Monster Hunter Tri - Vorschau, Action-Adventure, Wii, PlayStation3

Monster Hunter Tri
19.08.2009, Benjamin Schmädig

Vorschau: Monster Hunter Tri

Irgendwie schade: Capcom kündigt das dritte Monster Hunter endlich auch für westliche Breitengrade an - doch anstatt hervorzuheben, wie sich der Sprung auf das leistungsstärkere System spielerisch auswirkt, kaut die Ankündigung mal wieder die Erfolgsstory der Serie in Fernost wieder. Lange Schlangen in Tokio, 10 Mio. verkaufte Exemplare: Bravo, bravo! Höchste Zeit also, dass wir dem Plattform-Sprung in drei kurzen Demo-Quests endlich selbst auf den Zahn zu fühlen...

Freud und Leid lagen mir in den PSP-Umsetzungen der waidmännischen Abenteuer allzu dicht nebeneinander. Denn während mir die idyllischen Fantasy-Kulissen den Atem raubten, verhinderten die stets vorherbestimmte Platzierung aller Gegner sowie die ähnlich starren Tageszeiten und Witterungszustände, dass die Augenweiden je zum Leben erwachen konnten. Und wo ich im heimatlichen Dorf gerne viele Stunden in die Entwicklung meines Alter Egos gesteckt habe, musste ich im Kampf gegen Dinosaurier-ähnliche Monster eine unnötig überfrachtete Steuerung in Kauf nehmen. Und als mir Capcom schließlich noch im fünften Jahr nach Einführung der PSP den Zugang zu meinen Online-Gefährten verbat, wurde nur allzu deutlich, wie sehr Monster Hunter der aktuellen Generation hinterher lief. Nicht zuletzt war es die Tatsache, dass die zuletzt veröffentlichte PSP-Fortsetzung nur ein Add-On des vergangenen Monster Hunter Freedom war, die meiner Jägerlaufbahn einen gehörigen Dämpfer verpasste. Doch eins macht eine kurze Demo, die erste ins Englische übertragene Version des Wii-Nachfolgers, schnell deutlich: Monster Hunter Tri (ab 23,07€ bei kaufen) ist kein Remake eines längst existierenden PS2-Titels. Es ist auch keine Erweiterung - es ist endlich wieder ein für sein System zurechtgeschnittenes Spiel!

Die Ernüchterung

Am Prinzip ändert sich natürlich wenig: Man erschafft einen Charakter, heuert als Jäger eines exotischen Dorfes an und macht in schier endlos vielen Missionen Jagd auf ebenso exotische Monster, sucht Kräuter, baut Gestein ab, angelt oder sammelt Insekten. Die Beute wird anschließend entweder verkauft, zu Kleidung und Waffen weiterverarbeitet oder als Köder sowie Samen weiterverwendet.

Beeindruckend wie eh und je: Monster Hunter sieht auch auf Wii hervorragend aus!
Der Charakterentwicklung kommt somit wie gehabt eine gewichtige Rolle zu.

Schon nach wenigen Minuten stellte sich aber auch eine gewisse Ernüchterung ein, weil Capcom an vielen altmodischen Elementen festhält. So klappern angehende Waidmänner z.B. erneut einen Abschnitt nach dem nächsten ab, obwohl die Ankündigung ein "lebendiges, atmendes Ökosystem" versprach. Ich kann mir nämlich nach wie vor nicht vorstellen, dass ein "GTA in freier Wildbahn" technisch nicht realisierbar ist. Allzu langes Rasten beim Wechsel von einem Areal ins nächste gehört allerdings der PSP-Vergangenheit an. Und ganz ehrlich: Tri sieht hervorragend aus! Die Umgebungen der Vorschau-Demo schienen mir dabei deutlicher überzeichnet als die Schauplätze der PlayStation-Vorgänger: Capcom betont diesmal das Fantasy-Szenario und führt zudem erstmals zerstöre Elemente ein. Da gehen z.B. große Felsen zu Bruch, als ich von einem mannshohen "Wildschwein" angegriffen werde, unter Wasser brechen sogar noch größere Gesteinsformationen aus einer gigantischen Höhle.

Euer Held hat noch nie auch nur ein Knie unter Wasser bewegt? Kein Wunder: Das Tauchen ist neu und geht erstaunlich unkompliziert von der Hand. Zuvor hatte ich Bedenken, wie Capcom die Neuerung mit der unhandlichen Steuerung der PSP-Vorgänger vereinbaren würde - doch immerhin kann ich die Kamera jetzt über das Digikreuz frei drehen. Die vertikale Bewegung findet dabei immer noch stufenweise statt. Es ist vielleicht nicht der bequemste Weg, die Perspektive einzustellen. Besonders unter Wasser, wo sich Jäger und Opfer in allen drei Dimensionen bewegen, fällt die schnelle Orientierung mitunter schwer. Es ist aber eine wichtige Erleichterung, dass ich für einen Kameraschwenk nicht mehr stehen bleiben muss! Nicht zuletzt geht der Einsatz von Gegenständen dank Remote und Nunchuk auch deutlich leichter von der Hand. Ganz wichtig ist aber, dass mit den Tauchgängen ein neues spielerisches Element hinzukommt - dass Monster Hunter wieder frische Luft atmen kann. Riesige, aalförmige Wesen schlängelten sich durch den von Höhlen durchzogenen See, als ich mich zum ersten Mal in die dunkelblaue Tiefe getaucht bin und ich hatte alle Hände voll zu tun, mich auf den neuen Gegner einzustellen.   

