Little King's Story - Vorschau, Taktik & Strategie, Wii, PC

Little King's Story
06.04.2009, Benjamin Schmädig

Vorschau: Little King's Story

Dabei hatten wir die Weltherrschaft doch schon in der Tasche! Aber gerade in dem Augenblick, als wir unseren Triumph auskosten wollten, fällt meinem königlichen Berater plötzlich ein, dass die Welt doch größer ist als unser kleines Wäldchen. Na, prima! Ich schnappe mir also eine Hand voll Jäger, genau so viele Soldaten und zwei Schatzsucher, um mein Volk im Pikmin-Stil gegen die Teufel zu führen...

Schließlich war es der Anführer der Teufel selbst, der uns mit einem besonders perfiden Schreiben den Krieg erklärt hatte: "ich has alle euch gans argg! Blötmann! Ich bin der beste, dein Teuffelskönik". Genau so stand es in dem Schreiben. Nicht nur, dass uns also die "Undinger" (Fliegenpilze, Riesenkröten, tote Kühe) zu schaffen machen. Jetzt auch noch das! Doch die Untertanen meines titelgebenden Königs sind ein wehrhaftes Völkchen. Und sie sind gute Schatzsucher. Und Häuslebauer. Und Bogenschützen und noch viel mehr. Denn die Diener des Kleinen Königs sind vor allem eines: Figuren auf einem Spielbrett der Echtzeitstrategie.

Perfiter Blötmann!

Der ungewöhnlichen Echtzeitstrategie, wohl gemerkt, denn hier werden keine Armeen gelenkt, versorgt oder ausgerüstet. Hier bewege ich lediglich den von Pikmin inspirierten König durch ein Reich aus Wiesen, Wäldern, Friedhöfen und Blumenbeeten - immer mit einer Schar Gefolgsleute im 

Die Teufel greifen an! Das ist aber freilich nichts, mit dem wir nicht fertig werden.
Schlepptau. Die Anzahl der Anhänger nimmt dabei im Verlauf des Abenteuers zu: Wo mich anfangs gerade mal fünf Steuerzahler unterstützen, sind es bald ein Dutzend. Noch bälder werden es sicherlich weitaus mehr sein. Jeder Untertan gehört dabei der Berufsgruppe an, der ich ihn zugeteilt habe, und mit jedem Druck auf die A-Taste "schieße" ich den jeweils vordersten Anhänger auf eine vor mir liegende Arbeitsstelle. Solche Arbeitsstellen können z.B. Undinger oder Teufel sein, auf die sich meine Soldaten und Jäger stürzen. Was übrigens furchtbar putzig aussieht: Meine kleinen "Helden" werfen sich nämlich meist todesverachtend auf den Feind und hängen buchstäblich so lange an ihm, bis der sich mit einem Schütteln wieder befreit. Arbeitsstellen können aber auch Löcher sein, in denen Schatzsucher nach Gold graben. Bauarbeiter errichten hingegen an gekennzeichneten Stellen Brücken oder Treppen und erweitern auf diese Art die Grenzen unseres Reiches.

Unerschrockene Helden

Ausgefeiltes taktisches Kalkül benötigt der Königsknirps dabei nicht. Immerhin kommt es selbst im Geplänkel mit Riesenkröten, Riesenteufeln und (großartig!) einer untoten Riesenkuh hauptsächlich auf das Ausweichen von Geschossen und das richtige Timing beim "Abwerfen" der Soldaten an. Letzteres kann allerdings knifflig sein. So gut die Auflistung aller Mitstreiter am unteren Bildrand nämlich gedacht ist: Die Übersicht zeigt nur die Reihenfolge der fünf ersten Untertanten an - was die schnelle Umsortierung der Berufsgruppen in der Hitze des Gefechts zu unübersichtlich macht. Ich will ja nicht aus Versehen einen Gärtner in den Kampf schicken...     

Viel wichtiger als die Taktik ist also die richtige Einteilung der Arbeitskräfte. So graben zahlreiche Schatzsucher z.B. deutlich schneller als nur einer oder zwei, nehmen aber Plätze weg, die ich vielleicht besser mit Soldaten besetzt hätte. Immerhin verstecken sich die Teufel besonders gerne in den mit Schätzen gefüllten Erdlöchern... Ich kann die Berufsgruppen zwar wechseln, doch das kostet je nach Tätigkeit ordentlich Zaster. Außerdem kann der Weg zu den Ausbildungsstätten sehr lang werden - häufiges Vor- und Zurücklaufen frisst in Little Kings Story manchmal richtig viel Zeit.

