Dishonored: Die Maske des Zorns - Vorschau, Action-Adventure, 360, XboxOne, PlayStation4, PC, PlayStation3

Dishonored: Die Maske des Zorns
07.06.2012, Benjamin Schmädig

Vorschau: Dishonored: Die Maske des Zorns

Corvo Attano schleicht durch Dunwall - eine mittelalterliche Fiktion, in der mechanische, von Wal-Öl angetriebene Maschinen für technologischen Fortschritt stehen. Die wie mit Ölfarben gezeichnete Stadt sieht  fantastisch aus, aber das wussten wir schon. Was wir nicht wussten: Wie spielt sich die Mischung aus Stealth- und Taktik-Action?

Als Attano soll ich einen Wissenschaftler namens Sokolov kidnappen und ich weiß, wo sich sein Appartement befindet. Doch wie komme ich dorthin und an den Wachen vorbei? Immerhin besitzt Corvo außergewöhnliche Fähigkeiten, u.a. kann er sich buchstäblich in jedes beliebige Lebewesen hineinversetzen, um z.B. als Fisch durch ein enges Rohr zu schwimmen.

Der Mann-Dieb

Ich schaue mich zunächst um - und verwandele mich in eine Ratte, um in einen verschlossenen Raum zu gelangen. Ich finde ein wenig Geld und ziehe weiter. Geld und wertvolle Gegenstände lässt Attano ähnlich wie Garrett mitgehen, um zwischen seinen Aufträgen als Dieb oder Attentäter seine Ausrüstung zu verbessern. Er trägt z.B. eine Armbrust mit verschiedener Munition, eine Pistole sowie Granaten mit sich.

Fähigkeiten und Waffen kann ich jederzeit über ein Kreismenü wählen oder auf die vier Richtungen des Digikreuzes legen. Aktiviert wird die gewählte Aktion dann über die linke Schultertaste. Mit der rechten nutzt Corvo sein Messer, mit dem darüber liegenden Bumper wehrt er Angriffe ab. Eine Fähigkeit, über der ein großes Fragezeichen hin, ist das Teleportieren. Wie weit und wie oft kann ich mich blitzschnell an einen anderen Fleck bewegen? Und obwohl Corvos Fähigkeiten in der E3-Demo weiter entwickelt sind, als sie es zu diesem Zeitpunkt im fertigen Spiel wären, muss ich ganz schön aufpassen: Der Einsatz aller magischen Fähigkeiten - dazu zählt auch ein Windstoß, das Anhalten der Zeit, das Herbeirufen eines Rattenschwarms, das Besetzen eines anderen Körpers oder der Blick durch Wände -

Welchen Weg Corvo in den großen Arealen einschlägt, bleibt ihm überlassen.
ist durch eine Energieleiste begrenzt und Nachschub ist knapp! Emsige Entdecker finden zum Glück Ampullen mit der magischen Ressource. Die Missionen folgen übrigens einer geradlinigen, vorgegebenen Reihenfolge. Allerdings wird Corvo auf dem Weg zum Ziel offenbar immer wieder um Hilfe gebeten, was aufmerksame Spieler zu Abstechern in die weitläufigen Kulissen führt.

Magie im Überfluss?

Wer sich fleißig umschaut, entdeckt außerdem Bücher oder Notizen, die nicht nur Hinweise enthalten, sondern ähnlich wie in Deus Ex auch die Geschichte Dunwalls erzählen. Und er findet zahlreiche Möglichkeiten, seine Umwelt zu beeinflussen.Gleich zu Beginn werden etwa zwei Gefangene hinter einem unsichtbaren Energiefeld festgehalten, Wachen patrouillieren vor der notdürftigen Zelle. Schon hier kann ich die Soldaten erschießen, mit der Klinge in den Nahkampf gehen oder mich von oben für einen Takedown auf sie stürzen. Ich könnte auch einen Rattenschwarm rufen, denn die Langschwänze gehen aggressiv auf Menschen los. Genauso gut könnte ich über die Dächer schleichen und die Energiezufuhr der Zelle, einen Tank voller Wal-Öl, entfernen. Falls mir danach ist, schmeiße ich den explosiven Tank dann noch in Richtung Feind.

Die Qual der Wahl

Interessanterweise dauerten meine Kämpfe meist nicht lang: Die meisten Gegner fallen nach einem Messerstich schon um und laufen leider so stur dorthin, wo sie mich zuletzt gesehen haben, dass in engen Passagen gemütlich einen nach dem anderen ausschalten - entweder töten oder betäuben - konnte. Auf zwei Schwierigkeitsstufen über Normal sollen die Feinde immerhin mehr Treffer einstecken. Trotzdem bleibt auch nach der E3-Demo die Frage, ob der Weg der gnadenlosen Gewalt nicht zu einfach ist.

