Elite Dangerous - Vorschau, Simulation, VirtualReality, XboxOne, HTCVive, OculusRift, PlayStation4Pro, PlayStation4, PC, Mac

Elite Dangerous
25.08.2014, Benjamin Schmädig

Vorschau: Elite Dangerous

Zum Greifen nah

Ich war skeptisch, bevor ich das erste Mal im Cockpit saß: David Braben, Vater der bis zu 30 Jahre alten Vorgänger, bat im Zuge der explodierenden Kickstarter-Euphorie und unmittelbar nach Chris Roberts' erfolgreicher Star-Citizen-Kampagne um ein Budget für ein viertes Elite – ein Spiel, das sich dem Vernehmen nach seit Jahren in Arbeit befand, ohne jemals reif für eine Ankündigung zu sein. Der Untertitel schien Programm: "Dangerous" wirkte wie ein gefährlicher Schnellschuss. Doch dann saß ich das erste Mal im Cockpit.

Der erste Eindruck war überwältigend: Der Arbeitsplatz eines Elite-Piloten ist nicht nur ein Blick geradeaus, vor den eine Armaturenbank geklebt wurde. Das Cockpit ist eine plastische Umgebung, in der ich mich umsehe, um Funktionen meines Schiffs zu aktivieren – das Fahrwerk z.B., Licht, Greifhaken oder Hyperraum-Antrieb. Um die Instrumente zu bedienen, muss ich auf die virtuellen HUD-Anzeigen blicken und dieser kleine Akt des aktiven Umsehens trägt viel dazu bei, dem Cockpit eine greifbare Form zu geben.

Der Griff ins Cockpit

Das Anfassen ist ja nicht nur Show: Ich kann alle am Schiff montierten Waffen und defensiven Systeme etwa beliebig auf die primäre und sekundäre Feuertaste legen sowie verschiedene Konfigurationen speichern. Ich kann auch den Schild sowie andere Systeme deaktivieren, um die vom Schiff ausgestrahlte Hitze zu verringern.

Ob große oder kleine Schiffe: Das Gefühl, im Cockpit zu sitzen, ist hervorragend.
Das kann für Jäger und Gejagte von Vorteil sein, denn Radarsysteme suchen nach Wärmespuren. Und ich aktiviere Sprünge in den Hyperraum, die mich binnen weniger Sekunden ins gewählte Sternensystem katapultieren.

Beim Verlassen des Hyperraums lässt Elite: Dangerous dabei ganz andere Muskeln spielen: Unter einem mechanischen Kreischen stürzt das Schiff in den Normalraum zurück und kommt in unmittelbarer Nähe des Hauptsterns zum Stehen. Ein tief röhrender Antrieb schiebt es sofort weiter; ich muss entweder die Richtung ändern oder die Beschleunigung rechtzeitig auf Null setzen. Vergesse ich das, verlässt das Schiff durch einen Notfallstopp auch den so genannten Supercruise, der das Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit erlaubt. Das klingt dann nicht nur so, als könne das Schiff dadurch Schaden nehmen...

Röhren und Kreischen

Im Normalraum und ohne Supercruise beobachte ich mehrmals ein faszinierendes Phänomen: Ich beschleunige auf Höchstgeschwindigkeit, aktiviere den Nachbrenner – aber die als Ziel gewählte Station, Lichtjahre von mir entfernt, bewegt sich von mir weg. Natürlich! Denn sie befindet sich im Orbit eines Satelliten und wird deshalb mit der Geschwindigkeit des Trabanten durchs All gezogen.

Trabant ist schneller

David Braben ist erklärter Fan des realen Kosmos', er erfindet kein Fantasiereich. Das Universum des vierten Elite ist unsere real existierende Milchstraße, also eine unter schier zahllosen Galaxien. Nur eine? Ja, Entdecker müssen sich mit etwa 400 Mrd. Sternensystemen zufrieden geben. 400 Mrd. Systeme, die auf Grundlage verschiedener Datenbanken erstellt wurden. Die Elite-Piloten nach eigenem Gutdünken erforschen und sogar benennen dürfen. Deren Rohstoffe sie abbauen und verkaufen dürfen – falls sie einen Abnehmer finden. Am Bau neuer Raumstationen werden sie ebenfalls teilnehmen.

Denn 30 Jahre nachdem Elite das Prinzip des freien Handels und der Piraterie in einem Videospiel populär gemacht hat, dreht sich Teil vier erneut um das Leben jenseits des Karrierepfeils. Neu ist, dass neben vielen vom

Was ist bisher spielbar?

Online, offline alleine zwischendrin?

Wer die „Standard“-Version kauft, erhält Zugang zur Betaversion. Diese enthält viele, aber noch nicht alle Spielelemente. Menschliche Piloten können den Supercruise anderer Schiffe z.B. noch nicht unterbrechen und dürfen nur einen kleinen Teil unserer Galaxie bereisen.

