Scribblenauts - Vorschau, Geschicklichkeit, iPad, iPhone, NDS

Scribblenauts
15.07.2009, Jan Wöbbeking

Vorschau: Scribblenauts

Was ist besser als ein T-Rex? Genau: Ein unverwüstlicher Robo-T-Rex aus der Zukunft. Und natürlich Piraten sowie Ninja-Haie mit stilechter roter Augenbinde, die gegen den unverwüstlichen Robo-T-Rex aus der Zukunft kämpfen. Und ein Cop, der in all dem Kuddelmuddel versucht, den Donut zu stibitzen, der an einem Seil am Metall-Dino baumelt. Nein, dies sind nicht die Traumtagebücher eines Nerds. Die sonderbaren Tierchen wuseln tatsächlich auf dem DS-Bildschirm vor meiner Nase herum - und zwar, weil ich sie mir höchstpersönlich ausgedacht und herbeigerufen habe!

Im Knobelspiel Scribblenauts (ab 13,78€ bei kaufen) muss ich lediglich ein beliebiges Wort wie z.B. Fahrrad auf den Bildschirm kritzeln und schon steht das Objekt - in diesem Fall ein stilisierter Drahtesel - vor mir. Wozu ich ein derart geisteskrankes Tohuwabohu veranstalte? Weil es Spaß macht! Und weil ich nach ein wenig 

Mir geht ein Licht auf: In düsteren Levels kann eine Taschenlampe nicht schaden.
Herumprobieren ganz nebenbei einen Stern eingesackt und den nächsten Level freigeschaltet habe. Auf einer Präsentation in Hamburg konnten wir ausführlich Probe kritzeln.

Worte werden lebendig!

In den Grundzügen ist das experimentelle Projekt vom amerikanischen Entwickler 5TH Cell ein ganz gewöhnliches Knobelspiel. Ich schlüpfe in die Rolle des putzig durch 2D-Levels wackelnden Comic-Charakters Maxwell. Jeder der 120 Levels besitzt zwei Varianten: Entweder soll mein Schützling an einen im Level versteckten Stern gelangen oder es müssen diverse einfache Aufgaben wie etwa das Überbringen von Blumen erledigt werden. Doch bei der Problemlösung lässt mir Scribblenauts so viele Freiheiten wie vermutlich kein anderes Spiel.

Um einen Stern von einem hohen Baum zu holen, kritzele ich z.B. den Begriff »Leiter« auf den Notizblock und das Hilfsmittel erscheint auf der Bildfläche. Nachdem ich das Hilfsmittel mit dem Stylus an die richtige Stelle geschoben habe, kann ich Maxwell ans Ziel kraxeln lassen. Er läuft stes brav an die Stelle, welche ich antippe. Es dauert ein paar Minütchen, bis ich mich an die Bedienung gewöhnt habe, doch dann werde ich immer sicherer. Mit Hilfe des Steuerkreuzes oder der Feuerknöpfe verschiebe ich die Kamera, um mir einen besseren Überblick zu verschaffen.

Ich hol dir die Sterne vom Himmel!

Gestatten: »Ninja Hai«! Schreibt einfach einen Begriff eurer Wahl auf den Touchscreen und schon erscheint die entsprechende Figur oder der Gegenstand auf der Bildfläche.
 Beim zweiten Versuch gehe ich das erste Level ein wenig extravaganter an: Ich erschaffe einen Pandabären sowie ein Einrad und lasse das erstaunlich geschickte Tier mit dem Fahrzeug umherfahren, bis es den Stern berührt und vom Baum herunter schubst. Da er nicht ganz heran reicht, erschaffe ich einen weiteren Bären und setze ihn dem ersten auf den Kopf. Die Anzahl der Lösungsmöglichkeiten wird offenbar nur von meiner Bereitschaft begrenzt, weiteren Unsinn auszuprobieren. Bekannte Figuren wie Spiderman werden allerdings nicht durch die Levels schwingen: Urheberrechtlich gechützte Begriffe, Eigennamen und nicht jugendfreie Schmuddelwörter werden vom Spiel nicht erkannt. Davon abgesehen bemühen sich die Entwickler aber, jeden noch so abstrusen Begriff zu intergrieren. Dazu gehören auch Kombinationen aus mehreren Wörtern, wie ein Luftkissenpanzer oder der bereits erwähnte Ninja-Hai mit seiner schmucken roten Augenbinde.

Zu den vertretenen Begriffen gehören natürlich jede Menge Waffen: Die alles zerstörende Atombombe wirkt natürlich übertrieben - eine einfache Pistole oder auch ein geschossener Fußball eignen sich besser dazu, lockere Dinge aus der Verankerung zu stoßen. Falls ihr von grundauf pazifistisch eingestellt seid, könnt ihr z.B. versuchen, das Picknick eines Hippies vor herantrippelnden Ameisen zu beschützen - ohne auch nur einem der Krabbeltiere etwas zu Leide zu tun. Leider kennt das Spiel keine Punks, mit dem ich instinktiv den Hippie zur Flucht bewegen wollte. In solch einem Fall schlägt die Texterkennung ähnlich geschriebene Alternativen vor.

Atomkrieg ist keine Lösung

Auch wenn meine Sauklaue zu undeutlich auf das Schriftfeld kritzelt, hilft das integrierte Wörterbuch gut und sinnvoll aus - ein Klick und der gewünschte Vorschlag ist aus der Liste ausgesucht. Außerdem lassen sich bereits benutzte Wörter schnell wieder aufrufen. Wer lieber tippt, darf auf die alternative Touchscreen-Tastatur zurückgreifen. Technical Director Marius Fahlbusch berichtete uns, dass das die deutsche Datenbank noch in Arbeit ist und dass in der finalen Version, welche am 25. September erscheint, noch einige Wörter dazu kommen. Falls ihr mehr über die Arbeit an dem ungewöhnlichen Knobler erfahren wollt, solltet ihr einen Blick auf unser Interview werfen. Und natürlich umblättern zur zweiten Seite dieses Artikels.         

