Rabbids Go Home - Vorschau, Action-Adventure, PC, Wii, NDS

Rabbids Go Home
28.05.2009, Jan Wöbbeking

Vorschau: Rabbids Go Home

Ich habe es schon immer gewusst: Ubisofts schneeweiße Hasen-Mutanten sind zu schade dafür, nur in Minispielen verheizt zu werden. Ihr penetranter Kampfschrei eignet sich z.B. prima dazu, Büro-Nachbarn zur Weißglut zu treiben. Auch der französische Hersteller selbst hat das Potential der kleinen Maskottchen erkannt und schickt sie gegen Ende dieses Jahres in ein eigenes Action-Adventure. Ihre Mission: Terrorisiert die Menschen mit einem Einkaufswagen, klaubt allen Krempel auf, den ihr in die Pfoten bekommt, pumpt ihn durch die Kanalisation und baut damit einen Berg bis zum Mond! Vorhang auf für einen gnadenlos albernen Mix aus Action und Rennspiel!

 Warum die Rabbids zum Mond wollen? Ganz einfach: Er leuchtet doch so romatisch! Als sie des Nächtens den silber glänzenden Himmelskörper in all seiner Pracht erblicken, können sie nicht anders. Statt sich mit der Theorie aufzuhalten und dem Erdtrabanten poetische Ergüsse zu widmen,

 

Ein Berg aus Zeug

Video: Rinderwahnsinn in Bewegung! In unserem Video bekommt ihr einen Einblick in das Rennen gegen die Kuh und andere abstruse Levels.gehen sie lieber gleich auf's Ganze: Sie müssen einen gigantischen Berg bauen, der bis zum Erdtrabanten reicht - koste es, was es wolle!

Über den riesigen Haufen wird sich der Mond bequem zu Fuß erreichen lassen - zumindest in der Vorstellung der Rabbids. Zwei Exemplare der hyperaktiven Quälgeister greifen sich also das nächstbeste Vehikel, welches sich sowohl zum Sammeln von Gegenständen, als auch zum Attackieren ahnungsloser Passanten eignet: Einen Einkaufswagen. Ein Rabbid schiebt, der zweite steht dämlich grinsend im Gitterkorb und erschreckt Passanten.

Als Spieler werde ich zum Komplizen und steuere das durchgeknallte Duo. Der Einkaufswagen erweist sich als erstaunlich wendig: In scharfen Kurven werden die beiden Langohren zwar ordentlich durchgerüttelt, doch für mich als "Steuermann" kommt ein ähnliches Fahrgefühl auf wie in guten alten Amiga-Rennspielen aus der Draufsicht-Perspektive à la Supercars 2 und Roadkill. Damals konnte man unliebsame Konkurrenten mit MGs und Raketen ärgern - die Häschen greifen allerdings auf eine eigenwilligere Feindbekämpfung zurück: Auf Knopfdruck lässt das im Korb lauernde Exemplar seinen berühmten Kampfschrei ab - Bwaaaaaaaaahhhhh! Steht man nah genug an einem der ahnungslosen Comic-Menschen, lässt er vor Schreck seine Klamotten fallen und läuft verstört in Unterwäsche durch den Level.

Bwaaaaaaaaaaaaaaaaahh!!

Meine Schützlinge haben es nicht nur auf Kleidungsstücke abgesehen. Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, wird gnadenlos in den mit erstaunlichem Fassungsvermögen gesegneten Einkaufswagen gestopft. Dazu gehören auch diverse Einrichtungsgegenstände, welche sich mit einer gepflegten Ramm-Attacke 

Alle Wege führen durch's WC: Eingesammelte Gegenstände werden durch die Kanalisation zum Berg befördert.von der Umgebung ablösen lassen. Ich muss lediglich unbeschadet durch die aufgebrachte Meute agressiv kleffender Hunde und panischer Pasanten sliden und schon lädt sich die Energie für den durchschlagenden Angriff auf.

Hat man genügend Krempel im Wagen zusammengerafft, wird alles mit Gewalt in eine Toilette geschüttet und mit Hochdruck durch die Kanalisation zum großen Berg gepumpt. Das unterirdische Rohrsystem dient außerdem als Fortbewegungsmittel zwischen den einzelnen Orten in der Oberwelt. Zur Not lässt sich die Ladung übrigens auch bei in den Levels herumstehenden Tuba-Häschen abladen. Einfach hinein mit dem Plunder in das Blasinstrument und schon wird alles mit wilden Freejazz-Getröte ans Ziel teleportiert.

Mit Hochdruck durch die Kanalisation

Der Soundtrack wird von Yoan Fanise zusammengestellt, der auch bei Beyond Good & Evil an der Vertonung mitarbeitete. Der krasse Kontrast zwischen relaxter Fahrstuhlmusik und schnellem Getröte ist das ideale Sinnbild für die introvertierten, schreckhaften Menschen und den aufgekratzten Anarcho-Hasen. In einem Moment wartet man noch bei seichtem 80er-Pop im Fahrstuhl, doch sobald die Tür aufgeht, bricht die Tuba-Hölle los. Die sporadisch eingestreuten Durchsagen und Werbe-Parodien sorgen ebenfalls für eine angenehm alberne Grundstimmung. Auch andere Mitglieder aus den Teams von Beyond & Evil und von Rayman 2 arbeiten in dem 90 Mann starken Team bei Ubisoft Montpellier an Rabbids Go Home (ab 37,53€ bei kaufen).