An Brennpunkten nehmen sie aber an Gefechten teil und sie dürfen handeln. Verschiedene Schiffe dienen als Jäger, Transporter oder dem Abbau von Gesteinsbrocken in einem Planetenring.Spiel gesteuerten Piloten zahlreiche Onlinespieler in den unendlichen Weiten unterwegs sind. Ihr Handeln beeinflusst nicht nur die Marktpreise, es kann sogar politische Systeme stürzen.

Es hängt davon ab, wie viele Spieler sich nach dem Ausbruch eines Kriegs den verfeindeten Parteien anschließen: Die Seite mit den meisten Anhängern gewinnt den Kampf. Nach einem Umbruch können sich dabei Gesetze ändern, so dass zuvor legale Güter zu Schmuggelware werden und neue Produktionsverhältnisse den Wirtschaftskreislauf verändern.

Schon jetzt ist der Einstieg in diese Onlinewelt möglich, wobei sich Einzelgänger dafür entscheiden können, die wirtschaftlichen und politischen Umwälzungen zwar ebenfalls zu erfahren, aber nie auf menschliche Piloten zu treffen. Für die Zukunft ist zudem das komplette Offlineerlebnis angekündigt ist – ein

Ende dieses Jahres soll Elite: Dangerous offiziell erscheinen - David Braben wird allerdings weiter daran arbeiten. Für zukünftige Erweiterungen haben er und sein Studio Frontier Developments sich immerhin viel vorgenommen.

Spieler sollen in Schiffen laufen, auf Planeten landen und dort sowie in Raumstationen aussteigen können. Feindliche Schiffe sollen sie ähnlich wie in Chris Roberts' Star Citizen wie in einem Ego-Shooter entern.insgesamt vorbildliches Angebot.

Die Karte der Galaxis zeigt Handelsrouten, politische Informationen sowie mögliche Reisewege (jedes Schiff verfügt über einen unterschiedlich starken Hyperraumantrieb) übrigens sehr übersichtlich an. Lukrative Handelsrouten kann ich z.B. für beliebig viele Waren oder ganze Warengruppen grafisch hervorheben. Ohne mich zu verirren ziehe ich die Kamera dabei frei durch die Milchstraße.

Gutes Geld, hohes Risiko

Natürlich dauert es aber eine Weile, bis ich genug Geld zusammen habe, um mein winziges Einsteigerschiff gegen eins mit breiterem Frachtraum oder stärkerer Bewaffnung zu tauschen. Erst dann könnte sich der Handel im großen Stil oder die Piraterie lohnen. Bis dahin halte ich auf den Märkten der Raumstationen nach günstigen Artikeln Ausschau und suche anschließend ein System, in dem ich einen dankbaren Abnehmer vermute. Im Idealfall finde ich ein System, das über keine Vorräte meiner Ware verfügt; mit Sprengstoff habe ich eine Zeitlang z.B. gutes Geld verdient. Wagemutige schielen hingegen auf den ertragreichen Schwarzmarkt – riskieren allerdings, dass ihr Schiff von den Behörden oder von Piraten gescannt wird. Erstere begnügen sich vielleicht mit dem Bezahlen einer Strafe...

Ich könnte außerdem Missionen annehmen: Mal suchen Kunden eine bestimmte Ware, ein andermal wünscht das Militär das Beseitigen unangenehmer Störenfriede und spätestens für solche Zwecke sollte ich das Schiff

Echtes 3D dank Oculus Rift

Herr Kaiser hilft

Elite: Dangerous ist schon jetzt mit der aktuellen Entwicklerhardware des Rift-Headsets kompatibel. Die Eindrücke gleichen dabei denen mit Eve: Valkyrie und Strike Suit Zero: Die Übersicht ist bedeutend höher, wenn man einen feindlichen Flieger durch einfaches Hinsehen im Blick behält.

Das tatsächliche Ansehen der Bedienelemente verstärkt außerdem den plastischen Eindruck des Cockpits.aufrüsten. Tatsächlich kann es sinnvoller sein, einen kleinen Flieger zunächst stärker zu bewaffnen, anstatt einen neuen für viel Geld zu kaufen. Beides kann je nach Ausstattung teuer werden, zumal ein zerstörtes Schiff komplett verloren geht. Ich kann es zwar samt Ausrüstung gegen die vergleichsweise gnädige Versicherungsgebühr zurückkaufen, doch auch dafür benötige ich ein ausreichend gefülltes Konto.

