Test Drive Unlimited 2 - Vorschau, Rennspiel, 360, PlayStation3, PC

Test Drive Unlimited 2
15.11.2010, Michael Krosta

Vorschau: Test Drive Unlimited 2

Denkt man an Ibiza, rasen angenehme Bilder von sonnigen Sandstränden, ausgelassenen Partys und herrlich blauem Wasser in den Kopf. Dabei hat die Insel noch so viel mehr zu bieten: Wie wäre es z.B. mit spannenden Rennen in den schönsten Luxusautos, die man sich vorstellen kann? Oder dem Shoppen von den angesagtesten Klamotten in den teuersten Boutiquen? Atari lädt mit Test Drive Unlimited 2 (ab 29,64€ bei kaufen) einmal mehr dazu ein, die High Society auf der Überholspur zu erleben...

Wenn man sich bei der eigenen Geburtstagsparty in einem wunderschönen Haus wiederfindet und die gut gelaunten Gäste rund um den einladenden Privat-Pool zu groovigen Beats abfeiern, hat man im Leben offensichtlich einiges richtig gemacht. Wenn



Traumhaftes Leben

einen dann noch die attraktive Freundin an der Hand packt und in die Garage entführt, um ihrem Liebsten zur Feier des Tages einen brandneuen Ferrari California zu schenken, ist das Glück perfekt. Zu schön, um wahr zu sein? Ja, leider. Denn während der Probefahrt im roten Flitzer aus Maranello wird man unsanft geweckt - und das im wahrsten Sinne des Wortes: Das Luxusleben, das man in den ersten Minuten mit Test Drive Unlimited 2 interaktiv genießen darf, ist nichts weiter als der Tagtraum eines Hotelpagen, der die Sportwagen der Reichen und Schönen einparken darf. Doch heute ist alles anders, denn eines der High-Society-Girls ist gerade in Eile und beauftragt mich, sie so schnell wie möglich ans Ziel zu bringen. Klar, dass sie von meinen Fahrkünsten schwer beeindruckt ist. Und wie es der Zufall will, ist die Dame auch noch eine der Organisatorinnen eines Wettbewerbs mit dem Namen Solar Crown, bei dem auf der ganzen Insel diverse Rennserien ausgetragen werden. Zwar bin ich am Anfang noch weit davon entfernt, wieder hinter dem Steuer eines Ferrari Platz zu nehmen, doch mit der kleinen finanziellen Starthilfe ist zumindest der Einstieg in die Welt der Straßenrennen möglich...

Willkommen auf Ibiza: Party, Motoren und scharfe Kurven!

Zunächst geht es allerdings in die Fahrschule, in der man den Umgang mit den Boliden in relativ langweiligen Zeitprüfungen erlernt. Dabei hat der Fahrlehrer leider immer wieder die gleichen Sprüche auf den Lippen, so dass man sich wünscht, die Einführung möglichst schnell zu überstehen und die begehrte Lizenz einzusacken, die die Teilnahme an den anschließenden Rennen erst ermöglicht. Dabei ist jedoch nicht nur die Platzierung wichtig, denn das so genannte FRIM-System zeichnet sämtliche Fahrmanöver auf und belohnt dabei Beinahe-Kollisionen, Driften sowie Sprünge mit Direkt-Überweisungen aufs Girokonto. Das Geld kann man später u.a. ins Tuning oder den Kauf von neuen Häusern und Fahrzeugen investieren.

Schulbank

Der Schauplatz mag mit seinen mehr als 3000 Pisten-Kilometern neu sein, doch auf dem Weg zum Superfahrer finden sich viele Elemente, die man bereits aus dem Vorgänger kennt: Da wären zum einen die Klamottenläden, in denen man sich mit Markenartikeln von der Sonnenbrille über Jackett und Jeans bis hin zu den Fußsohlen einkleidet. Auch Besuche bei Autohändlern, Tuning-Werkstätten oder Immobilienmarklern steht erneut auf dem Programm, doch kann man sich mittlerweile frei in den Locations bewegen - das eigene Haus sowie die dazugehörige Garage mit eingeschlossen. Dort findet sich mit der Zeit eine stattliche Anzahl an Boliden: Reicht das Geld am Anfang lediglich für einen Golf V GTI oder Audi A3, finden mit lukrativen Preisgeldern später auch Traumwagen vom Schlag eines Koenigsegg CCXR Edition, Aston Martin DBS oder Pagani Zonda ein neues Zuhause. Dabei verfügt jeder der Flitzer über modellierte Cockpits, während man beim Händler Teile der Ausstattung wie Felgen oder Sitzbezüge wie gewohnt den eigenen Wünschen anpassen darf.

