Shadow Realms - Vorschau, Rollenspiel, PC

Shadow Realms
14.08.2014, Marcel Kleffmann

Vorschau: Shadow Realms

Gemeinsam gegen den Schattenlord

Mit Shadow Realms hat BioWare auf der gamescom ein Online-Action-Rollenspiel angekündigt, das wie Evolve oder Fable: Legends auf ein 4-gegen-1-Multiplayer-System setzt. Es spielen somit vier Personen gemeinsam gegen einen Spieler, der als Schattenlord unterwegs ist.

Dieser Schattenlord ist wie in Pen-&-Paper-Spielen der Spielleiter bzw. Dungeon-Master und seine Aufgabe in Shadow Realms ist es, das Vorankommen der anderen vier Spieler in den Story-Episoden so schwer wie möglich zu machen oder sie bestenfalls auszulöschen. James Ohlen (Lead Designer von Baldur's Gate, Star Wars: Knights of the Old Republic, Star Wars: The Old Republic und Dragon Age: Origins) ist der Ansicht, dass die Unberechenbarkeit solch eines menschlichen Spielleiters den besonderen Reiz ausmachen könnte und die Partien theoretisch jedes Mal anders ablaufen könnten ...

Der finstere Lord

Der Schattenlord zeigt sich, wenn er es möchte. Die meiste Zeit ist er unsichtbar.
Shadow Realms spielt in einer modernen Welt, in der Monster aus der Parallelwelt  Embra mit Hilfe von Portalen auf der Erde erscheinen. Jeder Spieler ist ein magisch begabter "Auserwählter", der sich der Bedrohung entgegen stellt. In meinem Fall ist es ein Zauberer (insgesamt sechs Klassen), der sich in düstere, eng geschnittene Lederroben hüllt und dazu einen filigranen Zauberstab schwingt. Solch eine Mischung aus mittelalterlicher Fantasy und moderner Kleidung ist gewollt, denn BioWare möchte, dass modern gekleidete Charaktere mit Schwertern oder Zweihandstreitkolben und von Plattenrüstungen geschützte Protagonisten mit (wohlmöglich brennenden) Schusswaffen wie Uzis durch die Welt streifen.

Moderne Fantasy

In meinem Team befinden sich ebenfalls ein Kleriker, ein Assassin und ein Krieger. Gemeinsam laufen wir aus der Verfolgerperspektive durch ein mittelalterlich anmutendes Gemäuer, das erstaunlich linear und eng begrenzt ist. Und gleich im ersten Raum lässt der Schattenlord seinen Spielereien freien Lauf, beschwört einige Gefallene und erzeugt Explosionsfallen unter den Spielern.

Ein Charakter (Krieger) mit moderner Rüstung und Zweihandaxt kämpft gegen einen "Gefallenen".
Bei diesen Fallen muss schnell reagiert werden. Kurz nachdem der rote Kreis auf dem Boden erscheint, muss ich die rechte Maustaste drücken, um mich blitzschnell in eine andere Richtung zu teleportieren. Eine andere Möglichkeit, den Fallen zu entkommen, gibt es nicht. Jede Klasse verfügt über diese Teleportation zum Ausweichen.

Ansonsten heize ich den erschienenen Gegnern mit meinem Standard-Blitzangriff, einer Blitz-Bombe mit Flächenschaden, einer Miniatur-Flammenwand und einem umwerfenden Arkanschlag mit Flächenschaden ein. Es gibt noch eine Superfähigkeit, die sich mit der Zahl der erledigten Gegner auflädt und den angerichteten Schaden massiv erhöht, aber mehr Auswahl bleibt nicht. Die Anzahl der aktiven Fertigkeiten ist somit ziemlich einschränkt und es bleibt zu hoffen, dass diese Begrenzung nicht dauerhaft so niedrig bleibt. Generell präsentiert sich das Kampfgeschehen ziemlich actionlastig und direkt – wie ein schnelles Action-Adventure mit Rollenspiel-Elementen. Ausweichen, Ziel anwählen, Tasten drücken, Beute einsammeln und weiter geht’s.