Romantische Idylle

Es ist zwar unheimlich erfrischend, an schunkelnden Baumwipfeln vorbei zu marschieren, über im Wind wiegende Grashalme zu stapfen, der belebenden klassischen Musik zu lauschen und zwischen den schiefen Steinwänden meiner Häuser entlang zu schlurfen, während sich ein

Die Pikmins, Verzeihung... die Menschen und die tote Kuh.
sonniger Tag zwischen den langen Schatten des Abendrots schlafen legt, bevor er in der tiefblauen Nacht seine Ruhe findet. Vor allem ist es aber unglaublich motivierend, neue Gebäude, Farmen oder Ausbildungsstätten zu bestaunen. Denn nicht nur die Grenzen meiner Ländereien wachsen stetig - ich ordere auch den Bau neuer Einrichtungen, um die Einwohnerzahl zu erhöhen oder neue Berufe zu ermöglichen. Meine gestalterischen Möglichkeiten sind allerdings begrenzt: Zum einen arbeite ich nämlich nur den Bauplan meines königlichen Beraters (derselbe, der sich schon bei der Sache mit der Weltherrschaft knapp verschätzt hatte) ab und zum anderen werden sämtliche Gebäude automatisch platziert. Hier bleiben für echte Königskinder vielleicht Wünsche offen.

So traumhaft es also ist, durch mein schönes Reich zu spazieren, so mühsam werden die Hin- und Rückwege irgendwann. Denn brauchen zwei, drei Untertanen eine Weiterbildung, weil mich mehr Gegenwehr erwartet als gedacht, steht uns ein langer Weg bevor. Nicht zuletzt will ich im heimatlichen Schloss auch mal meine Schätze in bare Münze umtauschen, was einen noch längeren Rückmarsch bedeutet. Zuhause kann ich mich schließlich auch zur Ruhe legen, um verlorene Kraft zurückgewinnen, und irgendwie werden gestorbene Einwohner des Nachts auch wieder mopsfidel an den Strand gespült. Da spazieren Regina und Rudolf am nächsten Tag dann fröhlich plaudernd durch unsere Straßen - gerade so, als wäre nichts passiert. Jetzt muss ich sie zwar neu ausbilden und mir ihre Loyalität neu verdienen - ich muss allerdings gestehen, dass ich die Auswirkungen solcher Staatstreue beim Studium der Vorschau-Version noch nicht beobachten konnte.

Der Funken der Liebe

Viel wichtiger ist aber: Hoffentlich funkt es zwischen den beiden bald mal! Ich warte nämlich nur darauf, dass zwei Bewohner ein Herz mit sich herumtragen. Dann bräuchte ich sie nur noch packen und vor den Altar schnipsen - zack, schon wären sie verheiratet und könnten für Nachwuchs sorgen. Immerhin sind Kids die einzigen Untertanen, die auf Bäume klettern, um mir versteckte Schätze zu suchen...    

Ausblick

Hätte mir jemand unvorbereitet das niedliche Little King’s Story in die Hand gedrückt - ich hätte es wahrscheinlich mit einem total coolen, total erwachsenen Spruch lässig in irgendeine Ecke gefeuert. Denn die zwei Kopf großen Soldaten scheinen sich ebenso an sehr junge Spieler zu richten wie die im Wind schunkelnden Baumwipfel. Aber meine ersten Stunden als Mini-Monarch waren nicht nur spielerisch motivierend, sondern auch wahnsinnig liebevoll gemacht. Die Geschichte des Kleinen Königs ist nämlich nicht einfach nur albern, sondern vor allem richtig witzig. Schon jetzt ein Lob an die deutschen Übersetzer! Pikmin-Liebhaber werden sich hingegen schnell zuhause fühlen, weil sie die actionreichen Kämpfe mit wenigen Tasten im Handumdrehen für sich entscheiden - eine clevere Arbeitsteilung vorausgesetzt! Hier und da ist die Handhabe zwar zu verzwickt, die Laufwege zu lang und die gestalterischen Möglichkeiten beim Ausbau des Königreichs zu eingeschränkt. Aber spätestens als meine Einwohner nach unserem Sieg über die untote Kuh mit riesengroßen Kuh-Masken auf dem Jahrmarkt im Konfettiregen tanzten, war ich schon wieder milde gestimmt. Milde genug, dass ich inzwischen Feuer und Flamme dafür bin, endlich die Weltherrschaft an mich zu reißen!

Ersteindruck: gut