Hitman: Absolution - Vorschau, Action-Adventure, 360, PlayStation3, PC, Mac
Als ich zum ersten Mal der neue Hitman bin, darf ich nur den normalen Schwierigkeitsgrad wählen. Eine leichtere sowie zwei höhere Einstellungen gibt es noch - auf diesen sollen die Patrouillenwege der Wachen komplexer und "nicht vorhersehbar" sein. Die Gegner sollen zäher, bedachtes Vorgehen soll wichtiger sein, auf Hilfestellungen in Form kurzer Einblendungen müsste ich verzichten. Ich freue mich riesig darauf! Für den Moment wähle ich "Normal", bevor ich die frühe Demo drei-, viermal spielen werde.
Aller Anfang ist ganz normal
Agent 47 ist der Hitman. Ein professioneller Mörder im Auftrag der "Agentur". Ein eiskalter Killer, der noch viel tiefer als Meisterdieb Garrett durch die dunkle Seite des Gesetzes schleicht. Ein Mann, der selbst zur Zielscheibe wird, nachdem er seine engste Vertraute umbringen soll und dessen Antlitz daraufhin polizeiliche und weniger offizielle Steckbriefe ziert.
47, der Profi
Ich weiß noch nicht, worum sich die Geschichte im Detail dreht. Mit Einzelheiten halten sich Entwickler und Publisher bislang zurück. Gut so! Ich weiß nur, dass Agent 47 den "King of Chinatown" ermorden soll. Möglichst lautlos, wenn es geht - im Grunde zählt aber nur das Ergebnis. Denn nachdem IO Interactive mit Kane & Lynch zuletzt zwei Episoden eines Shooters inszeniert hatte, geht auch 47 das Waffenballett flüssiger von der Hand. Ich könnte also geradewegs auf das Opfer zu laufen, Pistole, Schrotflinte oder MG zücken und
Ich habe es trotzdem versucht. Ich bin mit gezogener Waffe auf das Opfer zu und habe den Auftrag ohne mit der Wimper zu zucken erledigt. Die darauf folgende Massenpanik hat allerdings sämtliche Wachen alarmiert - und anders als bei Gutmensch Fisher oder Urgestein Snake schalten die nach einer solchen Aktion nicht auf "Muss eine Maus gewesen sein" zurück. Das gilt fürs ganze Spiel: Kleine Störungen untersuchen die Wachen natürlich. Solange sie nichts Verdächtiges entdecken, kehren sie aber auf ihre Posten zurück. Doch einen Mord vergessen sie nicht. Das Verstecken von Leichen oder Bewusstlosen ist also wichtiger als es z.B. für Herrn Jensen in Deus Ex zuletzt war.
Volles Rohr!
Nein, Aktion "Volles Rohr" war eine denkbar blöde Idee. So gut der Killer auch aus der Deckung heraus schießt: Kommen auf gleicher Ebene mehrere Polizisten auf ihn zu, geht selbst der Profikiller auf dem Zahnfleisch. Ich hab ihn in Schränken und Mülltonnen versteckt, habe vorsichtig aus dem Versteck gespäht, habe ihm die Kleider eines Toten
Also raus aus den Springerstiefeln und rein in die weichen Socken. Für alle Fälle rüste ich zwar eine Pistole aus, bevor ich das Tor zum Markt öffne. Ich verstecke die Waffe aber, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, denn die Polizisten erkennen solche Auffälligkeiten. Und dann stehe ich mitten im geschäftigen Treiben: 500 Personen sollen sich auf dem durchaus überschaubaren Areal tummeln - es soll die kleinste Menschenmenge des Spiels sein. Was Splinter Cell: Conviction zunächst versuchen wollte und Assassin's Creed bereits umgesetzt hatte, führt Hitman: Absolution (ab 5,99€ bei
Heimlichkeit
Dass die Fußgänger wie Papierstatuen zur Seite geschoben werden, während 47 unbeirrt wie durch ein Geistermeer läuft, gefällt mir nicht. Dass das Konzept Menschenmenge zum
Überhaupt verschafft sich der ehemalige Auftragsmörder diesmal im Handumdrehen einen Überblick: sein Vorteil ist sein Killerinstinkt. Buchstäblich! Denn schalte ich den "Instinkt" ein, werden wichtige Informationen hervorgehoben, etwa die Position aller Gegner, die seines Ziels oder nutzbare Elemente der Umgebung, wie z.B. Gasflaschen. Wie ein Feuer knistert die Sichthilfe, während die Zeit für ihre Nutzung abläuft. Ich sehe sogar, welche Laufwege die Wachen nehmen werden - zumindest auf den niedrigen Einstellungen wird Anfängern das Leisetreten also leicht gemacht. Auf höheren Stufen wird die Nutzung des Instinkts eingeschränkt, auf der schwierigsten wird er aller Voraussicht nach gar nicht nutzbar sein.
Der Killerinstinkt
Es gibt Gebiete, die der Hitman nicht betreten darf, etwa eine polizeilich bewachte Tür oder das Büro des King of Chinatown. Dazu zählen aber auch ganz profane private Bereiche, etwa der kleine Platz, an dem ein Koch scheinbar seine Zutaten lagert. Ein Angestellter macht sich dort zu schaffen, weshalb ich mich hinter einer Kiste verstecke,
"Du bist doch..."
