Call of Juarez: Gunslinger - Vorschau, Shooter, 360, PlayStation3, Switch, PC

Call of Juarez: Gunslinger
23.04.2013, Benjamin Schmädig

Vorschau: Call of Juarez: Gunslinger

Diese Westernsaga hat es nicht leicht: Aus dem ruhigen Abenteuer einschließlich Bergsteigen und Hasenjagd wurde in der ersten Fortsetzung ein oberflächlicher Shooter. Teil drei katapultierte das Geschehen dann kurzerhand in die Jetztzeit – und fuhr die Serie damit gegen die Wand. Jetzt kehrt Gunslinger in den Wilden Westen zurück. Findet Call of Juarez dort neuen Schwung?

... eine Zeit, in der die wenigsten Menschen Bücher lasen. Eine Zeit, in der das Kino noch nicht einmal Zukunftsmusik war, vom Internet ganz zu schweigen. Eine Zeit, in der Mythen noch erzählt wurden. Von bassgestimmten Raubeinen wie diesem hier, Silas Greaves, der sich in einer Bar niederlässt und eine Geschichte erzählt. Seine Geschichte. Die Geschichte eines Kopfgeldjägers, der an der Seite von Billy the Kid ritt, der auf Butch Cassidy traf und auf Jesse James und auf die Daltons. Und etliche andere ruchlose Gestalten, deren Namen heute Legenden sind.

Es war einmal...

Ob der mit der Serie verwachsene Clan der McCalls diesmal eine Rolle spielt? Ich weiß es nicht. Sechs Levels lang rauchten bislang meine Colts – sechs Levels eines Abenteuers, das ähnlich wie Far Cry 3: Blood Dragon als Download veröffentlicht wird.

Der Groschencomic

In gewisser Weise ist es also ein kleineres Call of Juarez als die Vorgänger. In gewisser Weise fängt es den Wilden Westen allerdings noch intensiver ein als seine Vorgänger. Denn die Vergangenheit, von der Silas Greaves erzählt, ist den Groschenromanen ihrer Zeit ganz ähnlich: Sie überzeichnet Räuber als Legenden, macht dreckige Blutbäder zu epischen Duellen. Die Konsequenz? Dieses fiktive Amerika sieht aus wie ein stilvoller Comic. Gleißende Sonne brennt über der trockenen Steppe, rote Fontänen spritzen aus zerschossenen Köpfen, Holz splittert krachend entzwei, gelegentlich pustet Silas auf den Lauf seines rauchenden Colts: Technologisch reißt Gunslinger keine Bäume aus, stilistisch zitiert es alle wichtigen Klischees.

Der Kopfgeldjäger wählt, ob er mit Pistole oder Gewehr schießt, und selbstverständlich greift er bei Bedarf zu gleich zwei Schießeisen: Das gleichzeitige Ziehen der beiden Abzüge passt wie das Schrot zur Flinte und hat nichts von seinem frenetischen Charme verloren. Serientypisch aktiviert Silas außerdem eine Zeitlupe, die Kopfschüsse ermöglicht, bevor die Gegner zielen können.

Langsam, langsam!

Das ist diesmal nicht nur überlebenswichtig, denn für Kopfschüsse gibt es mehr Punkte als für gewöhnliche Treffer. Schnell aneinander gereihte Abschüsse spendieren gar einen

Auch wenn Gunslinger "nur" ein Downloadabenteuer ist: Den bleigeschwängerten Wilden Westen fängt der Shooter ganz hervorragend ein.
Bonus. Wofür? Um Silas' Fähigkeiten im Umgang mit Pistolen, Gewehren und dem beidhändigen Schießen zu verbessern. So verbessere ich seine Geschwindigkeit während der Zeitlupe, lasse ihn mehr Schaden anrichten oder vergrößere das Magazin – nichts Weltbewegendes.

Eine neue Fähigkeit unterstreicht den neuen Arcade-Charakter noch stärker, denn hin und wieder kann ich Silas vor einem sicheren Treffer retten: In einer automatischen Zeitlupe neige ich den Westernhelden nach links oder, damit das Geschoss haarscharf an ihm vorbei fliegt – coole Idee! Und selbstverständlich schlägt es irgendwann High Noon, die Zeit der Duelle. Dann bin ich ganz nah dran an, wenn ich Silas‘ Hand mit einem Analogstick an den Revolver bewege und mit dem anderen seinen Gegenüber fixiere. Je besser mir das gelingt, desto schneller und desto genauer werde ich zielen. Sobald der Halunke zieht...

Für Geld? Für Punkte!

Notorische Punktesammler schießen sich übrigens durch kurze Arcadelevels, in denen die Handlung keine, das Erzielen einer hohen Summe hingegen die einzige Rolle spielt. Hartgesottene Raubeine entscheiden sich außerdem für das Abenteuer nach dem Abenteuer und wählen New Game +, mit allen bisher erworbenen Fähigkeiten sowie Gangstern, die ebenso viel einstecken können wie sie austeilen.

Ausblick

Weit weg von dem gediegenen Western eines Red Dead Redemption krakelt Gunslinger dicke Kreise um all die Klischees, mit denen ein Groschenroman die Wirklichkeit maßlos überhöht. Richtig sympathisch ist das spätestens dort, wo sich Kopfgeldjäger Silas Greaves plötzlich daran erinnert, dass er nicht von Indianern angegriffen wurde, sondern von verkleideten Siedlern. Dann spult seine Geschichte kurz zurück und inszeniert denselben Moment mit neuer Besetzung. Der Comicstil, zweihändiges Bleivergießen in Zeitlupe und das Ausweichen einer tödlichen Kugel in letzter Sekunde: Dieser Western macht richtig Spaß! Mehr als Ballern ist freilich nicht drin. Die Action ist frenetisch, aber gewöhnlich. Harten Nahkampf gibt es ebenso wenig wie gelegentliches Verstecken. Auch wenn es ein inhaltlich überschaubarer Abstecher in den Wilden Westen werden dürfte: Mit der sympathischen Inszenierung hat Techland wieder die richtige Fährte aufgenommen!

Einschätzung: gut