Divinity: Original Sin - Vorschau, Rollenspiel, XboxOne, Mac, Linux, PC, PlayStation4

Divinity: Original Sin
12.04.2013, Benjamin Schmädig

Vorschau: Divinity: Original Sin

Ich will diesen Dolch unbedingt haben! Dummerweise habe ich den Beinahe-Diebstahl zuvor mit einer Verwarnung bezahlt und nach der zweiten gibt's Zoff. Ich kann es aber weder mit einem ganzen Dorf aufnehmen noch will ich ins Gefängnis. Den sofortigen Straferlass will ich schon gar nicht zahlen. Vielleicht locke ich also eine Bande Orks in den Hafen und warte, bis die Zivilisten geflüchtet sind. Dann sollte niemand den Diebstahl bemerken...

Weil meine Zeit bei Publisher Daedalic begrenzt ist, spielen wir die Situation leider nicht aus und ziehen weiter. Vincke wusste übrigens nicht, ob seine Idee (der Plan kam von ihm, ich wollte nur das Messer) auch genau wie ersponnen aufgegangen wäre. Eine der Stärken seines Spiels soll allerdings die spielerisch offene Welt sein. Denn zum einen dürfen die zwei Helden jeden Gegenstand benutzen, viele miteinander kombinieren und zum anderen können sie Dutzende Stunden lang tun und lassen, wonach ihnen der Sinn steht – wahlweise sogar unabhängig voneinander.

Ich liebe es, wenn...

Der Plan funktioniert! Gemeinsam mit Creative Director Swen Vincke locke ich die Orks Runde für Runde ein Stück näher...

Sie tun dies in einer Fantasykulisse, die aus der Vogelperspektive stimmungsvolle Wälder und romantische Siedlungen zeigt. Die Kämpfe finden im Rundentakt statt, alle Menüs darf man frei über den Bildschirm schieben, als Inspirationsquelle nennt der kreative Kopf Klassiker wie Ultima VII.

Original Sin dreht sich um ein Pärchen – Dame und Kerl –, das einen Missbrauch der

Besseres Spiel dank Kickstarter?

"Nein." "Doch!" "Nein!" "Doch!!"

Larian würde Divinity: Original Sin (ab 29,99€ bei kaufen), so wie es derzeit existiert, gerne erweitern - mit zusätzlicher Finanzierung soll das Abenteuer noch größer werden: Weitere Aufgaben sollen ebenso hinzukommen wie mehr Entscheidungen, Fähigkeiten und Lebewesen.

Die Kampagne ist bereits erfolgreich, läuft aber noch zwei Wochen. Sollten in dieser Zeit verschiedene erweiterte Ziele erreicht werden, wird das Spiel auch um eine Gegend erweitert, in der die Helden ein Zuhause einrichten. Vielleicht erhalten sie außerdem besondere Talente.

Eventuell erhalten die noch vergleichsweise charakterlosen Söldner zudem eine Geschichte sowie spezielle Fähigkeiten. Und sollte statt der bisher gesicherten 466.000 Dollar eine Mio. Dollar zusammenkommen, erweitert Larian die Welt und ihre Einwohner gar um einen Tag/Nacht-Rhythmus.Source verhindern soll.  Source ist die Quelle magischer Fähigkeiten, die auch die Helden nutzen. Und natürlich bauen sie diese im Verlauf ihres Abenteuers stark aus. Immerhin sind sie zu Beginn noch unbedarfte Einsteiger, die sich später ohne Klassenzwang weiterbilden.

Freie Wahl, also, und das gilt nicht nur für die Charakterentwicklung; das gilt auch für den Dialog. Schließlich redet das Duo nicht geschlossen auf seine Mitmenschen und -monster ein, die beiden treten als zwei Personen auf. Manche Ereignisse dürfen sie sogar untereinander besprechen, falls ihnen der Sinn danach steht. Und so kann es sein, dass sie ihm widerspricht oder umgekehrt. Einige Figuren verlangen auch eine Entscheidung von dem Team – was tun, wenn sich die Helden widersprechen? Dann entscheidet der Würfel verschiedener Charakterwerte, wessen Meinung das weitere Geschehen bestimmt.

