Nintendo Land - Vorschau, Arcade-Action, Wii_U

Nintendo Land
27.09.2012, Michael Krosta

Vorschau: Nintendo Land

Nach der drögen Enthüllung von Nintendo Land (ab 17,98€ bei kaufen) waren die Reaktionen eher verhalten: Schon wieder eine Minispielsammlung? Haben wir davon nicht schon genug auf Wii? Und dann noch diese kindische Aufmachung... Aber man sollte die Mario-Erfinder nie unterschätzen, denn sie verstehen es, selbst mit einfachen Mitteln ungeahnten Spielspaß zu entfachen. Nintendo Land bildet da keine Ausnahme...

Vor allem die Jagd auf Mario bzw. ein Mii mit roter Mütze hat es mir angetan: Hier bekommt der Spieler mit dem Gamepad zunächst einen Vorsprung von zehn Sekunden, bis die vier anderen Teilnehmer mit der Remote versuchen, ihn in der 3D-Arena zunächst aufzuspüren und letztendlich zu fangen. Dabei liefert eine Entfernungsanzeige wertvolle Hinweise, ob man sich dem Ziel nähert. Nicht zu vergessen die Kommunikation zwischen den Jägern, die der Schlüssel zum Sieg sein kann: Die Arenen sind in farbige Zonen aufgeteilt, so dass man sich prima mit seinen Mitstreitern absprechen und das Ziel beim ersten Blickkontakt nach Absprache einkesseln kann.

Alle jagen Mario

Wo hat sich Mario versteckt?
Doch auch Mario ist seinen Verfolgern nicht hilflos ausgeliefert, denn auf dem Display des Controllers sieht er auch auf einer Karte, wo sich die anderen gerade herumtreiben. Etwas Luft zum Durchatmen kann er sich außerdem durch das Einsammeln eines Sterns in der Mitte der Arena verschaffen, der Mario für eine begrenzte unverwundbar macht und sein Lauftempo deutlich erhöht. Machen genug Leute mit, ist der Modus eine Mordsgaudi - und das nicht nur, weil das Gesicht des flüchtigen Spielers in Echtzeit auf den TV-Bildschirm gestreamt wird.

Weniger angetan bin ich dagegen von The Legend of Zelda: Battle Quest, einem weiteren Minispiel, das inhaltlich an die Action-Abenteuer des Zipfelmützenträgers angelehnt sein soll. Hier treten bis zu drei Spieler mit Schwert und Schild gegen die angreifenden Monster an, die nur entfernt etwas mit der Zelda-Reihe zu tun haben. Unterstützt werden die Remote-Recken von einem Bogenschützen, der auch Gegner aus weiter Distanz mit Hilfe der Bewegungssensoren im Gamepad anvisieren und ausschalten kann. Die Aufmachung erinnert an einen klassischen Schienen-Shooter - man wird also automatisch durch die Fantasywelt geführt und genießt entsprechend wenig Freiheiten. Insgesamt ein Minispiel, auf das ich verzichten könnte…

Mit Schwert und Schild

Gleiter vs. Fußvolk: Wer wird sich durchsetzen?
Ganz anders Metroid Blast, für das ich mich nach einer kurzen Eingewöhnungsphase doch noch erwärmen konnte, denn für ein Minispiel ist die Steuerung relativ komplex - zumindest, wenn man mit dem Gamepad den Gleiter von Kopfgeldjägerin Samus Aran steuert. Das Fliegen in der dreidimensionalen Arena erfordert in Verbindung mit dem Waffeneinsatz (Raketen, Laser) eine gewisse Eingewöhnungszeit, die man zum Glück in einem umfangreichen Tutorial bekommt. Einfacher hat man es als Fußvolk, wenn man mit Remote und Nunchuk alles daran setzt, den Gleiter vom Himmel zu holen - hier steuert sich alles gewohnt, wie man es von Shootern aus der Schulteransicht kennt. Einziger Unterschied: Auf Knopfdruck kann man sich in eine Kugel verwandeln, dadurch Schüssen ausweichen und sich an bestimmten Stellen auf andere Ebenen der Karte „beamen“. Da man die Lebensenergie der beiden Parteien im Vorfeld separat einstellen kann, hat man praktisch die Möglichkeit, sich ein Handicap nach eigenen Vorlieben einzurichten. Doch es muss nicht immer nur gegeneinander gehen: Alternativ kann der Modus auch kooperativ gespielt werden, so dass man sich gemeinsam Gegnerwellen stellt. Ich bevorzuge dagegen erstere Variante, da es sowohl in der Rolle des Gleiters als auch der Bodentruppen sehr viel Spaß macht, sich gegenseitig das Leben schwer zu machen. Doch auch hier gilt: Freude kommt erst dann auf, wenn man genügend (schadenfrohe) Mitspieler zur Seite hat.

