Call of Duty: Modern Warfare 2 (2009) - Vorschau, Shooter, 360, PC, XboxOne, PlayStation3, PlayStation4
Operation am offenen Herzen
Gezockt wurde an 24 Xbox 360-Konsolen auf drei Karten: Die aus dem Multiplayer-Video bekannte verwinkelte Favela, ein Hochhausdach mit einem Hubschrauberlandeplatz samt zweier gegenüber liegenden Büros sowie ein verhältnismäßig weitläufiger Wüstenschauplatz in Afghanistan mit Sanddünen und hoch gelegenen Bunkern. In den ersten beiden Szenarien gibt es jede Menge kleine Wände und Häuschen, zwischen denen man sich blitzschnelle Scharmützel liefert. Die Karte in Afghanistan dagegen erinnert mit ihren weitläufigen Ebenen und wenig Deckungssicherheit beinahe an ein Schlachtfeld aus Halo.
Mehr Vielfalt, mehr Gemeinheiten
Ähnlich funktionieren die aus dem Vorgänger bekannten Killstreaks: Einfach drei Gegner nacheinander über den Jordan schicken und schon zeigt die UAV-Drohne auf der Minimap an, in welchem Winkel sich die Widersacher verstecken. Erzielt einer von ihnen vier Kills, kann er die Spionage-Aktion aber schnell wieder beenden und mein Radar mit dem "Counter UAV" stören. Für noch mehr erlegte Gegenspieler gibt es z.B. einen Präzisions-Luftschlag, einen Helikopter, dessen Geschütz die andere Mannschaft aus der Luft ärgert. Die Krönung ist das AC130 Gunship, welches nach elf Kills durch die Lüfte fliegt und mit drei Waffen sowie Raketen ablenkenden Flares ausgestattet ist. Selbst ans Steuer darf man im Multiplayer von Modern Warfare 2 zwar nicht, aber man kann das andere Team immerhin gehörig aus der Luft mit Projektilen ärgern.
Der Tod aus der Luft
Doch auch die andere Mannschaft kann mir die Kiste vor der Nase wegschnappen - allerdings brauchen sie ein wenig länger, um das darin enthaltene Extra aufzunehmen. Oder ich benutze das Paket als Köder, verschanze mich an einer hohen Position und schalte einen Gegner nach dem anderen mittels Scharfschützengewehr aus. Wer derlei Zufalls-Faktoren nicht mag, kann in privaten Matches natürlich die Killstreak-Rewards ausschalten. Auf den Ranglisten-Servern sind sie allerdings aktiv. Die beschriebenen Belohnungen sind übrigens nicht von Anfang an verfügbar, sondern müssen, wie beinahe alles im Spiel, freigeschaltet werden. Je nach Vorliebe "kauft" man sich nach und nach die für den eigenen Spielstil sinnvolle Exemplare - bis man sie sich schließlich alle unter den Nagel gerissen hat. Vor dem Kampf werden sie im Klassen-Editor individuell in die freien Slots gepackt - ganz so, wie man auch seinen Kämpfer mit neuen Waffen und Aufsätzen ausstattet.
Zu den Neuheiten gehört z.B. ein Wurfmesser, eine Semtex genannte Klebegranate, welche an allen möglichen Gegenständen haftet. Außerdem gibt es jetzt einen verdammt starken Schild, mit welchem man vorzüglich voraus stürmen kann und so die Kugeln vor seinen Kameraden einfängt. Bis auf fette Raketen hält es so gut wie allem stand, was durch die
Luft schwirrt. Der Nachteil daran: Selbst darf man während des Tragens nicht ballern. Da der Schild den Slot der Primärwaffe belegt, muss man erst zum sekundären Exemplar wechseln, bis man jemanden aufs Korn nehmen darf. Das kann je nach Bleispritze ein ganzes Weilchen in Anspruch nehmen. Besonders praktisch wird es übrigens beim Flaggenklau: Während man die Flagge trägt, wird der Schild übrigens auf den Rücken geschnallt und schützt so vor nervigen Verfolgern.Mit Messer und Klebegranate
Erzielt man damit den letzten Kill des Matches, sollte man ihn ganz besonders stylisch umsetzen - der finale Schuss wird nämlich allen Spielern in einer Zeitlupe lang und breit auf die Nase gebunden. Natürlich werden nach und nach wieder Spezialfähigkeiten - so genannte Perks - freigeschaltet, mit welchen man z.B. schneller läuft. Oder man setzt sich einen taktisch günstigen Spawn-Punkt. Hat man einen idealen Punkt für den Wiedereinstieg gefunden, muss man sich trotzdem zunächst einmal dorthin vorkämpfen. Einfaches Markieren auf einer Karte ist nicht drin - stattdessen wird am Spawn-Punkt ein Gegenstand fallen gelassen.
