Dreadnought - Vorschau, Shooter, PlayStation4, PC

Dreadnought
24.03.2015, Benjamin Schmädig

Vorschau: Dreadnought

Team Warships. In Space.

"Manche drücken eine Weile auf 'W', lassen die Taste wieder los – und drücken dann wieder auf 'W'." So beschreibt Game Director Peter Holzapfel den ersten Kontakt vieler Spieler mit einer schweren Dreadnought. Und tatsächlich ist genau das der Grund, weshalb ich mir das gleichnamige Spiel in Berlin angesehen habe: In Dreadnought schwirren keine flinken Raumjäger durchs Weltall. Hier schieben sich behäbige Großraumschiffe hinter Asteroiden hervor. Das ist World of Warships nicht unähnlich – geht aber weiter in die Tiefe.

Es war ein majestätischer Anblick, als meine Dreadnought zum ersten Mal das Feuer eröffnete. Nicht aus den kleinen Rohren, mit denen Schnellfeuergewehre einen nahen Gegner beharken. Die Rede ist vom Start Dutzender Raketen, die sich auf Knopfdruck langsam aus den Rampen des riesigen Galaxie-Kahns hoben, bevor sie in Richtung des fernen Ziels abdrehen. Nachdem die Sprengkörper ihre Arbeit verrichtet hatten, änderte ich langsam den Kurs und setzte die Fahrt des riesigen Schlachtschiffs fort. Der Treffer hatte die Onlinepartie noch lange nicht entschieden.

Schluss mit Wattekugeln!

Dreadnought wird eine Geschichte und eine Kampagne für Solisten enthalten. Die Welt konzipiert Comicautor Dan Abnett, der u.a. für Warhammer, Judge Dredd und Rogue Trooper geschrieben hat. Er soll ein Universum entstehen lassen, dessen Technologien wie eine Fortführung aktueller Militärtechnik anmuten und mit dem Humor der von Fans geliebten Fernsehserie Firefly.

East, South und Berlin West

Zunächst einmal ist Dreadnought aber ein Multiplayer-Spiel, in dem insgesamt zehn Kapitäne in zwei Teams gegeneinander antreten. Das Berliner Studio Yager Development arbeitet seit mehr als einem Jahr an dem Free-to-Play-Titel und will zunächst das grundlegende Konzept perfektionieren. Auf den amerikanischen

Große Schlachtschiffe beharken sich in Dreadnought, teils über weite Entfernungen.
Spielemessen Pax East und South sowie bei meinem Besuch in Berlin waren deshalb Multiplayer-Gefechte spielbar.

Und die haben es schon jetzt in sich! Als eine Mischung aus Team Fortress und Assassin's Creed 4: Black Flag beschreibt der Game Director sein Spiel – mehr aus Mangel an Vergleichen. Schließlich gibt es kaum etwas Ähnliches. Verschiedene Star-Trek-Abenteuer sowie Nexus: The Jupiter Incident weisen zwar Parallelen auf, ihnen fehlen aber die Onlineteams. Kapselpiloten in Eve Online bewegen ihre Raumschiffe hingegen über Wegpunkte, anstatt sie aktiv zu steuern. Die Seeschlachten des kommenden World of Warships kommen Dreadnought noch am nächsten. Dessen Protagonisten bewegen sich in der Vertikalen allerdings nicht weiter als sie der Wellengang trägt.

Team Warships. In Space.

Dabei ist der Ansatz im Kern vertraut, bekannt aus zahlreichen Shootern wie Enemy Territory oder Battlefield: Schiffe unterschiedlicher Klassen ergänzen sich gegenseitig mit verschiedenen Fähigkeiten. Einzelgänger ohne Teamgeist gewinnen keinen Blumentopf.