Actionreiche Kämpfe

Immer wieder weicht meine Vierer-Gruppe den Fallen aus und wenn mal die eigenen Gesundheitspunkte von fies gesetzten Stacheln oder massenhaft im Raum auftauchenden Gegnern dezimiert werden, hilft entweder ein Heiltrank oder ein heilender Zauberspruch (sofern vorhanden). Beißt ein Spieler-Charakter mal ins Gras, so kann dieser wiederbelebt werden, sofern der gesamten Gruppe genügend Wiederbelebungen zur Verfügung stehen. 

Die vier Helden befinden sich in einem sicheren Gebiet. Hier kann der Schattenlord keine Aktionen wirken.
Zwischen einzelnen Arealen im Dungeon gibt es zudem sichere Zonen, in denen Gesundheitstränke und Wiederbelebungen aufgefüllt werden. Und nach der vierten oder fünften Zwischenstation öffnete sich das Portal in die Parallelwelt, wo ein großer Bossgegner mit mächtiger Keule wartete – und das nach nicht einmal 15 Minuten.  

Wichtige Wiederbelebungen

Im Gegensatz zu Fable Legends sieht der Schattenlord die Welt nicht von oben, sondern aus der gleichen Perspektive wie die anderen Spielern. Aus dieser Verfolgerperspektive legt der Schattenlord Fallen, wirkt Zauber, beschwört Monster und kann jedes Monster aktiv selbst steuern. Bei der Übernahme des Körpers eines Monster erhält dieses außerdem eine weitere Fähigkeit. Sichtbar ist der Schattenlord hingegen nicht.

Die Welt des Schattenlords

Auch die Parallelwelt Embra kann besucht werden, wenn das Portal durchschritten wird.

Wie die anderen Charaktere gewinnt der Schattenlord an Erfahrung und kann weiterentwickelt werden. Generell verspricht BioWare eine tiefgehende Charakter-Individualisierung - einerseits bezogen auf das Äußere und andererseits auf die Auswahlmöglichkeiten der Fertigkeiten. Ebenfalls geplant sind Artefakte und andere Ausrüstungsgegenstände. Präsentiert wurde von diesen elementaren Spielfunktionen aber rein gar nichts.

Zugleich versprechen die Entwickler, dass die Story-Inhalte in Episoden fortgeführt werden und zwar in regelmäßigen Abständen. Auch Entscheidungen soll man in diesen Abschnitten treffen dürfen, wobei noch unklar ist, wie die vier kooperativen Kämpfer gemeinsam eine Entscheidung fällen können. Eine Abstimmung mit einem Votingsystem wäre z.B. denkbar. Aber das ist nur eines von vielen Fragezeichen …

Ausblick

Der erste Ausflug in Shadow Realms war überraschend kurzweilig, obgleich mir die Anzahl der aktiv zur Verfügung stehenden Fähigkeiten zu gering erscheint – sowohl bei den Charakteren als auch dem Schattenlord. Es bleibt zu hoffen, dass man mehr als drei aktive Fertigkeiten plus Supertalent und Standardangriff belegen kann - selbst bei Diablo 3 hat man sechs Plätze für Fertigkeiten. Ansonsten bleiben viele Fragezeichen: Wie tiefgehend ist die versprochene „komplexe Charakterentwicklung“ wirklich und sind so wenige Plätze für Fertigkeiten tatsächlich ausreichend? Wie funktioniert das Episodensystem konkret und wie werden Entscheidungen in der Gruppe gefällt? Und wie vermeidet man, dass der Schattenlord immer die gleichen Attacken und Monster einsetzt? Und wie sieht überhaupt das Geschäftsmodell aus? Fragen über Fragen! Potenzial ist bei Shadow Realms jedenfalls vorhanden, mehr als bei Fable Legends, aber zu viel ist noch unklar …

Einschätzung: befriedigend