Zum Glück kann Corvo ebenfalls nicht viele Treffer einstecken: In einem direkten Schlagabtausch mit drei, vier Wachen musste er mehrmals sein Leben lassen. Auch die Entwickler scheitern in zwei unterschiedlichen Abschnitten, als sie den direkten Schlagabtausch suchen. Kalkül oder echte Herausforderung? Checkpunkte

Kampf ist immer eine Option. Sind skrupellose Draufgänger im Vorteil gegenüber Leisetretern?
speichern zum Glück den groben Fortschritt, man könnte aber auch manuell speichern. Oder aber man umgeht die Gegner. Ich entdecke schließlich schon während der kurzen Demo mindestens drei Eingänge zu Sokolovs Haus und nehme schließlich den Wasserweg; ein langsames Wasserrad trägt mich ins Innere.

Wer andern eine Sperre stellt...

Dort erwartet mich zunächst der Kampf, den ich einige Male verliere. Zum einen zeigt der Blick durch die Wände nur die Wachen der nahen Umgebung und zum anderen muss ich das richtige Kombinieren von Zeitanhalten, Giftpfeilen, Takedowns und der anderen Möglichkeiten erst lernen. Denn nur durch das geschickte Variieren kann Attano eine Überzahl besiegen. Irgendwann habe ich aber freie Bahn und muss nur noch einen Weg durch die Energiefelder finden. Deren Öltank befindet sich diesmal hinter einer Metallklappe hinter der Barriere. Ich könnte daher entweder das Bedienfeld hacken, indem ich ein Werkzeug einsetze, das ich jeweils erst finden muss. Ich könnte den Mechanismus auch umkehren, so dass Sokolovs eigene Leute plötzlich einen Stromschlag bekommen. Oder aber ich schlüpfe in den Körper einer Bediensteten - denn Angestellte kommen unbehelligt durch das Energiefeld.

Was mir sehr gut gefällt, ist das durchdachte Zur-Seite-Lehnen: Es ist deshalb clever, weil ich dafür nicht an einer Wand "kleben"  muss. Stattdessen kann ich Corvo jederzeit zur Seite neigen, wenn ich eine bestimmte Taste gedrückt halte. So späht

Die Zweibeiner sind die bislang größte Gefahr, der Corvo begegnet.
er in Räume, ohne gesehen zu werden. Auch vor jeder Tür habe ich die Wahl, ob ich sie öffnen oder nur durchs Schlüsselloch spähen will.

Akrobatische Flucht

So gelange ich schließlich zu Sokolov, dessen tiefe Furchen und grimmige Augen das künstlerisch prägnanteste Gesicht zeichnen, das ich seit langem gesehen habe. Ich kann mich mit dem Mann unterhalten oder ihn sofort bewusstlos würgen - Letzteres ist eine Option, die ich übrigens bei jeder Wache habe, an die ich mich anschleiche. Zeit für die Flucht: Mit behänden Sprüngen trage ich Sokolov über die Dächer Dunwalls. Hier kommt mir das Teleportieren zugute, denn während Corvo damit nicht einmal eine breite Straße überqueren kann, reicht manchmal ein beherzter Sprung, damit er noch in der Luft nah genug an sein Ziel kommt, um sich vor dem Fall ans Ziel zu zaubern.

Ich muss Sokolov noch einmal ablegen - eine auf etwa fünf Meter hohen Metallbeinen staksende Wache patrouilliert direkt vor dem Ausgang. Was tun? Die Walker sind sehr mächtig und werfen brennende Geschosse. Mein Problem: Ich habe zuvor gedankenlos Munition verschossen und meine magische Energie aufgezehrt. Zum Dank liefere ich mir jetzt ein zähes Versteckspiel, bevor es mir irgendwann gelingt, auch diesen letzten Gegner mit Minen und Granaten auszuschalten.

Ausblick

Es sieht nicht nur fantastisch aus, es spielt sich über weite Strecken auch so! Ich vermisse zwar Feinheiten im Verhalten der Gegner und wünschte, sie würden nicht nach einem Hieb oft schon das Zeitliche segnen - trotzdem verbindet Dishonored Stealth und Action auf elegante Art. Corvo Attano entdeckt nicht nur zahlreiche Wege zum Ziel, er kann seine Umgebung auch unterschiedlich beeinflussen. In Verbindung mit seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten habe ich zumindest in dem gezeigten Abschnitt immer wieder neue Möglichkeiten entdeckt. Es ist kein gedankenloses Trickspiel – was zählt ist das durchdachte, wenn auch oft sehr rasante Kombinieren der richtigen Mittel. Und das könnte die Weichen für ein sehr gutes taktisches Stealth-Action-Erlebnis stellen.

E3-Eindruck: sehr gut