Ein wirkungsvolles Hilfsmittel ist der bereits erwähnte Polizist: Durch seine Vorliebe für Donuts lässt er sich an andere Orte locken, an denen er z.B. den Stern von einem unerreichbar hohen Balken zu mir herunter stößt. Eine ähnliche Rolle erfüllt der Gamer: Erschaffe ich eine an die Xbox 360 erinnernde Konsole, fühlt er sich davon genauso angezogen wie der Gesetzeshüter vom duftenden Kringelkuchen.

Werkzeuge, Fußbälle und andere Gegenstände lassen sich schmeißen, an Seilen befestigen und anderweitig benutzen.
Jeder im Spiel vorhandene Charakter besitzt seine eigenen Vorlieben und Abneigungen gegen andere Objekte oder Figuren und kann dadurch zum eigenen Vorteil eingesetzt werden. Unbelebte Gegenstände helfen ebenfalls weiter: Schnell ein paar Ballons an den gestrandeten Wal gebunden und schon schwebt er vom Land aufs Meer hinaus. Oder ich setze Maxwell eine Sauerstoffflasche auf, tauche unter den Wal und versuche das gigantische Säugetier von dort aus zu befreien. Auch Instrumente wie Schraubenschlüssel und Schaufeln spielen eine Rolle.

Ein hungriger Freund und Helfer

Die Unmenge an möglichen Fahr- und Flugzeugen erweist sich ebenfalls als hilfreich: Hat Maxwell das Rennauto, den Helicopter, den Bagger oder sonst ein Fortbewegungsmittel bestiegen, bewegt es sich ebenfalls an die Stelle, die ich mit dem Plastikstift berühre. In der idyllisch grünen ersten Welt kam ich meist auch ohne große Gerätschaften ans Ziel. Doch in den späteren Welten wie der Großstadt und anderen größeren Szenarien sind laut Entwickler große Gerätschaften und viel Hirnschmalz nötig. Profis können nach dem Durchspielen versuchen, ihr Ergebnis mit anderen Lösungen zu verbessern: Je weniger Objekte man benutzt, desto weiter bleibt man unter Par - fast wie beim Golf.

In arg kniffligen Fällen kann es helfen, ein wenig Abstand zur Aufgabe zu gewinnen - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Mit Hilfe der Zeitmaschine darf ich in eine andere Epoche reisen. Per Zufallsgenerator befördert mich die ulkig anmutende Maschine z.B. in das Zeitalter der Dinos, der Ufos oder der Ritter. Ich darf sogar auf ein Pferd oder die prähistorische Kampfmaschine steigen, mit ihr in die heutige Zeit zurückreisen und die Aufgabe lösen. Auch der Teleporter gehorcht einem Zufallsgenerator: Er befördert Maxwell nach Lust und Laune an einen anderen Ort im Level.

Noch ein Ventil für Kreativität

Wem die mitgelieferten Levels zu wenig sind, darf übrigens eigene entwerfen: Der Editor wird bedient wie die normalen Levels. Es gibt diverse vorgegebene Themen aus den Kampagnen-Levels, in die per Worteingabe Gegenstände platziert und dann verschoben werden. Zum Schluss kommt noch ein Stern oder mehrere Exemplare dazu und fertig ist das Rätsel Marke Eigenbau. Auch Lösungstipps können platziert werden. Leider lassen sich die Kreationen nur lokal oder mit Hilfe von Freundescodes über das Internet mit befreundeten Spielern tauschen. Ein Tauschportal wie im Wii-Shooter Blast Works ist leider ebenso wenig geplant wie ein Multiplayer-Modus.         

Ausblick

Verdammt, wann ist endlich September? Nach der Präsentation hätte ich am liebsten eine der ausliegenden Versionen des Spiels eingesteckt! Scribblenauts bedient einen der motivierendsten Urinstinkte im Zocker: Ich darf nach Herzenslust Unsinn bauen und werde sogar noch dafür belohnt! Anders als in Noby Noby Boy ist das Herumspinnen kein Selbstzweck zum Zeitvertreib, sondern elementarer Bestandteil der Spielmechanik. Je abstrusere Dinge ich erschaffe, desto näher bringt mich das an die Lösung der Rätsel. Es ist schon erstaunlich, wie viele Objekte sich ins Leben rufen lassen. Kaum ist ein Wort wie Dackel auf den Bildschirm gekritzelt, wuselt auch schon der dazu passende Vierbeiner durch das Level. Schade, dass sich die selbst erstellten Rätsel nur mit Freunden tauschen lassen. Außerdem wirkt die sehr Touchscreen-lastige Steuerung zu Beginn ein wenig fummelig, so dass ich mitunter das falsche Objekt angeklickt und den Versuch vergeigt habe. Nach dem dem Tutorial wurde ich aber immer sicherer. Trotz dieser Kleinigkeiten hatte ich schon lange nicht mehr so viel Knobel-Spaß. Die Spielidee ist genial und die Aufgaben wirkten bisher trotz der Fülle an Lösungsmöglichkeiten gut ausbalanciert. Also Jungs bei 5th Cell: Macht hin, ich will endlich weiter zocken!

Ersteindruck: Fit4Hit