Ich nähere mich dem Eingang zum Büro des Opfers. Ein Polizist bewacht das enge schmutzige Treppenhaus - wie werde ich ihn los, ohne Aufsehen zu erregen? Die einfachste Möglichkeit ist die Sabotage des Sicherungskastens, woraufhin der Uniformierte seine Stellung verlässt. Es gibt aber auch die gewiefte Variante für aufmerksame Spitzel: Wer gut lauscht und beobachtet, entnimmt manchen Gesprächen wertvolle Informationen oder erkennt wichtige Verhaltensmuster. In diesem Fall identifiziere ich eine Person, die das Büro des Opfers betreten darf. Als sich der Kerl eine unbeobachtete Ecke zum Pinkeln sucht, muss ich ihn nur erwürgen, mir seine Kleidung überziehen, den Tölpel in einer Mülltonne verschwinden lassen und schon spaziere ich unbehelligt das Treppenhaus hinauf. Um nicht erkannt zu werden, zieht 47 in solchen Momenten die Mütze in die Stirn oder hält eine Hand vors Gesicht, während sich einige Polizisten leise fragen: "Den kenne ich doch..." Obwohl er im Grunde meist sicher ist, entstehen so aufregende Szenen!
Mir gefällt, dass es länger dauert, ein Opfer zu betäuben als es umzubringen. Wenn ich unentdeckt bleiben will, muss ich deshalb umsichtiger vorgehen - ein Erfolg schmeckt
Leiser als lautlos?
Und ich bin auch kein Freund von verbesserten Fähigkeiten, z.B. einer sichereren Hand beim Schießen, wenn ich dafür vorgegebene Herausforderungen erledigen muss. Eine gute Idee ist hingegen das Aufspüren von Kassetten aus Überwachungskameras. Denn nur falls ich sämtliche Aufzeichnungen finde, nie entdeckt werde und keine Spuren hinterlasse, erhalte ich die Auszeichnung "Silent Assassin". Und die kommt in der Stealth-Action immerhin einem Ritterschlag gleich.
Eine der Überwachungskassetten fällt mir im Büro des King of Chinatown in die Hände. Von hier aus kann ich fast den gesamten Marktplatz überblicken. Doch das hat Zeit: Erst will ich mich umsehen und sichergehen, dass mein Fluchtweg frei ist. Also laufe ich auf die Tür zu - die sich völlig unerwartet vor meiner Nase öffnet! Der King betritt das Zimmer, eine Leibwache begleitet ihn. Was tun die beiden hier?
Umschalten
Ich brauche ein paar Sekunden, um zu begreifen, dass sie mich gar nicht gesehen haben. Der Hitman stand gerade so weit hinter der Tür, dass ihn die zwei nicht sehen konnten. Jetzt erkenne ich meine Chance: Schnell schalte ich mein Ziel aus, dann stürze ich mich auf seinen Wächter und ringe ihn nieder. Danach kann ich nahezu unbehelligt in Richtung Ausgang marschieren.
Lange bleibt 47 dem geschäftigen Treiben auf dem nächtlichen Markt aber nicht fern, denn ich will den King noch aus der Entfernung inmitten der Meute töten und dann erst fliehen. Noch einmal betrete ich also seine Wohnung. Noch einmal ignoriere ich den Hinweis, dass ich sogar das Essen meines Opfers vergiften könnte, falls ich die richtigen Zutaten finde. Eine clevere Idee, zumal der Killer auf dem Markt neugierigen Blicken entgehen kann, indem er sich mit einem Händler unterhält. Ich laufe jedoch geradewegs auf das Büro zu, schnappe mir ein Scharfschützengewehr und nehme den ahnungslosen King ins Visier. Lautlos sackt die Figur am anderen Ende der Linse zusammen.
Bleiballett
Polizisten stürmen die Wohnung, während ich mich in einem engen Spind ganz klein mache. Ein paar Minuten vergehen, dann ist die Luft rein. Jetzt ist Vorsicht geboten. Denn natürlich haben die Fußgänger das Areal nach dem Mord fluchtartig verlassen. Natürlich laufen Streifen mit gezogenen Waffen über den Platz. Ich versuche mich an etwas Neuem und platziere eine Bombe an einem Wagen, löse den Alarm aus und warte, bis einige der Polizisten das Problem unter die Lupe nehmen... Und falls ich trotz aller Vorsicht erwischt werden? Dann markiere ich in Zeitlupe so viele Gegner wie der Munitionsclip erlaubt - bevor der Hitman in einer automatischen Szene die Ziele ausschaltet.
Ausblick
Echte Stealth-Action: Das ist es, was Hitman: Absolution bislang auszeichnet. Es verzichtet auf den überzeichneten Filmschick von Splinter Cell, es kommt ohne die speziellen Fähigkeiten eines Deus Ex aus. Stattdessen beobachtet der heimliche Killer seine Umgebung, nutzt Alltagsgegenstände als Waffe, stellt Gifte her, sucht in Schränken Deckung, versteckt sich in den Kleidern seiner Opfer und entdeckt durch genaues Hinhören und Hinsehen sogar wertvolle Hinweise. Sein Instinkt zeigt Einsteigern den Weg, Veteranen finden ohne Hilfe ihren eigenen Weg. Fast geschenkt, dass jetzt sogar die Action am Abzug besser inszeniert wird - für mich zählt das dynamische Zusammenspiel mit Kulissen und Figuren. Und das scheint die große Stärke dieses Hitman zu sein. Über das Verhalten der Gegner ließ der überschaubare Schauplatz zwar noch keine Schlüsse zu, während ärgerliche Kleinigkeiten wie ein unbemerkter Mord direkt hinter einem Polizisten durchaus auffallen. Dass ich nach dem in dieser Beziehung kruden Assassin's Creed und dem daran gescheiterten Splinter Cell in einer halbwegs glaubhaften Menschenmenge untertauchen kann, könnte allerdings ein wichtiger Impuls für die Stealth-Action sein!
Ersteindruck: sehr gut