XCOM: Enemy Unknown - Vorschau, Taktik & Strategie, 360, iPad, Mac, PlayStation3, Linux, PS_Vita, PC, iPhone, Android

XCOM: Enemy Unknown
25.09.2012, Benjamin Schmädig

Vorschau: XCOM: Enemy Unknown

X-COM gehört zu den Spielen, von denen Veteranen noch heute schwärmen. Anno 1994 retteten sie die Erde vor Außerirdischen, deren pure Boshaftigkeit den Begriff "Alien-Paranoia" definieren könnte. Sie kamen, töteten und wollten nicht mehr gehen. Also riefen die Vereinten Nationen ein Sonderkommando ins Leben: X-COM. Und genau das tun sie in diesem Jahr wieder!

Heute fehlt der Bindestrich, der Name blieb: XCOM ist die Neuauslegung des Klassikers mit modernen Mitteln – das Civilization-Studio Firaxis hat sich der Verjüngung angenommen. Aber funktioniert das Prinzip noch? Immerhin erforschten Strategen damals nicht nur neue Technologien und rekrutierten frische Soldaten; sie befehligten ihre Kämpfer auch in beinharten taktischen Gefechten, die nicht selten das Leben wertvoller Mitstreiter kosteten. Das war eine umfangreiche Mischung aus Strategie und Taktik – ein umfangreiches Spiel für Spieler mit Zeit.

Moderne Vollzeit-Taktiker?

Der Ausbau der Stützpunkte verlangte Geduld und einen bedachten Umgang mit wirtschaftlichen Ressourcen. Forschung, Wirtschaft und Entwicklung mussten aufeinander abgestimmt werden und sollte ein Land nicht mit der Arbeit der X-COM zufrieden sein, strich es gar seine finanzielle Unterstützung – besonders auf schweren Einstellungen drohte der planetaren Verteidigung ständig das "Game Over". Traut Firaxis dem modernen Spieler das auch heute noch zu?

Sie trauen sich! Und im Kern ist es wie damals: Zunächst entscheide ich mich für den Standort meiner Basis, auch wenn ich diesmal lediglich den Kontinent, nicht die präzise Position bestimmen darf. Ein Stützpunkt in Südamerika ermöglicht dabei schnellere Autopsien toter Außerirdischer, während Laboratorien und Produktionshallen in Europa

Der Blick auf die Basis gleicht dem Querschnitt eines Ameisenhaufens.
nur die Hälfte kosten. Ich kann mich außerdem entscheiden, ob ich jederzeit beliebig viele Speicherstände anlege oder ob das Spiel einen einzigen Spielstand automatisch aktualisiert, so dass ich selbst schlimme Fehler nicht ausbügeln kann. Entscheidungen, von denen ich sowohl im taktischen Gefecht als auch im strategischen Aufbau mehr als genug treffen werde, wiegen dadurch umso schwerer – eine großartige Option!

Aus Alt wird Neu

Eine bedauerliche Kürzung ist, dass ich nur eine Basis errichten darf, anstatt mich hier auf die Forschung und anderswo auf die Produktion zu spezialisieren. Der zentrale Stützpunkt wird auch nicht von Aliens angegriffen, denn dann könnten die Außerirdischen mit nur einem Überfall das Spiel für sich entscheiden – ein so hohes Risiko wollte Firaxis dann doch nicht eingehen. Zumindest verteile ich meine Abfangjäger aber nach Gutdünken auf allen Kontinenten. Die Positionierung will gut überlegt sein, denn die Flugzeuge haben eine begrenzte Reichweite: Ein in Afrika stationierter Jäger kann ein über Asien geortetes UFO nicht erreichen. Und Länder, die unter Angriffen leiden, verfallen ausgesprochen schnell in Panik...

Von der ersten Minute an stecke ich mittendrin. Wie einen aufgeschnittenen Ameisenberg habe ich den Stützpunkt vor mir. Hier lege ich das aktuelle Forschungsprojekt fest, heuere Soldaten an, lasse deren Ausrüstung produzieren und erweitere die Basis, um mehr Personal einzustellen oder die Effizienz der Satellitenüberwachung zu erhöhen. Außerdem verschaffe ich mir einen Überblick darüber, welche Nationen wie stark unter außerirdischen Attacken

Maus oder Gamepad?

Die Steuerung am PC unterscheidet sich nur unwesentlich von der auf Konsole: Man darf Maus und Tastatur benutzen, allerdings hinterlässt die Bedienung einen etwas trägen Eindruck: Mal wirkt es störend, dass man das Ausführen einer Aktion erst bestätigen muss, dann merkt sich das Spiel nicht die Einstellung der bevorzugten Zoomstufe.

