Dark Souls 2 - Vorschau, Rollenspiel, 360, PlayStation3, PC, PlayStation4, XboxOne
Kein Herz für Diebe und Vagabunden
Ich hab doch immer einen Dieb gespielt! Wegen des Schlüssels, des Banditenmessers, der schwarzen Lederrüstung und...egal, dann nehme ich den Vagabunden. Was, der fehlt auch? Okay, dann eben diesen neuen Erkunder. Der sieht mit seinem Monokel und dem Vogelpolster auf der Schulter schrecklich dämlich aus, aber soll zum Start bereits viele Gegenstände besitzen. Außerdem kann ich vier statt zwei Ringe anlegen und mir wie gehabt noch eine Gabe aussuchen - ich nehme den Lebensring angesichts meiner mageren 822 Trefferpunkte.
Zwar könnte ich mein Aussehen noch hinsichtlich Gesicht und Körper anpassen, aber dazu hatte ich unter all den alten Vetteln keine Lust. Die Hexen wünschen mir jedenfalls mit steifer Mimik ohne Lippenbewegungen eine deprimierende Reise: "Ihr werdet eure
Ihr werdet eure Seelen verlieren - immer wieder!
Apropos Nebel: Ich folge einem Pfad an Felsenhöhlen mit schwachen Steintexturen vorbei, die von Nebeln verschlossen sind. Die lasse ich im ersten Anlauf alle links liegen, weil ich dort Bosse oder zumindest Böses vermute - und mit einem Dolch und einem Monokel will ich darauf verzichten. Beim zweiten Anlauf wird klar, dass sich dort "nur" Tutorial-Abschnitte befinden, die in die Steuerung einführen. Man kann wie gehabt leichte und schwere Hiebe einleiten, gegnerische blocken oder zur Riposte ansetzen - gelingt Letztere, ist der Feind für kurze Zeit über einen Gegenschlag verwundbar. Aber ich vermisse ich etwas: Wo ist der Tritt? Damit konnte man Feinde elegant in Abgründe kicken und ihre Manöver unterbrechen. Mist, schon wieder wurde etwas Liebgewonnenes gestrichen.
Man kann wie gehabt laufen, sich abrollen, nach hinten ausweichen, bei Ausdauerverlust rennen und auf Knopfdruck springen - was jetzt etwas einfacher ist. Aber etwas mehr Vielfalt in den Bewegungen hätte Dark Souls 2 gut getan. Es muss ja nicht gleich klettern oder schwimmen sein, aber schade ist z.B., dass man immer noch künstlich bei der Erkundung beschränkt wird: Selbst kniehohe "Hindernisse" kann man nicht überwinden, obwohl man klare Sicht auf das Feld und die Feinde dahinter hat.
Ernüchterung im ersten Gebiet
Ich schaffe es noch gerade so, sie alle zu besiegen und will mich beim Händler etwas verstärken. Aber da kostet ja schon ein normaler Helm 800 Seelen! Und richtig gesprächig ist er auch nicht. Genauso wenig wie der desillusionierte Ritter bei der Statue, der wie eine Kopie aus den bisherigen Soulsspielen wirkt: Erst nach mehrmaligen Versuchen bietet er mir an, den blauen Wächtern beizutreten, die bei Gefahr helfen. Weil ich online nicht hilflos gegen Eindringlinge sein will, nehme ich den Eid an - schade nur, dass er mir nicht gegen diese Fleischwürste geholfen hat.
Hüterin ohne Charisma am Feuer
Noch etwas stört: Dass man nicht mehr so genau auf die Verteilung der Seelen auf Fähigkeiten achten muss - man kann seine Punkte später über ein Seelengefäß anders verteilen. Aber Leute, war das nicht gerade das Besondere, dass man sich entscheiden musste? Wird das Skillen so nicht zu gewöhnlich? Diese Frau wirkt übrigens auch seltsam gewöhnlich auf mich, lange nicht so faszinierend wie die blinde Lady in Schwarz aus Demon's Souls. Ihre bezaubernde Stimme verfolgt mich noch heute:
"Soul of the lost, withdrawn from its vessel. Let strength be granted so the world might be mended. Soul of the lost, withdrawn from its vessel. Soul of the lost, withdrawn from its vessel. Let strength be granted so the world might be mended, so the world might be mended."
Bisher wirkt alles wie ein verfluchter Abklatsch auf mich. Zumal es weit weniger Wege aus dem ersten Gebiet heraus zu geben scheint als in Dark Souls, wo man die Qual der Wahl hatte, wo man sterben wollte. Ich erkunde also die erste düstere Gasse und muss vorher an den Klippen entlang. Hallo, wie sieht das Meer denn aus? Hinsichtlich der Kulisse hatte ich zwar keine all zu großen Ansprüche an Dark Souls 2, aber ich habe technisch deutlich mehr erwartet - en detail sieht das Abenteuer schwach aus; vor allem, wenn man bedenkt, dass es am Ende eines Konsolenzyklus' erscheint. Wenn man Castlevania: Lords of Shadow 2 parallel an einem zweiten Fernseher spielt, sieht das aus wie eine Kluft zwischen PlayStation 2 und 3.
Ein verfluchter Abklatsch?
Und ich hoffe, dass es an der noch nicht finalen Debug-Version lag, dass das Spiel sogar in einsamen Gefilden ruckelte. Auch physikalisch müsste das Abenteuer in die nächste Generation: Vor allem beim Kampf mit Stangenwaffen in engen Gängen sollten sich deutlichere Kollisionen oder fatale Patzer zeigen, wenn die Hellebarde im weiten Bogen geschwungen wird. Enttäuscht bin ich auch von den Fackeln: Sie sollten als frisches Element wichtig für die Erkundung sein, aber im Gegensatz zum Probe spielen auf der gamescom waren dieselben Bereiche hier alle so hell, dass man sie kaum brauchte - so entsteht kaum Angst im Dunkeln. Irgendwie wirkte alles in den ersten Stunden fast schon verflucht negativ auf mich.
Ausblick
Na, ist euch die Lust vergangen? Ich hab euch ja gewarnt - in dieser Vorschau geht es um all das, was mir an Dark Souls 2 nicht gefällt. Dazu gehört die biedere Atmosphäre im ersten Gebiet, die schwache Technik, die Statik in den Bewegungen sowie Kleinigkeiten im Spieldesign wie das zu frühe Teleportieren, der fehlende Tritt und der gestrichene Dieb. Nach diesem Einstieg bezweifle ich, dass dieser zweite Teil an die außergewöhnliche Klasse der Vorgänger heranreichen kann. Warum das pure Gemecker? Hab ich doch gesagt: Ich wurde von einer Hexe verflucht. Erst am 11. März um 18 Uhr darf ich über die positiven Seiten sprechen. Da fällt das Embargo für den Test. Also frohlocket noch ein wenig mit dem Verriss, ihr Soulsfeinde. Und bleibt tapfer - wie immer - ihr Soulsfans!
Einschätzung: verflucht schlecht!