Red Faction: Armageddon - Vorschau, Action-Adventure, 360, PlayStation3, PC

Red Faction: Armageddon
01.02.2011, Benjamin Schmädig

Vorschau: Red Faction: Armageddon

Wo sich manche Videospiele alle Mühe geben, erwachsen zu werden, stellte sich Red Faction: Guerilla rotzfrech gegen den Trend. Eine ausgeklügelte Erzählung? Pustekuchen! Innovative Spielmechanismen? Ich bitte euch! Das dritte Red Faction scherte sich nur um eins: die physikalisch korrekte Demontage großer und kleiner Gebäude. Spaß am Herumspielen statt intelligentem Spieldesign - kann der Nachfolger den anarchischen Coup wiederholen?

Trotz der explosiven Abriss-Action musste Red Faction: Guerilla Kritik einstecken - zur Handlung, zu seinem blassen Protagonisten und weil der Mars für eine offene Welt zu steril wirkte. Auf Dauer fehlte es an Abwechslung und erzählerischem Inhalt. Da klingt es doch ganz richtig, dass Entwickler Volition die Fortsetzung als starke Geschichte mit geradlinigem Ablauf inszenieren will! So wird der einstige Held Alec Mason als Großvater ausrangiert - sein Enkel übernimmt das Ruder. Unglücklicherweise öffnet der allerdings das Tor zu einer außerirdischen Rasse, die seit Urzeiten im Inneren des Mars schlief. Darius Mason muss deshalb nicht nur den Kampf gegen die Aliens aufnehmen, sondern sich auch bei seinem eigenen Volk rehabilitieren. Er streift also einsam durch die Marshöhlen, in denen sich die Menschheit eingenistet hatte und wehrt sich gegen Dutzende Käfer- und Insekten-ähnliche Wesen.

Anarchie mit Abstrichen

Viel hat sich im Kern nicht getan, denn auch wenn die Aliens nicht nur vom Boden aus, sondern aus allen Richtungen und Höhenlagen attackieren: Darius erledigt sie mit Schrotflinte, MG und was das konventionelle Arsenal sonst noch hergibt. Oder aber er wird neuerdings erfinderisch und schaut sich um. Überall stehen metallene Brücken, Treppen, blecherne Unterschlüpfe oder sonstige Konstruktionen. Wie wäre es denn, einen Feind per Magnetband auf einen Felsen zu »schießen«? Und falls der Berg zum Propheten muss, schnipst er andersrum eben eine Hauswand aufs Alien. Selbst die Knockout-Kombination »Alien gegen Alien« hat im besten Fall fatale Auswirkungen.

Krawallarchitekten könnten die Stützpfeiler eines Gerüsts so entfernen, dass die gesamte Konstruktion auf eine Versammlung anrückender Gegner fällt. Detonationsexperten platzieren Minen an bautechnischen Schlüsselpunkten, um sie auf Distanz zu zünden. Und natürlich gibt es auch diesmal das Gerät für Grobmotoriker: gewaltige Roboter, darunter sechsbeinige Stampfer, in denen Mason mit maximaler Schlagkraft wütet. Taktiker reparieren hingegen zerstörte Einrichtungen, um sich Deckung zu schaffen oder Geschosse für den Magneten zu materialisieren.

Musste man größere Konstruktionen im Vorgänger dabei Stück für Stück zerlegen, fallen sie diesmal schneller auseinander.

Wird es gewaltige Bosskämpfe geben? Gigantische Kreaturen zeigten die Entwickler bisher nur in Bildern oder Videos.
Die Physik ist immer noch glaubwürdig - die Auswirkungen von Waffen oder anderen Gegenständen wird aber stärker überzeichnet. So steht man nicht mehr lange vor einer Brücke, bis sie endlich in die Tiefe stürzt, sondern nimmt kleine Bauten im Handumdrehen auseinander. Dem lustvollen Experimentieren kommt diese beschleunigte Physik zugute. Zudem wurde die Bedienung des zerstörerischen Arsenals vereinfacht. Egal, welche vier Waffen Mason trägt: Eine der Schultertasten aktiviert stets einen Nahkampfangriff, die gegenüberliegende repariert Zerstörtes im Handumdrehen. Die anderen beiden Schultertasten dienen zum Zielen und Schießen.

Wertvoller Schrott

In den gezeigten Abschnitten sollte Darius außerdem genau hinschauen: Schrott dient auch dem Enkel als Währung, während er die Stationen, an denen er Waffen wechseln oder ausbauen darf, mitunter erst reparieren musste. Erweiterungen reichen in Armageddon vom einfachen Verstärken der Durchschlagskraft verschiedener Geschosse über das Verringern von Nachladezeiten bis hin zum Erhöhen der Nahkampffähigkeiten. Zu den Mehrspieler-Möglichkeiten äußert man sich übrigens noch nicht. Ob die freie Zerstörung den Onlinegefechten erneut eine interessante taktische Komponente verleiht, bleibt deshalb abzuwarten.  

Ausblick

Dass die Geschichte diesmal spannend inszeniert wird, muss Volition noch beweisen; bislang zeigte man nur wenige Szenen aus dem Einstieg sowie vier einzelne Levels. Und diese ließen offen, ob Darius Mason auf riesige Bosse treffen wird oder ob er die überzeugende Physik auch beim Lösen von Rätseln oder dem Entdecken von versteckten Ecken einsetzen kann. Lediglich Videos und Bilder deuten auf Kämpfe mit gigantischen Kreaturen hin. Eins ging aus dem bisher Gezeigten allerdings schon hervor: Armageddon dürfte ein Geschenk für Spielkinder werden! Die überzeichnete Zerstörungswut ist ein Traum für experimentierwütige Auseinanderbauer - die explosive Demontage steht noch deutlicher im Vordergrund und die neuen Waffen und Gerätschaften liegen wunderbar locker in der Hand. Dass Red Faction das Lasso aus Just Cause 2 in einen Magneten umfunktioniert, stört dabei kaum. Dass es nach dem Vorgänger lediglich noch größere, noch mächtigere Roboter als ultimative Abrissbirnen nutzt, ebenso wenig. Noch muss Red Faction: Armageddon beweisen, ob es ein großer Kracher sein kann. Ein vorzüglich anarchisches Vergnügen ist es schon jetzt!

Ersteindruck: gut