         

Trotz ihrer Schüchternheit geben sich die Einwohner nicht kampflos geschlagen. Im Laufe des Spiels trifft man auf immer hartnäckigere Widersacher. Dazu gehören Menschen, die dank ihres "Anti-Bwaaahh-Helms" immun gegen das Geplärre der Hasen sind. Das Spiel richtet sich nicht nur an Gelegenheitszocker und soll daher einen gesunden Anstieg des Schwierigkeitsgrades bieten.

Im Terminal darf beinah alles und jeder mit der Turbine in verkohlte Klumpen verwandelt werden.
In den von mir angezockten Levels aus der Spielmitte musste ich mich schon ordentlich anstrengen, um alle Gegner zu überlisten. Dazu gehören neben allerlei kläffendem Getier mit grünen Schutzanzügen durch die Gänge schleichende "Verminators", welche mit Bomben und Jump'n'Run-Hindernissen um sich schmeißen.

Wachsender Widerstand

Am besten lassen sie sich in einem Level bekämpfen, in dem die beiden Häschen vom Einkaufswagen auf eine Flugzeugturbine umsteigen. Das rauschende Triebwerk lässt sich zwar nicht so einfach navigieren wie das Gittergefährt, andererseits darf man damit auf dem Flughafen beinah alles und jeden einsaugen und als verkohltes und verdutzt dreinschauendes Etwas wieder ausspucken.

Der Ausflug auf der Turbine ist nur eines der Extra-Sequenzen. Ab und zu darf der Spieler sich auch an einem Rennen versuchen. In meinem Probespiel bin ich gegen eine verwirrt schreiende Kuh auf einem LKW angetreten. Klingt einfach, ist es aber nicht: Der LKW darf nämlich auf der Straße fahren,

Waverace à la Rabbids.
während meine armen Rabbids sich durch Cafés und Tümpel voller Sprungpassagen und bissiger Hunde kämpfen müssen. Die Kulissen werden von der gleichen Engine berechnet, welche auch in Red Steel 2 benutzt wird. Trotzdem wirken einige Hintergründe mit ihren kahlen Oberflächen alles andere als ein technisches Highlight und sind kein Vergleich zu den hübschen Kulissen in Super Mario Galaxy. Doch dank des gelungenen Comic-Stils, den lustigen Animationen, dem hektischen Soundteppich und all den bekloppten Ideen fällt das während der Action kaum auf.

Ritt auf der Turbine

Verantwortlich für all die ungwöhnlichen Aufgaben waren ausgiebige Brainstorming-Sessions beim Entwickler. "Es sind in den letzten Jahren entschieden zu wenig lustige Action-Adventures auf dem Markt gekommen, deshalb wollten wir etwas in diesem Genre auf die Beine stellen. In den ersten neun Monaten haben wir zunächst einmal alle möglichen Ideen gesammelt", berichtet Game Manager Loïc Gounon. "Zuerst haben wir noch ohne den Einkaufswagen herumexperimentiert und die Rabbids stattdessen allen gesammelten Krempel in eine Unterhose stopfen lassen. Die Kugel aus Hase und Gegenständen wurde aber irgendwann zu sperrig. Stattdessen haben wir uns für den Einkaufswagen entschieden."

Statt einer Kugelei im Katamari-Stil wurde das Spiel also zu einem Ausflug mit dem wendigen Einkaufswagen. Die Hasen kämpfen sich durch insgesamt 50 Missionen in 20 Themenwelten. Dazu gehört ein Flug an einem Bett mit einer riesigen Blase, ein Rennen mit Jet-Ski, eine Unterwasserwelt, eine Ostküstenmetropole und vieles mehr. In einem Atomkraftwerk darf man die Rabbids übrigens an verstrahlten Batterien naschen lassen, damit sie grün leuchtend den Weg sichtbar machen. Rund 15 Stunden soll es dauern, bis man alle Bereiche erschlossen hat. Ob es einen Multiplayer gibt und was er bieten könnte, wollte Ubisoft leider noch nicht verraten.      



Nicht nur für den kleinen Hunger

Ausblick

Bwaaaahhh, was für ein Spaß! Wer hätte gedacht, dass sich Rabbids Go Home als ein derart unterhaltsamer Geheimtipp entpuppt? Das Spiel ist nicht nur bis zum Anschlag vollgestopft mit geisteskranken Ideen im typisch überdrehten Stil französischer Action-Komödien, sondern konnte mich beim Anzocken auch spielerisch überzeugen. Statt einfachen Minispielen gibt es eine knackige Mischung aus Action- und Rennspiel. Das mit einem Einkaufswagen bewaffnete Kampfduo der zwei hyperaktiven Häschen steuert sich prima und scheint genügend Abwechslung zu bieten, um viele herrlich alberne Stunden zu füllen. Also: Nichts wie her mit den Hasen; und wehe, einer meiner Kollegen schnappt mir das Testmuster vor der Nase weg!

Ersteindruck: sehr gut