War Thunder - Vorschau, Simulation, PlayStation4, XboxOne, PlayStation5, PC, Linux, Mac, XboxSeriesX, Android

War Thunder
26.08.2013, Eike Cramer

Vorschau: War Thunder

World of Tanks ist eine Erfolgsgeschichte: Wargaming.net kann auf eine große Nutzerzahl und hohe Einnahmen zurückblicken. Mit World of Warplanes und World of Warships hat der Publisher zudem zwei weitere Titel in der Hinterhand. Mit War Thunder (ab 258,33€ bei kaufen) von Gaijin Entertainment naht jetzt ernsthafte Konkurrenz.

War Thunder setzt auf die heilige Dreifaltigkeit der Online-Kriegsführung: Panzer, Flugzeuge und Kriegsschiffe sollen als kombinierte Streitkräfte in die Schlacht ziehen. Ähnlich wie beim Vorbild aus dem Hause Wargaming sollen die drei Bereiche miteinander verknüpft werden. In der laufenden offenen Beta ist bis jetzt allerdings nur die Luftwaffe zugänglich. Zudem ist noch nicht ersichtlich, ob sich Panzer, Schiffe und Flugzeuge dem Plan der Entwickler entsprechend, auf einer Karte tummeln werden, oder ob Kompromisse geschlossen werden müssen, um für jede Teilstreitkraft eine faire Spielbarkeit zu gewährleisten.

Zu Lande, auf dem Wasser und in der Luft

Auch der Zeitrahmen ist ähnlich gewählt wie bei der Online-Fliegerei aus Weißrussland. So finden sich vor allem Flugzeuge aus dem Zweiten Weltkrieg, aber auch die ersten Jets wie die Sabre oder ME-262 sind in den Dogfights unterwegs.  Somit sind alle Fraktionen vertreten: Japan, UdSSR, USA, Großbritannien und Deutschland schicken ihre Bomber und Jäger in die Luft. Kann man in den Arcade-Schlachten noch mit gemischten Kampfgruppen losziehen, wird in den historischen Auseinandersetzungen nach Land sortiert.

Jedes Flugzeug hat ein detailliertes Cockpit mit funktionierenden Instrumenten.
Hier enden aber auch schon die großen Gemeinsamkeiten mit World of Warplanes. Denn während dort auf schnelle  Arcade-Dogfights gesetzt wird, beschreitet  Gaijin mit War Thunder einen anderen Weg. Schon im einfachsten Spielmodus „Arcade-Schlacht“, der sich noch am ehesten mit der Konkurrenz vergleichen lässt, ist das Gefühl in der Luft ein völlig anderes. Das Flugmodell ist ungleich komplexer, die Flugzeuge sind anfälliger für starke Seitenkräfte, reagieren deutlich langsamer und unterscheiden sich spürbar von Modell zu Modell.

Anspruchsvolle Luftüberlegenheit

Auch das gezielte Schießen mit den Bordkanonen ist anspruchsvoll und Dogfights sind bereits in diesem Spielmodus eine Herausforderung.  Zudem sind mehr Optionen für die Piloten verfügbar: Es gibt detailliert gestaltete Cockpits sowie Starts und Landungen. Auch die Missionsziele sind sehr unterschiedlich: Mal müssen Flugfelder durch kurze Landungen eingenommen, mal feindliche Panzerkolonnen zerstört werden.  Außerdem kann hier nach einem Abschuss respawnt werden: bis zu fünf im Forschungsbaum erstandene Flugzeuge können gratis in die Schlacht mitgenommen werden, so dass auch der Wechsel zwischen Bomber und Jäger möglich ist.

Die Flugzeuge stammen aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Hier fliegen wir eine Fiat G50 mit Markierungen der italienischen Luftwaffe, sowie individuellen Stickern.
Diese Variabilität ist im Modus der historischen Schlachten aber wieder passé. Hier hat jeder Spieler nur eine Chance, den Kampf zugunsten des gewählten Landes zu beeinflussen. Zudem zieht der Simulationsgrad stark an, und nur noch wenig erinnert an einen Arcade-Flieger. Flugzeuge benötigen Sprit sowie Munition, zum Nachladen muss auf umkämpften Flugfeldern gelandet werden. Das Verhalten in der Luft ist realistisch-sperrig und unüberlegte Fassrollen sowie Loopings führen schnell ins Verderben. G-Kräfte spielen eine wichtige Rolle, Flügel brechen unter extremen Belastungen und Beschuss hat noch stärkere Auswirkungen als zuvor. Das detaillierte Schadensmodell hat direkte Auswirkungen auf das Flugverhalten, Flügelschäden unterscheiden sich eklatant von Löchern im Rumpf und je nach Munition wirken sich die Treffer unterschiedlich aus.

