DragonBall: Revenge of King Piccolo - Vorschau, Action-Adventure, Wii
Hierzulande wirkte Son Goku quasi als Kulturbotschafter für die Manga- und Anime-Kultur. Die Abenteuer des außerirdischen Superkriegers wurden zwar erst Ende der Neunziger vom Carlsen-Verlag ins Deutsche übersetzt, trugen dann aber einen gewaltigen Teil zur Popularität der filmisch inszenierten japanischen Comics bei. Zu den größten Stärken der Serie gehörten spannende Geschichten, Akira Toriyamas unverwechselbarer Zeichenstil, der auch das Rollenspiel Dragon Quest in Japan beliebt machte, und vor allem der alberne Humor.
Kamehame-Ha!
Namco Bandai möchte all diese charakteristischen Besonderheiten aus der Dragon Ball-Anfangszeit in sein Action-Adventure übertragen, doch bei meinem Probespiel auf der gamescom gab es kaum etwas davon zu entdecken. Statt aufwändig präsentierten Anime-Filmchen werden bei Dialogen oft nur Charakter-Portraits und Textkästen eingeblendet.
Fast wie früher?
Eine minimalistische Präsentation muss nicht per se schlecht sein: In der Phoenix-Wright-Reihe transportieren die kaum animierten Bildchen die Story und die überdrehten Gags der Serie ganz ausgezeichnet. Doch in Revenge of King Piccolo hatte ich kaum etwas zu lachen: Die durch die Textfenster tickernden Zeilen wirken ähnlich öde wie der Smalltalk in Harvest Moon.
Sobald der dröge Fülltext vom Bildschirm verschwindet und die Action startet, fühlt man sich als alter Dragonball-Fan aber wie zu Hause. Es ist fast wie ein nostalgischer Trip in alte Zeiten: Son Goku, die Kampfbären aus der Red Ribbon-Armee und andere Cel-Shading-Figuren sehen genau so aus wie ich sie von früher kenne. Leider erinnert auch die Technik an die Zeit, in der die deutschen Comics aktuell waren:
Die mit unscharfen Texturen tapezierten Häuser und Hügel scrollen ruckelnd an mir vorbei und auch die Prügel-Animationen wirken abwechslungsarm. Das Kampfsystem fällt simpel aus: Der kleine Protagonist kennt nur eine Hand voll Angriffe, mit welchen er Schlagkombos auslöst. Ist die Ernergieleiste aufgeladen, darf die Gegnermeute natürlich mit dem fetten Energiestrahl-Angriff »Kamehame-Ha« weggebrutzelt werden.Klonkrieger und flotte Bosse
Die sich stark ähnelnden Widersacher agieren - zumindest zu Beginn des Abenteuers - nicht besonders clever. Besser gelungen sind die Sprungesquenzen, in denen ich mich mit meinem Schützling an Ringen über Abgründe schwinge. Auch der erste Bosskampf gegen einen Raketen spuckenden Kampfmech macht Spaß. Der fette Gegner springt zwischen mehreren Ebenen hin und her und muss mit einer Stampfattacke aus dem Takt gebracht werden. Durch erfolgreiche absolvierte Aufgaben werden neue Angriffe, Kämpfer für den Duell-Modus sowie diverse Fan-Goodies freigeschaltet.
Ausblick
Vor zehn Jahren war ich regelrecht süchtig nach Dragon Ball. Immer schneller musste ich mir neuen Lesestoff beschaffen. Zum Schluss bin ich fast täglich zum Hamburger Hauptbahnhof getigert, denn dort gab es einen der wenigen Comic-Läden, welche auch Mangas im Programm hatten. Mit der Zeit ähnelten sich die Geschichten rund um die kämpfenden Super Sayajins aber immer mehr, also habe ich schließlich bei Band 24 den Absprung geschafft. Da Namcos neuer Wii-Brawler aber in der guten alten Zeit spielt, konnte ich es kaum abwarten, selbst aktiv zu werden. Endlich kann ich den Oberteufel, Tenshinhan sowie andere skurrile Charaktere höchstpersönlich von Son Gokus Fähigkeiten überzeugen. Die Cel-Shading-Charaktere ähneln ihren Vorbildern zwar stark, doch die selbst für Wii-Verhältnisse maue Technik lässt das Spiel reichlich alt aussehen. Auch die einfach gehaltenen Kämpfe wirken bisher altbacken. Außerdem habe ich bisher keine Spur vom in der Pressemitteilung angepriesenen Humor der Vorlage entdeckt. Als Fan der alten Schule freue ich mich natürlich trotzdem auf den Herbst. Doch wenn ich die rosa Brille absetze, war mein kurzer Trip in alte Zeiten zwar befriedigend, aber keinesfalls so berauschend wie die Mangas.