Es ist nicht meine bevorzugte Einnahmequelle, doch in der aktuellen Betaversion führt der schnellste Weg zu frühem Geld über den Griff zum Abzug. In Konfliktgebieten werden ja dauerhafte Gefechte ausgetragen – komme ich in einer solchen Zone an, entscheide ich mich für eine Seite und schon erhalte ich für jeden Abschuss eines rot Markierten eine Gutschrift. Im lokalen Büro der entsprechenden Fraktion löse ich die Gutschriften gegen Bares ein. Vorher sehe ich keinen Cent!

Die Steuerung der Schiffe erinnert dabei an frühere Elite-Spiele: Für eine Drehung nach links rolle ich das Schiff 90 Grad um die eigene Achse und ziehe es anschließend nach oben. Das ist ebenso wenig realistisch wie die Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit oder die langsame Drehung der

Die Flieger können mit Lackierungen verziert werden, die u.a. gegen Echtgeld erhältlich sind.
Schnauze bei hohen oder niedrigen Geschwindigkeiten. Es sorgt allerdings dafür, dass ich Geschwindigkeit und Bewegung gut aufeinander abstimmen muss, um einen Gegner ins Visier zu bekommen, bevor der auf mich zielen kann. Ruhe und Präzision machen sich bezahlt, nicht der schnellste Finger. Unterschiedliche Waffen erlauben verschiedene Taktiken.

Zwischen Realismus und Actionkino

Vielleicht fühle ich mich deshalb so wohl damit, weil der häufige Einsatz des lateralen Schubs hervorragend in die glaubwürdige Fiktion eines actionreichen Weltraums passt und an das großartige Independence War erinnert. Mit Sicherheit liegt es aber auch daran, dass ich die Energieverteilung zwischen Triebwerken, Schild- und Waffensystemen anpassen kann. Tatsächlich ist der rechtzeitige Wechsel vom Schildaufbau zum Schub und anschließend den Geschützen besonders gegen starke Gegner unabdingbar.

Ganz ohne Gewalt kann es beim Aufspüren unbekannter Signale zugehen, die von Konvois, einzelnen Schiffen oder zurückgelassener Ladung ausgehen – ein gefundenes Fressen für Kopfgeldjäger oder Piraten. Aber Vorsicht: Wer zuerst schießt, auf dessen Kopf wird umgehend eine Belohnung ausgesetzt. Braben will u.a. dadurch erreichen, dass sich menschliche Piloten eher gegenseitig schützen, anstatt zu großen Teilen der Freibeuterei zu verfallen. Er will, dass der Handel und das Entdecken sowie der Kampf gegen vom Spiel gesteuerte Piloten im Vordergrund stehen.

Wie viel ist dein Kopf wert?

Der Status eines Piloten bestimmt außerdem, welche Organisationen ihm eine Mitgliedschaft anbieten. Genaueres sagte uns Braben im Gespräch auf der gamescom allerdings noch nicht. Er deutete nur an, dass es auch Außerirdische geben wird. Eine große Geschichte wie Chris Roberts wolle er nicht erzählen. Irgendwo verstecken sich aber kleine Handlungen, die dem Universum Farbe verleihen sollen.

Danke, Gene Roddenberry!

Und dann stelle ich ihm noch eine Frage, die mir schon lange unter den Nägeln brannte: "Trumbles?"

"Ja", lächelt er. Mit einem Hauch Schadenfreude im Mundwinkel, da bin ich mir ganz sicher.

"Nein!"

"Ich weiß noch nicht wie, aber in irgendeiner Form werden sie auftauchen."

Ich kapituliere und wärme schon mal den Laderaum vor.

Ausblick

Ein Aha-Moment war das Andocken in einer der großen Raumstationen. Ich drücke ja nicht nur einen Knopf. Ich erbitte Landeerlaubnis, bevor ich in den Bauch der behäbig rotierenden Giganten fliege. Dort suche ich das mir zugewiesene Landedeck, auf dem ich präzise aufsetze, bevor mein Schiff verankert wird. Anschließend fährt mich die Plattform ins Innere der Station. Dieses Gefühl, nicht nur das stilisierte Modell eines Raumschiff durchs All zu schieben, sondern tatsächlich im Cockpit zu sitzen, dadurch zeichnet sich Elite: Dangerous bislang aus. Obwohl noch längst nicht alle Bausteine in das Gesamtwerk eingefügt wurden und obwohl dauerhafte Konfliktgebiete als ständige Kampfzonen noch sehr starr wirken: Was vom freien Handel, den Möglichkeiten des Schmuggels und der Piraterie sowie von kriegerischen Auseinandersetzungen bislang zu spüren ist, hat meine Neugier geweckt. Das von den Aktionen der Spieler beeinflusste Universum könnte sich zu einem aufregenden Schauplatz entwickeln. Ich kann es jedenfalls nicht erwarten, einem der äußersten Sternensysteme dieser Galaxis den Namen Narn oder Scarran zu verpassen!

Einschätzung: sehr gut