Mother Russia Bleeds - Vorschau, Arcade-Action, PlayStation4, Linux, Switch, Mac, PC

Mother Russia Bleeds
29.07.2015, Benjamin Schmädig

Vorschau: Mother Russia Bleeds

Red Russian

Programmfehler oder Absicht? Als ich den dicken Gegner festhalte, damit mein Kumpel ihm einen Kopfschuss verpassen kann, trifft seine Kugel stattdessen mich – Game Over. Na, reizend! Der Kumpel ist übrigens Alexandre Muttoni, der Directeur Artistique im Entwicklerstudio Le Cartel. Ein deutsches Team hätte ihn vermeintlich cool mit "Art Director" betitelt, doch Franzosen wissen um den Stil ihrer Sprache. Vom stilvollen Teamplay halten sie wohl aber nichts, verdammtnochemal!

Stimmt natürlich nicht: Der Kopfschuss war keine Absicht. Es sollte der krönende Abschluss eines Finishers werden, den wir uns erarbeitet hatten. Für solche Aktionen hält ein Kämpfer den Pixelgegner fest, während ihm der andere im diskobunten Scheinwerferlicht die Rübe zerballert oder alle Knochen bricht. Buchstäblich. So dass man dabei zusehen kann. Denn Mother Russia Bleeds (ab 2,96€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) ist eine brutale Verse-Faust-Visage-Nummer für bis zu vier Stubenhocker, die sich in ihre selige Street-Rage-Kindheit zurück prügeln. Oder für Jüngere, die einfach so Spaß daran haben, von links nach rechts zu marschieren, während sie in einem Jede-Spielart-ist-erlaubt-Sexclub Hundertschaften Sadomaso-Kerlen und wütenden Transsexuellen weh tun.

Was ist erlaubt?

Irgendwie war die komplette Ignoranz des sozialpolitischen Feingeists nämlich ganz erfrischend. In Mother Russia Bleeds spritzt ja dermaßen viel Blut, man latscht durch so viele zerquetschte Körperteile... Man teilt leichte und schwere Schläge aus oder bringt Gegner zu Fall. Am Boden Liegende verdrischt man sekundenlang weiter, Tote saugt

Skurril, brutal, retro: Mother Russia Bleeds will Erwachsene unterhalten.
man mit einer Spritze aus. Ein Schuss des geschmackvollen Cocktails erhöht dann die Gesundheit, hilft einem Begleiter auf die Beine oder macht für kurze Zeit so rasend, dass ein Fauststoß wie zehn wirkt.

Muss man nicht mögen! Gewalt und Grenzüberschreitungen standen erklärtermaßen auf dem Designdokument. Andere diskutieren jetzt schon, ob's geschmacklos oder persönlichkeitsverletzend ist. Ich warte das fertige Spiel ab.

Ich war ganz froh über die gegenseitige Hilfe, denn als notorischer Beat'em-Up-Grobmotoriker erlosch das Lebenslicht meines Kämpfers alle paar Minuten. Zu allem Überfluss drosch ich gelegentlich auf meine Kameraden ein – daher vermutlich der "Programmfehler" beim Kopfschuss. Das versehentliche Hauen der Mitstreiter wird man allerdings deaktivieren können.

Blutsaugende Experimente

Apropos Begleiter: Das sind keine Helden, keine Söldner auf der Suche nach Geld und Geisel. Es sind Menschen, an denen in der damaligen UDSSR (heißt heute wieder Russland, meint aber ohnehin die 80-er Jahre eines Alternativuniversums) Experimente durchgeführt wurden. Daher die Spritze, daher die Wirkung der aus Menschen gesaugten Drogen. Vermute ich jedenfalls. Ich muss zugeben, dass der Erzählung während des Anspielens nicht meine volle Aufmerksamkeit galt.

Ausblick

Könnte man Pixelkunst, 80er-Jahre-Beats, eine Folterkammer und den Humor von Monty Python in einen Mixer würgen und so lange auf der höchsten Stufe röhren, bis das grelle Pfeifen zum Soundtrack einer durchzechten Technoparty wird – dieser Zustand beschreibt in etwa das Erlebnis "Mother Russia Bleeds". Dieses Erlebnis ist spielerisch nicht besonders. Es ist für halbwegs erfahrene Spieler nicht ausgesprochen fordernd. Es scheint erzählerisch rudimentär. Es macht aber durchaus Spaß, im farbenfrohen Rhythmus der Gewalt Fünfe grade sein und die Sau raus zu lassen.

Einschätzung: befriedigend