DmC: Devil May Cry - Vorschau, Action-Adventure, 360, PlayStation4, PC, PlayStation3, XboxOne
Mit der bis dato vierteiligen Devil May Cry-Serie hat Capcom stylische Action quasi im Alleingang aus der Taufe gehoben und zu gewaltigen Höhen geführt. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass ohne den Dämonenjäger, der in Teil 3 cool wie kaum ein anderer Videospielheld vor oder nach ihm war, Spiele wie God of War und vor allem Bayonetta nicht möglich gewesen wären. Sowohl Kratos als auch die Hexe von Platinum Games bauen auf dem Prinzip schneller, facetten- sowie komboreicher Action auf und fügen jeweils ihre eigene persönliche Note hinzu. Im Falle von Kratos ist das neben einer imposanten Inszenierung eine brachiale Darstellung der flüssig aus den Fingern laufenden Kombos. Bayonetta blieb hinsichtlich der Action sogar noch näher an der vermeintlichen Inspiration: Die Kämpfe gegen die Teufelsbrut sind ähnlich chaotisch bzw. hektisch wie bei Dante und können Spieler mit ihren unendlich scheinenden Möglichkeiten in den Wahnsinn treiben – ganz zu schweigen von der Kulisse, die seinerzeit neue Maßstäbe hinsichtlich fantasievollen Artdesigns setzte. Ebenfalls sollte man dabei nicht vergessen, dass Bayonetta-Schöpfer Hideki Kamiya federführend am Ur-Devil May Cry beteiligt war.
Ohne Dante keine Bayonetta
Ohne Bayonetta kein Dante
Und das schaffen sie auch hier: Man mag über das jugendliche Aussehen des "neuen" Dante denken, was man will. Aber hinsichtlich der Charakterisierung, seinen One-Linern, seinem Umgang mit anderen, ebenfalls überzeugend inszenierten Figuren wie seinem Zwillingsbruder Vergil oder der gleichermaßen fragil wie aggressiv wirkenden modernen Hexe Kat ruft Ninja Theory alle Qualitäten auf, die man von ihnen kennt. Doch viel wichtiger ist: Mechanisch geben sie sich keine Blöße. Zeigten die bisherigen Titel aus dem Studio Defizite bzw. eine gewisse Redundanz hinsichtlich der Kampfmechanik, geben die Jungs und Mädels aus Cambridge hier Vollgas. Und sie scheinen das letzte Highlight der stylischen Action genau unter die Lupe genommen zu haben. Die Dynamik, die taktischen Elemente hinsichtlich der richtigen Waffenwahl für die entsprechende Situation, die mitunter höchst unterhaltsame Hektik: Das alles erinnert wohlig an Bayonetta, wirkt aber nie wie ein Hexenklon, sondern bleibt der Devil May Cry-Tradition treu.
Grau ist alle Theorie
Im Kampf führen die Waffenoptionen zu mächtigen und imposant choreografierten Kombos, wobei man beachten muss, dass manche der fantasievoll designten Dämonen mit Resistenzen gegen bestimmte Waffentypen versehen wurden. Doch wenn man den Dreh raus hat und einen Gegner zuerst mit dem Schwert beharkt, ihn dann in die Luft
Natürlich steht die Action im Vordergrund. Doch die Geschichte, die in den aufwändigen Zwischensequenzen vorangetrieben wird, braucht sich nicht dahinter verstecken. Denn auch hier schafft Ninja Theory die Gratwanderung, Dante mit neuen Augen zu betrachten, ohne seine Vergangenheit außer Acht zu lassen. Ganz im Gegenteil: Mit dem Fokus auf seine Herkunft als Nephilim und den Geschehnissen, die sich um die Verfolgung seiner Eltern durch Dämonen drehen, lernt man eine neue Facette kennen. Dabei verlässt man sich jedoch nicht nur auf "klassische" Erzählmechanismen. Wenn z.B. Vergil mit Dante durch ein urbanes Ghetto läuft, wird parallel zum gesprochenen Dialog eine weitere Erzählebene über die an den Wänden verteilten Graffitis aufgebaut, die die Geschichte unterstützt.
Erzählerische Experimente
Ich hoffe allerdings, dass DmC nach Abschnitt 10 erzählerisch nochmals zulegen kann. Vor allem Dantes Verhältnis zu Vergil und Kat wurde für mein Empfinden gegen Ende der ersten Spielhälfte zu sehr außer Acht gelassen und bietet noch viel Potenzial. Die anderen Figuren, mit denen Dante bis hierhin zusammentrifft, werden zwar ebenfalls gut erfasst, erreichen aber nur selten die Tiefe, die in seinem Zwillingsbruder oder der modernen Hexe zu schlummern scheinen.
Ausblick
Im Vorfeld hatte ich mich nur über das Nötigste zu Devil May Cry informiert und auch in Gesprächen mit Kollegen das Thema schnell auf etwas anderes gelenkt, wenn Dante genannt wurde. Ich wollte mich nicht spoilern und das Spielerlebnis so unbefangen wie möglich auf mich wirken lassen. Aber natürlich war ich skeptisch, ob das Team von Ninja Theory es schaffen würde, die bewährte Mechanik modernisieren zu können, ohne die Ursprünge zu weit hinter sich zu lassen. Vor allem aber, ob sie den Charakteren gerecht würden. Doch nach mittlerweile etwa der Hälfte musste ich mich mit Gewalt von DmC losreißen, damit ich mir die Vorfreude nicht komplett nehme. Nicht nur, weil die Kampfmechanik gleichermaßen dynamisch wie eingängig ist. Nicht nur, weil die Geschichte mit coolen Charakteren gefüllt ist und mitunter fantastisch inszeniert wird. Nicht nur, weil mir die Auseinandersetzungen bis hin zu den knallharten Bossen alles abverlangen, was mit dem zur Verfügung stehenden Waffenarsenal möglich ist. Nicht nur, weil Kulisse und Artdesign gleichermaßen kreativ wie abgefahren sind. Nicht nur, aber auch weil genau so der Neubeginn einer Serie aussehen muss: Ohne die spielerischen oder erzählerischen Wurzeln herauszureißen, wird behutsam modernisiert. So fühlt Devil May Cry sich gleichermaßen frisch und vertraut an. An den kargen Menüstrukturen, die komplett konträr zum hervorragenden Artdesign stehen, sowie an der mitunter ungünstigen Kamerapositionierung während der Kämpfe sollte allerdings noch gefeilt werden. Dennoch lege ich mich fest: Dantes Wiederauferstehung wird einer der prägenden Titel des Spielejahres 2013.
Ersteindruck: sehr gut!