Silent Hunter Online - Vorschau, Webgame, PC

Silent Hunter Online
19.03.2013, Mourad Zarrouk

Vorschau: Silent Hunter Online

Vor  zwei Jahren ging die fünfte Ausgabe des traditionsreichen Silent Hunter baden. Ein Bug-Festival torpedierte den Spielspaß, darüber täuschten auch die an sich spannenden und gut inszenierten Geleitschutzangriffe nicht hinweg. Die Serie ist damit aber nicht gestorben, sondern geht browserbasiert Online weiter.

Kann das funktionieren?  Kann man eine U-Boot-Simulation in einem free-to-

In den Standbildern kann die browserbasierte Variante noch einigermaßen mithalten.
play-Browsergame abbilden? Ich gebe zu, ich bin sehr skeptisch als ich meinen Beta-Key in die Eingabemaske tippe, doch zunächst werde ich positiv überrascht. Nachdem ich meinem Alter Ego aus einer Vielzahl von Vorgaben ein Antlitz und einen Namen meiner Wahl geben darf, werde ich auch schon von einem virtuellen Adjutanten begrüßt der mich umfassend mit der Bedienung meiner Sardinenbüchse vertraut macht. Selbst wer bislang keine Erfahrung mit U-Boot-Simulationen im Allgemeinen oder den Vorgängern im Besonderen vorzuweisen hat, wird abgeholt und recht umfassend eingewiesen. Auf eine Sprachausgabe wird allerdings verzichtet und so ist schon einiges an Lektüre notwendig. Immerhin: Der aus der Verkaufsversion bekannte Soundtrack spielt stimmungsvoll im Hintergrund. Schnell wird aber klar: Glücklicherweise steht tatsächlich der Simulationsaspekt im Vordergrund. Dies ist kein Battle of Subs, kein U-Boot–Moorhuhn.

Der Atlantik in einem Browser

Der Obermaat macht mich mit der Navigation, der Zielidentifizierung sowie -Aufschaltung

Spätestens im "Live-Spielgeschehen" wird man aber auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
vertraut oder erklärt mir geduldig wie die Torpedorohre geflutet werden. Schnell wird klar: Das ist alles ganz nett und schön, kann der  Verkaufsversion aber nicht das Wasser reichen. Insbesondere die prachtvolle, fast fotorealistische Darstellung der Pötte im Persikop fällt hier wieder zurück auf den Stand von Silent Hunter II. Zwar war man offensichtlich bemüht zumindest den Sound so realitätsnah wie möglich wiederzugeben, doch auch hier kommt das Ganze nicht ansatzweise an das Original heran. Logisch: Eine Flash-Anwendung, die auch betagte PC's und schwache DSL-Leitungen berücksichtigen muss, kann natürlich nicht das leisten, was eine DVD-Version leisten können muss. Es fällt im Übrigen auf, dass weitaus mehr  „delegiert“ wird als in den vorherigen Versionen. Die Offiziere haben einen viel höheren Stellenwert. So errechnet der Waffenoffizier exklusiv die Feuerleitlösung. Wenn es überhaupt möglich sein sollte seine Aale  „manuell“ auf die Reise zu schicken, so hat sich dies mir bislang noch nicht erschlossen. Überhaupt bleibt leider auch viel Wichtiges nach dem Tutorial im Verborgenen und muss entweder im Forum oder dem Hilfe-Chat in Erfahrung gebracht werden.

Silent Hunter light

Da es sich um die Beta-Phase handelt, sei an dieser Stelle noch über die zahlreichen Bugs

Das ist grafisch der Stand der zweiten oder bestenfalls dritten Ausgabe der Serie.
und Abstürze hinweggesehen. Diese führen z.B. auch dazu, dass eine vom Waffenoffizier errechnete Feuerleitlösung auch gerne mal eben nicht ins Ziel führt. Da man aber zu Beginn mit jeweils einem  alten U-Boot des Typ II A oder B  ins Gefecht geschickt wird (übrigens nicht gleichzeitig) und jene nur über drei Torpedos in den Rohren und nur zwei in Reserve verfügen, hat man sein Pulver schnell verschossen. Wer nun denkt, er fährt einfach in den Heimathafen ein und bunkert nach, der wird sich wundern: Es gibt keine Torpedos im Bunker und auch nicht im Depot!

Torpedos für echtes Geld?

Es gibt wohl ein kleines „Gold-Symbol“ rechts neben dem Torpedo-Icon, aber da der Shop

Hier wird dann später das echte Geld generiert.
in der Beta-Phase deaktiviert ist, kann ich nicht mal echtes Geld einsetzen wenn ich es wollte. Erst durch Hinweise freundlicher Mitspieler im Chat konnte ich in Erfahrung bringen, dass auch „Prestige“ eine „Währung“ ist und ich die auch für Torpedos einsetzen darf. Prestige wird immerhin zu einem gewissen Grad durch erfolgreiche Einsätze aufgefüllt. Der Haken: Es dauert eine geschlagene Echtzeitstunde bis die “bestellten“ Torpedos im Depot eintreffen! Den Zeitbalken könnte ich theoretisch mit Gold beschleunigen (pay to speed up), aber das geht ja eben noch gar nicht. Also werde ich zu  einer realen Stunde vor meinem Browser verdonnert, bevor es weitergeht...immerhin: Ich darf Tabs öffnen und mir die Zeit mit Facebook vertreiben.

Mit Geld gegen Langeweile?

Ausblick

Es ist ein gewagtes Unterfangen, was Ubisoft hier angeht. Als Fan der Serie ist mir Free-to-play immer noch lieber als Silent Hunter komplett in seinem nassen Grab zu sehen, auch wenn mir ein fehlerfreier sechster Teil per DVD am liebsten gewesen wäre. Immerhin: Bugs (die ja schon traditionell dazu gehören) dürften in dieser Form weniger dramatisch sein, da ja praktisch am „offenen Herzen“ operiert wird und bei jedem „Rollout“ die noch zahlreichen Fehler behoben werden könnten. Erst das aktive Bezahlsystem wird zeigen, wie lohnenswert der vordergründig „kostenlose“ Ausflug in den Nordatlantik via Browser wirklich ist. Insofern ist es bedauerlich, dass den Beta-Testern hier nicht mittels „Spielgeld“ zumindest ein Einblick gewährt wird.

Einschätzung: befriedigend