Virtua Tennis 2009 - Vorschau, Sport, 360, PC, Wii, PlayStation3
Alte und neue Stars
Auf den ersten Blick hat sich auf Xbox 360 und PS3 nicht viel getan: Wie im Vorgänger zeichnet sich jeder Spieler durch ein Attribut wie "Starke Vorhand", "Allrounder" oder "Großer Aufschlag" aus. Wie im Vorgänger schlägt man entweder Topspin, Slice, Stopp oder Lob und kann ohne viel Training sehr schnell sehr spannende Matches mit bis zu vier Freunden lokal per Splitscreen oder online austragen. Und wie im Vorgänger kann man als Solist eine Karriere starten, die einen an 40 Schauplätze über den kompletten und deutlich verschönerten Erdball führt, um zahlreiche Trainings, Minispiele sowie Turniere zu absolvieren.
Dabei verbessert man nach jeder Herausforderung nicht nur die drei Bereiche Grundschläge, Laufarbeit & Technik sowie Serve & Volley, sondern kann auch sein Konto mit Dollars auffüllen, um in Shops neue Outfits und Schläger zu kaufen - satte 800 Gegenstände soll es geben. Nur so kann man die Karriereleiter vom unbekannten Amateur zum Weltstar aufsteigen. In diesem Modus freut man sich dann über die nah am Spieler postierte Schulterkamera, die sofort für ein Mittendringefühl sorgt. Ob die KI der Gegner mehr als ein müdes Gähnen entlockt, werden wir im Test klären; bisher konnte man sie mit etwas Erfahrung locker besiegen.
Die Tennis-Karrierleiter
Neu ist, dass man den eigenen Charakter dank eines erweiterten Editors wesentlich individueller hinsichtlich Gesicht, Haar, Statur & Co gestalten kann. Außerdem hat Sega sechs neue Minispiele in petto, so dass man jetzt auf ein Dutzend kommt: Im "Piratenkrieg" weicht man z.B. Kanonenkugeln aus und muss die Tennisbälle auf die Schiffe schlagen, damit sie sinken - die eigene Highscore kann man übrigens in Online-Ranglisten laden, was diese kleine Nebenbeschäftigung natürlich etwas interessanter macht.
Das neue Wii-Gefühl?
Wieso, weshalb, warum? Mit dem Analogstick des Nunchuk läuft man, was gut funktioniert. Mit der Remote, die man wie den Griff eines Tennis-Schlägers hält, kann man den Aufschlag ähnlich wie in Wii Sports ausführen sowie Vor- und Rückhand nachahmen, was - bis auf den Aufschlag - bisher schlecht funktioniert. Man kann frei oder mit einer Grafikhilfe spielen, die einen Balken samt Mittelpunkt anzeigt, auf dem sich ein Strich von links nach rechts bewegt: Fuchtelt man mit der Remote früh, schlägt man nach links, fuchtelt man genau zentral, schlägt man mittig, fuchtelt man spät, schlägt man nach rechts, fuchtelt man zu spät, trifft man gar nichts.
Ich sage bewusst fuchteln, denn die Remote-Haltung ist nur bedingt relevant: Mal schlägt man eine Vorhand, obwohl man klar die Rückhand nachahmt, mal kommt der Ball kräftig, obwohl man nur leicht schlägt, mal gibt es Slice, mal Topspin, mal Stopp - obwohl man etwas ganz anderes vorhatte. Und auch das Balkensystem ist nur in der Theorie sowie auf der Grundlinie tauglich, denn spätestens beim Serve & Volley kann man es vergessen, da man am Netz nur noch wild um sich schlägt und keine Zeit für Richtung oder Schlagart hat.
Man kann auf Wii ohnehin nur einen Schlag auf Knopfdruck erzwingen: den Lob. Warum kann man nicht auch Topspin und Slice erzwingen, obwohl doch genau diese Wahl ganz entscheidend für die Taktik ist? Oder haben wir den bzw. die Buttons nicht gefunden? Kann man dieses Spiel mit WiiMotion Plus vielleicht noch retten oder gar präziser gestalten? Wer weiß, ob das Training innerhalb der Wii-Fassung da noch wichtige Fragen beantwortet, aber das war in der Vorschaufassung leider nicht zugänglich - was natürlich denkbar unglücklich ist, wenn man sich einen ersten Eindruck verschaffen soll. Unterm Strich hinterlässt der Filzball auf dem Nintendo-Centrecourt jedenfalls eine überaus wankelmütige Flugkurve. Direkter, präziser und unterhaltsamer wird es nebenan bei Sony und Microsoft.
