Goodbye Deponia - Vorschau, Adventure, Switch, PlayStation4, PC, XboxOne

Goodbye Deponia
19.08.2013, Jan Wöbbeking

Vorschau: Goodbye Deponia

Manchmal müsste man sich dreiteilen können: Für Rufus bleibt diese Alltagsweisheit keine graue Theorie. Um genug Heldentaten vollbringen zu können, klont sich der Tolpatsch mit dem unerschütterlichen Selbstbewusstsein im finalen Teil der Deponia-Trilogie einfach selbst.

Nachdem Rufus sich geklont hat, wechselt der Spieler zwischen seinen drei Versionen.
Ob das wirklich eine gute Idee war? In Rufus‘ Augen kann die Welt natürlich nie genug von seiner Brillanz bekommen - obwohl er seine Umwelt damit regelmäßig ins Chaos stürzt. Auch für die Spieler ist es unterhaltsam, den drei "Rufussen" dabei zuzusehen, wie ihre übergroßen Egos kollidieren. "Tatsächlich wird jeder Rufus behaupten, er sei der Hauptrufus", erklärt Entwickler Jan "Poki" Müller-Michaelis. Kurz vor der gamescom haben wir uns mit ihm getroffen, um zusammen einen Blick auf die aktuelle Fassung seines Spiels zu werfen. Kaum zu glauben, dass sein selbstverliebter Protagonist diesmal einen herben Rückschlag erleben soll, welcher ihn zum ersten mal an sich selbst zweifeln lässt.

Dreifaltiger Rufus

Nach dem Verwirrspiel um Goals gespaltene Persönlichkeiten stehen diesmal also drei Rufusse im Mittelpunkt, zwischen denen der Spieler im entsprechenden Kapitel immer wieder wechselt. Zwei von ihnen können immer wieder an einem kleinen Kanalisations-Gitter Gegenstände austauschen. Nach ihren ersten zwei Abenteuern befinden Rufus und Goal sich auf dem besten Wege, einen Weg nach Elysium zu finden, um den Schrottplaneten Deponia und seine Bewohner vor der Vernichtung zu bewahren. Ähnlich wie in "Per Anhalter durch die Galaxis" soll die Sprengung von einem militaristischen Beamtenapparat durchgeführt werden - hier heißt er Organon.

Rufus' geniale Pläne verlaufen meist geringfügig anders als geplant.
Um die Apocalypse zu verhindern, hat Rufus kurzerhand den Kutter seines Freundes Bozo auf eine Bahntrasse des Organon geleitet. Obwohl des Gefährt bei der Aktion halb zerbrochen ist, bleibt Rufus bei seinem Plan: Er will bis nach Porta Fisco über die Schiene schleifen und sich dann zusammen mit der Elysianerin Goal auf das letzte Hochboot nach Elysium schmuggeln. Dort will er den Entscheidungsträgern davon berichten, dass Deponia bewohnt ist und nicht gesprengt werden darf.

Auf dem Zahnfleisch nach Elysium

Auf ihrer Reise ist Pokis bizarrer Humor allgegenwärtig. Als urplötzlich ein nerdiger Deponia-Geek im Spiel auftaucht, lässt der selbstverliebte Held seine Freundin einfach hängen: Statt sie aus einer wild rotierenden Stahlseilrolle zu befreien, kümmert Rufus sich erst einmal um seinen Fan, welcher natürlich jede seiner Heldentaten auswendig aufsagen kann.

Na das sieht doch einladend aus: Rufus schlägt vor, die gemütliche grüne "Höhle" als Nachtlager zu nutzen.
Auch die Kanalisation hat ganz besondere Figuren zu bieten. Ein riesiges kinderfressendes Schleimmonster z.B. fasst den Entschluss, sich fortan vegetarisch zu ernähren, was prompt zu einem Beziehungskrach mit seinem konservativen Monsterpartner führt. Als Rufus im Kanal zwei ausgesetzte Kinder trifft, schlägt er natürlich das geöffnete  Monstermaul als Nachtlager vor. Auf dem Weg zu einer Bar lässt er die beiden einfach bei einem Vertrauen erweckenden, breit grinsenden Onkel im Feinripp-Unterhemd stehen.

Vegetarische Schleimmonster

Findige Geschäftsläute gibt es im Deponia-Universum ebenfalls. Direkt gegenüber eines Psychotherapeuten hat ein Strick-Händler eröffnet, welcher seit den bedrückenden Attacken des Organon ein Vermögen umsetzt. Seine Werbeschilder klingen nicht gerade pietätvoll: "Die günstige Alternative", "Eleganza - Der Strick für die modebewusste Frau" oder auch "Zwei Stricke zum Preis von einem".

Rufus auf der Suche nach dem "Plasmaaustauschflubbediwubbmammutfellrelais".
Die Reise führt Rufus und seine Mitstreiter auch ins Hotel Menetekel, welches unter der Kreuzertrasse des Organon  liegt und sich gut auf seine Zielgruppe eingestellt hat: Wer illegal auf der Trasse unterwegs ist, hat gewöhnlicherweise weder den Ansporn noch die finanziellen Mittel, das Hotel zu verklagen. Also nimmt die Herberge sich das Recht heraus, die Gäste auch in den gefährlichsten Maschinenräumen unterzubringen.