Man stelle sich nur vor, eine schwerfällige Dreadnought würde es im Alleingang mit einem kompletten Trupp aufnehmen. Selbst der dickste Pott wäre einer solchen Gegenwehr nicht lange gewachsen. Ein Tactical Cruiser könnte den Angreifer deshalb reparieren und ein anderer die Verteidigung mit Geschütztürmen stärken, während ein Schiff der Artillerieklasse vielleicht aus weiter Entfernung mächtige Salven feuert, bevor der verwundbare Scharfschütze kontrolliert in die Tiefe fallen lässt, um hinter einem Asteroiden Deckung zu suchen.

Stick together, Team!

Zerstörer können einem Gegner zudem schnell nähern und sich ebenso flott wieder zurückziehen. Ein Energieschild vor dem Bug gibt ihnen die Möglichkeit, Feinde zu rammen. Gleichzeitig könnte eine getarnte Corvette hinter eine feindliche Position fliegen, um aus dem Nichts zuzuschlagen und genau dorthin wieder zu verschwinden.

Generell sollten sich die Teams gut überlegen, wann sie sich zwischen den Bergen einer Planetenoberfläche, den Anlagen einer Raumstation oder anderen Hindernissen verbergen. So weichen sie Beschuss aus, umgehen einen

Free-to-play, aber kein Pay-to-win?

Und die Dreadnought? Springt mit einem kurzen Warp vielleicht direkt vor die Nase eines Gegners... Immerhin: Die historisch bekannteste Dreadnought wurde u.a. aufgrund ihrer Geschwindigkeit zu einem Symbol militärischer Macht.

Wo versteckt man ein Schlachtschiff?

Die Umgebung trägt auch dazu bei, dass Gefechte dauern können: Ein Raumschiff zerfällt eben nicht nach drei Treffern – oft kann es fliehen, sich erholen und mit seinem Team neu formieren. Auf diese Weise ist Dreadnought taktischer geprägt als Ego-Shooter, in denen es vor allem aufs Zielen ankommt.

Mit diesem Ziel steht Yager nicht alleine da: Das Studio will  mit Dreadnought Geld verdienen, Spieler sollen durch den Kauf verschiedener Inhalte aber keine Vorteile erkaufen.

Das Ziel ist eine ehrliche Kommunikation mit den Spielern. Sie sollen wissen, dass sie durch Einkäufe das Bestehen und damit den weiteren Ausbau des Spiels sichern.

Noch ist dabei nicht entschieden, welche Bezahlinhalte wie eingebunden werden.Gegner oder teilen sich heimlich auf.

Die Steuerung gleicht dabei erklärten Vorbildern wie Team Fortress, denn während man es mit den Tasten "W","A","S" und "D" bewegt, schaut man sich mit der Maus um – was die Flugrichtung nicht beeinflusst und deshalb den Eindruck stärkt, schwerfällige Kolosse zu bewegen. Per Tastendruck gewinnen oder verlieren die Pötte zudem an Höhe. Und natürlich: So behäbig wie die schweren Festungen sind die meisten Schiffe nicht. Wäre die Dreadnought ein LKW, würde die flinke Corvette etwa einem Transporter gleichen. Ähnlich wie World of Warships gelingt Yager eine sinnvolle Balance aus Glaubwürdigkeit und Zugänglichkeit.

Truck oder Transporter?

Zum Auslösen einer Fähigkeit sowie zum Schießen nimmt man das Ziel manuell ins Visier. Unabdingbar ist deshalb der richtige Vorhalt, beeinflusst von der Entfernung zum Ziel und der Geschwindigkeit der Projektile. Das Zielen ähnlich wie über Kimme und Korn erhöht dabei die Genauigkeit – was ich beim Fliegen eines Raumschiffs als unlogisches Detail empfinde, das dem Spielgefühl kaum zuträglich scheint.

Jedes Schiff verfügt über eine primäre und eine sekundäre Waffe, die im Idealfall unterschiedliche Reichweiten abdecken. Schließlich spielt die Entfernung zum Ziel aufgrund der oft über weite Distanzen ausgetragenen Kämpfe eine wichtige Rolle. Zusätzlich nutzen alle Schiffe vier Fähigkeiten mit unterschiedlichen Abklingzeiten.

