Tearaway - Vorschau, Plattformer, PS_Vita

Tearaway
17.06.2013, Michael Krosta

Vorschau: Tearaway

Wenn es eine Auszeichnung für den charmantesten Titel der diesjährigen E3 geben würde, dann wäre Tearaway (ab 36,90€ bei kaufen) einer der heißesten Kandidaten: Die von Media Molecule (LittleBigPlanet) erschaffene Papierwelt mit ihren gefalteten Bauten, den niedlichen Einwohnern sowie traumhaften Konstruktionen ist wunderschön und in dieser Form sicher einzigartig in Videospielen.

Einen großen Wert legen die Macher darauf, eine Verbindung zwischen dem Spieler und dem Messenger zu schaffen, kleinen Papierwesen, deren Kopfform an einen Brief erinnert. Zunächst aber gilt es, im Rahmen der Einrichtung kleine Fragen zu beantworten, die von der Körpergröße über Augen- und Haarfarbe bis hin zur bevorzugten Hand reichen. Zu Beginn sieht Tearaway wie ein weiterer Standardvertreter der Marke „erweiterte Realität“ aus. Doch mit dem Schütteln des Handhelds wirbelt man immer mehr kleine Papierfetzen auf, das reale Kamerabild wird immer stärker verdeckt und es entsteht schließlich die traumhafte Papierwelt.

Der Messenger hat ein großes Ziel: Er will zur Sonne.
Und in dieser Welt erzählt man sich Legenden über uns Menschen, die außerhalb leben und wie höhere Wesen verehrt werden. Das wird spätestens dann deutlich, wenn das Gesicht des Spielers per Vita-Kamera in die Sonne projiziert wird und der zuvor ausgewählte Messenger ganz ehrfürchtig, gleichzeitig aber auch putzig empor blickt. Das ist der Beginn einer wunderbaren gemeinsamen Reise, die nur ein Ziel kennt: Genau wie die Kreatur in Journey den weit entfernten Berg erklimmen will, möchte der Messenger die Sonne und damit mich als „höheres Wesen“ erreichen.

Und ich versuche ihm dabei zu helfen, wo ich nur kann: Das geht schon damit los, dass ich ihm mit meinem Finger Gegner vom Hals halte oder Gegenstände verschiebe. Wo ich die Grenze zwischen realer und virtueller Welt durchbrechen kann, erkenne ich daran, dass an diesen Stellen leicht die Vita-Symbole des hinteren Touchpads durch das extrem dünne Papier schimmern. Außerdem übernehme ich für den Messenger vorerst die Sprungarbeit, indem ich Trommeln durch Antippen in Sprungschanzen umfunktioniere. Ein Glück, dass der kleine Kerl bald darauf selbst die Kunst des Springens lernt und von diesem Zeitpunkt nur noch ein Knopfdruck nötig ist. Zudem kann er bald lästige Gegner gegeneinander oder andere Objekte werfen – so z.B. Früchte, die bei richtiger Bepflanzung neue Pfade erschaffen, damit der Kleine seinem großen Ziel wieder ein Stückchen näher kommt. Gegner hinterlassen Konfetti, das ab einer bestimmter Menge zusätzliche Optionen zur optischen Anpassung des Messengers freischaltet. Zudem finden sich immer wieder Geschenke, die kleine Überraschungen beinhalten.

Der "Finger Gottes" kommt zur Hilfe!
Besonders lustig ist die Begegnung mit einem Eichhörnchen, das in der Papierwelt ganz schön was zu sagen hat. Aus diesem Grund möchte es, dass der Spieler ihm aus farbigen Papierbögen eine Krone bastelt. Also setzt man via Touchscreen die Schere an und schnibbelt das begehrte Objekt, das dem „König“ auch gleich an den Kopf gepappt wird. Bei der Gestaltung genießt man übrigens völlig Freiheit und muss nicht vorgefertigte Formen ausschneiden. Im späteren Verlauf trifft man übrigens wieder auf das jetzt glückliche Eichhörnchen, von dem man sogar Fotos knipsen kann, die anschließend auf einer Webseite veröffentlicht werden können, wenn man mag. Apropos: An einer Stelle wird auch ein Beweis verlangt, dass der Messenger tatsächlich in Begleitung eines höheren Wesens unterwegs ist. Und wie? Indem man einfach ein Foto von sich schießt – nett.

Die Entwickler wollen so oft wie möglich versuchen, die so genannte vierte Wand zwischen Spiel und Spieler einzureißen. Das spiegelt sich mitunter auch in der Papierwelt wider: So hüpft man u.a. auf Schallplatten herum und manipuliert den Sound, während sich in der Mitte das zuvor aufgenommene Beweisbild dreht. Es ist einfach immer wieder schön zu sehen, wie die Entwickler die beiden Welten vermischen. Kleines, aber feines Detail am Rande: Die Papierpilze, die manchmal in der Gegend herumstehen, bewegen sich passend dazu, in welche Richtung ich gerade die Analogsticks der Vita drücke.

Es steckt so unglaublich viel Liebe und Spaß in Tearaway, dass man sich der Faszination und dem Charme dieses fantasievollen Papierabenteuers gar nicht entziehen kann. Hier wartet nach der langen Durststrecke in Sachen Softwarenachschub endlich eine echte Perle auf die Besitzer von Sonys Handheld!

Ausblick