Heroes over Europe - Vorschau, Simulation, 360, PC, PlayStation3

Heroes over Europe
29.07.2009, Paul Kautz

Vorschau: Heroes over Europe

Über den Wolken... war's auch schon mal abwechslungsreicher: Zwar herrschen in den Lüften noch nicht die Zustände wie auf dem Erdboden, der von Weltkriegsshootern mittlerweile aufgerieben wurde. Aber wer kann noch nachverfolgen, wie oft bereits London, Paris, der Pazifikraum oder Berlin von oben befriedet wurden? Mit Heroes over Europe (ab 2,99€ bei kaufen) wird es einmal mehr passieren.

Okay, ich gebe zu, dass die Einleitung dezent negativ klang, aber da schwingt eine gewisse Verbitterung mit: Zuletzt sorgten die Blazing Angels für Hitler-freie Himmel, gerade wird wieder im Battlefield-Pazifik geballert, und es ist nicht so, als ob es nicht genug andere Schlachtfelder der Vergangenheit gäbe, die man noch abgrasen könnte -

Bekannte Schlachtfelder im neuen Gewand: Heroes over Europe sieht weitestgehend sehr gut aus.
oder man springt gleich in die Zukunft, wie es Ace Combat 6 oder H.A.W.X. erfolgreich vormachen. Aber egal, der Zweite Weltkrieg soll es sein.

Zurück in die Vierziger!

Meine Maschine steht auf einem besseren Acker in den französischen Alpen, der Motor brummt gemütlich, ich genieße die Aussicht: Hoi, das sieht echt verdammt gut aus! Entwickler Transmission Games, dessen letzter Luftikus-Ausflug 2005 Heroes of the Pacific für Codemasters war, hat technisch einiges drauf. Weich gerundet bohren sich die grün-weißen Berge in den Horizont, fluffige Wolken ziehen bedächtig daran vorbei, dichte Wälder, kleinere Dörfchen und vereinzelt herumstehende Häuser sorgen für einen angenehm bevölkerten Boden. Aber hey, ich bin nicht hier, um die Schönheit der bäuerlichen Architektur zu bewundern, also gebe ich Vollgas: Den rechten Stick nach vorne gedrückt, schon zischt meine Hurricane Mk.I dem Himmel entgegen - ich muss wohl für die britische RAF fliegen. Mein Instruktor brummelt mir über das Funkgerät mit starkem Akzent etwas über den Krieg und seine Frau entgegen, als mein Ballerfinger juckt: Wenn das mal keine deutschen Transporter sind! Die, Kraut, die! Hossa, das sind mächtige Explosionen, in denen die Schergen des Führers da vergehen.

Danach ist der Begleitschutz in der Luft fällig: Mein Flügelmann empfiehlt mir, zuerst den deutlich markierten Kommandanten auszuschalten, damit die anderen Flieger unkoordinierter vorgehen. Ich brumme ihm hinterher, ein roter Punkt außerhalb des Fadenkreuzes zeigt an, wie weit ich vorhalten muss, um sicher zu treffen. Ich zerfetze seinen Flügel, sein Heck birst unter meinem Dauerfeuer, dicker Qualm blubbert aus seinem Triebwerk, die Flammen schlagen immer höher - sein Polygontod ist ansehnlich. Aus der Außenperspektive, wohlgemerkt, denn eine Cockpitansicht gibt es nicht.

Einfach so abdrücken kann jeder, der wahre Flügelheld erledigt seinen Feind per »Ace Kill«: Fliege ich nahe genug an einen Gegner heran, füllt sich die ums Fadenkreuz positionierte Anzeige immer weiter auf. Ist eine bestimmte Markierung erreicht, kann ich auf Tastendruck den Modus aktivieren. Die Kamera zoomt dicht an den Widersacher heran, kritische Bereiche wie Triebwerke, Munitionsbehälter oder auch der Pilot selbst leuchten hell auf. Treffe ich diesen innerhalb einer kurzen Periode (das Spiel läuft in der Zeit weiter), ist der Standardfeind mit einem Schuss erledigt. Dickere Kaliber wie Bomber benötigen mehrere dieser

Mit dem Ace Kill fallen auch dickere Widersacher wie Fliegen vom Himmel.
Treffer, um ungewünschten Bodenkontakt zu haben. Klar kann ich die Widersacher auch einfach so ins Visier nehmen, das großzügig angelegte Fadenkreuz ermöglicht auch auf dem höchsten der drei Schwierigkeitsgrade einfache Treffer. Aber neben der Genugtuung, einen professionellen Kill erledigt zu haben, sind die Ace Kills auch wichtig für freispielbare Bonusinhalte - u.a. warten diverse neue Maschinen von der Tomahawk bis zur Spitfire auf ihre Aktivierung, auch Maschinen der Russen und der Deutschen dürfen im Laufe der Karriere geflogen werden.

Das Ass am Feuerknopf

Spielerisch warten in Heroes over Europe keine Überraschungen: Abschuss-, Geleit- und Verteidigungsmissionen bilden den Großteil der Aufträge, die in Primär- und Sekundärziele unterteilt sind - letztere sind einmal mehr für Ego und Boni wichtig. Gegner müssen aus der Luft, einen Hafen blockierende Minen zerstört, Tanker beschützt und Feinde per Ace Kill ausgeschaltet werden, bevor wieder Frieden herrscht. Neben Frankreich tummelt man sich auch in Deutschland und England, wobei die Story auf drei Arten weitergeführt wird: Erstens gibt es schwarz-weiße Propaganda-Filme, teilweise mit Original-Aufnahmen aus der Zeit. Zweitens erzählen gezeichnete, mit Sprachausgabe unterlegte Farb-Animationen ihren Teil der Geschichte. Und drittens gibt es das i-Tüpfelchen direkt im Spiel- entweder per Funkverkehr während der Einsätze oder in Form von Echtzeit-Cutscenes.

Technisch gehen die Helden der Luft bislang absolut in Ordnung, man fliegt etwa auf dem Stand von Blazing Angels 2: Mit Ausnahme der gerne mal verschwimmenden Bodentexturen sehen die Landschaften gut aus. Innerhalb von Städten wartet komplexe Architektur, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch für gelegentliches Ruckeln sorgt.      

Ausblick

Schon wieder Zweiter Weltkrieg? Sind andere Schauplätze wirklich so unattraktiv? Nun, was soll's, schwingen wir uns eben schon wieder zurück in Opas Zeiten. Solange der Ausflug dabei so unterhaltsam ist wie in Heroes over Europe, soll's mir recht sein: Es kracht und rummst ordentlich, die Landschaft sieht gut aus, das Ganze spielt sich locker und aufregend zugleich. Aber dass jetzt auch »Flugsimulationen« vercasualisiert werden, ist ein bedenklicher Trend: Großzügiges Fadenkreuz, einfaches Vorhalten, simples Flugmodell, unkomplizierte Ace Kills - damit kommen auch Fliegerhasser problemlos zurecht. Fortgeschrittene Lufthelden müssen sich das Leben mit hochgekurbeltem Schwierigkeitsgrad und fieserem Flugmodell absichtlich schwerer machen, um eine Herausforderung zu haben - außerdem lässt das 08/15-Missionsdesign noch Wünsche offen.

Ersteindruck: gut

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