Auch diverse Embleme und individuelle Titel gibt's zur Belohnung. Und der Spielstil wirkt sich ähnlich wie bei Metal Gear Solid 4 auf das eigene Profil aus: Weil ich recht häufig in der Hocke von Deckung zu Deckung huschte, bekam ich nach dem Match den Titel "Sneaker: Spent most time crouched" verpasst. Es gibt einen ganzen Wust von kleinen Auszeichnungen, welche direkt im Spiel eingeblendet werden. Sie funktionieren ähnlich wie 360-Erfolge - mit dem Unterschied, dass sie keinen Gamerscore einbringen. Außerdem sind sie allesamt geheim. "Die Spieler sollen alles Mögliche und unmögliche ausprobieren, damit andere Spieler vor Neid erblassen uns sagen: Wow - wie ist er nur an das verrückte Emblem gekommen. Wenn man ein Profil unter die Lupe nimmt, erkennt man genau, in welchem Stil der Spieler kämpft. Manche davon werden übrigens auch für Profis richtig knackig schwer." erzählt Lead Character Artist Joel Emslie.
Belohnungen für alle
An anderen Grafik-Effekten werde aber nicht gespart, erklärt Environment Artist Todd Sue. Um die Kulissen lebendiger zu gestalten, liegt vor allem in der Favela noch mehr Gerümpel herum als früher. Wasserflächen bewegen sich dank scrollender Texturen und auch der Nebel wirkt nun richtig schön fein und dicht. "Außerdem benutzen wir eine Kombination aus einer gewöhnlichen Bumpmap und Reflektionen." Die vermehrten Spiegelungen stechen tatsächlich sofort ins Auge.
Verbesserte Kriegskulisse
Mit weiteren Infos zur Einzelspieler-Kampagne sowie dem neuen arcadelastigen Spec-Ops-Modus wollten die Entwickler leider nicht herausrücken. Schade, denn besonders Letzterer könnte äußerst spannend werden. Ein oder zwei Spieler (im Koop über das Netz) versuchen in blitzschnellen Herausforderungen neue Highscores aufzustellen. Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, solltet ihr einen Blick auf unseren gamescom-Eindruck werfen.
Ausblick
Das Chaos regiert, wenn 24 Journalisten in 25 Sprachen durcheinander brüllen. "What the...He's in the Bunker! Go, go, go! Quest-ce que c'est?? Mince Alors! Mist!" Die ersten Matches auf den drei spielbaren Karten liefen mindestens genauso turbulent ab wie im Vorgänger. Kein Wunder: Die Entwickler haben das grundlegende Konzept des erfolgreichen Shooters nicht angetastet. Eine ganze Menge neuer Upgrade- und Personalisierungs-Möglichkeiten sorgt jedoch für frische taktische Finessen: Lässt man sich auf ein Poker-Spiel mit der Nachschub-Kiste ein, benutzt man sie als Köder für einen Sniper-Ausflug oder geht lieber auf Nummer sicher und wählt vor dem Spiel eine andere Killstreak-Belohnung aus? Es ist natürlich verdammt hart für die Entwickler, diesen Wust an Konstellationen sinnvoll auszubalancieren. Trotzdem: Ich bin zuversichtlich, dass Infinity Ward die Aufgabe auch diesmal vorzüglich stemmen wird. Ich kann es jedenfalls kaum erwarten, weiter zu zocken und meine Klasse ganz nach meinem Gusto einzurichten.
Ersteindruck: sehr gut