Divine Divinity - Vorschau, Rollenspiel, PC

Divine Divinity
05.09.2001, Jörg Luibl

Vorschau: Divine Divinity

Auch die belgischen Entwickler der Larian Studios wollen auf dem Iso-Parkett tanzen und schicken mit Divine Divinity (ab 19,10€ bei kaufen) vielleicht den optisch ansprechendsten Kandidaten ins Rennen. Dank klassischer Fantasy, jeder Menge Quests und einer Diablo-ähnlichen Steuerung soll das Rollenspiel Anfang 2002 für lange Nächte sorgen. Wir haben uns die Beta-Version angeschaut und verraten Euch, ob genug Potenzial da ist, um Baldur`s Gate 2 gefährlich zu werden...

Böse Vorzeichen mehren sich im Lande Aleroth: Orks marodieren in Wäldern und das Oberhaupt einer Heilergemeinschaft versinkt in geistiger Umnachtung, geplagt von Visionen und finsteren Träumen, die vom Nahen einer dunklen Macht künden. Ihr wacht nach kurzer Bewusstlosigkeit in diesem Dorf auf und werdet mit kleinen Aufträgen immer tiefer in den Sog der seltsamen Ereignisse gezogen...

Story

Zu Beginn stehen sechs Charaktere zur Auswahl: Krieger, Magier und Survivor - jeweils in männlicher und weiblicher Ausführung. Die Charakterwerte beschränken sich auf Stärke, Geschicklichkeit, Intelligenz und Ausdauer. Hinzu kommen ein Gesundheits- und ein Manawert sowie Angriffs- und Verteidigungskraft. Insgesamt soll es 96 Fähigkeiten geben, die in fünf Stufen unterteilt sind. Laut Entwicklerangaben wird sich das Spiel dynamisch Euren Aktionen anpassen - also je nach Spielweise eher Action-orientiert oder rätsellastig werden. Dieses Feature konnten wir jedoch anhand der Preview-Fassung noch nicht nachvollziehen.

Krieger, Zauberer oder Survivor?

Diablo-Veteranen werden sich hinsichtlich Steuerung und Kampfsystem sofort heimisch fühlen: Ein längerer Druck auf die linke Maustaste lässt Euren Charakter rennen, wobei er Ausdauerpunkte verliert - einem längeren Dauerlauf folgt also meist eine ausgiebige Rast. Und wenn Euch Zombies entgegenschlurfen oder Orks sabbernd zur Attacke blasen, reicht ein Klick auf die Ungetüme, um Eure Figur zuschlagen zu lassen. Magier werden auf 32 Zaubersprüche zurückgreifen können, die sich ebenfalls auf fünf Stufen verteilen und hervorragend in Szene gesetzt werden: Licht- und Explosionseffekte brauchen keinen Vergleich zu scheuen. Leider ließen sich die versprochene Monster- KI (Gruppenbildung & Hinterhalte) sowie die Baldur`s Gate-ähnliche Gruppen-KI (diverse Kampftaktiken, interner Streit) in der Beta-Version noch nicht beobachten - in den Dungeons jagen Skelett-Krieger noch nach Horden-Manier hinter Euch her. In der Vollversion sollen an die 100 Monster mit verschiedenen Kampftaktiken auf Euch warten.

Diabolisches Kampfsystem

Die Reise durch Aleroth wird zwar durch Auto-Map und einblendbarer Mini-Map erleichtert, aber der Weg durch Siedlungen und Dungeons ist teilweise etwas unübersichtlich, da die Wände nicht immer transparent werden. Sehr hilfreich ist das automatische Tagebuch, das Euch über alle Quests auf dem Laufenden hält.

Tagebuch und Auto-Map

Die Interaktion mit Gegenständen stand für die Entwickler ganz oben auf der Wunschliste: So könnt Ihr Kisten, Tonnen oder Truhen verschieben, stapeln oder zerstören. Und dass dies nicht nur Selbstzweck ist, beweisen versteckte Falltüren und Hebel, die erst nach ordentlicher Entrümpelung zum Vorschein kommen. Die mächtigeren der zahlreichen Waffen (Zwergenäxte etc.) sind erst mit bestimmten Stärke- oder Geschicklichkeitswerten einsetzbar. Die Vollversion soll zudem die Erstellung und Verzauberung von Waffen und Rüstungen ermöglichen.