Im Gegenzug erkennt man die an das Original erinnernde quadratische Unterteilung des Spielfelds und darf weiter herauszommen.leiden und erfülle Anfragen nach Technologien oder Alienkadavern. Es ist deshalb so wichtig, dass ich den "Gemütszustand" einzelner Länder nicht außer Acht lasse, weil sie ihr XCOM-Budget streichen, sobald sie in totale Panik verfallen. Also sichere ich so gut ich kann ihren Luftraum und entsende Bodentruppen, sobald die Aliens landen.

Auch das ist schwieriger getan als gesagt! Manchmal muss ich zwar für die Vereinten Nationen Zivilisten retten oder VIPs eskortieren, meist landen die Außerirdischen aber an drei Flecken gleichzeitig und ich muss mich entscheiden, welches Land ich verteidigen will. Dabei sehe ich schon während der Auswahl, welcher Einsatz welche Ergebnisse bringt: Oft erhalte ich Geld, neue Wissenschaftler oder Ingenieure. Ich empfinde die spezifische Voraussicht als unplausibel und seltsam, aber die Neuerung ist verschmerzbar. Immerhin erlebe ich direkt im Anschluss ausgesprochen spannende Taktikkämpfe, wie ich sie in dieser Form seit Terror from the Deep nicht gesehen habe!

Mr. und Ms. Nirgendwer

Zugegeben: Das liegt auch daran, dass ich den X-COM-Nachfolger erst vor einigen Wochen wieder gespielt habe – so oder so entstehen in den Einsatzgebieten jedenfalls packende Gefechte mit vielen haarigen Situationen. Bis zu sechs Soldaten fliege ich zuvor ins Einsatzgebiet; ohne entsprechendes Training sind es sogar nur vier. Jeden von ihnen rüste ich individuell aus; ich darf sogar Aussehen und Namen jederzeit ändern. Das ist vielleicht

In haarigen Momenten werden aus einfachen Soldaten Helden - falls sie den entscheidenden Treffer landen.
die blödeste Eigenart dieser Neuauflage. Mir raubt es nämlich einen Teil der wichtigen Glaubwürdigkeit, dass selbst Kämpfer, die irgendwann zu Helden werden, wie austauschbare Charaktermodelle präsentiert werden.

Das ist aber zumindest dann vergessen, wenn der Trupp das Transportschiff verlassen hat und sich von einer Deckung zur nächsten tastet. Denn sobald sie von einem Außerirdischen gesehen werden, stehen sie hoffentlich hinter einer Mauer oder knien zumindest hinter einem hüfthohen Vorsprung. Die Gegner zielen nämlich beunruhigend genau und falls ein Schuss kritischen Schaden anrichtet, ist der Soldat meist tot. Selbst wenn eine Einheit gut geschützt lauert: Genau wie im Original ist jede Deckung zerstörbar. Zwar stecken auch die Aliens nur wenig Schaden ein, doch sollte mein Team einen Feind in Schussreichweite verfehlen, könnten die Außerirdischen einen meiner Kämpfer in Ruhe auseinander nehmen, wenn sie am Zug sind. Und die Chance, daneben zu schießen, ist gerade in diesem Spiel bemerkenswert hoch. Mir reicht ja schon das Wissen, dass verletzte Männer oder Frauen nach dem Einsatz mitunter für mehrere Missionen nicht zur Verfügung stehen!

Der X-COM-Kick

Spätestens jetzt ist er da: dieser besondere X-COM-Kick, die besonnene Vorbereitung im Schutz einer Deckung und das gezielte Zuschlagen, wenn ein weiteres Antasten unmöglich scheint. Oft genug muss ich dabei alles auf eine Karte setzen – Erfolg und Niederlage liegen

Wer gegen wen?

XCOM bietet auch Onlinetaktikern die Möglichkeit gegeneinander anzutreten - eine LAN-Verbindung ist ebenfalls möglich. Beide Kommandanten befehligen dafür ein Team, das aus frei wählbaren menschlichen und außerirdischen Kämpfern besteht.  Die einzige Einschränkung ist ein Punktelimit, das im Ranglistenspiel fest, im freien Gefecht nach oben offen ist. Fünf dafür angefertigte Karten stehen derzeit zur Verfügung.

