Mass Effect 2 - Vorschau, Rollenspiel, 360, PC, PlayStation3

Mass Effect 2
09.06.2009, Mathias Oertel

Vorschau: Mass Effect 2

Lange Zeit war es ruhig um die Fortsetzung zu Mass Effect. Doch dann, kurz vor der E3, ließ BioWare die Katze aus dem Sack - in Form eines Videos, das nicht nur einige interessante Spielszenen zeigte, sondern gleichzeitig ankündigte, dass man die Fortsetzung des weltweit mit mehr als 90 Auszeichnungen versehenen Science Fiction-Rollenspiels in Los Angeles präsentieren werde. Und wie es kaum anders zu erwarten war: BioWare enttäuschte nicht!

Man könnte fast an Survival-Horror denken, wenn man diese düsteren Bilder sieht.
Nicht nur, weil man auf den Stärken des Vorgängers aufbauen, diverse Verbesserungen hinzuzufügen sowie eine spannendere, düstere Geschichte erzählen will. Sondern vor allem, weil dieses Vorhaben auch zu gelingen scheint. Eine Frage, die allen Kennern des Vorgängers auf den Nägeln brennen dürfte, ist die Kompatibilität des Spielstands. Denn auch, wenn die ersten Videos die Frage nach dem Überleben Shepards (der Hauptfigur aus Teil 1) stellten, gab es in Los Angeles Entwarnung: Shepard ist ein integraler Bestandteil der Mass Effect-Geschichte und wird auch in Teil 2 die Hauptfigur sein.

Alte Daten im neuen Abenteuer

Zwar möchte man auch Neueinsteiger ins Boot holen, doch wer den Vorgänger bereits durchgespielt hat, wird den Spielstand mit all den Entscheidungen und Konsequenzen übernehmen können. Die Fähigkeiten allerdings werden nur eingeschränkt weiter zur Verfügung stehen, da sich das Kampf- und Fähigkeitensystem geändert hat und einen noch stärkeren Fokus auf die intensiven Gefechte legen soll. Über die Reichweite der Änderungen und welche Auswirkungen das auf bereits erlernte Fähigkeiten hat, will Bioware allerdings erst später Auskunft geben.

Die Kämpfe sind actionreicher, man hat aber auch mehr Befehle für seine Party.
Weniger Zurückhaltung übte man bei der Geschichte, die deutlich düsterer ausfällt als in Teil: Die Bedrohung durch die Reaper ist allgegenwärtig und zu allem Überfluss verschwinden in allen Winkeln der Galaxie Mitglieder der menschlichen Rasse.  Es liegt an Shepard, das Rätsel zu lösen. Doch bevor er sich dem Endkampf stellen kann, der von allen nur als "Selbstmordmission" bezeichnet wird, muss er Mitglieder für seine Crew finden, die mit ihm das Wagnis eingehen. Und im Laufe des Abenteuers muss er sie schließlich zu loyalen Kameraden machen.

Düsterer als der Vorgänger

Kenner des Vorgängers werden sich freuen, dass BioWare an den bekannten Stilmitteln festhält, um die Geschichte zu erzählen: Entscheidungen, Konsequenzen, filmreife Kameraeinstellungen, hochklassige lippensynchrone Dialoge und eine ausgefeilte Mimik - wobei diese ebenso wie die übrige Kulisse nochmals deutlich zugelegt hat. Mit einem stärkeren Fokus auf physikbasierte Fähigkeiten, einem neuen Trefferzonensystem, neun frischen Waffenklassen wie z.B. dem Heavy Weapon System, zu dem auch der zielsuchende Raketenwerfer gehört sowie neuen, einfacher zu erreichenden taktischen Optionen für die Teammitglieder wird deutlich, dass die zahlreichen Auseinandersetzungen intensiver ablaufen - bei unserem Probespiel hinterließ die Action jedenfalls genau diesen Eindruck.

Auch die Dialoge sollen dramatischer inszeniert werden, obwohl wir da noch nicht viel selbst ausprobieren, sondern nur anschauen konnten: So gibt es jetzt ein neues "Unterbrechungssystem" bei den Gesprächen, mit dessen Hilfe Shepard physisch in die Unterhaltung eingreift. Damit kann, aber muss nicht zwangsläufig ein gewaltbereiter Erpressungsversuch oder eine Attacke gegen den Gesprächspartner einher gehen. Allerdings muss man den Beweis für diese

Deckung und Positionierung sind auch in Mass Effect 2 (ab 8,25€ bei kaufen) das A und O erfolgreicher Gefechte.
Variationsmöglichkeiten erst ablegen. Bei der Präsentation zumindest hatte der "physikalische" Überredungsversuch "nur" das Ableben einer Figur zur Folge. Aber bereits durch dieses vom Spieler initiierte Verhalten wird deutlich, dass es kompromissloser zu Werke geht als im Vorgänger. Ebenfalls erweitert werden soll die Interaktivität im Weltraum: Es soll mehr zu erforschen geben und man möchte mehr Überraschungen bereit halten - wir sind gespannt, ob man da zulegen kann.

Alte und neue Tugenden

Beim abschließenden Angriff auf die Normandy, das Schiff, mit dem Shepard und seine Crew unterwegs sind, zieht das Team alle dramaturgischen Register: Der nahtlose Übergang von CG-Sequenzen und Spielszenen, untermalt von pompös-dramatischer Orchestermusik, die plötzlich der Stille des Alls weicht, bevor es wieder mit emotionaler Höchstgeschwindigkeit in die nächste Spannungsszene geht, lässt einen mit den Hauptfiguren leiden, zieht einen mitten ins Geschehen und unterstreicht die Ausweglosigkeit, die sich durch das düstere Abenteuer zieht. Und wenn man es tatsächlich schaffen sollte, die letzte Mission zu überleben, soll man sogar wieder auf die Galaxiekarte zugreifen können, um sich nach Abschluss der Hauptgeschichte weiter vergnügen zu können. Doch der Weg dahin soll steinig sein: Wie BioWare anmerkte, sei die finale Aufgabe einer der härtesten Kämpfe, den man bei den Kanadiern bislang in einem Projekt unterbrachte.    

Ausblick

BioWare hat viel vor. Und ausgehend vom ersten halböffentlichen Auftritt dürfte die Fortsetzung zum Science Fiction-Epos aus dem Jahre 2007 alle Erwartungen erfüllen. Allerdings hatten wir bisher nur eine knackige Präsentation gesehen und lediglich ein paar Minuten Zeit, das Kampfsystem aktiv auszuprobieren, deshalb bleibt der Fit4Hit noch in der Schublade. Trotzdem dürfen sich Fans jetzt schon freuen: Technisch verbessert, deutlich düsterer, dabei aber auf alle Stärken des Vorgängers setzend, könnte Mass Effect II zum Erscheinen Anfang 2010 ein großartiges Rollenspiel werden. Die Auseinandersetzungen sollen sowohl taktisch als auch hinsichtlich der Action optimiert und die Dialoge durch "physische" Einflussmöglichkeiten aufgewertet werden. Wenn man es zusätzlich schaffen sollte, die Thematik der schier unlösbaren Selbstmord-Mission so überzeugend und auch dauerhaft zu transportieren, wie es bisher den Anschein hat, dürfte auch der emotionalen Einbeziehung des Spielers nichts im Wege stehen.

Ersteindruck: sehr gut