Der Fuhrpark hat wieder einige Traumwagen zu bieten.
Der Weg zur Werkstatt ist jedoch nicht nötig, denn die Boliden tragen nach Unfällen lediglich optische Schäden davon, die nach jedem Rennen automatisch wieder ausgebügelt werden und sich nicht auf die Fahrphysik auswirken.

Bekannte Elemente

Sowohl Anfänger als auch Freunde des anspruchsvollen Rasens sollen auf ihre Kosten kommen, weshalb sich die Fahrphysik in drei Stufen einstellen lässt: Unter Arcadebedingungen wird man von allen erdenklichen Hilfen von ABS bis zur Traktionskontrolle unterstützt, während man unter der Simulationseinstellung mit durchdrehenden Reifen zu kämpfen hat und Feingefühl beweisen muss, um die Kontrolle über PS-starken Biester zu behalten. Eine Simulation im Stil von GTR oder Forza wird zwar nicht geboten, doch ist das Fahrverhalten durchaus anspruchsvoll. Den goldenen Mittelweg findet man dagegen in der dritten Möglichkeit, die zwischen Arcade und Simulation angesiedelt ist: Während man früher überwiegend auf asphaltierten Strecken unterwegs war, gesellen sich hier dank der neuen Offroad-Rennen auch Ausflüge in die Pampa hinzu. Zuvor gilt es allerdings, sich auch hier in der Fahrschule eine entsprechende Lizenz zu verdienen, mit der man auf die Herausforderungen und Leistungsklassen vorbereitet werden soll. Insgesamt fühlen sich die Fahrzeuge im Vergleich zur leicht schwammigen Lenkung des Vorgängers hier sehr viel besser an und man spürt regelrecht das Feintuning, das von den Eden Studios vorgenommen wurde.   

Für Anfänger und Profis?

Darüber hinaus hält sich der technische Fortschritt allerdings in Grenzen: Wäre man nicht auf Ibiza unterwegs, das sich landschaftlich von der Hawaii-Insel des Vorgängers unterscheidet, könnte man glauben, sich immer noch im ersten Teil des Racing-MMOs

Erkundung zählt ebenfalls wieder zu den Aufgaben in der Test Drive-Welt.
zu befinden. Angesichts der großen Spielwelt kann man bei der angestaubten Grafik sowie den zahlreichen Pop-ups zwar ein Auge zudrücken, trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass man bei der Präsentation einen größeren Schritt nach vorne macht. Zumindest wird die Erkundung der Insel jetzt von einem dynamischen Wettersystem sowie einem idyllischen Tag-/Nachtwechsel begleitet. Bei den vorgefertigten Events, die man entweder alleine oder dank ständiger Onlineverbindung auch gegen bis zu sieben andere Spieler in Angriff nehmen darf, sind die Witterungsbedingungen allerdings von Anfang an festgelegt. Der Netzcode machte bei den ersten Probefahrten insgesamt eine gute Figur, auch wenn teilweise noch ein paar Lags auftraten. Neben Einzel- und Teamrennen haben sich die Entwickler auch einen verrückten Koop-Modus ausgedacht, bei dem das komplette Fahrerfeld einem der Spieler folgen muss, der zufällig als Führer auserkoren wurde. Der Clou dabei: Nur dieser sieht den nächsten Checkpunkt und muss seine "motorisierte Herde" ans Ziel bringen. Um dem Ganzen eine zusätzliche Würze zu verleihen, wird die Rolle des Anführers nach jedem erreichten Checkpunkt per Zufall einem anderen Spieler zugewiesen. Klingt verrückt - und so spielt es sich auch. Man kann über Sinn und Unsinn dieser Mehrspieler-Variante streiten, denn oft genug endeten die Koop-Rennen in einem heillosen Chaos. Aber Spaß macht es trotzdem...