Weniger spektakulär, etwas realistischer
Außerdem hat man den Lob deutlich effizienter gemacht: Konnte man im Vorgänger noch fast jeden hohen Ball kräftig zurück schmettern, wird man jetzt viel öfter überrumpelt, wenn man einfach ans Netz stürmt - das bereichert das Spielgefühl um einen Überraschungsmoment. Schließlich ist auch die eigene Position beim Schlag wichtiger: Kam es im Vorgänger noch zu einigen automatischen Anpassungen, wirkt sich jetzt viel markanter aus, wo man vor dem Schlag steht.
Unterm Strich fühlt sich dieses Tennis aufgrund dieser Änderungen zwar etwas weniger spektakulär, etwas weniger arcadig, aber dafür auch realistischer an - und das ist gut so, denn die Ballwechsel gewinnen an taktischer Tiefe. Trotzdem bleibt eher ein Add-On-Geschmack zurück, denn Sega war hinsichtlich der Spielmechanik nicht so konsequent, dass man wirklich von einem neuen Erlebnis sprechen könnte: Dafür hätte man auch die Aufschläge und die Stopps spürbarer verbessern bzw. leicht verändern müssen. Es bleibt dabei, dass Erstere nicht effizient genug und Asse damit quasi Fehlanzeige sind, wenn der Retournierer nicht selbst einen Fehler macht. Außerdem bleibt es dabei, dass Letztere nur über das gerade Zurückziehen des Analogsticks bei einem Slice eingeleitet werden können - das hätte man intuitiver gestalten können.
Kulisse & Publikum
Unterm Strich ist die Kulisse dennoch ansehnlich - vor allem auf Wii wurden wir überrascht, denn dort werden die technischen Möglichkeiten der Plattform sehr gut ausgenutzt. Bis auf die weniger detaillierten Gesichter erreicht man fast das Niveau der großen Konsolen. Die Geräuschkulisse ist allerdings noch die größte Baustelle auf allen Systemen, denn sowohl Spieler als auch Publikum reagieren noch nicht authentisch genug auf das, was um sie herum geschieht - hoffentlich kommt da noch eine bessere akustische Dynamik auf, die wirklich auf das reagiert, was auf dem Centrecourt passiert. Auch so manches unfreiwillig komische Vokalstöhnen der Marke "Aah", "Ooh" und "Uhh" wird sicher noch genau so für die finale Version überarbeitet wie die viel zu langen Ladezeiten in der Karriere oder sporadische Ruckler im Offline-Tennis.
Ausblick
Sega wird als erster Dritthersteller WiiMotion Plus unterstützen. Und dieses Tennis wird auf Wii komplett online spielbar sein. Und der Sport sieht auf Nintendos Konsole zudem unheimlich gut aus. Hört sich alles gut an? Ja. Ist es aber nicht. Denn Virtua Tennis fühlt sich mit Remote und Nunchuk auch unheimlich chaotisch an - es will einfach kein intuitiver Spielfluss mit packenden Ballwechseln aufkommen, stattdessen regieren Glück und Gefuchtel. Das ist unheimlich schade, denn das Drumherum stimmt ja. Ob WiiMotion Plus das noch retten kann? Abwarten und Daumen drücken, aber bisher konnten wir das nicht ausprobieren. Wichtig ist: Virtua Tennis 2009 fühlt sich auf PS3 und Xbox 360 deutlich besser an als der Vorgänger. Es macht sofort Spaß, denn es zeigt sich taktischer und authentischer, da man die Hechtsprünge entfernt und den Lob aufgewertet hat. Zwar geistert auch ganz schnell das Add-On-Gespenst über dem Centrecourt, weil Änderungen beim Aufschlag oder dem Stopp in der Spielmechanik fehlen, aber in der Redaktion folgte schnell ein heiß umkämpftes Match dem anderen - das macht einfach Laune! Wir sind gespannt, ob die Karriere langfristig unterhalten kann und was man sich für Online-Profis ausgedacht hat. Und natürlich hoffen wir, dass WiiMotion Plus den Steuerungs-Matchball gegen Nintendo noch abwehrt.
Ersteindruck PS3/Xbox 360: gut
Ersteindruck Wii: ausreichend