Willkommene Abkühlung

Die beiden anderen Quests führten mich in eine eher gewöhnliche, visuell aber ähnlich faszinierende Landschaft aus Felsen, Sand und Wiesen. Hier begegneten mir einige bekannte Wesen aller Größenordnungen sowie ein gänzlich neues Monster: eine Art turmhohe Ente, deren Flügel und Verhalten einem Flugsaurier glich. Schade, dass Monster Hunter Tri selbst diesen Neuzugang mit vielen vertrauten Animationen zum Leben erweckt - den Protagonisten ergeht es leider nicht anders. Das raubte meinem Gefühl, eine neue Welt zu betreten, etwas die Illusion. Ähnlich bekannt, taktisch aber nach wie vor interessant ist zudem die Waffenwahl: Wie gehabt können Jäger mit

Im Kampf gegen die teils riesigen Biester soll die Taktik diesmal sogar eine noch größere Rolle spielen.
kurzen Klingen ihre Opfer agil umgehen, während sich die Träger schwerer Lanzen nur langsam bewegen. Hinzu kommt eine Waffe, die man wahlweise als Axt oder Schwert einsetzen kann, auf einige bekannte Gegenstände wie Doppelschwerter oder Gewehrlanzen verzichtet Capcom hingegen.

Und natürlich steht auch in Tri die Charakterentwicklung erneut im Mittelpunkt. So gibt es erneut ein Dorf, in dem man die auf der Jagd ausgeweideten Tiere zu neuer Ausrüstung verarbeitet oder Tränke zur Stärkung bestimmter Fähigkeiten braut. Dabei soll dem Fallenstellen übrigens eine größere Bedeutung zukommen - Taktik könnte auf der Wii-Jagd also eine größere Rolle spielen als bisher. Noch blieb uns der Zugang zu den heimatlichen Mauern allerdings verschlossen, da die Demo nicht über das reine Erfüllen der drei Quests hinausgeht. Vom Ausbau der Farm, dem Anheuern von Felyne-Köchen oder den Handel mit anderen Dorfbewohnern konnte ich mir deshalb noch keinen Eindruck verschaffen. Damit sich auch Frischlinge in der Welt der Jäger und Sammler zurechtfinden, soll diesmal aber eine besser erzählte Geschichte die Welt und ihre Charaktere vorstellen, während die Monster in den ersten Stunden weniger Krallen zeigen.

Kontinent an Kontinent - Seite an Seite

Außerdem darf ich mir auch in Tri einen Begleiter aussuchen, um nicht an einigen der wehrhaften Opfer zu verzweifeln. Oder ich könnte einen Kumpel fragen, ob er mich begleitet - Monster Hunter Tri unterstützt nämlich nicht nur den geteilten Bildschirm für zwei Spieler: Capcom erlaubt bis zu vier Teilnehmern auch online auf die Jagd zu gehen! Endlich ist man nicht mehr darauf angewiesen, einen Gleichgesinnten im selben Raum zu finden, sondern kann sich jederzeit Mitstreiter suchen! Einen kleinen Haken hat die Online-Jagd allerdings, denn wer im japanischen Internet jagen will, muss einen Obolus entrichten. Ob dies auch für Deutschland zutrifft und welche Kosten eventuell anfallen, gibt Capcom jedoch erst später bekannt. 

Ausblick

Nein, den ganz großen Schritt in Richtung Moderne wagt auch das dritte Monster Hunter nicht: Noch immer versucht eine aus relativ kleinen Arealen zusammengesetzte Welt ein echtes Ökosystem zu simulieren. Wie dynamisch die Tierwelt diesmal reagiert und wie glaubwürdig Tag- und Nachtwechsel eintreffen, zeigt die Demo dabei noch nicht. Und auch der Alltag als Sammler und Farmer blieb mir in der kurzen Vorschau-Version noch verborgen. Mit zerstörbaren Objekten wirkt die Umgebung allerdings schon jetzt lebendiger als bisher - die neuen Abstecher in tiefe Seen erweitern hingegen nicht nur die Kulissen, sondern auch die spielerische Herausforderung. Dank Remote und Nunchuk sowie dem ebenfalls verwendbaren Classic Controller lässt Monster Hunter zudem einige ärgerliche Hürden in Sachen Steuerung hinter sich. Eine besonders wichtige Neuerung des japanischen Mehrspieler-Phänomens ist aber erst die Tatsache, dass sich zukünftige Jäger endlich online verabreden dürfen. Nein, Capcom erfindet die Fantasy-Jagd in der Tat nicht neu. Meine ersten Schritte mit Remote und Nunchuck fühlten sich aber erfrischend gut an!

gc-Eindruck: gut