Evolve - Vorschau, Shooter, PlayStation4, XboxOne, PC
Erinnert ihr euch noch an die Begegnungen mit den schwer gepanzerten Tanks, die meist im großen Finale der L4D-Episoden aufgetaucht sind und einiges wegstecken konnten? Schon eines dieser Biester richtete verheerenden Schaden an und konnte die Trupp mit wenigen Volltreffern im Handumdrehen kampfunfähig machen.
Inspiriert von Left 4 Dead
Genau diese Situation nahmen sich die Entwickler zum Vorbild, als sie über einem neuen Koop-Konzept tüftelten. Sie wussten: Die Auseinandersetzungen mit dem Tank hatten Endboss-Charakter, waren spannend und erforderten Teamwork – alleine hatte man gegen dieses Ungetüm genauso wenig eine Chance wie gegen eine aufgeschreckte Witch. Doch es war eben nur ein weiterer Kampf gegen ein KI-Monster. Und so dachte man sich: Wäre es nicht viel cooler und unberechenbarer, wenn ein weiterer Spieler das Ungetüm kontrollieren würde? Könnte man es schaffen, einen gigantischen Bossfight zu inszenieren, in dem sich vier Spieler gemeinsam einer mächtigen Kreatur stellen? „Wir wollten die DNA von Left 4 Dead als Basis nutzen, sie aber mit einem kompetitiven Aspekt anreichern“, so Phil Robb, Gründer und Art Designer bei Turtle Rock. Evolve ist das Ergebnis dieser Gedankenspiele, von deren Potenzial man zunächst THQ überzeugen konnte. Nach der Pleite des Publishers im letzten Jahr witterte dann Take Two die Chance und gab das höchste Gebot ab, um sich die Rechte an der neuen Marke zu sichern, an der das Studio bereits seit drei Jahren werkelt.
Einer für alle, alle für einen
In der Support-Rolle leistet man - wie es der Name schon sagt - vor allem Unterstützung fürs Team. Und die kann sowohl offensiv als auch defensiv ausfallen: Mit dem Laser Cutter greift man dem Assault z.B. unter die Arme, auch wenn die Waffe längst nicht so viel Schaden anrichtet wie dessen Ausrüstung. Allerdings besteht die Möglichkeit, in zeitlichen Abständen einen Luftschlag aus dem Orbit anzufordern. Befindet sich das Monster im Zielradius, wird es massiv einstecken müssen! Im defensiven Bereich hat die Support-Einheit zwei weitere Asse im Ärmel: Zum einen schützt er mit der Shield-Gun in einem beschränkten Zeitraum einen der Mitstreiter vor Angriffen, vergleichbar mit dem Schild des Assaults. Zum anderen verfügt er über eine Tarnvorrichtung, die nicht nur ihn, sondern sämtliche Kameraden in einem kleinen Umkreis unsichtbar macht.
Augen und Ohren auf!
Der Trapper ist für mich die interessanteste Klasse, denn obwohl seine Submachine-Gun nicht gerade viel bewirken kann, hat man Zugriff auf eine coole Auswahl an Extras, die dem Team bei der Monsterjagd helfen können. So darf man überall auf der Karte Soundsensoren platzieren, die beim Versteckspiel neben aufgeschreckten Vögeln und Fußspuren wertvolle Hinweise liefern können, wo sich das Biest gerade aufhält. Hat man es entdeckt, ist die Zeit zum Einsatz der mobilen Arena gekommen: Mit dieser Leuchtkuppel schneidet man dem Mistvieh den Fluchtweg ab und hält es zeitweise in einem begrenzten Areal gefangen – es sei denn, es entkommt aus dem Radius, bevor die Materialisierung der Arena abgeschlossen ist, die für eine erneute Verwendung erst wieder aufgeladen werden muss. Auch hat er eine Harpune im Gepäck, mit deren Hilfe er das Biest bei seinen Fluchtversuchen hindern kann.