Stillstand

Das Gerüst von Test Drive Unlimited 2 besteht aus fünf Stützpfeilern: Der globale Level, Erkundung, Wettbewerb, Sammlung und soziale Interaktion, wobei man in jeder der Kategorien Erfahrungspunkte sammelt und sich in insgesamt 70 Stufen nach oben arbeitet. Die Erkundung ist wichtig, um neue Straßen, aber auch Autohändler, Boutiquen sowie weitere Locations zu entdecken. Die Rennen bilden allerdings nach wie vor den Kern des Spiels und erstrecken sich von Sprints von Punkt A nach B über Rundkurse bis hin zum reinen Zeitfahren oder Ausscheidungs-Wettbewerben. Auch die Blitzrennen sind wieder mit dabei, bei denen man die Radarfallen mit entsprechend hohem Tempo aktivieren muss. Im Gegensatz zum Vorgänger wird hier noch eine kleine Rahmenhandlung gestrickt, so dass man nicht einfach nur die Events abklappert, sondern auch Rivalen schlagen muss, die sich in Zwischensequenzen entsprechend über ihre Niederlage ärgern bzw. den Spieler herausfordern. In der aktuellen Fassung ist die deutsche Synchro allerdings noch unter aller Kanone und sorgt aufgrund der miserablen Qualität für unfreiwillige Komik. Laut Atari handelt es sich bei den Aufnahmen allerdings nur um "Platzhalter", die in der finalen Fassung von professionellen Sprechern ersetzt werden sollen - ich bin gespannt... Die Kategorie Sammlung dürfte selbsterklärend sein, während die Sozialstufe vornehmlich durch die Teilnahme an Autotreffen, Mehrspieler-Events sowie den Beitritt in Clubs gefördert wird. Verfolgungsjagden mit der Polizei sind ebenfalls wieder möglich: Dazu fährt man den Gesetzenhütern während der freien Fahrt einfach ins Heck und schon kann das Katz und Maus-Spiel beginnen. Wie bei den alten Need for Speed-Teilen muss man die Verfolger möglichst schnell abschütteln. Eine Aufgabe, die mit zunehmenden Zeit immer

Die schicke Cockpitansicht gehört bei TDU zur Basis-Ausstattung.
schwieriger wird, denn die Verstärkung ist schneller da, als einem lieb ist. Befinden sich mehr als drei Spieler in einer Session, darf einer von ihnen sogar selbst in die Haut der Cops schlüpfen.

Drei Stützpfeiler

Egal ob Erkundung, Rennen oder Verfolgung: Erfolge werden mit Erfahrungspunkten belohnt, so dass man immer weiter in Rängen aufsteigt und damit Zugang zu neuen Veranstaltungen bekommt. Erreicht man die Stufe zehn, ist dies gleichzeitig die Eintrittskarte zum Flughafen. Und was will ich da? Wie wäre es mit einem Flugticket nach Oahu? Richtig gelesen: Eden hat den Schauplatz des Vorgängers ebenfalls ins Spiel integriert und der Insel neben neuen Events auch über 600 zusätzliche Straßenkilometer spendiert - ein feiner Zug.

Hawaii-Comeback

Autonarren wollen sich gerne mit Gleichgesinnten treffen. Sie wollen nicht nur über das wichtigste Thema der Welt - Autos - quatschen, sondern ihr auf Hochglanz poliertes Heiligtum auf vier Rädern auch gerne stolz vor den anderen präsentieren. Was in der Wirklichkeit ganz gerne auf McDonald's-Parkplätzen zelebriert wird, ist auch im Spiel möglich: Man kommt an bestimmten Orten zusammen, tauscht sich aus und begutachtet im freien Rundgang die fahrbaren Untersätze der anderen Spieler, während man auch den eigenen Boliden zur Schau stellt. Die Autoclubs sind ebenfalls wieder mit von der Partie: Hier finden sich vor allem Gilden zusammen, die ihren Automobil-Clan berühmt machen wollen. Herausforderungen gegen andere Clubs sind dabei auch möglich.

Soziale Komponente

  

Ausblick

Raser, die auf Oahu bereits das Gaspedal durchgedrückt haben, dürften sich auf Ibiza sofort heimisch fühlen: Viele Elemente aus Test Drive Unlimited finden auch den Weg in den Nachfolger - sei es der Besuch beim Autohändler, Immobilienmarker oder Rennmodi wie Ausscheidungs- und Blitz-Events. Leider hat man sich nicht nur inhaltlich, sondern auch technisch stark am Erstling orientiert, weshalb sich der grafische Fortschritt im direkten Vergleich trotz des ansehnlichen Wettersystems in Grenzen hält. Mehr Arbeit hat man bei Eden in die Fahrphysik investiert: Egal für welches der drei Modelle man sich entscheidet, liegen die Boliden besser auf der Straße und lassen sich viel angenehmer kontrollieren als noch im ersten Teil - eine Simulation wird aber auch ohne Fahrhilfen nicht geboten. Die Erstfaszination mag mittlerweile verflogen sein, doch auch Test Drive Unlimited 2 wird wieder eine gelungene Mischung aus (Offroad-)Rennen, Erkundung und sozialen Interaktionen bieten, sofern man sich mit dem technischen Stillstand anfreunden kann. Dass man neben den neuen Pisten auf Ibiza auch wieder nach Oahu zurückreisen kann, ist auf jeden Fall eine tolle Sache - Daumen hoch!

Ersteindruck: gut