The Witcher 3: Wild Hunt - Vorschau, Rollenspiel, PlayStation5, PC, Switch, XboxOne, PlayStation4, XboxSeriesX

The Witcher 3: Wild Hunt
23.08.2013, Jörg Luibl

Vorschau: The Witcher 3: Wild Hunt

CD Projekt RED inszeniert seit dem ersten Witcher die unter Journalisten beliebtesten Präsentationen auf Spielemessen: Man bekommt in kleinen kühlen Kinos einen kompakten, höchst informativen Einblick in das Rollenspiel mit reichlich live gespielten Szenen - dazu eiskaltes polnisches Bier, Snacks und Präsente. Dieses Jahr gab es übrigens ein düsteres Puzzle mit 1500 Teilen. Das ist ausgezeichnet fürsorgliche PR! Kann The Witcher 3 als Spiel an diese Klasse anknüpfen?

Arbeitet Bethesda eigentlich auch an The Witcher 3? Es gibt auf den ersten Blick so viele verblüffende Parallelen zu The Elder Scrolls V: Skyrim. Vor allem, wenn der Hexer durch die schroffe Bergwelt und die Wälder von Skellige streift, mit ihrer nordischen Kultur, mit ihren Fjorden und Jarlen. Das ist zwar nur eine von drei Regionen einer offenen Welt, die "35 mal größer" als jene aus The Witcher 2 sein soll. Aber diese Freiheit in der Erkundung, die man bei sich ständig veränderndem Wetter sowie Tag- & Nachtwechsel genießt, mit Ruinen und Dörfern irgendwo im Hintergrund, erinnert sofort an Skyrim.

Skyrim 2.0

Allerdings an eines der nächsten Generation, denn technisch wird dieses Rollenspiel jenes von Bethesda in den Schatten stellen. Die REDengine 3 inszeniert, zumindest auf dem PC, ohne Probleme mit Rollrasen oder Pop-ups eine weit sichtbare und überaus lebendig wirkende Landschaft, in der nahezu alles in Bewegung ist - Krähen flattern bei Annäherung aufgeregt hinfort und wenn stürmischer Wind aufkommt, scheint ein ganzer Wald zu tanzen. Diese Spielwelt sieht fantastisch aus.

Die neue Engine zaubert stimmungsvolle Landschaften auf den Bildschirm.
Gibt es an der Kulisse etwas auszusetzen? Lediglich hinsichtlich der Animationen und der Mimik ist noch Luft nach oben, wenn man The Witcher mit Spielen wie Batman oder Beyond vergleicht. Außerdem wundert es mich, dass Geralt innerhalb der an sich eher schmutzigen Welt so gelackt wirkt: Vielleicht liegt es am fehlenden Mantel oder Umhang, vielleicht an einer Kombination aus Ketten- und Lederrüstung, die so eng sitzt wie jene eines Superhelden - Geralt fällt quasi sofort auf. Vielleicht liegt das auch daran, dass er im famosen Werbefilm noch so verschleiert als mysteriöser Unbekannter auftrat.

Strahlender Held

Wichtiger als das Outfit ist aber, dass CD Projekt RED innerhalb der offenen Welt ähnlich wie Skyrim interessante Orte, Dungeons (davon konnte man noch gar nichts sehen) und Aufgaben anbietet. Letztere holt man sich nicht (immer) irgendwo ab, sondern schnappt sie manchmal auf dem Weg auf: Eigentlich will der Hexer auf seinem Pferd galoppierend den Jarl besuchen, aber plötzlich schreit jemand um Hilfe - dreht man um und kümmert sich darum? Es gibt lebendige Situationen, die dann teilweise filmisch weiter inszeniert werden, wenn es sich um Nebenquests handelt - inkl. Kameraschwenk, Zwischensequenz und Dialog.

