnisse eine gigantische Menge, die auch noch in erstaunlich guter Qualität erklingt! Und zwar idealerweise aus Kopfhörern, die DS-Lautsprecherchen sind für heiße Rockmucke etwas zu schwachbrüstig    

Ausblick

Vor kurzem habe ich mit meiner Frau noch gescherzt, dass ein Guitar Hero auf dem DS wohl unter die Kategorie »Blödsinn« fallen müsste. Keine zwei Tage später wurde Guitar Hero: On Tour angekündigt. Und ich war gleichermaßen verblüfft wie skeptisch. Nachdem ich das Teil jetzt selbst eine Weile in den Händen hielt und das Undenkbare tat, nämlich mit dem DS zu rocken, bin ich optimistisch - man kann tatsächlich im Miniformat rocken! Es funktioniert sogar verdammt gut: Die Steuerung ist einfach und präzise, die Soundqualität erstaunlich hoch, die wichtigsten Features der großen Versionen sind vorhanden - und selbst der Mehrspielermodus macht verdammt viel Spaß. Allerdings bereitet mir die »Guitar Grip«-Hardware noch Sorgen: Zum einen sind die Tasten wirklich sehr klein, zum anderen ist eine bequeme Haltung aufgrund der Lage des Zusatzes sehr schwierig. Außerdem saß die von uns ausprobierte Variante zwar fest im GBA-Schacht, aber nicht bombenfest - ein größerer Wackler und das Gerät rutscht raus! Beim S-Bahn-Rocken inklusive Kopfnicken kann das Spiel also schnell vorbei sein. Hoffen wir, dass der Sitz bis zur Veröffentlichung noch optimiert wird.