Auf Samus‘ Spuren

Pikmin Adventures wirkt zu chaotisch.
Pikmin 3 mag sich zwar auf 2013 verschoben haben, doch in Nintendo Land darf man in den Pikmin Adventures schon mal in die Gartenarbeit hinein schnuppern, auch wenn es sich hier nur um eine Light-Variante des innovativen Konzepts von Shigeru Miyamoto handelt. Die Spieler arbeiten hier zusammen, um Gegner zu plätten und wertvollen Nektar einzusammeln, der die Schlagkraft verstärkt. Über das Gamepad steuert man den Astronauten Captain Olimar und schickt via Touchscreen seine kleinen Pikmins in die Schlacht. Die restlichen Spieler steuern dagegen ihre Miis mit Pikmin-Kopfbedeckungen und leisten wertvolle Unterstützungsarbeit, indem sie mit ihrem Hammer wild auf die Feinde eindreschen. Dabei können sie allerdings auch gefressen und als Kokons wieder ausgespuckt werden. In diesem Fall muss ein Kamerad herbei eilen und das Opfer aus der unangenehmen Lage befreien. Die serientypische Trillerpfeife ist ebenfalls im Gepäck: Mit ihr pfeift Olimar nicht nur seine eigenen Pikmins, sondern auch die Spieler herbei und stapelt sie für eine Attacke aus der Luft oder um sie über ein Hindernis zu werfen. Die Kulisse ist zwar ähnlich bunt wie das Vorbild, doch der Spielablauf wirkt auf mich zu chaotisch. Die taktische Komponente fällt völlig unter den Tisch - übrig bleibt ein seelenloses Gebolze, das schnell in stupides Button-Mashing ausartet - sei es mit der Remote oder beim Stylus-Gekloppe auf dem Touchscreen.

Stressige Gartenarbeit

Ausblick

„Besser als erwartet“ - so lässt sich mein erster Eindruck von Nintendo Land zusammenfassen. Nach der Enthüllung und langweiligen Präsentation des Titels auf der E3 ging es mir wie vielen anderen: Ich war ernüchtert und betrachtete skeptisch, was sich da vor meinen Augen abspielte. Die Praxis macht den Unterschied, denn wenn man sich selbst darauf einlässt, kommt tatsächlich Freude auf - zumindest, wenn man in der Gruppe „Mario-Fangen“ spielt oder sich bei Metroid Blast Lasersalven um die Ohren schießt. Hier geht das Konzept voll auf und sorgt für spaßige Mehrspieler-Unterhaltung, die beweist, dass auch mit einfachen Mitteln viel erreicht werden kann. Auch die Trennung zwischen Gamepad- und Remote-Spielern ergibt Sinn und zeigt zumindest im Ansatz das Potenzial der „Gewaltenteilung“. Ein Zelda: Battle Quest brauche ich dagegen genauso wenig wie die Pikmin Adventures, aber das ist wohl Geschmackssache. Insgesamt stehe ich der Sammlung, die Teil des Premium-Pakets sein wird, sehr viel positiver gegenüber. Dass Nintendo Land eine ähnliche Faszination wie seinerzeit Wii Sports auslösen kann, wage ich dennoch zu bezweifeln.


Eindruck: gut