Realistische Luftkämpfe in historischen Schlachten

Auch die visuelle Darstellung der Schäden kann sich sehen lassen. Da werden Flügel durchlöchert, Leitwerke abgerissen und Rümpfe pulverisiert. Kritische Treffer in engen Luftkämpfen werden so zu einer sehr befriedigenden Angelegenheit und wer sich hier mit einer Ju 87-Stuka im Sturzflug auf Panzerjagd begibt, wird mit ansehnlichen Explosionen belohnt.

Durch das anspruchsvolle Flugmodell von War Thunder steigt auch die taktische Herausforderung. Wer fliegt in historischen Schlachten Bombergleitschutz? Wer kümmert sich im Tiefflug um die Panzer oder hält die feindlichen Bomber auf? Teamwork ist hier das Stichwort, denn nur gemeinsam kann man die Missionsziele erreichen. 

War Thunder ist neben dem Release auf dem PC auch als Starttitel für die Playstation 4 angekündigt und wird bei Release auf der neuen Sony-Konsole im PSN verfügbar sein. Außerdem hat Gaijin verlauten lassen, dass man an einer Unterstützung für Oculus VR arbeite, also bald auch in der virtuellen Realität in den Kampf einsteigen kann. Auch Gaijin setzt auf ein Free-to-play-Modell,  das ähnlich wie bei der Konkurrenz funktioniert. Der Einheitenbaum ist ganz ohne Echtgeld-Investition zugänglich und bis zu fünf Flugzeuge können gratis im Hangar geparkt werden, ohne dass die Crew ausgetauscht werden muss. Dieser Wechsel kostet Ingame-Währung, ein weiterer Parkplatz echtes Geld – Flugzeuge darf man dennoch in unbegrenzter Zahl besitzen, es muss dann nur jedes Mal die Umschulung der Crew bezahlt werden. Zudem gibt es die Möglichkeit Solo-Kampagnen zu erstehen. Momentan gibt es im Shop für ca. 20 Euro die Pazifikkampagne, die Einsätze auf Seiten der USA oder der japanischen Luftwaffe ermöglicht.

Faires Gratismodell

PS4 und virtuelle Realität

Auch Premium-Konten wurden integriert: diese verdienen mehr Spielgeld und Erfahrung, ermöglichen das Erstellen von größeren Spielergruppen und schalten mehr Sticker-Plätze für die Individualisierung des Fluggerätes frei.  Für diese muss in weiten Teilen aber auch echtes Geld investiert werden; nur wenige Sticker sind gratis verfügbar.

Ausblick

War Thunder macht in der offenen Betaphase bereits eine sehr gute Figur: Die tolle Kulisse, das anspruchsvolle Flugmodell und die abwechslungsreichen Einsätze machen Laune. Das Spagat zwischen Arcade-Schlachten und simulationslastigen, historischen Auseinandersetzungen klappt erstaunlich gut. Wo World of Warplanes es nur auf die Arcade-Piloten abgesehen hat, könnte War Thunder tatsächlich beide Lager erreichen. Sowohl das abgespeckte Flugmodell für eine kleine Runde zwischendurch als auch die Quasi-Simulation für hartgesottene Luftveteranen funktionieren für sich stehend sehr gut. Noch konnten wir keinen Blick auf die Einzelspieler-Kampagnen werfen. Auch die Integration von Bodentruppen und Kriegsschiffen ist ein Fragezeichen. Gelingt den Entwicklern die Balance von drei Teilstreitkräften in den Kampfgebieten?  Dennoch: Kann Gaijin Panzer und Schiffe ebenso überzeugend in Szene setzen wie die Luftstreitkräfte, könnte ein echter Überraschungshit auf uns zukommen.

Einschätzung: sehr gut / Fit 4 Hit