Hitman - Vorschau, Action-Adventure, PlayStation4, PC, XboxOne

Hitman
30.07.2015, Benjamin Schmädig

Vorschau: Hitman

The Original Assassin

"The Original Assassin", also in etwa "der erste Attentäter": Damit warb Square Enix vor einigen Jahren für Hitman (ab 18,80€ bei kaufen): Absolution – wohl eine Anspielung auf die Konkurrenz in Assassin's Creed. Dabei war Absolution mit seinem geradlinigen Spielverlauf ein untypisches Hitman-Spiel. Erst jetzt kehrt der Auftragskiller Agent 47 zu seinen Wurzeln zurück.

Das Opfer heißt Viktor Novikov. Der milliardenschwere Geschäftsmann genießt öffentliche Auftritte, führt eine Modemarke und lässt dem internationalen Spionagering IAGO Geld zukommen, einer Organisation, deren Tun ganze Regierungen entmachten kann. IAGO ist das eigentliche Ziel und um deren Köpfe abzuschlagen, muss Agent 47 Schlüsselfiguren ausschalten. Novikov ist die erste.

Es müssen Köpfe rollen!

Zurück zu den Wurzeln: Das bedeutet u.a. die Rückkehr riesiger Areale, in denen sich der Attentäter frei bewegen kann – so frei jedenfalls, wie es das Sicherheitspersonal und andere Personen oder Hindernisse erlauben. Manche Wache trickst er dabei aus, indem er sich die Uniform eines Kollegen schnappt. Oder indem er ihren Partner auf einen Sprengkörper aufmerksam macht, der eigentlich ins Waffendepot gehört. Schon beseitigt jener vielleicht das Problem, während sein Kumpel plötzlich ohne Rückendeckung auf dem Posten zurückbleibt...

Agent für alles

47 muss in den weitläufigen, teils mehrstöckigen Gebieten nicht mehr irgendwie den Ausgang erreichen. Seine Aufgabe ist das serientreue Ausschalten einer Zielperson und ein sicheres Entkommen. Heimliches Vorgehen macht sich also bezahlt. Grundsätzlich steht ihm aber frei, seinem Opfer einen tödlichen Cocktail zu mixen, ihm die

So oder mit größerem Kaliber? Wie der Auftragskiller sein Opfer tötet, ist ihm überlassen.
Deckeninstallation auf den Kopf fallen zu lassen, es mit einem Scharfschützengewehr zu erschießen, im wilden Feuerhagel zu ermorden oder, oder, oder. So präsentierte das dänische Entwicklerstudio IO Interactive bisher jedenfalls den Auftrag um Novikov, der sich auf einer Modenschau in einem Pariser Museum unter das mehrere hundert Gäste große Publikum mischt.

Mehrere hundert Personen – und jede folgt einem Ablauf, den der Killer manipulieren kann. Er könnte etwa eine Waffe in einer Kiste deponieren, die im Laufe des Abends an den Wachen vorbei ins Innere getragen wird. Beobachtet eine Menschenmenge hingegen einen Mord, gerät sie in Panik. Die Entwickler betonen, dass es keine Speicherpunkte gibt, keine Reißleinen, die eine Situation ungeschehen machen. Das Spiel läuft immer weiter. Wie 47 damit umgeht, das ist die Herausforderung, Improvisation die hohe Kunst. Hoffentlich erlaubt eine aufwändige KI ein dynamisches Zusammenspiel mit den Statisten und Nebenfiguren!

Improvisation ist die hohe Kunst

Das genaue Beobachten spielt eine große Rolle, denn Hitman ist ein Spiel für Perfektionisten, für Punktejäger, die ihren Mord im zweiten, dritten, zehnten, hundertsten Anlauf perfektionieren wollen. Dafür erhalten sie erst in späteren Durchgängen Zugang zu bestimmten Waffen, wissen aufgrund gesammelter Erfahrungen um die richtigen Verkleidungen, mit denen sie im richtigen Augenblick in den Rücken der richtigen Person schleichen – inszenieren irgendwann den perfekten Mord. Auf diese Art wird sich Hitman wieder deutlich von Serien wie Dishonored, Splinter Cell, Thief oder Deus Ex unterscheiden. Mit eigenen Verträgen erstellt man zudem Herausforderungen, in denen man anderen Spielern vorgibt, wie sie welche Zielperson ausschalten sollen.

Und noch eine Besonderheit wird es geben: Wenn Hitman (auch der fehlende Untertitel symbolisiert das Besinnen auf die Anfänge) Ende 2015 erscheint, wird es nicht die vollständige Geschichte um den Kampf gegen IAGO enthalten, sondern nur deren Einstieg. Weitere Episoden sollen im Verlauf des kommenden Jahres hinzukommen. Ein

Erst im Jahr nach Veröffentlichung des Spiels wird die ganze Geschichte erzählt.
Episodentitel, also, im Stil der Telltale-Adventures oder Life is Strange? Nicht laut IO Interactive. Die Entwickler experimentieren allerdings mit einem erzählerischen Format, dessen Geschichte sich kontinuierlich entwickelt und verändert.

In Teilen – aber ohne Episoden

So kommen nach der Veröffentlichung weitere Missionen und sogar Spielelemente hinzu – komplett kostenlos, wie das Studio betont. Ein Teil der hinzukommenden Aufträge sollen Einsätze sein, die innerhalb eines Zeitfensters erledigt werden müssen und natürlich auch an bereits bekannte Areale führen. Es wird außerdem Ziele geben, die Agent 47 nur einmal ermorden kann: Ist das Opfer tot, ist es genau so gestorben, wie man es das eine Mal erlebt hat.

Aufgrund der ungewöhnlichen Veröffentlichungsweise erscheint Hitman übrigens zunächst als Downloadtitel. Auf herkömmlichen Datenträgern werde das vollständige Spiel Ende 2016 erhältlich sein. Sein Umfang soll den des Vorgängers zu diesem Zeitpunkt deutlich übersteigen.

Ausblick

Die ersten Spielszenen zeigten eine beeindruckende Kulisse in Paris: Bei so gediegener Atmosphäre lassen sich genüsslich Ereignisketten spinnen, an deren Ende ein ahnungsloses Opfer spurlos vom Erdboden verschwindet! Wie gut KI und Aktionsmöglichkeiten ineinandergreifen, lässt sich aus den bisher gezeigten Szenen allerdings nicht sagen. Ob die Rückkehr zu den Serienwurzeln einen Stillstand bedeutet, bleibt nach den kurzen Einblicken ebenfalls offen. Die beschriebene Handlungsfreiheit scheint aber enorm, die Anzahl beteiligter Personen mitunter gewaltig: In Verbindung mit der dynamischen Entwicklung der Geschichte und dem ständigen Hinzukommen neuer Aufträge gehört Hitman zu den interessantesten Spielen für Heimlichtuer.

Einschätzung: gut