Hier wirkt The Witcher 3 cineastischer und dynamischer als Skyrim. Hinzu kommt, dass man nicht nur in der Hauptquest, sondern auch auf diesen Ausflügen Entscheidungen treffen muss, die die Spielwelt nachträglich beeinflussen:

Die Kämpfe wirken dynamischer als in den letzten Witcher-Abenteuern.
Als der Hexer in einem Dorf vor die Wahl gestellt wird, ob er die Anhänger eines alten Kultes oder jene unterstützt, die das angebetete Monster töten wollen, entscheidet er sich für Letztere und jagt die Kreatur. Mal abgesehen davon, dass diese Verfolgung über Spurensuche, mysteriöse Vorfälle und Bosskampf gegen eine famos designte gehörnte Kreatur sehr gut inszeniert wird: Die erfolgreiche Jagd des Hexers führt dazu, dass die Situation im Dorf eskaliert und es später dem Erdboden gleichgemacht wird - die Folgen seiner Taten werden in stimmungsvollen Rückblicken dargestellt.

Filmflair und Entscheidungen

Und der Kampf? Noch konnten wir nicht selbst die Klinge schwingen; berittene Gefechte wird es übrigens nicht geben, man fällt nach einem Hieb einfach vom Pferd. Aber The Witcher 3 wirkt jetzt noch mehr wie ein Action-Adventure, in dem man flüssig zwischen Hieben und Zaubern wechselt. Es scheint auf den ersten Blick recht leicht, weil der Hexer ohne erkennbare Ermüdung zuschlagen und Funken aus seinen Händen sprühen lassen konnte - selbst größere Kreaturen konnten dem schnellen Monsterjäger zumindest beim Vorspielen kaum etwas anhaben, zumal die Kollisionsabfragen sehr verzeihlich schienen. Aber das sind alles noch flüchtige Eindrücke. Es bleibt abzuwarten, inwieweit die Kämpfe auch eine taktische Qualität und Anspruch bieten. Immerhin konnte man bei den Wölfen im Ansatz eine Rudel-KI erkennen: Sie versuchten den Hexer zu umzingeln, ließen sich dann aber sehr schnell nacheinander töten.  

Abseits der grundsätzlichen Spielmechaniken wie etwa eine Schnellreisefunktion zu bekannten Orten auf der Weltkarte gibt es interessante Kleinigkeiten: Zum Beispiel die tolle Bibliographie der Monster, die mit einer farbigen Skizze, Statistiken sowie Beschreibungen des Verhaltens sehr nützlich ist. So erfährt der Witcher z.B., dass eine bestimmte Kreatur immer von Krähen begleitet wird; überhaupt wird die klassische Jagd wieder mehr Platz einnehmen als im zweiten Teil. Neu ist auch ein kleines Wirtschaftssystem, so dass man z.B. irgendwo günstig Fische kaufen und diese dann in einer anderen Region teuer verkaufen kann.

Ausblick

Kann The Witcher 3 die offene Welt meistern? Bisher hatte sich CD Projekt RED immer auf kleinere, aber fein ausgearbeitete Gebiete und Siedlungen konzentriert - so entstand eine stimmungsvolle Atmosphäre. Diese riesige Spielwelt à la Skyrim sieht auf jeden Fall fantastisch aus und bietet je nach Entscheidung des Hexers klare Veränderungen; die Quests wirken angenehm in die Erkundung integriert, filmisch elegant sowie sehr durchdacht. Das Artdesign von Kreaturen, Architektur und Kleidung ist mal wieder famos. Es bleibt abzuwarten, wie sich die im Vergleich zum Vorgänger direkter und flüssiger wirkendenKämpfe entwickeln. Und auch die Story, die sich diesmal weniger um außenpolitische Konflikte, sondern mehr auf das Leben des Hexers konzentrieren soll, lässt sich noch nicht einschätzen. Aber dieses Rollenspiel hinterlässt bereits einen sehr guten Eindruck.

Einschätzung: sehr gut / Fit4Hit