Sonic Generations - Vorschau, Plattformer, 360, PC, 3DS, PlayStation3

Sonic Generations
11.10.2011, Paul Kautz

Vorschau: Sonic Generations

Wie oft haben wir das schon gehört: »Sonic ist wieder da!« - war er zwar, aber oft genug in furchtbarer Form. Kann man Sega vertrauen, wenn sie behaupten, dass der blaue Blitz zum 20. Geburtstag mal ein echt cooles Geschenk in Form eines tollen Spiels erhält?

Ich bin ein alter Sack. Zumindest in der Hinsicht, dass ich dem 2D-Sonic hinterher trauere. Ich habe nie die Faszination hinter Sonic Adventure verstanden, fand das 2006er Sonic The Hedgehog katastrophal, empfand die meisten Minuten von Sonic Unleashed als Qual, habe jeden Sonic-Titel, der »Riders« im Namen hatte, geflissentlich ignoriert und wurde nicht mal mit dem nachweislich qualitativ mindestens vorzeigbaren Wii-Spielen des blauen Flitzers warm. Sonic ist und bleibt für mich 2D.

Die Welt wird dreidimensional

Insofern war die Ankündigung von Sonic Generations (ab 17,72€ bei kaufen) ein durchaus zwiespältiges Vergnügen: Zum einen war da der alte, rundlichere, fröhlichere Sonic, der durch die zwar zweidimensionale, aber über mächtige räumliche Tiefe verfügende Green Hill Zone düst - yay! Zum andere die grünäugige Blassnase, die man schon wieder durch 3D-Abschnitte hetzt - pff. Ich bin mir auch nach dem neuen Anspielen der entsprechenden Levels nicht sicher, ob ich jemals mit dem 3D-Abschnitten warm werde. Aber immerhin sind die im Großen und Ganzen auf Schienen, was der Sache fast wieder ein zweidimensionales Gefühl verleiht.

Bevor irgendetwas losgeht, ist erstmal alles weiß. Da steht er, der blaue Klecks mit den roten Schuhen, in einer Umgebung, die aussieht, als hätten die Grafiker seit einem Jahr Urlaub. Nope, hat alles seine Richtigkeit, werde ich aufgeklärt - die Farbe wird im Laufe der Zeit freigeschaltet. Die Oberwelt (der »Hub«) ist absichtlich farblos gehalten, denn erst wenn Sonic einen Level nach dem anderen gemeistert hat, färbt sich dieser sowie die dazu gehörige Nachbarschaft entsprechend ein. Sehr cool: Der Soundtrack besteht aus flotten Remixen bekannter Sonic-Weisen - und die gehen flüssig ineinander über, wenn man von Level zu Level rennt. Außerdem hat man vor dem Start jedes Levels die Wahl zwischen mehreren Musikstücken, sofern man diese bereits freigespielt hat.

The White Room

Selbst die 3D-Levels sind im Grunde zweidimensionale Angelegenheiten - die offenen »Abenteuer«-Geschichten der Dreamcast-Ära gehören der Vergangenheit an.
Neun Welten gibt es zu erflitzen: Drei aus Mega Drive-Zeiten, ebenso viele aus der Dreamcast-Periode sowie drei aus neueren Sonic-Abenteuern. Jede Welt besteht aus mehreren Levels, die natürlich von einem Bosskampf gekrönt sind - der Auftritt des gigantischen Eggman-Bots in der neu gestalteten »Death Egg Zone« war nur ein Beispiel. Jeder Level ist sowohl mit dem alten als auch dem neuen Sonic spielbar, was so viel bedeutet wie, dass es in jeder Welt 2D- und 3D-Abschnitte gibt. Allerdings folgen die Entwickler nicht den klassischen Vorgaben: Alte 2D-Levels sind jetzt auch mal in 3D und umgekehrt, grundsätzlich gibt es da ohnehin keine so strenge Trennung - auch in 2D-Levels schwenkt die Kamera gerne mal herum. Neben Klassikern wie der »Green Hill Zone«, der »Chemical Plant Zone« oder »Seaside Hill« erwarten den Fan auch bekannte Namen wie »Speed Highway« oder »City Escape« - Letzteres mit Skateboard, Gun Truck und furchtbarer Musik. Wie man es kennt, nur eben schöner, schneller, moderner und interessanter.

Wie üblich gibt es nicht nur einen Weg vom Start zum Ziel; wer die Augen offen hält, findet viele alternative Pfade, die entweder zu Boni, versteckten Abschnitten oder sonstigen Geheimnissen führen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die wunderbar vielen Grafikebenen im Hintergrund nicht nur Staffage, sondern tatsächliche Levelteile sind. Zwischen den eigentlichen Levels gibt es auch noch Herausforderungen - u.a. das aus Sonic CD bekannte Rennen gegen Metal Sonic. Wer diese meistert, wird mit weiteren Levels, zusätzlicher Musik, Artworks, Chaos-Diamanten und mehr belohnt. Wer keine Ahnung hat, was er genau wo macht oder machen soll, bekommt auf Wunsch hilfreiche Tipps eines schwebenden Chaos.

Lauf, Sonic - lauf!

Die Screenshots schreien eine deutliche Sprache, die Videos ebenso, und jeder, der die unerklärlicherweise auf 20 Lauftage beschränkte Green Hill-Demo gespielt hat, dürfte sich in den Kanon einreihen: Sonic Generations sieht fantastisch aus. Nicht gut, nicht ordentlich, nicht bemerkenswert, sondern fantastisch! Das liegt an der quirligen Kombination aus quietschbuntem Design, monströs tiefen Raumebenen, 30fps und wunderbar verspieltem Leveldesign. Es gibt wilde Kamerafahrten (z.B. während sich Sonic in den Röhren der Chemical Plant Zone tummelt), die instabile Mägen in Sekundenschnelle zum Revoltieren bringen, die 3D-Levels sind wahnwitzig schnell - und über allem strahlt in vielen Levels der Sega-typische blaue Himmel. Das Ganze darf man sich auch in stereoskopischem 3D gönnen, was für mich aber bislang nur ein Gimmick ist. Und zwar eines, das für mich gerade in den 3D-Abschnitten zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch ein klares No Go ist - hauptsächlich, weil die Grafik dann deutlich ruckeliger wird.

Ausblick

Was gar nicht geht: Stereoskopisches 3D in den 3D-Abschnitten - auf einmal verwandeln sich geschmeidige Bilder in eine Ruckelhölle, das wunderbar schnelle Flitzen wird zu Kopfschmerz erregendem Zuckel-Chaos. Was dagegen völlig geht: Der Spaß, den ich mit Sonic Generations ohne Extrabrille auf der Nase hatte! Sega hat zuletzt mit Sonic Colours und Sonic 4 Episode 1 bewiesen, dass man es dieses Mal mit dem Schritt zurück zu klassischen Sonic-Tugenden verhältnismäßig ernst meint - dafür gibt es mindestens zwei Bienchen! Sonic Generations verspricht all das und mehr: Pracht-Präsentation, herrlich schnelles Spielprinzip, viel Freispielkram, wenig Tails, wunderbar tiefe und mit vielen Wegen versehene Levels - Zeit wird's. Der Blaukopp wird ja auch nicht jünger.

Ersteindruck: gut