Assassin's Creed: Brotherhood - Vorschau, Action-Adventure, 360, PlayStation3, PC

Assassin's Creed: Brotherhood
26.10.2010, Benjamin Schmädig

Vorschau: Assassin's Creed: Brotherhood

Wie war das? Desmond war in der virtuellen Gestalt von Ezio endlich in Cäsars Stadt angekommen - und dann? Dann endete seine Reise. Mit einem offenen Ausgang, natürlich, denn wir sollen ja auf die Fortsetzung gespannt sein. Assassin's Creed: Brotherhood (ab 13,49€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) ist nicht diese Fortsetzung. Die Geschichte um die Schöpfer der Menschheit und um Desmond wird vermutlich erst mit einem neuen virtuellen Ego erzählt. Brotherhood klärt zunächst, was aus Ezio wurde.

Ein Flashback bringt mich zurück ins Finale von Assassin's Creed 2: Desmond erfuhr in der Rolle von Ezio gerade, was es mit dem Apfel von Eden auf sich hat und dass die Menschheit von einer gewaltigen Katastrophe bedroht sei - dann werden er und sein Team entdeckt und müssen fliehen. Auch Ezio musste zuvor fliehen: Aus der römischen Gruft durch die Straßen der riesigen Metropole. Er entkommt seinen Verfolgern, verlässt die Stadt und taucht schließlich auf dem Anwesen seines Onkels Mario unter. Doch der Frieden hält nicht lange: Schon nach wenigen Minuten in der befestigten Kleinstadt wird der Unterschlupf angegriffen. Ezio hält die angreifenden Truppen zwar mit Kanonenschüssen lange fern, doch dann trennen sich die Wege von Ezio und Mario. Der junge Assassine kehrt nach Rom zurück, wo er ein neues Leben und eine neue Gemeinschaft - seine Brotherhood - aufbaut. Die ersten vier Stunden konnte ich ihn auf diesem Weg begleiten.

Zurück nach Italien

Auch Desmond musste fliehen: Gemeinsam mit Lucy baut er den Realitätssimulators »Animus« diesmal in Marios noch immer halb intakter Villa auf - der Kreis schließt sich. Erstmals bin ich aber nicht nur nach Fahrplan mit Desmond oder Ezio unterwegs, sondern darf frei wählen, ob ich Desmond anno 2012 oder Ezio durchs späte Mittelalter steuere.



Zurück in die Zukunft

Video. Die ewige Stadt wartet auf den Assassinen.Kleine Aufgaben sollen in der Realität auf ihn warten - zu dem Zeitpunkt, als ich den Animus verlassen habe, konnte ich aber nur Marios alte Stadt erkunden. Dabei muss Desmond gleich zu Beginn mit Lucy durch die Katakomben der Villa klettern; immerhin hat er durch seinen Aufenthalt im Animus  Ezios Fähigkeiten als Fassadenkletterer übernommen. Hoffentlich muss er in späteren Kapiteln auch knifflige Rätsel mit Lucy lösen, denn einige Wege öffneten sich nur durch das geschickte Zusammenspiel der beiden...

Den Großteil seiner Zeit wird Desmond in der virtuellen Haut des Italieners verbringen. Eine halbe Weltreise steht ihm diesmal aber nicht bevor, denn Ezio wird ausschließlich Rom erkunden. Und Rom ist gigantisch! Es ist so groß, dass innerhalb der Stadt auffällig viele Eingänge zu geheimen Gängen existieren, über die Ezio umgehend in bereits entdeckte Stadtviertel gelangt. Nicht zuletzt darf er die Hauptstadt mit dem Pferd bereisen - auch wenn die im Vergleich zu Red Dead Redemption recht hölzernen Rosse wenig galant zwischen den Passanten wüten. Wer schön spielen will, verzichtet daher aufs Reiten; zumal man ohnehin wie gehabt per Knopfdruck automatisch über die Dächer sprintet.

Ebenfalls bekannt ist das Untertauchen in kleinen Menschengruppen: Ezio kann Konkubinen anheuern, die ihn vor den Blicken der Verfolger verstecken. Aber wo findet er die Gespielinnen? Und wo gibt es Diebe, die auf sein Geheiß hin Wachen ablenken? Die sind natürlich weiterhin auf Dächern und Straßen verstreut. Mit einem Unterschied: Wenn Ezio ein leer stehendes Fraktionsgebäude einnimmt, darf er es für Söldner, Diebe oder Konkubinen reservieren - von da an findet er stets zahlreiche Mitglieder der entsprechenden Gruppe in der Umgebung des neuen Fraktionshauses.