Und wie lebt es sich so als Monster? Eigentlich dürfte man meinen, leichtes Spiel mit den Jägern zu haben – immerhin ist man größer und stärker als jeder einzelne von ihnen, besitzt einen dicken Hautpanzer und freut sich schon zu Beginn über eine üppige Lebensleiste. Außerdem hat man Zugriff auf eine Auswahl an verheerenden Angriffen, mit denen man ordentlich austeilen kann. Als Goliath darf man seine Widersacher z.B. durch Feuerspucken ordentlich durchbrutzeln, sie zerstampfen oder ganz nach Vorbild des Tanks Felsen auf sie schleudern und ihnen mit einer Rammattacke zusetzen. Die Macht wird allerdings schnell relativiert, da man zu Beginn nur zwei der Fähigkeiten wählen darf. Erst wenn man als Monster die nächste der drei Evolutionsstufen erreicht, darf man weitere Attacken ergänzen und wird entsprechend gefährlicher.
Auf der Suche nach Wachstumsschüben
Evolution!
Bei meiner ersten Runde als Monster wurde ich schnell mit den Fakten konfrontiert: Ja, ich bin zwar groß und stark, aber leider auch alleine. So konnte mich auch meine dicke Haut nicht lange vor dem Dauerbeschuss von allen Seiten schützen und ich habe es nicht einmal geschafft, die erste Evolutionsstufe zu erreichen – auch deshalb, weil ich mich erst mit der Schulterperspektive warm werden und mich die zunächst gewöhnungsbedürftige Steuerung verinnerlichen musste. Hinzu kommt, dass man die Verwandlung nur in sicherem Terrain durchführen darf.
Der Eindruck täuscht
In der Rolle des Monsters verfolgt man zwei Ziele: Die größte Genugtuung besteht selbstverständlich darin, alle vier Jäger nacheinander auszuschalten. Dabei muss man allerdings bedenken, dass getötete Spieler nach einer Wartezeit von ca. einer Minute wieder in die Partie einsteigen dürfen, sobald sie vom Versorgungsschiff zurückgebracht werden. Doch es gibt auch einen Plan B: Im Fall der gespielten Karte müssen die Jäger ein Kraftwerk schützen, sobald das Monster die dritte und damit höchste Evolutionsstufe erreicht hat. Gleichzeitig öffnen sich bei zu starker Beschädigung die Schutzräume der Einrichtung und Zivilisten strömen in die Wildnis. Zerstört der Goliath das Kraftwerk oder tötet alle Flüchtlinge, geht er ebenfalls als Sieger der Runde hervor.
Der Weg ist das Ziel
Eine Frage des Balancings
Viele kennen das Problem: Man bekommt nicht immer die nötige Anzahl an Freunden für eine kleine Online-Partie zusammen und mit fremden Leuten will man auch nicht unbedingt losziehen. Für diesen Fall wird Evolve einen Offline-Modus im Stil von Left 4 Dead bieten. Das heißt, dass jede Rolle optional von der KI übernommen wird – inklusive des Monsters. Auch in Online-Sitzungen kann man fehlende Mitspieler durch KI-Kameraden oder einen computergesteuerten Widersacher ersetzen. Bleibt zu hoffen, dass man auch in diesem Fall auf spannende Partien entstehen können.
Nichts für Solisten?
Ausblick
Ich liebe Left 4 Dead! Selbst heute treffe ich mich noch regelmäßig mit Freunden, um gemeinsam im LAN von einem Schutzraum zum nächsten zu hecheln und die Zombie-Meute in faulende Fleischklumpen zu verwandeln. Evolve kann diese Faszination zwar nicht ganz entfachen, doch wird uns das neue Werk der Turtle Rock Studios Ende des Jahres sicher viel Spaß bereiten: Durch die festgelegten Rollen sind effektive Zusammenarbeit und Absprachen noch essentieller für den Jäger-Erfolg, während das wachsende Monster unter Spielerkontrolle dem Design eine interessante Facette hinzufügt, obwohl man etwas Ähnliches bereits im Versus-Modus von L4D sowie anderen Mehrspieler-Ansätzen erlebt hat – man denke z.B. an den Beast-Modus von Gears of War oder Dead Space 2. Skeptisch bin ich, ob eine gute Balance zwischen beiden Seiten gelingt und ob es mit der Auswahl an Karten, Modi, Monstern und Figuren genug Abwechslung gibt. Ich bin gespannt!
Eindruck: gut