Mehr dazu in unserem gc-Eindruck.nur einen Pulsschlag  auseinander. Manchmal muss ein unerfahrenes Greenhorn die ganze Truppe retten und wird zum Helden. Manchmal versagen einem Helden die Nerven und die Mission scheitert kläglich. Schön, dass die Soldaten mit jedem Abschuss Erfahrungspunkte sammeln, mit denen ich ihre Fähigkeiten ausbaue.

Kämpfe ich zunächst mit durchschnittlichen Gewehrträgern, entscheiden sich Neulinge nach ihrem ersten Einsatz für die Spezialisierung zum Scharfschützen oder Sturmsoldaten, sie tragen lieber schweres Maschinengewehr und Raketenwerfer oder helfen mit Rauchbomben und Unterdrückungsfeuer. Bei fünf von sechs Stufenaufstiegen entscheide ich mich später noch zwischen je zwei weiteren Fähigkeiten Soll mein Scharfschütze etwa jedes Ziel ins Visier nehmen, das nur einer seiner Kameraden im Blick hat? Oder will ich ihm die Fähigkeit verleihen, wie seine Kameraden direkt nach einer Bewegung zu schießen? Später darf ich normale Kämpfer außerdem zu mächtigen Psi-Soldaten ausbilden.

Apropos Bewegung: Anders als im Original dürfen meine Kämpfer nicht beliebig agieren, solange sie über Aktionspunkte verfügen. Stattdessen bewege ich sie und darf anschließend eine Aktion ausführen. Es klingt nach weniger, aber die klar abgesteckten Freiheiten unterstreichen taktische Überlegungen sogar. Verschiedene Finessen lockern das Prinzip

Die Gefechte sind trotz der Neuerungen ähnlich intensiv wie vor fast 20 Jahren: Fehltritte werden unbarmherzig bestraft, so dass man in jeder Minute um die wichtigen Soldaten bangt.
zudem auf: Die Einheiten dürfen z.B. eine weite Strecke sprinten, können sich dann aber nicht verschanzen und es gibt Fähigkeiten wie die der Sturmsoldaten, die im gleichen Zug weit sprinten und schießen dürfen.

Zivilisten und VIPs

Skeptisch bin ich nur in Bezug auf die Einsatzgebiete, denn die werden nicht mehr vom Zufall erstellt. Stattdessen fliege ich mein Team an vorgefertige Areale, die sich zwar selten, aber dennoch wiederholen. Spätestens in einer zweiten Kampagne häufen sich die Déjà-vus. Auch das raubt dem Spiel die Illusion einer glaubwürdigen Welt – und schlimmer noch: Die Gebiete sind zumindest in den ersten Stunden sehr überschaubar. Aliens greifen kaum von der Seite an und mit meiner kleinen Truppe konzentriere ich mich ohnehin lieber auf einen Gegner vor mir, anstatt mehrere Gruppen an verschiedene Positionen zu versetzen. Gerade die zufällig erstellte Weitläufigkeit und die damit verbundene ständige Ungewissheit hatte im Vorgänger einen großen taktischen Reiz ausgeübt. Hoffentlich kommt diese buchstäbliche Tiefe im späteren Verlauf noch hinzu!

Ausblick

Funktioniert das Prinzip X-COM heute noch? Das tut es! Erstaunlich gut sogar, denn die Neuauflage ist ein ebenso kurzweiliges wie forderndes Tauziehen um den Erhalt unseres Planeten. Immer wieder schlagen die Außerirdischen zu – oft bevor wichtige neue Technologien zur Verfügung stehen oder verletzte Soldaten wieder ausrücken dürfen. Und sie schlagen hart zu: Schon auf dem normalen, spätestens aber auf dem "klassischen" Schwierigkeitsgrad ist jedes Gefecht ein erbitterter Stellungskampf – eigentlich sogar ein Überlebenskampf um jeden der wertvollen Kämpfer. Der dynamische Kreislauf aus Forschung, Aufbau, Charakterentwicklung und Kampf hat mich schon im Vorschauspiel länger als geplant gefesselt. Nein, im Detail ist es nicht das X-COM von damals. Es ist nicht ganz so umfangreich wie das Original und die kleinen, nicht vom Zufall erstellten Einsatzgebiete sind für mich ein echter Dämpfer. Es ist aber ein XCOM, das die außergewöhnliche Spannung, bei der schmerzhafte Misserfolge einfach dazugehören, hervorragend weiterführt!

Kommentare
johndoe945852

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Zuletzt bearbeitet vor 4 Jahren

vor 12 Jahren