Deine Stadt

Und Ezio kann Rom noch weiter für sich nutzen. Denn die Borgia  haben Italiens Hauptstadt besetzt: In zwölf Viertel haben sie die Metropole aufgeteilt, ein Wachturm repräsentiert ihre Macht in jedem der Stadtteile. Schaltet Ezio den jeweiligen Anführer aus, kann er auch den entsprechenden Turm zerstören - erst danach darf er in den Geschäften des befreiten Viertels einkaufen und sie zu besseren Läden ausbauen.

Der Attentäter muss in Brotherhood auch Geschütze bedienen.
Dabei stellt er den Anführer nicht in einem gewöhnlichen Kampf oder erledigt ihn aus dem Hinterhalt. Vielmehr führte mich einer der Morde in eine Höhle wie man sie aus Assassin's Creed 2 kennt. Und auch diesmal musste ich den Halunken erst lange verfolgen, bevor ihn Ezio zu fassen bekam. Für mehr Spannung als im Vorgänger sorgte dabei ein Moment, in dem ich mein Opfer in einer Menschenmenge verlor. Nur durch Geduld und geschickten Einsatz des Animus-eigenen Adlerauges konnte ich ihn ausfindig machen.

»Brotherhood«, also Bruderschaft heißt die Quasi-Fortsetzung, weil Desmonds zweites Ich zum ersten Mal nicht auf sich allein gestellt ist. Wie bereits am Ende des Vorgängers angedeutet, arbeitet der Attentäter jetzt immerhin mit Gleichgesinnten zusammen. Er nimmt aber nicht nur Aufträge an, sondern befehligt seine eigene Gilde: Per Knopfdruck ruft er Kameraden um Hilfe oder schickt sie einer markierten Wache auf den Hals. So erhält er Hilfe in der Not oder macht sich die Ablenkung zunutze. Haben die Assassine ihre Aufgabe erfüllt, dauert es anschließend eine Weile, bevor sie erneut zur Verfügung stehen.    

Deine Hood

Ohne Fleiß kein Preis: Ezio muss seine Truppe trainieren, wenn sie ihm auch in schwierigen Situationen eine Hilfe sein soll. An Taubenverschlägen schickt er seinen Mannen deshalb Aufträge, die sie nach ganz Europa führen. Dieses Missions-Management läuft ausschließlich über Statistikbildschirme - Ezio reist nicht selbst durch Europa. Soll er vielleicht zwei Agenten nach Florenz schicken? Das steigert die Chance auf Erfolg. Die Erfahrungspunkte müssen die Beteiligten allerdings teilen... Wie viele Attentäter Ezio übrigens verwalten darf, hängt von der Anzahl eroberter Borgia-Türme ab. Und er muss aufpassen: Die eigenen Männer können sterben! Hoffentlich ist Brotherhood fordernder als Assassin's Creed 2 - umso sinnvoller wäre es jedenfalls, dass man gut auf die Verbündeten achten muss. Umso bitterer wäre ein Verlust&

Immerhin hat Ezio jetzt mehr Möglichkeiten im Kampf, sich und die unter seiner Obhut zu beschützen. Mit ungestörten Angriffsketten fügt er seinen Gegnern nämlich deutlich mehr Schaden zu als mit vereinzelten Attacken - er muss nur darauf achten, dass die Kombinationen nicht unterbrochen werden.

Nach und nach erobert Ezio Rom zurück. Ob er auch Herr über das Kolosseum sein wird?
Er hat zudem gelernt, schwere Waffen zu benutzen und der Kampf ist es auch, durch den er neue Assassine erhält: Bestimmte Bürger schließen sich ihm an, wenn er sie vor einer Bedrohung durch die römische Miliz befreit. Abgesehen davon wird sich allerdings nicht viel tun; noch immer wirken selbst Gefechte gegen ein Dutzend Feinde zu banal. Vielleicht ändert sich das später noch.

Rom statt Florenz?

