The Legend of Spyro: Dawn of the Dragon - Vorschau, Action-Adventure, 360, PlayStation3, PlayStation2, Wii, NDS
Dawn of the Dragon ist der abschließende Teil der »The Legend of Spyro«-Trilogie - ob die neuen Entwickler den angeknacksten Ruf des kleinen Drachen wiederherstellen können?Der arme Tropf musste in der Vergangenheit vieles mit sich anstellen lassen: Angefangen hat seine Karriere als liebenswertes Jump-n-Run, zuletzt endete sie als schlecht spielbares Hüpf-Flieg-Rollenspiel-Irgendwas, das auf Teufel komm raus erwachsener wirken musste - mit dem Ergebnis, dass sowohl A New Beginning als auch The Eternal Night von Presse und Spielern in der Luft zerrissen wurden. Bei uns kassierten die spaßbefreiten Machwerke 55 bzw. 47 Prozentpunkte. Das sind nicht die besten Voraussetzungen für Dawn of the Dragon (nachfolgend »Dawn« abgekürzt), den letzten Teil der »The Legend of Spyro«-Trilogie. Immerhin hat der neue Entwickler Etranges Libellules die große Heckenschere angesetzt und das Spieldesign von Grund auf generalüberholt.
Spyro & Cynder XXL
Das offensichtliche Ergebnis dieser Bemühungen ist angesichts des Entwicklers auch das überraschende: Die Franzosen waren in der Vergangenheit hauptsächlich für ihre spaßigen Asterix & Obelix XXL-Spiele berühmt und für die Abwesenheit eines Koop-Modus' berüchtigt. Der ist jetzt enthalten und zwar mit allen Komfortfunktionen: Ein zweiter Spieler kann jederzeit ein- und aussteigen, der Schwierigkeitsgrad passt sich automatisch den neuen Verhältnissen an. Genau genommen könnt ihr das Spiel komplett allein oder zu zweit durchzocken, allerdings ist noch nicht bekannt, ob das Auswirkungen auf das Ende haben wird. Sehr bekannt hingegen
ist, dass ihr nur lokal drauflosschwirren dürft - online Feuerspucken ist leider nicht drin.Der angesprochene zweite Drache sollte alten Spyro-Spielern bekannt vorkommen: Cynder war Spyros Erzfeindin in »A New Beginning«, hat aber am Ende von »The Eternal Night« die Seiten gewechselt und arbeitet jetzt Klaue in Klaue mit Spyro zusammen. Im Großen und Ganzen spielen sich die beiden ähnlich; Cynder ist etwas schneller unterwegs als ihr Kumpel, dafür aber auch etwas schwächer im Kampf. Allerdings unterscheiden sich die Spezialkräfte der beiden erheblich: Während Spyro auf die klassischen Drachen-Tugenden »Feuer«, »Eis«, »Erde« und »Elektrizität« setzt, sorgt Cynder mit »Gift«, »Angst«, »Schatten« und »Wind« für Schrecken unter den Feinden.
Mein Freund, der Feind
Apropos fliegen: Das können Spyro und Cynder mittlerweile jederzeit und beliebig lang - laut den Entwicklern wirkte es einfach merkwürdig, wenn ein Drache, per Definition jederzeit flugfähig, in einen Graben fallen und draufgehen konnte. Also könnt ihr die breiten Schwingen jederzeit auspacken und die Levels aus der Drachenperspektive erkunden, was nicht nur dem Verkürzen der Laufwege dienen soll - manche Bosskämpfe sind z.B. nur fliegend zu gewinnen.
Möge der Drache mit dir sein
Wie schon die ersten beiden Teil der Trilogie ist auch Dawn düsterer, ernster und erwachsener aufgezogen als die früheren Spiele: Spyro ist nicht nur um drei Jahre gealtert, sondern auch körperlich gereift. Nichtsdestotrotz soll der Witz früherer Games ins HD-Zeitalter gerettet werden, u.a. in Form von Laber-Libelle Sparx.
Diesen goldigen Freund soll man in den vielen Echtzeit-Zwischensequenzen oft zu sehen und zu hören bekommen. Wie schon in den vorherigen Teilen hat Vivendi bei den Sprechern der englischen Version tief ins Prominenten-Säckel gegriffen: Spyro wird von von Chef-Hobbit Elijah Wood vertont, Cynder von Cristina Ricci, Spyros Mentor Ignitus hat die Stimme von Gary Oldman und der »Dark Master« Melafor verkündet Unheil mit dem rauchigen Organ von Mark Hamill. Ob und wie viel von dieser Starbesetzung in hiesigen Breitengraden zu hören sein wird, steht noch nicht fest - die deutsche Version soll aber in jedem Fall von den entsprechenden Synchronsprechern besetzt werden.Technisch dürfte der neue Spyro den Flug ins HD-Zeitalter bravourös meistern: Die weitläufigen Levels sind teilweise wunderschön und beeindruckend designt - eine prachtvolle Wiese mit im Wind wiegenden Bäumen und Gräsern, schwirrenden Käfern und Blättern, einem sanft kräuselnden Bach und lebensbejahend blauem Himmel samt fröhlicher Sonne lud zum Verweilen und Picknicken ein. Okay, dieser Gedanke verflüchtigte sich in einer vor Feuer und Geröll nur so strotzenden Lavahöhle ganz schnell, aber auch die zeigte deutlich, dass Etranges Libelulles ihr grafisches Handwerk deutlich besser verstehen als die Krome Studios vor ihnen.
Ausblick
Okay, die Orientierung an spielerischen Hochgenüssen wie God of War oder Devil May Cry mag für Spyro ungewöhnlich sein. Das kann aber angesichts der beiden Katastrophen, die zuletzt das Antlitz des violetten Drachen trugen, nur eine gute Entscheidung sein. Trotzdem weint mein Herz ein wenig, wenn ich den kleinen Feuerspucker, mit dem ich früher zum Spaß auf saftig grünen Wiesen blökende Schafe angekokelt habe, in schwerer Rüstung und in düsteren Höhlen Kombos gegen Steinriesen ausführen lasse. Irgendwie fühlt sich das nicht sehr nach Spyro an. Aber man muss auch mal loslassen können, und unter dieser Prämisse ist der neue Drache konsequenterweise weniger Fortsetzung als Wiedergeburt der Serie. Und allein optisch ist dieser Schritt auf jeden Fall gelungen, und auch der brandneue Koop-Modus ist eine sehr willkommene Ergänzung. Die Levels, die wir spielen konnten, waren launig designt, boten mehr als genug Platz zum Austoben und Erforschen der neuen Fähigkeiten sowie reichlich Gegner. Wenn die Entwickler dieses unterhaltsame Spielprinzip bis zum Ende durchziehen, findet Spyro endlich wieder zu alter Form und Würde zurück - hoffentlich verlieren sie sich nicht in überambitionierten Rollenspiel-Jump-n-Run-Schleichelemente-Kombo-Rundentaktik-Spaceshooter-Plänen, die schlussendlich keiner spielen will.
Ersteindruck: gut