Gegenstände und Waffen

Man merkt den Machern mit jeder Spielminute an, dass sie ein Fantasy-Abenteuer alter Schule entwickeln wollten. Sie bedienen sich zwar in Sachen Steuerung und Kampfsystem bei Action-Rollenspielen wie Diablo 2, folgen aber im erzählerischen Bereich eher Spielen wie Baldur`s Gate und Arcanum. Divine Divinity will Euch nicht mit simplen Bring-mir-dies-dann-kriegts-Du-das-Quests nerven, sondern setzt dank stimmiger, mit der Story verwobener Aufträge und abwechslungsreichen Rätseln eher auf eine dichte Fantasy-Atmosphäre. Das wird vor allem durch die Erzähldynamik untermauert, die durch plötzliche Kameraschwenks auf bestimmte Situationen für Dramatik sorgt: Ihr verlasst gerade eine Hütte und die Kamera schwenkt ein paar Meter nach rechts, wo sich ein alter Heiler ziemlich wirr mit seinem Assistenten unterhält - trotzdem bleiben genug Infos um die nächste Quest zu lösen und der Story zu folgen. Zudem trägt jeder erfüllte Auftrag erheblich mehr zum Erfahrungspunkte-Konto bei als langwieriges Dungeon-Gemetzel.

Quests, Quests, Quests

Divine Divinity verwöhnt das Auge mit sehr schön animierten und äußerst detaillierten Charakteren. Insbesondere die Bewegungen und Kampfanimationen der Figuren können sich ohne Zweifel mit Baldur`s Gate 2 messen - zu den Delikatessen gehört die Kuss-Sequenz der gefährlichen Assassine. Hinzu kommen Echtzeit-Schatten und die Tatsache, dass jeder Ausrüstungsgegenstand optisch dargestellt wird. Allerdings ist der Sichtbereich des Charakters sehr klein, was aber in der finalen Version dank Auflösungen von bis zu 1200x800 Bildpunkten kein Problem mehr darstellen sollte.

Prächtige Iso-Optik

Auch die Landschaft strotzt vor Details: In Gärten blühen bunte Blumen, Hasen und Wildschweine begegnen an der Waldgrenze und in den Dungeons huschen Ratten im Fackellicht davon. Lediglich die Übersicht ließ in den unterirdischen Bereichen teilweise zu wünschen übrig, da der Nebel des Krieges den Sichtbereich doch arg eingrenzt. Die vier Ober- und Unterwelten werden ohne Levelgrenze auskommen und bringen es auf satte 20.000 Bildschirmseiten.

Die Hintergrundmusik ist zwar noch nicht komplett komponiert, gibt aber schon einen überzeugenden Vorgeschmack auf die fast märchenhafte Soundkulisse, die je nach Umgebung an Dramatik zu- oder abnimmt. Was bei Arcanum Mangelware war, wird in Divine Divinity öfter eingesetzt: die Sprachausgabe. Die Dialoge werden meist gesprochen, was das Geschehen weitaus lebendiger macht.

Fantasy-Stimmung

Obwohl uns das Jahr 2001 eine breite Palette an Iso-Rollenspielen (Throne of Bhaal, Arcanum, Gorasul etc.) beschert hat, könnte Divine Divinty markante Akzente setzen: Die Grafik überzeugt mit feinen Animationen und vielen Details und das Game-Design richtet sich mit stimmungsvollen Quests an klassische Fantasyfreunde. Das dramaturgische Highlight ist allerdings der Einsatz von Kameraschwenks, die wichtige Szenen und Dialoge darstellen. Aber erst wenn die Monster-KI die versprochenen Ausmaße annimmt und die Party-Interaktion integriert wird, lässt sich Divine Divinity richtig einschätzen.

Ausblick

Fassung: Beta-Version

Release: 2.Quartal 2002

Entwickler: Larian Studios

Publisher: CDV

Support: Offizielle Webseite

Screenshots: Alle auf einen Blick !

Download:

Video 1 (13,7 MB)

Video 2 (14,3 MB)

Ausblick