Erneuerbare Energie

Wichtig ist nicht zuletzt die Verteilung der Energie, um kurzzeitig schneller zu fliegen, mehr Schaden auszuteilen oder einen Schutzschild hochzufahren. Nur eins der Systeme kann aktiviert sein und jedes erst wieder genutzt werden, wenn die verbrauchte Energie automatisch wieder aufgefüllt wurde. Mit Gamepad wird Dreadnought übrigens ebenfalls spielbar sein.

Auf lange Sicht dürfte vor allem der taktische Aufbau interessant sein, denn nicht jedes Schiff kann jede Fähigkeit nutzen. Ob eine Technologie installiert werden darf, hängt von der Schiffsklasse und von der Art der Fähigkeit

Auch auf Planeten finden Kämpfe statt. Berge dienen den Schiffen als Deckung.
ab. Alle Kombinationen sind also nicht möglich – sicherlich im Hinblick auf eine sinnvolle Kräfteverteilung.

Eingeschränkt grenzenlos

Groß genug dürfte die Auswahl bei ungefähr 80 Fähigkeiten allerdings sein, zumal die Wahl eines Offiziers einen bestimmten Wert wie z.B. die Geschwindigkeit des Nachladens erhöht. Und während die primäre Waffe fest an die Schiffsklasse gebunden ist, haben Kapitäne bei der Wahl der sekundären Rohre freie Wahl.

Ob man auch im Cockpit kleiner Jäger Platz nehmen darf? Tatsächlich erlaubt Dreadnought diese Ausnahme, falls der eigene Kahn in einer Partie Team Elimination zerbirst. Anders als im ganz klassischen Team Deathmatch kehrt man dann nämlich nicht mit frischem Schiff zurück ins Geschehen. Stattdessen starten besiegte Kapitäne beliebig oft in einem Jäger, so dass sie das Geschehen weiter beobachten können, um z.B. Feinde zu markieren. Und immerhin: Obwohl die Schnellfeuerwaffen dieser "Vespas" nur am Lack der dicken Trucks kratzen, kann ein koordinierter Abschuss der Raketen mehrerer Jäger durchaus für Unruhe sorgen.

Bevor sie über die Ausstattung nachdenken, müssen sie sich jedoch für einen Schiffstyp entscheiden; drei stehen pro Klasse zur Wahl. Abweichende Stärken bei Panzerung, Geschwindigkeit und anderen Eigenschaften unterscheiden die Varianten.

Die Vespa und der Lack

Weitere Spielweisen sind übrigens im Gespräch. Yager hat bereits mit anderen Varianten experimentiert, bestätigt derzeit allerdings nur Team Deathmatch und Elimination. Viel hängt sicherlich davon ab, wie erfolgreich das Spiel nach seiner geplanten Veröffentlichung noch in diesem Jahr sein wird. Der Creative Director erwähnt immerhin eine Laufzeit von mindestens fünf Jahren, in denen sich Dreadnought ständig entwickeln soll.

Ausblick

Noch ist von der Kampagne nichts zu sehen, die nach Erscheinen des Spiels episodisch und in Staffeln veröffentlicht werden soll – trotzdem hinterlässt Dreadnought schon jetzt einen richtig guten Eindruck. Ich brenne jedenfalls darauf, als Teil eines eingespielten Teams Weltraumschlachten zu erleben, die an Battlestar Galactica, Star Wars, Babylon 5 oder Firefly erinnern. In seiner ganzen Breite lässt sich Dreadnought kaum einschätzen, auch weil ein Schriftzug der spielbaren Version ihren Zustand als "pre-alpha" kennzeichnete. Schon in dieser funktioniert allerdings das sinnvolle Zusammenspiel der Schiffe mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten. Mir gefällt der Schwerpunkt auf dem taktischen Einsatz zahlreicher Waffensysteme statt einem schnellen Finger am Abzug. Ich hätte in Berlin noch stundenlang "Schwerlasttransporter" durchs All schieben können – und kann es kaum erwarten, dies in einigen Monaten tatsächlich zu tun!

Einschätzung: gut