Civilization 5 - Vorschau, Taktik & Strategie, Linux, PC, Mac
Das Jonglieren der Stadtstaaten
Von diesen Stadtstaaten gibt es bis zu sechzehn auf einer Karte und sie bereichern das Spielerlebnis von Civilization V deutlich. Denn auch die KI der anderen Nationen mischt mit, wenn es um die Gunst dieser teilweise reichen Metropolen geht. Aber so verführerisch ein räuberischer Angriff auf diese wirken mag, sind diese sehr wehrhaft: Zum einen profitieren sie vom neuen Kampfsystem, das auch Fernangriffe einer Stadt erlaubt - wer sich nähert, wird bombardiert und gerade zu
Beginn hat man wenig Mauer brechende Argumente. Zum anderen könne sie sich selbstständig mit anderen Nationen verbünden, so dass man bei einem Überfall einen Krieg mit dem großen Bruder riskiert.Wer es dennoch schafft, hat nach der Eroberung die Wahl: Brandschatzen für Gold, feindliche Übernahme oder politische Marionette? Letzteres kann hilfreich sein, denn so bekommt man die Handelswaren und die Bevölkerung bleibt fröhlich. Ein Wermutstropfen bleibt allerdings auch, wenn es um die Interaktion mit den Stadtstaaten geht: Man kann erstens nicht in direkte diplomatische Gespräche mit ihnen treten, um spezielle Verträge auszuhandeln. Und man kann zweitens andere Nationen, die einen verbündeten Stadtstaat attackieren, nicht genau auf diesen Angriff festnageln und in einem Gespräch den Abzug fordern - gerade im späteren Spielverlauf, wenn die Grenzen enger und die Begehrlichkeiten der KI größer werden, so dass sie auch diese Metropolen schlucken wollen, wünscht man sich eine bessere diplomatische Möglichkeit. Hier hätte es gereicht, wenn man den Aggressor ähnlich wie beim Überschreiten der Grenze genau darauf aufmerksam machen könnte.
Kämpfe ohne Stapelwirrwarr
Zum anderen können Städte jetzt wie oben erwähnt schon in der Frühphase heran nahende Feinde angreifen - das macht schnelle Eroberungen schwieriger und verlangt eine bessere militärische Planung der Invasion. Dazu gehört auch ein Blick auf das Terrain, denn Berge verhindern z.B. den einfachen Beschuss und es lohnt sich, eine Festung in einer Schlucht zu bauen sowie auf die Küsten zu achten: Schon mit den ersten Galeeren kann man Truppen an Land effizient unter Beschuss nehmen!
Titicaca-See und Pyramiden
Die klassischen Weltwunder werden teilweise auf der Karte außerhalb der Städte gebaut: Die Pyramiden oder der Koloss stehen erst mit Gerüsten da und wachsen beständig in die Höhe. Aber man kann es auf Mausklick auch puristischer haben, indem man die zweidimensionale Hexfeldkarte aktiviert: Dann wiehern zwar keine 3D-Pferde auf der Koppel, aber man spart Rechenpower und bekommt eine gute Übersicht.
18 Zivilisationen mit leicht unterschiedlichen Startbedingungen warten auf weise Anführer. Es gibt Klassiker wie die Deutschen unter Bismarck, die irgendwann den Panzer als Spezialeinheit erfinden, oder die Engländer unter Elizabeth, die natürlich eine fortschrittlichere Marine entwickeln. Und es gibt exotischere Völker wie die Siamesen mit ihren Kriegselefanten oder die Irokesen mit ihren Mohawk-Kriegern. Es bleibt dabei, dass jede Zivilisation mit leicht anderen Technologien und Voraussetzungen startet und spezielle Einheiten entwickeln kann.
Ganzkörper-Diplomatie
Die Diplomatie zwischen den Zivilisationen wirkt auf den ersten Blick wie gehabt, bietet aber mehr Möglichkeiten, was gezielte Aktionen gegen einen Feind angeht - vom Vorschlag der grundsätzlichen Zusammenarbeit bis hin zu Handelsembargos uns speziellen Vereinbarungen. Leider gibt es im Gegensatz zum klar erkennbaren Verhältnis zu den Stadtstaaten, das z.B. bei 66% liegen kann, keinerlei grafische oder mathematische Anzeige für den Stand der Beziehungen zu anderen Nationen. Außerdem habe ich das Geflecht der Beziehungen vermisst, das früher über bunte Linien angezeigt wurde. So weiß man nicht immer, wie es um die Außenpolitik bestellt ist. Dafür gibt es innepolitisch mehr Freiheit in Form eines eigenen Entwicklungsbaumes: Man kann innerhalb eines politischen Systems noch kleine Zusatzeigenschaften freischalten, die Boni bringen. Auf die Feinheiten der Diplomatie und Innepolitik werden wir allerdings erst im Test eingehen.
Wer die Berater als Einsteiger komplett aktiviert, wird übrigens behutsam in die Spielmechanik eingeführt - es gibt quasi zu jeder Aktion und jedem Icon der Benutzeroberfläche eine Erklärung. Auch den Mod- und Multiplayerbereich will Firaxis erweitern: Die Community soll nicht nur weltweit miteinander spielen, sondern eigene Szenarien einfacher entwerfen und über das Internet tauschen können.
Ausblick
Die Nächte mit der Vorschauversion waren angenehm lang und ereignisreich. Auf viele Feinheiten wie den neuen Politikentwicklung oder Änderungen im Mikromanagement oder der Benutzeroberfläche wollte ich im Rahmen der Vorschau allerdings noch nicht eingehen. Denn zwei neue Säulen tragen trotz vieler alter Tugenden ein frisches Spielerlebnis: Die Stadtstaaten und das Kampfsystem. Erstere sorgen als eigenständige Metropolen für wesentlich mehr Abwechslung und Bewegung im außenpolitischen Spiel der Mächte. Und Letzteres sorgt dank der Beschränkung auf eine Truppe pro Feld sowie dem effizienten Fernangriff für eine Entschlackung sowie taktische Aufwertung der Gefechte. Obwohl auch die Diplomatie ergänzt wurde, bleiben da noch einige Fragezeichen in der Interaktion mit den Stadtstaaten und die neue Ganzkörperaudienz bei Bismarck & Co hat mich auch noch nicht überzeugt. Aber im Zeitalter von Move, Kinect und Fuchtelfitness tut es unheimlich gut, wenn man mal wieder mit der Maus in der Hand und Hexfeldern vor Augen die Zeit vergisst. Wer Rundenstrategie liebt, wird Ende September auch diese Tochter von Sid Meier heiraten müssen.
Ersteindruck: sehr gut