Das richtig Interessante ist aber: Ein Spieler übernimmt immer die Rolle des Recken – ein Online-Partner darf jederzeit die Begleiterin steuern. Dann gewinnen die Unterhaltungen erst richtig an Gewicht, denn gemeinsame Ansichten können neben ihrer Auswirkung auf die unmittelbare Situation zu einer Liebesbeziehung führen, während zwei völlig verschiedene Helden im Streit auseinandergehen. Natürlich nur im Spiel.

Meistens jedenfalls.

Andere Entscheidungen treffen die beiden ebenfalls: ob sie etwa eine gestrandete Muschel zurück in den Ozean werfen oder für schnelles Geld verkaufen. In Original Sin sollen viele Wege dorthin führen, wo immer es den Spieler hinzieht. Auch wenn Vincke und sein Larian-Studio selbstverständliche eine große Geschichte erzählen wollen. Die halten sie bislang allerdings streng geheim.

Ich bin dann mal weg!

Freiheit habe ich während meines ersten Ausflugs als Heldin auch da genossen, wo ich mit einen Holzeimer auf dem Kopf gerüstet und einem Besen in der Hand bewaffnet in den Kampf zog. Ich glaube, ich hätte sogar ein Fass ohne Boden anziehen können... Mühelos bin ich auch in das Haus eingedrungen, in dem eine Dame ein entspanntes Bad nahm. Völlig unverständlich, dass sie wegen mir gleich nach der Wache kreischte! Zum Glück führten verschiedene Wege aus dem Gefängnis heraus.

Frei bewegen durfte ich mich auch, weil ich weit ab von Vincke durch die Welt streifte – sogar dann, als der längst rundentaktisch kämpfte. Mit einer Pyramide hätte ich mich jederzeit dorthin teleportieren können, wo sich ihr Gegenstück befindet; praktisch wäre gewesen, wenn mein Partner es trägt. Seinem bereits stattfindenden Kampf konnte aber auch ohne Teleport beitreten und habe das natürlich getan.

Im Kampf spielen nicht nur nüchterne Werte eine Rolle - wichtig ist das physikalische Zusammenspiel zwischen Magie und Umgebung.

Immerhin drehen sich die Gefechte nicht nur um die bewährten Taktiken zweier Fern- und Nahkämpfer, sondern auch um die Physik. Fässer explodieren nach Beschuss mit einem Feuerpfeil, Regen macht den Boden matschig, was die Bewegung erschwert. Dankbar war ich für die Hilfe unserer Mitstreiter, denn wir hatten wohlweislich zwei Komparsen angeheuert, deren Charakterentwicklung wir dann gleich mit übernahmen.

Feuer und Eis

Jetzt wird’s wieder interessant: Ein Blitz könnte alle im Nassen stehenden Freunde und Kameraden unter Strom setzen, Eis würde das Wasser gefrieren lassen und Feuer könnte das Gefrorene auflösen. Magie richtet bei anfälligen Gegnern also nicht nur größeren Schaden an, sondern ist ein aktives Element der Umgebung. Man muss nur aufpassen, nicht den besten Kumpel zu versengen; Übersicht geht also vor!

Ausblick

Etwa eine Stunde habe ich spielen können und der erste Eindruck ist vielversprechend: Die taktischen Kämpfe mit den physikalischen Zaubern gefallen mir ebenso wie das gemeinsame Erleben und die drohenden Konsequenzen nach einem Diebstahl oder Einbruch. Ich konnte ja nicht nur jeden noch so unnützen Gegenstand einsacken, sondern auch mit Fässern schmeißen oder mich einkerkern lassen. Besonders angetan bin ich von den Unterhaltungen, in denen ich mich mitunter mehrmals für eine Antwort entscheide, obwohl mein Begleiter etwas ganz anderes will. Die Ergebnisse der Dialoge wirken sich immerhin auf die Beziehung der Helden aus. Skeptisch bin ich allerdings, wie sehr ich noch Teil ihrer Geschichte bin, wenn ich als Einzelspieler allen beiden Figuren die Antworten vorgebe – reißt mich der Perspektivwechsel nicht aus dem Erleben heraus? Es gibt ohnehin noch viele unbeantwortete Fragen, denn obwohl in Divinity: Original Sin bereits ebenso viele traditionelle wie wichtige Rollenspielwerte durchschimmern: Bisher hat Larian vor allem einen Ideensandkasten vorgestellt. Dass diese Ideen zu einem großartigen Abenteuer zusammenkommen, muss Swen Vincke noch beweisen.

Ersteindruck: gut