Mir gefallen die Neuerungen. Eine der großen Schwächen der Vorgänger war ihre Gleichförmigkeit in Verbindung mit der fehlenden Herausforderung - und zumindest den ersten Punkt könnten die kleinen taktischen Entscheidungen deutlich entschärfen. In den ersten Stunden hat es mir jedenfalls eine Idee mehr Spaß gemacht, Rom zu erkunden als durch Florenz zu streifen. Zumal die Figuren in Filmszenen mit überzeugender Mimik und Gestik agieren, so dass man wohlwollend ihre Geschichte verfolgt. Nicht zuletzt soll es außerdem mehr zu entdecken geben: Zahlreiche versteckte Katakomben versprechen die Entwickler etwa. Im Kolosseum spürte ich außerdem Romulus, einen der vermeintlichen Gründer Roms, auf und verfolgte ihn durch einen geheimen Keller. Eine Rückblende löste Desmond hingegen aus, indem er in der Erinnerung Ezios dessen Jugendliebe Christina kennenlernte. Die Erinnerung in einer Erinnerung wirkt vielleicht ein wenig erzwungen, beleuchtet einige der Figuren aber von einer ebenso neuen wie amüsanten Seite.

Richtig angetan war ich von Trainings-Aufgaben, die mit Ezios Geschichte nichts zu tun haben. Denn Lucy erstellt für Desmond eine Vielzahl an Herausforderungen, in denen er eine bestimmte Anzahl Feinde lautlos erledigen oder eine Laufstrecke innerhalb des Zeitlimits absolvieren muss. Die separaten Aufgaben finden in einer minimalistischen virtuellen Realität statt; die Umgebung besteht aus grauen Klötzen, lediglich zum Klettern benötigte Elemente sowie Gegner werden hervorgehoben. Interessanterweise lernen selbst Experten in diesen Trainingsarealen den einen oder anderen Kniff hinzu. Denn auch wenn Ezio im Normalfall keinen Gebrauch davon machen muss, beherrscht er doch einige Finessen, die selbst Meisterakrobaten gutes Timing und viel Geschick abverlangen. Ich kann verstehen, wenn der Purist jetzt aufschreit - ich freue mich allerdings auf den Wettkampf um Online-Ranglisten!

Die Welt trifft sich in Rom

Ohnehin ist es der weltweite Kampf, der Brotherhood auszeichnen soll. Schließlich dürfen Attentäter ihr Können endlich im gegenseitigen Meucheln unter Beweis stellen. Schön, dass dabei ihr Können beim Anschleichen und Verstecken, nicht ihre Fähigkeiten mit der Klinge im Vordergrund stehen. Alle Teilnehmer erhalten nämlich ein Ziel, das sie töten müssen. Würden sie jetzt allerdings darauf zu rennen, könnte sie ihr Opfer erkennen und flüchten. Weil auch die erfolgreiche Flucht Punkte bringt, wäre das also keine kluge Lösung. Doch wie erreicht man das Ziel ungesehen, ohne selbst entdeckt zu werden? Immerhin ist man immer sowohl Jäger als auch Opfer...    

Ausblick

Das Mehrspieler-Versteckspiel hinterließ schon auf der diesjährigen E3 einen sehr guten Eindruck - ein Gefühl, das die ersten Stunden der Kampagne bislang bestätigt haben. Große Sprünge macht Assassin's Creed: Brotherhood dabei nicht: Noch immer sprintet Ezio mit einem Affenzahn durch die zwar neue, stilistisch aber sehr vertraute Kulisse. Noch immer erhält er Mordaufträge, erledigt zusätzliche Aufgaben, sammelt Federn und erkundet Gewölbe oder Schatzkammern. Im Detail macht die kleine Fortsetzung aber spürbare Fortschritte, denn Ezio verfügt über mehr Handlungsfreiheit. Immerhin ruft er nicht nur Verbündete um Hilfe, sondern bildet diese auch selbst aus. Er entscheidet sich, welche Fraktion ihn in welchem Stadtteil unterstützen soll und erobert die Viertel in beliebiger Reihenfolge. Separate Herausforderungen spornen zudem den Kampfgeist jener an, die sich in Jerusalem oder Venedig unterfordert fühlten und die Mehrspieler-Gefechte versprechen spannende Versteckspiele mit versierten menschlichen Attentätern. Der zweite Ausflug nach Italien kann beginnen!

Ersteindruck: sehr gut