Ideale Zielgruppen-Analyse

Das heruntergekommene Hotel ist Schauplatz für allerlei serientypische Verwechslungs-Spielchen - in diesem Fall zwischen Rufus und seinem elysianschen Doppelgänger Cletus, der rein zufällig ebenfalls dort übernachtet. Gibt es auch altmodische Verfolgungsjagden mit Zeitraffer und aufklappenden Türen? "Na klar", antwortet Poki, "Stell dir einfach Benny-Hill-Musik vor und schon hast du das passende Bild vor Augen." Eine Aufgabe ist es z.B., sich hinter seine mechanischen Gefährten Oppenbot an den Tresen zu schleichen und eine Tasche auszutauschen, in der sich Cletus' "Plasmaaustauschflubbediwubbmammutfellrelais" befindet. Eigentlich haben sich Rufus' Freunde das sperrige Wort nur ausgedacht, um die egozentrische Nervensäge einen Moment lang loszuwerden, doch offensichtlich existiert das Gerät tatsächlich.

Noch ein Monster aus der heimeligen Kanalisation.
Goodbye Deponia (ab 1,75€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) soll um einiges länger werden als die Vorgänger, teilt sich aber ebenfalls in einige große und kleine Kapitel. Am größten sind die Abschnitte mit dem Hotel Menetekel und den drei Rufussen, welches zum Ende hin dramatischer werden soll: "Ich wollte auf der einen Seite das Gefühl haben, dass man ständig weiter kommt, aber auf der anderen Seite wollte ich wieder ein großes Gebiet haben wie im zweiten Teil. Das habe ich gelöst, indem ich diese Verknüpfung untereinander hergestellt habe. Wir haben hier drei Rufusse, welche alle für sich genommen vorankommen. Aber dadurch, dass wir ständig interagieren müssen, ist es doch hochgradig komplex. Ich würde fast behaupten, von der Spieltiefe her in etwa  so komplex wie der schwimmende Schwarzmarkt in Teil 2. Außerdem gibt es noch zwei kleine, relativ lineare Kapitel, in denen aber auch viel passiert. Und ein sehr sehr dramatisches Abschlusskapitel - nachdem die Handlungsstränge wieder zusammengeführt wurden. Dann geht es ab nach Elysium - oder eben nicht."

Typischer Deponia-Mix

Neben Sprechern wie Rufus' Stimme Monty Arnold ist diesmal auch Smudo von den Fantastischen Vier am Spiel beteiligt, der den Rapper "Cowboy Dodo" vertont. Im späteren Verlauf des Spiels soll er eine relativ große Rolle spielen. Zu Beginn begegnet er Rufus aber nur in Form einer interaktiven Reklame-Tafel, mit deren Hilfe er die Organon-Wachen ablenkt. Nachdem er einen Weg gefunden hat, sie zu aktivieren, bewundern die Amtmänner gebannt die Performance.

Bozos "schrecklich nette" Familie erzählt am laufendem Band Flachwitze, was passenderweise mit Lachern vom Band unterlegt wird.
Sobald er beginnt, über die Vorzüge der Aufmerksamkeit zu rappen, berappeln sich die Wachen aber ziemlich schnell wieder und der Schleich-Ausflug fliegt auf. „Das ist eine spannende Sache gewesen“, berichtet Poki über der Aufnahme mit Smudo, „Ich hatte schon eine erste Version des Textes fertig, aber er hat natürlich noch seinen Smudo-Spirit reingegeben. Dann haben wir zu zweit im Studio gesessen und am Text herumgeschraubt.“

Jam mit Smudo

An welchem Projekt Poki nach Deponia arbeitet, konnte er uns noch nicht verraten. "Ich habe den großen Luxus - ich weiß gar nicht wie das passieren konnte - dass ich mir erst nach Deponia Gedanken darüber machen muss, was ich als nächstes mache. Eigentlich waren wir bisher immer in der Situation, wo ich schon Jahre vorher Konzepte erstellen musste und  wir beim Publisher rumlaufen müssen. Ich habe mir vorgenommen, dass ich im Oktober auch tatsächlich mal Urlaub mache. Letztes Jahr habe ich es auch geschafft, eine Woche wegzukommen, aber mir mal zwei Wochen zu nehmen, das klingt schon ungewohnt. Das hatte ich davor seit der Firmengründung gar nicht mehr - seit dem Studium eigentlich."

Ausblick

Auch im finalen Deponia-Teil ist Pokis Handschrift sofort zu erkennen: Lustige Wortspiele, bizarre Figuren und der Spaß an ausgedehntem Slapstick-Sequenzen sind allgegenwärtig. Am meisten freue ich mich auf die Rufus-Klone, deren übergroße Egos schon beim Anzocken immer wieder aufeinander prallten. Hoffentlich belebt die Idee auch das Erzähltempo in den größeren Kapiteln, im Vorgänger zog sich die Geschichte schließlich manchmal wie Kaugummi. Davon abgesehen stehen die Zeichen für einen würdigen Abschluss der Trilogie aber gut.

Einschätzung: gut